Verbesserung durch BVW und KAIZEN
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BVW, KAIZEN, Ablauforganisation, Aufbauorganisation, Organisation BVW, Betriebliches Vorschlagswesen, Referat, Hausaufgabe, Verbesserung durch BVW und KAIZEN
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Referat
Universität Kaiserslautern
Lehrstuhl Soziologie
Prof. Dr. Hajo Weber
Studienarbeit
VERBESSERUNGEN DURCH
BVW UND KAIZEN
BVW UND KAIZEN
Eine vergleichende Analyse des Betrieblichen
Vorschlagswesens mit KAIZEN und die Entwicklung eines Lösungsansatzes
für die Neugestaltung des Vorschlagswesens der Unternehmung Unternehmung
ABC.
eingereicht am 18.09.1998
Betreuer: Prof. Dr. Hajo Weber
Tomás Valero Ribes
Matrikel-Nr. 280 458
Karl-Marx-Straße 23
67655 Kaiserslautern
Telefon (0631) 6 94 39
Patrick Blume
Matrikel-Nr. 263 096
Wilhelmstraße 13
67655 Kaiserslautern
Telefon (0631) 69 65 77
INHALTSVERZEICHNIS
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN VI
VERZEICHNIS DER TABELLEN VII
LITERATURVERZEICHNIS 131
VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN
AUTORENVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
1.1 AUSGANGSLAGE UND PROBLEMSTELLUNG
Die Globalisierung der Märkte und ein weltweit niedriges
wirtschaftliches Wachstum sind Beispiele, wie sich die Umwelt der Unternehmungen
im letzten Jahrzehnt dramatisch verändert hat. Für THUROW zeichnet
sich für das 21. Jahrhundert eine
”head–to–head–competition”[1]
ab, wie sie bisher noch nicht stattfand.
Dies führt zu einem Wettbewerbsdruck auf die Unternehmungen, der sie
dazu zwingt, auf die neuen Herausforderungen zu reagieren. Im globalen Markt
werden mittelfristig Technologien und Kapital jedem Wettbewerber zur
Verfügung stehen. Damit rückt die Humanressource
Mitarbeiter[2] über den Stellenwert eines
Produktionsfaktors hinaus. Denn der Mitarbeiter wird letztlich über die
Differenz an Innovation, Flexibilität und Produktivität, die den
Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Unternehmungen ausmacht,
entscheiden.
Ein Weg, die Potentiale der Mitarbeiter zu nutzen, ist das Vorschlagswesen.
Damit sollen die Kreativität und der Erfahrungsschatz der Mitarbeiter
für die Unternehmung genutzt werden. Dazu werden die Mitarbeiter motiviert,
ihre Vorschläge für Verbesserungen in die Unternehmung einzubringen.
Das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) trifft man heute in fast jeder
größeren Unternehmung an. In Deutschland wurde es bereits 1888 in den
KRUPP WERKEN eingeführt.
Seit einigen Jahren ist allerdings eine neue Ausgestaltung des
Vorschlagswesens bekannt, dessen Wurzeln aus Japan kommen und unter dem Namen
KAIZEN bekannt geworden sind. In Deutschland werden für KAIZEN auch die
Begriffe KVP[3] und
CIP[4] weitgehend synonym verwendet. Viele
Autoren[5] sehen in KAIZEN den Wettbewerbsvorteil
der japanischen Wirtschaft.
Daher bietet sich ein Vergleich zwischen dem hierzulande verbreiteten BVW
und dem “japanischen” KAIZEN an. Ein Vergleich zwischen BVW und
KAIZEN läßt sich jedoch nicht ohne weiteres
durchführen.
Das BVW ist eine Einrichtung beziehungsweise ein System von
Regelungen zur Behandlung und Belohnung von
Verbesserungsvorschlägen in der Unternehmung, die mittels des
Managements initiiert und gelenkt werden.[6]
Unter KAIZEN wird aber eine Philosophie verstanden, die eine
kontinuierliche Verbesserung in allen Bereichen der Unternehmung anstrebt
und von allen Mitarbeitern tagtäglich gelebt
wird.[7]
Dennoch soll hier ein Vergleich aufgezeigt werden, wie sowohl das BVW als
auch KAIZEN versuchen, Verbesserungen in den Unternehmungen durch die
Mitarbeiter zu erreichen.
1.2 ZIELSETZUNG DER ARBEIT
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Darstellung von BVW und KAIZEN.
Ziel ist hierbei eine Vergleichbarkeit beider Methoden zu
ermöglichen.
Ferner wird das BVW der Unternehmung ABC untersucht und ein Ansatz zur
Einführung eines neuen Vorschlagswesens kurz dargestellt.
Zweck dieser Arbeit ist es nicht, der Unternehmung ABC einen kompletten
Lösungsansatz und dessen Implementierung in die Unternehmung
aufzuzeigen.
1.3 AUFBAU DER ARBEIT
Der grundsätzliche Aufbau der Arbeit kann der
Abbildung 1.1 entnommen werden.
Zunächst werden im Rahmen der Einleitung Ausgangslage und
Problemstellung präzisiert, sowie die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit
festgehalten.
Abbildung 1.1 Gedankenflußplan der Arbeit
Anschließend wird das Betriebliche Vorschlagswesen in Kapitel 2
vorgestellt und erläutert. Die Gliederung, die dabei zugrunde liegt, wird
auch so weit wie möglich für die Vorstellung von KAIZEN in Kapitel 3
verwendet.
Wie bereits dargelegt, können das BVW und KAIZEN nicht ohne weiteres
verglichen werden. Um dennoch eine Vergleichsbasis zu schaffen, werden in
Kapitel 4 Unterscheidungsmerkmale herausgearbeitet, anhand derer die
Ausprägungen des BVWs und KAIZEN diskutiert und dabei verglichen
werden.
Diese Unterscheidungsmerkmale dienen auch der Gliederung der Probleme, die
sich im Rahmen einer Untersuchung des Vorschlagswesens der Unternehmung ABC
herauskristallisierten. Das Ergebnis dieser Untersuchung wird in Kapitel 5
präsentiert.
In Kapitel 6 wird basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung ein Ansatz
für ein verbessertes Vorschlagswesen vorgestellt. Grundlegend sind dazu die
Ausführungen im Rahmen der Vorstellung des BVWs und insbesondere KAIZEN.
2. DAS BETRIEBLICHE VORSCHLAGSWESEN
Das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) ist eine Einrichtung, die allen
Mitarbeitern der Unternehmung die Möglichkeit bietet, sich aktiv am
Unternehmungsgeschehen zu beteiligen.[8] Das BVW
zeichnet sich hierbei durch ein System von Regelungen und Mitwirkenden aus, die
in diesem Kapitel näher beschrieben werden. Voran geht eine kurze
Darstellung der über hundertjährigen Geschichte des BVWs und der
Einflüsse der Gesellschaft auf die Unternehmung und somit auf das
BVW.
2.1 DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES BVWS
Erste Nachweise über das Vorschlagswesen stammen aus dem 18.
Jahrhundert, es soll aber auch schon im Mittelalter Ansätze zu ersten
Formen eines Vorschlagswesens gegeben haben.[9]
In Schweden wurde 1750 eine “königliche Kommission”
eingerichtet, die Vorschläge von Bürgern prüfte und beurteilte.
In Venedig hatten Bürger die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge
in einen Briefschlitz im Dogenpalast
einzuwerfen.[10]
Das Betriebliche Vorschlagswesen (BVW) entstand erst im Rahmen der
fortschreitenden Industrialisierung. Insbesondere vom
Taylorismus[11] gingen die ersten
Impulse zum Betrieblichen Vorschlagswesen aus, weil hier der grundsätzliche
Gedanke durch ständige Rationalisierung bestmögliche
Wirtschaftlichkeit des Einsatzes menschlicher Arbeitskraft zu erreichen,
erstmals mit aller Konsequenz vertreten
wurde.[12]
Um 1880 wurden die ersten Formen des BVWs unabhängig voneinander, in
England, Amerika und Deutschland
eingeführt.[13] In Deutschland erstellte
Alfred Krupp 1872 (Einführung 1888) ein sogenanntes
“Generalregulativ” für seine Unternehmung. Er forderte seine
Mitarbeiter zum Mitdenken auf und gab Anweisungen für die Behandlung
solcher Vorschläge.[14] Der erste belegte
prämierte Vorschlag erfolgte im Jahre 1901 bei der
AEG.[15] Bis zum zweiten Weltkrieg wurde zwar
in mehreren Unternehmungen ein betriebliches Vorschlagswesen aufgebaut, dieses
stieß aber immer wieder auf Ablehnung der Vorgesetzten oder Mitarbeiter.
Die Gründe hierfür waren ängste um einen Autoritätsverlust
auf Seiten der Vorgesetzten und Lohn- oder Arbeitsplatzverlust auf Seiten der
Mitarbeiter. Im zweiten Weltkrieg kam es aufgrund der Rüstungsindustrie und
der Knappheit der Produktionsfaktoren, zu einer weiten Verbreitung des
betrieblichen Vorschlagswesens. Die Koordination erfolgte von Seiten der
“Deutschen Arbeitsfront”. 1943 wurde eine Meldepflicht
für Verbesserungsvorschläge
eingeführt.[16]
In Westdeutschland kam nach Ende des Krieges das Betriebliche
Vorschlagswesen zum Erliegen, faßte aber im Rahmen des Wiederaufbaus
wieder Fuß in den Unternehmungen. 1954 wurde eine erste
“Arbeitsgemeinschaft Betriebliches Vorschlagswesen” gegründet.
Es folgte 1961 eine weitere Arbeitsgruppe vom Deutschen Institut für
Betriebswirtschaft (DIB). Waren es anfänglich 27 Mitglieder, so sind es
heute 266[17]. Außerdem werden noch ca.
500 Unternehmungen als Nichtmitglieder beraten.
Die Mitglieder des DIB haben durch Verbesserungsvorschläge von
Mitarbeitern 1994 insgesamt über eine Milliarde DM eingespart. An
die Mitarbeiter wurden über 218 Millionen DM in Form von Geld- oder
Sachprämien ausgeschüttet. Die größten Einsparungen wurden
hierbei in der Automobilindustrie mit 554 Millionen DM
erzielt.[18]
In der ehemaligen DDR wurde das BVW bis zum Mauerfall als
Neuererwesen gesetzlich normiert. Nach der Vereinigung wurde das
Neuererwesen als BVW freiwillig in die Betriebsvereinbarungen übernommen.
Bei den Mitarbeitern blieb aber der Nachgeschmack einer “sozialistischen
Einrichtung”. Dies und die geringe Identifikation vieler Mitarbeiter mit
ihren durch die TREUHANDANSTALT[19] verwalteten
Unternehmungen führte zu einer geringen Beteiligung am
BVW.[20]
2.2 GESELLSCHAFT
Das BVW wird wie alle Einrichtungen der Unternehmung durch die von
außen auf sie einwirkenden Bedingungen beeinflußt. Hier soll nun die
westliche Gesellschaft und deren zugrundeliegendes Menschenbild aus Sicht der
Unternehmungsleitung und die Unternehmungskultur der Unternehmungen betrachtet
werden.
2.2.1 DIE WESTLICHE GESELLSCHAFT ALS OFFENE GESELLSCHAFT
Unternehmungen sind Teil der Gesellschaft, auf die sie wiederum
rückwirkend Einfluß nehmen. Somit wirken die Dinge, die sich im
Umfeld einer Unternehmung ereignen, in diese hinein und müssen daher bei
allen Handlungen der Führung bedacht werden.
Nach POPPER[21] leben wir in einer
offenen Gesellschaft, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet:
Demokratie, Interessenpluralität, Chancengleichheit, Individualismus,
kritische Rationalität und Innovation.
In den Unternehmungen finden sich diese Merkmale, z. B. im
Betriebsverfassungsgesetz (Interessenpluralität), in der
Frauenförderung und Ausländerintegration (Chancengleichheit) oder im
Einräumen von Widerspruchsrechten (Individualismus). Um so stärker
diese Merkmale jedoch in ihrer Erscheinungsform auftreten, um so mehr entwickeln
sich aus ihnen Nachteile für die Gesellschaft und somit auch für die
Unternehmung. So kann sich aus der Interessenpluralität Streit und
Mißtrauen bilden. Oder der Individualismus drückt sich in Egoismus
und Einsamkeit (Single-Dasein) aus. Für diese Zusammenhänge gibt es in
unserer Gesellschaft hinreichend
Beispiele.[22]
Diese Zusammenhänge zeigen sich auch im Menschenbild aus Sicht der
Unternehmungsführung und der Unternehmungskultur der
Unternehmung.
2.2.2 MENSCHENBILD
Die Gestaltung der Organisation und der Anreize des BVWs, wie sie in den
meisten Unternehmungen anzutreffen ist, zeichnet sich durch Kontrolle und
hauptsächlich monetäre Anreize aus. Die Kontrolle der eingereichten
Verbesserungsvorschläge erfolgt über ein aufwendiges und
verwaltungsintensives Verfahren (vgl. S. 13 f.) und der Mitarbeiter wird
vorrangig mittels monetärer Anreize (vgl. S. 25 f.) zu
Verbesserungsvorschlägen motiviert.
Dies legt den Schluß nahe, daß die Unternehmungsleitung den
Mitarbeiter in das Menschenbild des rational-economic man nach
SCHEIN[23] einstuft. Dieses Menschenbild ist
nahezu identisch mit der Theorie X von MC
GREGOR[24]. Beide betrachten in ihren
Hypothesen den Mitarbeiter als in erster Linie durch monetäre Anreize
motivierten, passiven und von der Organisation manipulierten und kontrollierten
Menschen. Er nutzt seine intellektuellen Fähigkeiten nur teilweise und
denkt träge und unproduktiv.
Eine Studie von Sprenger, in der eine
Mehrzahl von 400 befragten Führungskräften ihre Mitarbeiter als
arbeitsscheu, nur durch materielle Anreize angetrieben und Kontrollen
diszipliniert einstufen, stützt diese
Einschätzung[25].
2.2.3 UNTERNEHMUNGSKULTUR
“Unternehmenskultur[26] ist das
implizite Bewußtsein eines Unternehmens, das sich im Verhalten der
Organisationsmitglieder ergibt und das umgekehrt die formalen sowie die
informalen Verhaltensweisen der Individuen
steuert.”[27]
Die Unternehmungskultur ist hierbei etwas im Zeitablauf historisch
Gewachsenes. Damit ist es ihrem Wesen nach nichts Statisches, sondern es ist
prinzipiell offen und wandlungsfähig. Dennoch hat sie eine gewisse
Konstanz, d. h. ein relativ großes Beharrungsvermögen gegenüber
Veränderungen.[28] Folglich haben alle
Unternehmungen eine Unternehmungskultur.
In den meisten Unternehmungen wurde in der Vergangenheit die vorhandene
Unternehmungskultur nicht beachtet, da man keinen Zusammenhang zum
ökonomischen Erfolg der Unternehmung sah. Dies änderte sich Anfang der
achtziger Jahre im Zuge des verschärften Wettbewerbs, der Globalisierung
der Märkte und dem Wertewandel in der
Gesellschaft.[29] Dies führte dazu,
daß Unternehmungsführungen über ihre Unternehmungskultur
nachdachten und wie sie diese mittels geeigneter Strategien ändern
könnten.
In vielen Unternehmungen führte diese Gestaltung der
Unternehmungskultur von “oben” nach “unten”. D. h. die
Unternehmungskultur wurde nicht in einem gemeinsamen Prozeß konzipiert,
sondern die Unternehmungskultur wurde durch eine klare, eindeutige und
einheitliche Orientierungsvorgabe gepflegt und
weiterentwickelt.[30]
SCHNYDER klassifiziert vier Kultur-Typen (vgl. Abbildung 2.1) auf Basis
ihres Problemlösungsverhaltens und ihrer zeitlichen
Ausrichtung.[31]
Dies sind beim informal-intuitiven Problemlösungsverhalten die
langfristige Visions- und die kurzfristige Ad-Hoc-Kultur. Deren Instrumente sind
mehr informeller, dezentraler und unhierarchischer Natur.
Die Unternehmungen mit einem Betrieblichen Vorschlagswesen verwenden eher
das instrumental-technokratische Problemlösungsverhalten. SCHNYDER
unterscheidet hier zwischen der langfristigen Planungskultur und der
kurzfristigen Verwaltungskultur. Bei beiden werden zur Lösung von Problemen
vorwiegend “harte” Methoden eingesetzt, d. h. die Aktivitäten
werden mittels technokratischer Management-Instrumente
gesteuert.[33] Die Instrumente sind z. B.
Technologie-Portfolios[34], Methoden der
Bedarfserfassung oder Bewertungen von Ideen. Sie zeichnen sich durch einen hohen
Zentralisierungs-, Formalisierungs- und Hierarchierungsgrad aus.
Bei der Planungs-Kultur werden Lösungen systematisch mit Hilfe eines
komplexen Instrumentariums angestrebt, hier herrscht eine strategische,
langfristige Denkhaltung. Die Verwaltungskultur löst die Probleme mit
bürokratischen Maßnahmen, hierbei sind Kontrollinstrumente und
Budgets wichtige Führungsmittel einer operativen Denkhaltung.
2.3 DAS BVW UND SEINE ZIELE
Das Betriebliche Vorschlagswesen ist ein System von Regelungen zur
Behandlung und Belohnung von Verbesserungsvorschlägen aus dem Kreis der
Mitarbeiter. Ziel ist es, die Leistungen der Unternehmung ständig zu
verbessern.[35]
Diese Leistungen beziehen sich auf mehrere Ziele, die im folgenden
näher beschrieben und durch die Kennzahlen zur Effizienz des BVW
ergänzt werden. Anschließend erfolgt eine Betrachtung des
Verbesserungsvorschlages, dem Grundelement des BVWs.
Wurde das Betriebliche Vorschlagswesen früher von den Unternehmungen
als reines Rationalisierungsinstrument angesehen, so ist es aus der heutigen
Sicht der Wissenschaft ein Instrument zur wirtschaftlichen und
menschengerechten Betriebsführung.[36]
Insbesondere rückt in den letzten Jahrzehnten der menschlich-soziale Aspekt
(“weiche Faktoren”[37]) in den
Vordergrund der Betrachtung. Das BVW wird als ein Mittel zur Befriedigung
individueller und sozialer Bedürfnisse und der Förderung der
Zusammenarbeit aller Mitarbeiter
erkannt[38].
So ergeben sich als die Hauptziele des BVW Rationalisierung, Erhöhung
der Arbeitssicherheit, Innovation und die Führungs- und
Personalentwicklung. [39]
Rationalisierung: Wie bereits in der geschichtlichen Entwicklung des
BVWs erwähnt, handelt es sich bei der Rationalisierung um das klassische
Ziel des BVWs, das auch heute in der Praxis, unter dem Wort der
Wirtschaftlichkeitsverbesserung, in den meisten Firmen noch im Vordergrund
steht.
Erhöhung der Arbeitssicherheit: Der Verbesserung der
Arbeitssicherheit wird auch in der Praxis ein hoher Stellenwert, als wichtigem
Humanisierungsziel, eingeräumt.
Innovation: Technische Entwicklungen und soziale Veränderungen
bringen Innovationen mit sich. Das BVW kann durch viele kleine
Innovationen (Verbesserungsvorschläge) die Unternehmung langsam
größeren Aufgaben nähern.
Führungs- und Personalentwicklung: Das Bestreben, in der
Personalführung und Persönlichkeitsentwicklung den Mitarbeitern die
Bedeutung des BVWs zu verdeutlichen, wird auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn
die vorher genannten Zielaspekte in das ganzheitliche betriebliche Konzept
gefaßt und von den Führungskräften aller Ebenen getragen
werden.[40] Dem mittleren Management obliegt es
im wesentlichen, die Ziele der Unternehmung in die Sprache und die Ziele der
Mitarbeiter umzusetzen[41]. Der Information,
Förderung und Motivation der Mitarbeiter kommt dabei eine spezielle
Bedeutung zu. Wichtig ist auch die Kooperation zwischen Vorgesetzten und ihren
Mitarbeitern.
Neben den Hauptzielen gibt es noch indirekte
Ziele.[42] Diese sind nicht Hauptgrund für
die Einführung des BVWs, tragen aber in der Summe zur Bedeutung des BVWs
bei:
- Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen durch die Möglichkeit der aktiven Mitwirkung am Betriebsgeschehen,
- verantwortliches Mitdenken möglichst aller Mitarbeiter,
- Förderung der Teamarbeit und Verbesserung des Betriebsklimas,
- Steigerung der Qualität und Reduzierung von Streßsituationen durch Optimierung von Arbeitsabläufen,
- Innerbetriebliche Mitarbeiterentwicklung durch Schulungen,
- Verbesserung des Firmenimages und
- Erhaltung und Steigerung der Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit des Unternehmens und dadurch Sicherung der Arbeitsplätze.
Diese Ziele von der Wissenschaft werden in der Praxis auch anerkannt, aber
dennoch sehen die meisten Führungskräfte das BVW vorrangig als
Rationalisierungsinstrument.[43] Der Aspekt des
BVW als Führungs- und Personalentwicklungsinstrument wird in der Praxis oft
mehr im Sinne einer Aufforderung an den Mitarbeiter verstanden, sich durch
konstruktive Ideen an der Entwicklung der Unternehmung zu beteiligen, sowie in
der Bereitstellung
einer Einrichtung, die allen Mitarbeitern gleiche Chancen für die Einreichung, Prüfung und Realisierung ihrer Vorschläge gewährt.[44]
einer Einrichtung, die allen Mitarbeitern gleiche Chancen für die Einreichung, Prüfung und Realisierung ihrer Vorschläge gewährt.[44]
2.3.1 EFFIZIENZKRITERIEN DES BVWS
Die Effizienz[45] des BVW läßt
sich mit mehreren Kennzahlen bestimmen. Dabei kann in der Regel keine direkte
Zuordnung zu einem der vorher genannten Ziele
erfolgen[46]. Um eine Aussage treffen zu
können, müssen jedoch Vergleichswerte existieren. Diese können
Werte aus Zielvorgaben, Kennzahlen aus den letzten Jahren oder Werte von anderen
Unternehmungen sein[47]. Die Kennzahlen des
BVWs sind[48]:
Beteiligungsquote: Sie benennt die Relation der Anzahl von
Vorschlägen pro hundert Teilnahmeberechtigten. Sie ist ein Maß
für die Mitwirkungsbereitschaft. Eine Verfälschung dieser Kennzahl
kann auf eine hohe Beteiligung sogenannter Mehrfacheinreicher
zurückgeführt werden. Dies kann durch die Einreicherdichte verhindert
werden.
Einreicherdichte: Ergibt sich aus dem Verhältnis der
Anzahl der Einreicher von Verbesserungsvorschlägen zu der Anzahl der
eingereichten Verbesserungsvorschläge. Aus ihr wird ersichtlich, ob es
einen oder mehrere Mehrfacheinreicher gibt (bei kleiner Einreicherdichte). Ist
der Wert größer 1, so liegt tendenziell eine stärkere
Beteiligung von Gruppenvorschlägen am BVW vor.
Annahmequote: Zeigt das Verhältnis von angenommenen zu
eingereichten Vorschlägen auf. Diese Zahl kann Auskunft über die
Qualität der Vorschläge geben.
Durchführungsquote: Beschreibt das Verhältnis
durchgeführter zu angenommenen Vorschlägen, informiert über den
Rationalisierungs- und Innovationsbeitrag des BVWs zur Verbesserung der
betrieblichen Situation und ist zudem Indikator für bestehende
änderungswiderstände.
Verteilungsquote: Bestimmt die Einsenderstruktur (wie z. B.
Berufsgruppen, Abteilungszugehörigkeit u. a.) der eingereichten
Vorschläge. Hieraus kann man die Beteiligungen der einzelnen
Unternehmensbereiche erkennen.
Prämienarten und -höhen: Die Prämiensumme
sowie Durchschnitts- und Höchstprämien geben Hinweis auf die
Qualität der eingereichten Verbesserungsvorschläge für die
Unternehmung.
Wenn das BVW als Instrument der Betriebsführung von der
Unternehmungsleitung verstanden wird, dann ist ihre wichtigste Aufgabe, die
Erfüllungsgrade der Effizienzkriterien zu verfolgen. Bei unbefriedigenden
Werten müssen sie die Ursachen zu ermitteln und Maßnahmen zur
Effizienzsteigerung zu
veranlassen.[49]
2.3.2 DER VERBESSERUNGSVORSCHLAG
Der Verbesserungsvorschlag ist das Grundelement des
BVWs.[50] Hierbei ist Verbesserung jede
Veränderung, die der Unternehmung in ihren Unternehmungszielen
dient.[51]
Eine Verbesserung bzw. ein Verbesserungsvorschlag im Sinne des BVWs
umfaßt die Beschreibung des bisherigen Zustandes (Ist-Zustand) und einen
Vorschlag für dessen Verbesserung (Soll-Zustand). Dabei reicht der
alleinige Hinweis auf bestehende Mängel nicht aus. Der Vorschlag sollte
einen genauen Lösungsweg zur Verbesserung des gegenwärtigen Zustandes
nachvollziehbar aufzeigen.[52]
Die im Verbesserungsvorschlag vorgeschlagene Maßnahme kann
anderweitig bekannt oder gebräuchlich sein, sie muß nur für die
vorgesehene Verwendung neu sein.[53] Hierbei
gilt: Ohne Anregung des Mitarbeiters würde die Maßnahme zu diesem
Zeitpunkt nicht realisiert werden.
Ein Verbesserungsvorschlag kann nach BESSOTH eine
“Mini-Innovation” sein.[54] Unter
Innovationen werden “Neuerungen verstanden, welche durch ein System
zum erstenmal in seiner Entwicklung vollzogen und erreicht
werden.”[55] Man unterscheidet
Innovationen einmal in Innovationen, die für den Markt neu sind und
zweitens die, die für die Unternehmung neu sind.
Verbesserungsvorschläge zeichnen sich, wie oben schon beschrieben, durch
ihre Neuheit für die Unternehmung
aus.
DIE ORGANISATION DES BVWS
“Organisatorische Fragen gehören zu den
Grundsätzen des BVW.”[56]
Das BVW ist eine auf Dauer angelegte Einrichtung und ist damit in die
Organisation der Unternehmung zu integrieren.
Bei der Gestaltung des BVWs sind rechtliche Bestimmungen sowie aufbau- und
ablauforganisatorische Aspekte zu beachten.
2.4.1 DIE RECHTLICHE BESTIMMUNGEN
Bei der Einführung und Gestaltung des Betrieblichen Vorschlagswesens
gelten folgende Gesetze bzw. sind die Gesetze zur Abgrenzung zwischen
Verbesserung und Erfindung heranzuziehen:
Gesetz über
Arbeitnehmererfindungen.[57] In diesem
Gesetz wird unter anderem auch die Behandlung von qualifiziert technischen
Verbesserungsvorschlägen, die nicht patent- oder gebrauchsmusterfähig
sind, geregelt.
Richtlinien für die Vergütung von Arbeitnehmererfindungen im
Privaten Dienst,[58] sofern dies nicht in
einer Betriebsvereinbarung geregelt ist.
Betriebsverfassungsgesetz. Hier § 87, 3. Abschnitt, der die
Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates bzgl. der “Grundsätze des
betrieblichen Vorschlagswesen” festlegt.
Die Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates wurden durch Beschlüsse des
Bundesarbeitsgerichtes vom 28.04.1981 und
16.03.1982[59], auf Basis des
Betriebsverfassungsgesetzes vom 15.01.1972, modifiziert.
Zu nennen sind hier das Initiativrecht, d. h. das Recht, nicht nur auf
Maßnahmen des Arbeitgebers lediglich zu reagieren, sondern aus eigener
Initiative Regelungsvorschläge an den Arbeitgeber heranzutragen und ihm
nötigenfalls über die Einigungsstelle aufzuzwingen. Die
Regelungsvorschläge beziehen sich auf die Mitbestimmungsrechte des
Betriebsrates bei den Grundsätzen des BVWs. Zu den
Grundsätzen gehören[60]:
- Festlegung des Teilnehmerkreises am betrieblichen Vorschlagswesen (ausgenommen leitende Angestellte),
- Prämierungsgrundsätze und deren Ausformung und
- die Mitbestimmung bei einfachen technischen Vorschlägen, Vorschlägen nichttechnischer Art und qualifizierte technische Vorschläge.
Die Mitbestimmung erstreckt sich aber
z. B. nicht auf:
- Die Bestellung des BVW-Beauftragten,
- Annahme eines Verbesserungsvorschlages und
- die Höhe der Prämie.
Da der Betriebsrat meist Sympathieträger und Meinungsbildner
der Belegschaft ist, sollte die Einführung, bzw. die Arbeit des BVWs aus
einer kooperativen und vertrauensvollen Beziehung zwischen Unternehmensleitung
und Betriebsrat entstehen. Das Gebot des § 2 des
Betriebsverfassungsgesetzes, “zum Wohl der Arbeitnehmer und des
Betriebs” vertrauensvoll zusammenzuarbeiten, gewinnt dadurch neue
Bedeutung.[61]
Als Basis für das BVW sollte eine Betriebsvereinbarung stehen. Seit
Inkrafttreten des Betriebsverfassungsgesetzes, welches durch § 87 Abs. 1
Nr. 12 das Betriebliche Vorschlagswesen der obligatorischen Mitbestimmung
unterstellt, ist die Zahl der Betriebsvereinbarungen sprunghaft
gestiegen.[62]
Die Betriebsvereinbarung regelt die Rechtsverhältnisse zwischen
Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sowie die Anwendung und Durchführung des
BVWs.
Eine Betriebsvereinbarung sollte sich auf den gesetzlich vorgeschriebenen
Inhalt und einige qualitative Merkmale beschränken, um so der
BVW-Kommission und dem BVW-Beauftragten einen möglichst großen
Handlungsspielraum zu
gewährleisten.
2.4.2 DIE AUFBAUORGANISATION
Das BVW hat entweder eine eigene Abteilung oder ist einer anderen Abteilung
angegliedert. Dies hängt von den jeweiligen Gegebenheiten und der
Größe der Unternehmung ab. Bei einer Angliederung stellt sich meist
das Problem der Zuordnung zu einer technischen Abteilung oder
kaufmännischen Abteilung. Nach einer DIB-Umfrage erfolgte in 59,7 % (33,3 %
bei nebenamtlich tätigen BVW-Beauftragten) eine Angliederung an die
Personalabteilung und nur bei 14,5 % (23,3 %) eine Angliederung an die
Fertigung.[63]
Abbildung 2.2: Das “Ideen-Haus” mit seinen drei Säulen
der BVW-Organe.[64]
Das BVW setzt sich im wesentlichen aus drei Organen zusammen. Wie in
Abbildung 2.2 dargestellt sind dies
der BVW-Beauftragte (bei größeren Unternehmungen die BVW-Abteilung),
die Gutachter und die Bewertungskommission (im folgenden nur noch als Kommission
bezeichnet).
Die drei Organe sind dabei auf die Vorschläge der Mitarbeiter und auf
die Unterstützung durch das Management angewiesen.
Zu diesen drei Organen können noch weitere Funktionsträger
hinzukommen, wie [65]:
- BVW-Sachbearbeiter als Hilfe für einen Vorschlagsbeauftragten, zur Verwaltung der eingehenden Vorschläge.
- Wirtschaftlichkeitsrechner führen präzise Nutzenberechnungen durch oder stützen sich auf Schätzungen, so wird eine gewisse Gleichmäßigkeit und Neutralität bei der Nutzenbestimmung[66] gewährleistet.
- BVW-Einigungsstelle, die als neutrales Organ nochmals Entscheidungen der BVW-Kommission bei Einsprüchen überprüft. Diese kommt in der Praxis selten vor, die Einsprüche gehen hier meist wieder an die BVW-Kommission zurück.
- Realisatoren sind meist die von den Verbesserungsvorschlägen betroffenen Abteilungsleiter bzw. Kostenstellenleiter. Ihre Aufgabe ist es die angenommenen Verbesserungsvorschläge umzusetzen.
- Vorschlagskontaktleute können als Helfer für den BVW-Beauftragten in großen Unternehmungen eingesetzt werden. Sie informieren und unterstützen die Mitarbeiter bei Dingen bezüglich des BVWs.
Diese Funktionsträger sind jedoch für die Durchführung eines
BVWs eher von untergeordneter Bedeutung und sind auch nicht explizit in allen
Unternehmungen in dieser Form
anzutreffen.
2.4.2.1 Der BVW-Beauftragte
Der BVW-Beauftragte nimmt eine zentrale Funktion in der Organisation des
BVWs ein. Seine Aufgabe ist es, alle in Verbindung mit dem BVW anfallenden
Koordinationsarbeiten als Haupt- oder Nebentätigkeit wahrzunehmen und
für die Einhaltung aller gesetzlichen und vertraglichen Bestimmungen
(Betriebsvereinbarung) zu sorgen.
Die Hauptaufgaben des BVW-Beauftragten sind:
- Beratung und Unterstützung der Mitarbeiter bei Fragen zum BVW, wie z. B. erneute Kontaktaufnahme mit dem Einreicher bei Unklarheiten in der Formulierung eines Verbesserungsvorschlags,
- Registrierung, Bearbeitung und erste Prüfung eines Verbesserungsvorschlags,
- Weiterleitung an den bzw. die zuständigen
Gutachter, sowie die Terminüber
wachung der Bearbeitung, - Vorbereitung und Ausrichtung der Kommissionssitzungen für die Bewertung,
- Abwicklung der Verbesserungsvorschläge aufgrund der Entscheidung der BVW-Kommission,
- Durchführung von BVW-Werbemaßnahmen und
- Anfertigung und Auswertung von Statistiken und Kennzahlen zur Effizienzkontrolle.
Der BVW-Beauftragte ist aufgrund der zahlreichen und unterschiedlichen
Funktionen, die er im Rahmen des BVW zu erfüllen hat,
Hauptaufgabenträger dieser Einrichtung. Sein persönlicher Einsatz hat
maßgebliche Auswirkungen auf den Erfolg des BVWs. Daher ist es sehr
wichtig, den BVW-Beauftragten auf die Bedeutung seiner Tätigkeit
hinzuweisen und zu unterstützen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob er die
Aufgabe haupt- oder nebenamtlich wahrnimmt. Wie in vielen Leistungsbereichen
gilt auch hier: “Es ist nicht schlimm, wenn der Beauftragte für das
BVW nur mit der Hälfte seiner Zeit zur Verfügung steht; schlimm ist es
nur, wenn er mit dem halben Herzen dabei
ist.”[67]
Der BVW-Beauftragte sollte für seine Aufgabe geschult
werden.
Bei der Bestimmung des Beauftragten sollte nicht nur die fachliche
Kompetenz berücksichtigt werden. Vielmehr spielt die soziale Kompetenz, die
Vertrauenswürdigkeit und umfassende Kenntnisse über die Unternehmung
eine gewichtige Rolle bei der Auswahl des BVW-Beauftragten. Diese
Fähigkeiten sind besonders bei Einführung des BVWs, bei einer hohen
Anzahl an Mitarbeitern, die ihre Vorschläge nicht schriftlich festhalten
können und bei Mißtrauen der Belegschaft gegenüber den
Vorgesetzten bzw. Führungskräften, gefragt.
Ferner sollte die Rolle des BVW-Beauftragten durch die
Geschäftsführung hervorgehoben werden, z. B. durch eine feierliche
Einführung im Rahmen einer Betriebsversammlung oder einem Bericht in der
Firmenzeitschrift.
2.4.2.2 Die Gutachter
Der Gutachter wird in der Regel vom BVW-Beauftragten, seltener von der
Kommission, bestimmt. Der BVW-Beauftragte prüft hierbei, welche Stelle in
der Unternehmung vom Verbesserungsvorschlag betroffen ist und welche Stelle
fachlich und formal betroffen ist. Er kann grundsätzlich jeden Mitarbeiter
wählen, der in der Lage ist, ein fachliches Urteil über einen
Verbesserungsvorschlag zu formulieren. Der BVW-Beauftragte verfügt in der
Regel über eine bestimmte Anzahl an
Gutachtern.[68]
Die Aufgabe des Gutachters besteht darin, die vom BVW-Beauftragten an ihn
weitergeleiteten Verbesserungsvorschläge fachlich eindeutig, sachlich und
objektiv zu begutachten.[69] Die Gutachter
sollten auch die Vorschriften und die Betriebsvereinbarung des BVWs
kennen, insbesondere Kenntnisse über die Berechnung der Einsparung bzw. der Schätzung des Nutzens.[70] Die Gutachter sind entsprechend zu schulen bzw. auszubilden.
kennen, insbesondere Kenntnisse über die Berechnung der Einsparung bzw. der Schätzung des Nutzens.[70] Die Gutachter sind entsprechend zu schulen bzw. auszubilden.
Ein Problem bei der Erstellung der Gutachten ist die einheitliche Bewertung
aller Verbesserungsvorschläge.
Hierfür wird meist in der Betriebsvereinbarung ein Bewertungssystem
vorgegeben. Dieses Bewertungssystem sollte so gestaltet sein, daß auch der
Mitarbeiter die Bewertung des Verbesserungsvorschlages und die Errechnung der
Prämie nachvollziehen kann. In der Praxis haben sich gerade bei
qualitativen Vorschlägen, die über zwei Drittel aller eingereichten
Vorschläge ausmachen[71],
Bewertungstabellen bewährt. Als Beispiel sei hier eine qualitative
Bewertungstabelle (Abbildung 2.3) die
sich bei der Unternehmung Freudenberg bewährt hat aufgezeigt.
2.4.2.3 Die Kommission
Die Kommission war aus steuerrechtlichen Gründen vorgeschrieben, wenn
die Prämierten steuerlich durch Freibeträge begünstigt werden
sollten. Diese Steuervergünstigungen für Prämien sind allerdings
seit dem 01.01.1989 weggefallen, demnach ist die Kommission nicht mehr
vorgeschrieben. In den meisten Unternehmungen ist sie dennoch weiterhin
anzutreffen.[73] Dies liegt zur Hauptsache an
den Betriebsvereinbarungen, in denen eine Kommission vorgeschrieben
wird.
Die Kommission setzt sich aus Mitgliedern der Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite zusammen. Sie sollte paritätisch besetzt sein, um
etwaigen Mißstimmungen auf Seiten der Arbeitnehmer bzgl. strittiger
Entscheidungen vorzubeugen. Der Vorsitz sollte zwischen Betriebsrat und
Unternehmensleitung wechseln, da der Vorsitzende bei Patt die Entscheidungen
trifft.
Die Kommission sollte qualifiziert und relativ ausgewogen besetzt
sein[74]:
- Den Mitgliedern muß von der Unternehmungsleitung und den Mitarbeitern Vertrauen entgegengebracht werden.
- Das erforderliche Fachwissen und die benötigten Betriebskenntnisse müssen bei den Mitgliedern vorhanden sein.
- Die Mitglieder müssen die Kompetenz haben, um Kommissionsbeschlüsse durchzusetzen.
Die Aufgaben der Kommission
sind[75]:
- Prüfung der Gutachten und Genehmigung der vorgeschlagenen Prämie,
- aktive Mitarbeit bei der Beratung der Verbesserer, Gutachter und Vorgesetzten, sowie der Unternehmensleitung bei der Planung und Gestaltung der Weiterentwicklung des BVWs,
- Beratung des Beauftragten des BVWs bei der Erstellung des BVW-Jahresberichtes,
- Unterstützung des Beauftragten des BVWs und
- überwachung der Realisierung der angenommenen Verbesserungsvorschläge.
Um eine effektive und schnelle Bearbeitung der Verbesserungsvorschläge
durch die Kommission zu gewährleisten, sollten folgende Punkte
berücksichtigt werden[76]:
- Die Kommission sollte nicht zu häufig Besetzungsänderungen erfahren, da Kontinuität wichtig ist.
- monatliche Sitzungstermine und
- die Mitglieder sollten vor der Sitzung alle Informationen über Verbesserungsvorschläge erhalten, so daß “nur” noch Entscheidungen gefällt werden müssen.
Es ist empfehlenswert gelegentlich Gutachter an den Sitzungen teilnehmen zu
lassen. Dies ermöglicht einem Gutachter, einen Einblick in die
Entscheidungsfindung auf Basis der Gutachten zu bekommen. In Konzernen mit
dezentralen Ausschüssen empfiehlt sich dies auch für die jeweiligen
BVW-Beauftragten aus anderen Geschäftsbereichen. Dies fördert den
Erfahrungsaustausch, und es besteht die Möglichkeit, sich über
schwierige Fälle, Grenz- und Zweifelsfälle zu informieren und
abzusprechen.
2.4.3 DIE ABLAUFORGANISATION
Die Ablauforganisation bildet den Rahmen für die Abwicklung der
Verbesserungsvorschläge von der Idee bis zur Realisierung in der
Unternehmung und Prämierung bzw.
Ablehnung.[77]
Die wesentlichen Punkte für die Regelung des BVWs sind hierbei die
Vorschlagswege (Einreichungswege), die Vorschlagsform, die
Vorschlagsbearbeitung und die
Vorschlagsrealisierung.[78] Diese
Regelungen erweisen sich dann als effizient, wenn sie eine hohe Beteiligung am
BVW fördern und eine Minimierung der Bearbeitungszeit bzw. Verweilzeit des
Verbesserungsvorschlages in der Ablauforganisation ermöglichen. Hierbei
sollte auf die Zufriedenheit aller am Ablauf Beteiligten geachtet
werden.[79]
2.4.3.1 Die Vorschlagswege
Dem Einreicher sollten grundsätzlich mehrere Wege zur Einreichung
eines Verbesserungsvorschlages offenstehen, wie beispielsweise:
- BVW-Briefkasten
- Betriebsrat
- BVW-Beauftragter bzw. BVW-Abteilung
- Vorgesetzter
- Kommissionsmitglieder
- Hauspost
Dies gewährleistet, daß dem Mitarbeiter jeder erdenkliche
Einreichungsweg offensteht, und er gegebenenfalls einen Verbesserungsvorschlag
auch anonym einreichen kann. Die Anonymität ermöglicht es dem
Einreicher trotz vorhandener Hemmungen einen Verbesserungsvorschlag
einzureichen. Die Hemmungen können z. B. auf einem
Mißtrauensverhältnis gegenüber dem direkten Vorgesetzten beruhen
(vgl. S. 32). Der als Kostenstellenleiter bzw. Gutachter auch den eingereichten
Verbesserungsvorschlag seines Mitarbeiters zur Begutachtung erhält und den
Verbesserungsvorschlag aufgrund der Zuordnung zu einem “unbeliebten
Mitarbeiter” mit einer ablehnenden Haltung begutachten
könnte.
2.4.3.2 Die Vorschlagsform
Das Einreichen von Verbesserungsvorschlägen sollte für die
Mitarbeiter so einfach wie möglich gestaltet werden. Für die
schriftliche Einreichung, welche die Regel ist, sollte ein Vordruck existieren,
um sowohl dem Einreicher, als auch dem Bearbeiter des Verbesserungsvorschlages
die Bearbeitung zu erleichtern. Außerdem sollte die Möglichkeit der
mündlichen Einreichung von Verbesserungsvorschlägen bestehen, die dann
von einer der oben erwähnten Personen (z. B. BVW-Beauftragter) in eine
schriftliche Form gebracht werden muß. Diese Art der Einreichung
ermöglicht es auch Mitarbeitern, die Sprachprobleme haben, und solchen, die
Formulierungs- und Rechtschreibschwierigkeiten haben,
Verbesserungsvorschläge
einzureichen.[80]
2.4.3.3 Die Bearbeitung des Vorschlages
Der Ablauf einer Vorschlagsbearbeitung, wie sie in den meisten
Unternehmungen vorgenommen wird, ist in
Abbildung 2.4 wiedergegeben. Die hier
dargestellten Organe und ihre jeweiligen Aufgaben sind unter dem Punkt
Aufbauorganisation (vgl. S. 16) beschrieben.
Bei der Bearbeitung von Verbesserungsvorschlägen sind zwei Punkte
besonders zu berücksichtigen:
[81]
- Eine möglichst kurze Bearbeitungsdauer der Verbesserungsvorschläge.
- Die einheitliche Bewertung der eingereichten Verbesserungsvorschläge.
Diese zwei Punkte lassen sich durch
eine ausreichend detaillierte Formularisierung des BVWs (z. B.
Bewertungsbögen), Schulung des BVW-Beauftragten und der Gutachter sowie
Friststellungen und Terminüberwachung durch den BVW-Beauftragten
erfüllen. Der Verwaltungseinsatz kann gerade bei nebenamtlichen
BVW-Beauftragten durch eine spezielle Software für das BVW drastisch
reduziert werden.[82] Des weiteren sollte die
gesamte Ablauforganisation transparent gestaltet werden, damit die Mitarbeiter
die einzelnen Schritte der Bearbeitung erkennen und nachvollziehen
können.
Abbildung 2.4: Ablauforganisation bei der Bearbeitung
eines Verbesserungsvorschlags[83]
2.4.3.4 Die Realisierung des Vorschlages
Der Bearbeitungsprozeß eines Verbesserungsvorschlages endet mit einer
begründeten Ablehnung oder einer Prämierung und der Realisierung des
Verbesserungsvorschlages.
Für die Unternehmung und die Mitarbeiter ist eine schnelle Umsetzung
von prämierten Verbesserungsvorschlägen von besonderem Interesse. Die
Realisierung obliegt meist dem jeweils betroffenen Vorgesetzten oder
Abteilungsleiter. Da dieser auch häufig der Gutachter des
Verbesserungsvorschlages ist, sollte er, schon vor der Entscheidung der
Kommission über eine Prämierung, bei einem positiven Gutachten sofort
eine Umsetzung des Vorschlages ermöglichen. Dies ist besonders bei
Vorschlägen zur Arbeitssicherheit von Bedeutung. Bei der Umsetzung sollte
möglichst der Einreicher mit einbezogen werden.
Für ein effizientes BVW kann es sich nachteilig auswirken, wenn
prämierte Verbesserungsvorschläge nicht realisiert werden. Die
Gründe können Nachlässigkeit, Desinteresse,
Arbeitsüberlastung etc. der Abteilungsleiter bzw. der Kostenstellenleiter
sein. Hier muß im Regelfall der BVW-Beauftragte eingreifen. Erstens
führt dies zu einem Innovationsverlust, die zu Kosteneinsparungen für
die Unternehmung hätten führen können. Zweitens führt es zu
einem Desinteresse bzw. Boykottverhalten der Mitarbeiter, da ihre Ideen nicht
umgesetzt, und damit aus Mitarbeitersicht de facto nicht erwünscht sind,
und sie mittels einer Prämie beruhigt (“kaltgestellt”)
werden.[84]
2.4.3.5 Die Belohnung des Einreichers
Die Belohnung dient als Anerkennung für die zusätzliche und nicht
zu der eigentlichen Arbeit des Mitarbeiter gehörenden Leistung.
Gleichzeitig soll sie einen Anreiz für weitere Vorschlägen geben bzw.
Mitarbeiter, die noch keinen Verbesserungsvorschlag eingereicht haben, zu diesen
motivieren.
In der Praxis treten vier Formen von Belohnungen
auf[85]:
- Geldprämien: Diese Form tritt in der Praxis am häufigsten auf. Die Höhe richtet sich nach dem ermittelten Nutzen bzw. Wert des Verbesserungsvorschlages für die Unternehmung (vgl. S. 19). Meist wird eine Mindestprämie festgelegt. Nach einer Studie von BUCK wirkt sich die Höhe der Mindestprämie signifikant auf die Beteiligungsquote aus. Bei einem Vergleich zweier Stichproben, wobei in der einen die Mindestprämie bis zu 50,- DM beträgt und in der anderen über 50,- DM, liegt die Beteiligungsquote in der ersten Stichprobe bei 19,4 %, in der zweiten dagegen bei lediglich 8,2 %. Die Beteiligungswirkung der Mindestprämie verhält sich also umgekehrt proportional zu ihrer Höhe. Die Mindestprämie kann also zu einer Barriere für die Mitarbeiter bei der Einreichung von Verbesserungsvorschläge werden. Dagegen hat eine Festlegung einer Höchstprämie keinen meßbaren Einfluß auf die Beteiligung am BVW.[86] Eine Beschränkung der Prämie in Form einer Höchstprämie tritt in der Praxis nur noch selten auf.[87]
- Sachprämien: Werden vergeben, wenn der Verbesserungsvorschlag nicht durchgeführt wird, weil z. B. der Fertigungsbereich aufgelöst wird oder die Idee schon bekannt war. Dies kann auch gelten, wenn der Wert der Verbesserung unter der Mindestprämie liegt.
- Sonderprämien: Sind Geldbeträge oder Sachprämien, die
zur Mitarbeit am BVW anregen sollen. Dies kann bei Mehrfacheinreichern sein, z.
B. die Honorierung des 5., 10. Verbesserungsvorschlages oder im Rahmen einer
Aktion,
z. B. unter dem Motto der Arbeitssicherheit, bei dem alle Einreicher eines Verbesserungsvorschlages, die zu diesem Thema eingehen, eine extra Prämie bekommen. - Incentives: Dies sind in der Regel unentgeltliche Belohnungen, mit denen häufig Mehrfacheinreicher oder Einreicher zu einer bestimmten Aktion belohnt werden. In Deutschland treten sie sehr häufig als Educentives (Education und Incentives) auf, da reine Incentives steuerlich nicht absetzbar sind. Betriebliche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind steuerlich absetzbar, so daß eine Kombination von Aus- und Weiterbildung (80%) und Incentives (20%) diese auch absetzbar machen. Vorstellbar wäre zum Beispiel der Besuch einer Niederlassung im Ausland. Incentives werden auch häufig genutzt, um Gutachter und Vorgesetzte, die sich am BVW beteiligen, zu belohnen.
Diese Formen der Belohnung, insbesondere solche
für besondere Anlässe, müssen gezielt eingesetzt werden und
dürfen sich nicht durch zu große Häufigkeit selbst
abnutzen.
2.4.3.6 Kommunikation, Information und Werbung im BVW
Im traditionellen betrieblichen Vorschlagswesen findet die
Information[88] und die
Kommunikation[89] über das BVW in der
Hauptsache über den BVW-Beauftragten (bzw. die BVW-Abteilung)
statt.
Der Schwerpunkt liegt bei der Vermittlung von Informationen. Diese
muß der BVW-Beauftragte je nach Zielgruppe gestalten. Als Zielgruppen
seien hier beispielhaft die Mitarbeiter, die Unternehmungsleitung, die Gutachter
und die Kommission dargestellt.
Die Mitarbeiter müssen mittels Werbung auf das BVW aufmerksam gemacht
werden, die Funktionsweise des BVWs sollte beschrieben werden und es sollte zur
Teilnahme am BVW motiviert werden. Die Werbung kann über
Unternehmungszeitungen, schwarze Bretter, Plakate, Wettbewerbe, Faltblätter
etc. erfolgen.
Die Unternehmungsleitung ist in erste Linie an den Ergebnissen des BVWs
interessiert. Diese muß der BVW-Beauftragte so aufbereitet haben,
daß schnell und einfach die Entwicklung des BVWs in den letzten Monaten
und Jahren abgelesen werden kann. Dies kann auf Basis der Effizienzkriterien
(vgl. S. 11) geschehen, so daß die Unternehmungsleitung bei
unbefriedigenden Werten einschreiten kann.
Die Gutachter erhalten vom BVW-Beauftragten die
Verbesserungsvorschläge und Informationen über die änderungen von
Bewertungskriterien.
Den Kommissionsmitgliedern muß der BVW-Beauftragte die Informationen,
Gutachten und Verbesserungsvorschläge so gut aufbereitet haben, daß
keine Unklarheiten mehr vorhanden sind. Dies ermöglicht eine schnelle
Entscheidungsfindung. In der Praxis hat es sich bewährt den
Kommissionsmitgliedern die Informationen schon vor der Sitzung zukommen zu
lassen.[90]
Für ein erfolgreiches BVW sollte nicht nur von seiten des
BVW-Beauftragten Werbemaßnahmen erfolgen. Auch die Vorgesetzten und die
Unternehmungsleitung sind aufgefordert, das Interesse der Mitarbeiter am BVW zu
wecken und zu fördern.
Ein wichtiger Gesichtspunkt im Sinne von Kommunikation ist der
Erfahrungsaustausch. Dieser kann sich auf den BVW-Beauftragten, die Gutachter
und die Kommissionsmitglieder beziehen.
Es sollten Möglichkeiten geschaffen werden, damit die Organe des BVWs
untereinander ihre Erfahrungen austauschen. Dies kann auch mit den Organen des
BVWs anderer Unternehmungen oder Tochtergesellschaften gemacht
werden.
2.5 DIE AKTEURE DES BVWS
Die Akteure des BVWs sind die Mitarbeiter, Gruppen, das Management und der
Betriebsrat. Dies sind die Partner in der Unternehmung, wobei Gruppen als
Sonderform von Mitarbeiterbeteiligung im BVW kurz dargestellt werden. Hier
sollen nun die Anforderungen des BVWs an sie und ihre Mitwirkung am BVW
aufgezeigt werden. Abschließend werden dann Barrieren aufgelistet, die
besonders die Mitarbeiter an der Teilnahmen am BVW hindern
können.
2.5.1 DER MITARBEITER
Für die Teilnahme am BVW wird von dem Mitarbeiter keine bestimmte
Qualifikation gefordert, er benötigt nur seinen gesunden
Menschenverstand[91].
Der Mitarbeiter soll in seinem Arbeitsbereich und betrieblichem Umfeld, wo
er der Fachmann bezüglich seiner Arbeit ist, nach
Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Jedoch zeigt die Praxis, daß sich
bei Mitarbeitern, die keine abgeschlossene Schul- bzw. Berufsausbildung haben,
Hemmnisse (vgl. S. 32) aufbauen können, die sie bei der Einreichung ihrer
Ideen behindern können. Meist fehlt den Mitarbeitern auch der
überblick über die gesamte Unternehmung bzw. der eigenen Abteilung.
Bedingt durch die in vielen Unternehmungen noch vorherrschende Arbeitsteilung
sind die meisten Mitarbeiter Spezialisten in ihrem Arbeitsbereich, was die
Konsequenz einer relativ eingeschränkten Sichtweise
(“Betriebsblindheit”) nach sich ziehen kann.
Der Erfolg des BVWs hängt im hohen Maße von der Beteiligung der
Mitarbeiter ab. Nach Möglichkeit sollen sich alle Mitarbeiter beteiligen
und Verbesserungsvorschläge einreichen. Für die Prämierung des
Verbesserungsvorschlages ergeben sich jedoch aus den
Regeln des BVWs Ausschlußkriterien:[92]
Regeln des BVWs Ausschlußkriterien:[92]
- Mitarbeiter können keine Vorschläge aus ihrem Verantwortungs- und Aufgabenbereich einbringen.
- Vorschläge von Gruppen oder Gruppenmitgliedern, deren Aufgabe es war, bestimmte Probleme zu lösen und zu dieser Problematik Vorschläge einzureichen.
- In den meisten Unternehmungen dürfen bei neu angeschafften Maschinen und Anlagen in einer gewissen Anlaufzeit keine Verbesserungsvorschläge eingereicht werden. Diese Sperrfristen sollen den Ingenieuren die Möglichkeit geben, die Maschinen und Anlagen an die Bedingungen in der Unternehmung anzupassen.
- Leitende Angestellte und höhere Führungskräfte sind meistens ausgeschlossen, da eine Abgrenzung des Aufgabenbereiches sehr schwer ist.
- Der BVW-Beauftragte und seine Mitarbeiter sind aufgrund ihres Informationsvorsprungs von einer Prämierung ausgeschlossen. D. h. sie könnten aufgrund ihrer Position, eingereichte Verbesserungsvorschläge als ihre eigenen ausgeben.
Diese
Ausschlußkriterien führen in vielen Unternehmungen immer wieder zu
Diskussionen und führen oft zu Boykottverhalten der Mitarbeiter
gegenüber dem BVW. Daher gibt es in einigen Unternehmungen die
Bestrebungen, diese Ausschlußkriterien teilweise oder ganz
aufzuheben[93].
2.5.2 DIE GRUPPE
Verbesserungsvorschläge von Gruppen, d.h. Vorschläge von zwei
oder mehr Mitarbeitern, werden im BVW prinzipiell anerkannt. Darunter fallen
sowohl Vorschläge von
informellen Gruppen als auch von formellen Gruppen[94]. In den meisten Unternehmungen gehen die Gruppenvorschläge aus informellen Gruppen hervor, die sich spontan aus zwei oder drei, selten aus vier oder mehr Mitarbeitern, zusammensetzen. Formelle Gruppen werden durch Maßnahmen des Managements initiiert, wie Qualitätszirkel, Werkstattkreise oder Lernstatt. Diese Formen der Gruppenarbeit zur Aufdeckung und Lösung von Problemen, zeichnen sich durch eine eigene Organisation und Betreuung aus. Sie sind somit meistens von der Prämierung ausgeschlossen, da es dann als Aufgabenbereich definiert wird.
informellen Gruppen als auch von formellen Gruppen[94]. In den meisten Unternehmungen gehen die Gruppenvorschläge aus informellen Gruppen hervor, die sich spontan aus zwei oder drei, selten aus vier oder mehr Mitarbeitern, zusammensetzen. Formelle Gruppen werden durch Maßnahmen des Managements initiiert, wie Qualitätszirkel, Werkstattkreise oder Lernstatt. Diese Formen der Gruppenarbeit zur Aufdeckung und Lösung von Problemen, zeichnen sich durch eine eigene Organisation und Betreuung aus. Sie sind somit meistens von der Prämierung ausgeschlossen, da es dann als Aufgabenbereich definiert wird.
Gruppenvorschläge zeichnen sich in der Praxis durch eine höhere
Realisierungsrate und einen hohen Reifegrad aus, d.h. die Realisierung ist sehr
detailliert beschrieben und dadurch ist der Verbesserungsvorschlag leicht zu
realisieren. KRAFFT wies schon 1966 auf die Vorteile des organisierten
Gruppenvorschlagswesens gegenüber dem Einzelvorschlagssystem hin. Er
zählte zu den Vorteilen, daß “Wir-Bewußtsein”, d.
h. die Identifikation der ganzen Gruppe mit dem Vorschlag und die Aufhebung der
negativen Einflüsse der Angst, des Neides und der Mißgunst gegen den
in die Rolle des ehrgeizigen Einzelgängers gedrängten
Mitarbeiters.[95]
Die Gruppenarbeit setzte sich jedoch im Vorschlagswesen und in
europäischen Unternehmungen nicht durch. Die Studie von WOMACK et
al. zeigte, daß nur etwa 0,6 Prozent der Mitarbeiter in europäischen
Montagewerken in Teams organisiert waren, während in Japan im Durchschnitt
70 Prozent der Mitarbeiter in Teams
arbeiteten.[96] Dies mag daran gelegen haben,
daß in Europa die Gruppenarbeit in den siebziger Jahren hauptsächlich
unter dem Gesichtspunkt der Humanisierung der Arbeit betrachtet und diskutiert
wurde, in der BRD insbesondere im Rahmen des 1974 gestarteten
Regierungsprogrammes Humanisierung der Arbeit. Das Management sah hierin
in der Mehrzahl aber keinen ökonomischen Vorteil, sondern eher
“Sozial-Klimbim”. Was zumindest in Deutschland dazu führte,
daß nach einigen Pilotprojekten wieder auf alte und
“bewährte” Methoden zurückgegriffen wurde. Heute jedoch
tritt als Argument für die Gruppenarbeit, mit bedingt durch die oben
erwähnte MIT-Studie, die ökonomische Konkurrenzsituation und damit die
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmungen in den
Vordergrund.[97]
Daher gibt es in vielen Unternehmungen die Bestrebung, ein organisiertes
Gruppenvorschlagswesen im Rahmen von Gruppenarbeit einzuführen. Dies gilt
besonders für Unternehmungen, die langjährige Erfahrungen mit dem BVW
haben. Vor der Einführung von Gruppenarbeit sind jedoch Voraussetzungen zu
schaffen, wie:
- die Bereitschaft der Unternehmungsführung
und der Mitarbeiter zur Gruppen
arbeit zu fördern, - einen gewissen Stand der Ausbildung für alle zu erreichen und Sprachkenntnisse der ausländischen Mitarbeiter zu verbessern, und
- ein Informations- und Schulungsprogramm für
die Einführung der Gruppen
arbeit durchzuführen.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Ausbildung der Betreuer, welche die
Gruppenarbeit vor Ort umsetzen müssen.
Die Entwicklungstendenzen in der Gruppenarbeit gehen heute auch dahin, die
Gruppenmitglieder nicht nur Lösungsvorschläge erarbeiten zu lassen,
sondern ihnen auch die
Realisierung ihrer Ideen zu ermöglichen.[98]
Realisierung ihrer Ideen zu ermöglichen.[98]
2.5.3 DAS MANAGEMENT
Das BVW steht und fällt mit der Unterstützung des
Führungsmanagements (Topmanagement). Die Geschäftsleitung muß
hinter dem BVW stehen und es fördern und es nicht nur stillschweigend
dulden. Fehlt diese aktive Unterstützung durch das Management, dann fehlt
die wichtigste Voraussetzung für das
BVW[99]. Eine Umfrage von
THOM[100] belegt, daß
überdurchschnittliche Beteiligungen bzw. Interesse der Mitarbeiter am BVW
nur in den befragten Unternehmungen auftrat, in denen entweder eine volle
aktive oder eine wohlwollende Unterstützung des Topmanagement
vorlag. Eindeutige Zusagen und ein aktives Engagement des Topmanagements zum BVW
wird “seine Wirkung auf die in der Hierarchie nachfolgenden
Führungskräfte nicht
verfehlen”[101] und sie aus ihrer
Verhaltensunsicherheit
befreien.
2.5.4 DER BETRIEBSRAT
Der Betriebsrat hat bedingt durch seine informelle Führungsrolle in
der Unternehmung und durch seine gesetzlich verankerten Mitbestimmungsrechte
(vgl. Kapitel 2.4.1) einen erheblichen
Anteil am Erfolg des BVW. Hierbei darf nicht die Aufsichtsrolle des
Betriebsrates bzgl. der Wahrung der Rechte der Mitarbeiter im Vordergrund
stehen, sondern die aktive Beteiligung des Betriebsrates am BVW. Wichtig ist,
daß für die Mitarbeiter die positive Einstellung des Betriebsrates
zum BVW deutlich wird. Auch hier zeigt eine Erhebung von THOM den Zusammenhang
zwischen der sehr positiven oder zumindest positiven Einstellung des
Betriebsrates und einer überdurchschnittlichen Beteiligungsquote. Der
Betriebsrat sollte, wie das Topmanagement, eine Promotorenfunktion
übernehmen und die Mitarbeiter zu Verbesserungen anregen. Denn diese
führen zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung
und damit zur Erhöhung der Arbeitsplatzsicherheit für alle
Belegschaftsmitglieder.
2.5.5 DIE BARRIEREN
Im Rahmen des BVWs gibt es für die Mitarbeiter mehrere Barrieren, die
das BVW in
seiner Effizienz hemmen können. In der Literatur wird auf fünf Barrieren hingewiesen:[102]
seiner Effizienz hemmen können. In der Literatur wird auf fünf Barrieren hingewiesen:[102]
- Informationsbarrieren: Sie entstehen aus mangelnder Kenntnis über das betriebliche Geschehen und/oder des betrieblichen Vorschlagswesens. So scheitern Ideen von Mitarbeiter alleine schon aufgrund ungenügenden Wissens über Wesen, Zweck und Funktionsweise des BVWs.
- Fähigkeitsbarrieren: Hierunter fallen Denk- und Artikulationsschwierigkeiten. Das erste bezieht sich auf die mangelnde Fähigkeit des Mitarbeiters, Verbesserungswürdiges zu erkennen oder Verbesserungsmöglichkeiten für vorhandene Mängel zu entwickeln. Dies äußert sich in Betriebsblindheit oder in Kritiken ohne konstruktive Lösungsansätze. Die Artikulationsschwierigkeiten zeigen sich in der Bevorzugung der mündlichen gegenüber der schriftlichen Einreichung des Verbesserungsvorschlages.
- Willensbarrieren: Zu diesen Barrieren gehören Gleichgültigkeit gegenüber dem Betriebsgeschehen, Ressentiments gegenüber dem Betrieb und änderungswiderstände. Bei den Mitarbeitern äußert sich die Gleichgültigkeit aus dem mangelndem Interesse zu kreativer Mitarbeit aufgrund einer zu geringen Identifikation mit der Unternehmung. Die Ressentiments können sich einerseits auf den ideologischen Interessengegensatz Arbeitnehmer/Arbeitgeber (Furcht vor Ausbeutung) und andererseits auf das Mißtrauen gegenüber dem BVW aufgrund eigener schlechter Erfahrungen (z. B. Ideen-Diebstahl) beziehen. Bei den Vorgesetzten können sich änderungswiderstände in der Prüfung, Akzeptanz und Realisierung von eingereichten Verbesserungsvorschlägen zeigen.
- Risikobarrieren: Diese entstehen aus ängsten des Mitarbeiters, durch das Einreichen von Verbesserungsvorschlägen persönliche Nachteile zu erleiden. Dies kann sich in materiellen Nachteilen ausdrücken, wie Furcht vor kürzeren Vorgabezeiten, Kurzarbeit oder im Extremfall sich selbst wegzurationalisieren. Es können auch ideelle Nachteile sein. Wie z. B. Furcht vor dem Neid der Kollegen (mobbing) oder Furcht vor den Reaktionen der Vorgesetzten (negative Reaktionen bis hin zu Sanktionen).
- Systemimmanente Barrieren: Durch die Art der Prämierung von
Vorschlägen mit errechenbarem Nutzen sind Situationen vorstellbar, in denen
Mitarbeiter den Wert ihrer eigenen Idee als zu geringfügig ansehen und
diese erst gar nicht einreichen. Objektiv betrachtet wäre die Idee jedoch
durchaus erfolgsversprechend, realisier- und prämierbar. So wird die
objektive Mindestan
forderung an den Vorschlag zu einer subjektiven Barriere bei dem Mitarbeiter.
Weiterhin stellen Sperrfristen für die
Kreativität und den Ideenreichtum eine häufig unnötige Barriere
dar. WEHNER et al. wiesen in einer Studie nach, daß nach Ablauf der
Sperrfrist die Zahl der Verbesserungsvorschläge sprunghaft
anstieg.[103] Dies zeigt, daß
Sperrfristen die Verbesserungen aufhalten.
Diese Barrieren sind durch gezielte Gegenmaßnahmen der Organe des BVW
und des
Managements, abzubauen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen, da sich dadurch sonst Konflikte und Mißverständnisse ergeben, die nur sehr schwer zu beseitigen sind.
Managements, abzubauen bzw. erst gar nicht entstehen zu lassen, da sich dadurch sonst Konflikte und Mißverständnisse ergeben, die nur sehr schwer zu beseitigen sind.
Auch in der Geschäftsführung gibt es gerade in Klein- und
Mittelbetrieben eine Barriere, die
Einführungsbarriere.[104]
Sie äußert sich in den Befürchtungen des Management vor den
Kosten des BVWs, dem “hohen” Personal-, Zeit- und Arbeitsaufwand,
und der Angst vor mehr Einflußmöglichkeiten des Betriebsrates. Diese
Befürchtungen erweisen sich in der Praxis meist schnell als
unbegründet[105].
2.6 DAS BVW ALS ELEMENT DER MASSENPRODUKTION
Wie in der historischen Entwicklung des BVW aufgezeigt wurde, kam das BVW
erst im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts
auf.
Davor herrschte die handwerkliche-kleingewerbliche Produktion vor. Die
Produkte wurden hier weitgehend ohne Maschinen und ohne große
Arbeitsteilung hergestellt. Jeder Handwerksmeister hatte seine Arbeitsweise und
gab sie seinen Lehrlingen und Gesellen weiter. Somit wurden auch Verbesserungen
jeglicher Art direkt bei der Herstellung von Produkten berücksichtigt und
weitergegeben. Ein weiteres Merkmal der handwerklichen Produktion waren eine
extrem dezentralisierte Organisation, die unter Einsatz von
Allzweck-Werkzeugmaschinen kleine Losgrößen fertigten und
Kundenwünsche bis ins kleinste Detail
erfüllten.[106]
Die Industrialisierung, die Mitte des 19. Jahrhunderts aufkam, entstand
durch die rasante Entwicklung von dezentralen Kraftmaschinen und wachsenden
Verkehrsnetzen. Das oberste Prinzip der Industrialisierung war es, die Kosten
zur Herstellung von Waren drastisch zu reduzieren, in dem das zur Produktion
benötigte menschliche Können durch Maschinen ersetzt
wurde.[107] Die daraus folgende
Massenfertigung zeichnete sich durch eine hohe
Mechanisierung und Arbeitsteilung aus. Die Arbeitsteilung bezog sich nicht nur in der Zergliederung einzelner Arbeitsprozesse, sondern schloß auch die Trennung von “Kopf-” und “Handarbeit” ein. Der Arbeiter in der Produktion sollte nicht denken! Diese wurden von FORD als erster in der Produktion konsequent eingesetzt, der die niedrige Qualifikation seiner Arbeiter in einen produktiven Vorteil umwandelte, indem er die Prinzipien der
Arbeitsteilung von TAYLOR anwandte und mit seinem System der Fließarbeit koppelte.[108] Mit der Trennung von ausführender und planender Tätigkeit wurden komplexe organisatorische Strukturen und Abläufe erforderlich. Die sich in einem bürokratischen System und in einer klaren Hierarchie widerspiegelten.[109] Dadurch, daß dem Arbeiter seine Aufgaben klar vorgegeben wurden und er dabei nicht denken sollte, waren Vorschläge zur Verbesserung der Verfahren oder des Produktes systembedingt unerwünscht. Da aber die Vorgesetzten dieses Wissen um Verbesserungen nicht brach liegen lassen wollten, mußte in die bestehende Organisation eine Einrichtung integriert werden, die diese Vorschläge sammelte und durch eine geeignete Instanz überprüfen ließ. Diese Einrichtung (BVW) zeichnete sich dann durch dieselben Merkmale wie die Organisation der Unternehmung aus. Dies sind eine klare Hierarchie und Ablauforganisation, wie sie auch heute noch in einigen Unternehmungen anzutreffen ist. Und gerade in Unternehmungen, die Massengüter produzieren, hat sich dieses System über Jahrzehnte bewährt, hierbei wurde es immer
wieder modifiziert. So hatte alleine die Automobilindustrie im letzten Jahr Einsparungen durch das BVW in Höhe von über 500 Millionen DM was bei knapp 500.000 Beschäftigten eine durchschnittliche Einsparung von über 1000,- DM ergibt.
Mechanisierung und Arbeitsteilung aus. Die Arbeitsteilung bezog sich nicht nur in der Zergliederung einzelner Arbeitsprozesse, sondern schloß auch die Trennung von “Kopf-” und “Handarbeit” ein. Der Arbeiter in der Produktion sollte nicht denken! Diese wurden von FORD als erster in der Produktion konsequent eingesetzt, der die niedrige Qualifikation seiner Arbeiter in einen produktiven Vorteil umwandelte, indem er die Prinzipien der
Arbeitsteilung von TAYLOR anwandte und mit seinem System der Fließarbeit koppelte.[108] Mit der Trennung von ausführender und planender Tätigkeit wurden komplexe organisatorische Strukturen und Abläufe erforderlich. Die sich in einem bürokratischen System und in einer klaren Hierarchie widerspiegelten.[109] Dadurch, daß dem Arbeiter seine Aufgaben klar vorgegeben wurden und er dabei nicht denken sollte, waren Vorschläge zur Verbesserung der Verfahren oder des Produktes systembedingt unerwünscht. Da aber die Vorgesetzten dieses Wissen um Verbesserungen nicht brach liegen lassen wollten, mußte in die bestehende Organisation eine Einrichtung integriert werden, die diese Vorschläge sammelte und durch eine geeignete Instanz überprüfen ließ. Diese Einrichtung (BVW) zeichnete sich dann durch dieselben Merkmale wie die Organisation der Unternehmung aus. Dies sind eine klare Hierarchie und Ablauforganisation, wie sie auch heute noch in einigen Unternehmungen anzutreffen ist. Und gerade in Unternehmungen, die Massengüter produzieren, hat sich dieses System über Jahrzehnte bewährt, hierbei wurde es immer
wieder modifiziert. So hatte alleine die Automobilindustrie im letzten Jahr Einsparungen durch das BVW in Höhe von über 500 Millionen DM was bei knapp 500.000 Beschäftigten eine durchschnittliche Einsparung von über 1000,- DM ergibt.
2.7 DIE EINFüHRUNG DES BVWS
2.7.1 DIE EINFüHRUNGSDAUER
Die Einführungsdauer von BVW in einer Unternehmung ist relativ kurz.
Sie dauert nach SPAHL vom Entschluß zum BVW bis zum Start des BVWs - je
nach Größe der Unter
nehmung und dem Engagement des Managements - etwa sechs Monate. [110]
nehmung und dem Engagement des Managements - etwa sechs Monate. [110]
Dies hängt mit den klaren Hierarchiestrukturen und dem Formalismus des
BVW zusammen, welches sich gut in die bestehenden Organisationsstrukturen der
Unternehmung einbinden läßt. Zu dem wird das BVW selten mit einer
übergeordneten Managementstrategie verknüpft, was eine strategische
Ausrichtung und damit auch eine aufwendigere Planung beinhalten
würde.
2.7.2 DIE ERFOLGSCHANCEN
Die Erfolgschancen bei der Einführung des BVWs sind recht hoch, da die
Mitarbeiter ihre bisher für sich behaltenen Verbesserungen jetzt einreichen
können und dafür belohnt werden. In den meisten Unternehmungen ist
nach Einführung des BVWs eine hohe Beteiligung und reges Interesse der
Belegschaft am BVW festzustellen. Probleme ergeben sich eher in der
Aufrechterhaltung bzw. Steigerung der Beteiligung und des Interesses der
Mitarbeiter am BVW.
Der andauernde Erfolg hängt von mehreren Faktoren ab:
- Förderung durch das Management und den Betriebsrat,
- Werbung,
- Variation der Belohnungsformen,
- transparente Aufbau- und Ablauforganisation und
- schnelle und einheitliche Bewertung der Verbesserungsvorschläge.
Ein Aspekt ist auch die technische Ausstattung der Unternehmung, im
Produktionsbereich z. B. der Maschinenpark. Wenn diese Anlagen älter als 20
Jahre sind, kann in der Regel davon ausgegangen werden, daß sie technisch
ausgereizt sind. Die Konsequenz ist, daß aus diesem Bereich nicht mehr so
viele Vorschläge zu erwarten sind, außer sie werden zu
anderen, als zu den eigentlich vorgesehenen Zweck, verwendet oder es ergeben sich aufgrund der Verarbeitung anderer Roh- und Werkstoffe veränderte Produktionsverfahren.
anderen, als zu den eigentlich vorgesehenen Zweck, verwendet oder es ergeben sich aufgrund der Verarbeitung anderer Roh- und Werkstoffe veränderte Produktionsverfahren.
2.8 NEUERE ENTWICKLUNGEN DES BVWS
Das BVW unterliegt wie jede Einrichtung in der Unternehmung ständigen
Veränderungen. Wesentlich für die gegenwärtige Etappe der
Entwicklung ist die überwindung der
tayloristischen Arbeitsteilung in der Produktion und der Abbau von Hierarchieebenen. Damit soll der Mitarbeiter im Prozeß der Arbeit in den Mittelpunkt rücken und wieder unmittelbare Verantwortung übertragen werden. In diesem Zusammenhang wird im
folgenden kurz das Ideenmanagement und das Vorgesetztenmodell vorgestellt
tayloristischen Arbeitsteilung in der Produktion und der Abbau von Hierarchieebenen. Damit soll der Mitarbeiter im Prozeß der Arbeit in den Mittelpunkt rücken und wieder unmittelbare Verantwortung übertragen werden. In diesem Zusammenhang wird im
folgenden kurz das Ideenmanagement und das Vorgesetztenmodell vorgestellt
2.8.1 DAS IDEENMANAGEMENT
Das traditionelle betriebliche Vorschlagswesen muß sich davon
lösen, die Ideen bezüglich Verbesserungen nur nach bürokratischen
Gesichtspunkten zu behandeln, sondern alle Vorschlagsaktivitäten
stärker in die Wettbewerbskraft der Unternehmung einzubinden. In der
Literatur und in der Praxis hat sich hierfür der Begriff des
Ideenmanagements
etabliert.[111]
Ideenmanagement wird hierbei als permanenter Prozeß
verstanden, der die Mitarbeiter im Rahmen eines gruppenorientierten
Entwicklungsprozesses so führt und motiviert, “daß sie bei
geeigneter Förderung durch ihre Vorgesetzten Ideen entwickeln,
welche als betriebliche Innovationen bzw. als Verbesserungsvorschläge
verwirklicht werden sollen”.
[112] Hierbei wird besonderer Wert auf
die Qualität der Ideen gelegt, die häufig nur durch
Ideenfindungs-Trainings oder durch Verbesserung der Qualifikation der
Mitarbeiter erreicht werden kann. Im Ideenmanagement werden also Ideen von
Mitarbeitern aufgegriffen und mit der Unterstützung der Vorgesetzten in
Gruppen zu konkreten Lösungen entwickelt. Diese Lösungen können
dann mit BVW-Bewertungsmaßstäben materiell anerkannt werden. Den
Rahmen für die Entwicklung des Ideenmanagements aus dem traditionellen
betrieblichen Vorschlagswesen ist im Strategiegitter von
HEIDACK[113] dargestellt.
Die von oben nach unten laufende Diagonale kennzeichnet die
Entwicklungsrichtungen der Führungsstrategie für eine Fortentwicklung
des Betrieblichen Vorschlagswesens zum
Ideenmanagement. Die Strategie nähert sich dem offenen System[114] und einer sozialen Einheit[115], “in dem eine volle Entfaltung durch Motivation und effektive Gruppenarbeit im gesamten Leistungsbereich angestrebt wird”[116]. Durch die von unten nach oben verlaufende Diagonale kann man das fortschreitende Motivationskonzept zum Ideenmanagement verfolgen. Ausgangspunkt ist das konkrete Motivationsziel im betrieblichen Vorschlagswesen der Verbesserungsvorschlag bis hin zur Organisationsentwicklung. Die jeweiligen Stufen im Gitter ergeben sich aus dem Produkt der beiden Zielbereiche, der Leistungsmotivation (horizontale Achse) und der Zufriedenheitsmotivation (vertikale Achse). Somit bietet das Strategiegitter Kriterien für eine systemgerechte Planung einer Strategie zur Weiterentwicklung des Betrieblichen Vorschlagswesens.
Ideenmanagement. Die Strategie nähert sich dem offenen System[114] und einer sozialen Einheit[115], “in dem eine volle Entfaltung durch Motivation und effektive Gruppenarbeit im gesamten Leistungsbereich angestrebt wird”[116]. Durch die von unten nach oben verlaufende Diagonale kann man das fortschreitende Motivationskonzept zum Ideenmanagement verfolgen. Ausgangspunkt ist das konkrete Motivationsziel im betrieblichen Vorschlagswesen der Verbesserungsvorschlag bis hin zur Organisationsentwicklung. Die jeweiligen Stufen im Gitter ergeben sich aus dem Produkt der beiden Zielbereiche, der Leistungsmotivation (horizontale Achse) und der Zufriedenheitsmotivation (vertikale Achse). Somit bietet das Strategiegitter Kriterien für eine systemgerechte Planung einer Strategie zur Weiterentwicklung des Betrieblichen Vorschlagswesens.
Abbildung 2.5 Strategiegitter nach
Heidack[117]
In Deutschland gibt es wohl noch keine Unternehmung, die auf der letzten
Stufe, also dem Ideenmanagement wie es von HEIDACK verstanden wird, angelangt
ist. Doch ist gerade in der Automobilindustrie, die sich schon seit Jahrzehnten
im globalen Wettbewerb bewähren muß, eine Entwicklung zum
Ideenmanagement zu sehen. Hier seien nur
BMW[118] und die ADAM OPEL
AG[119] genannt. Beide befinden sich aber
noch in der Entwicklung und sind im Strategie-Gitter zwischen “gemeinsamen
Leistungserfolg” und “Personalentwicklung” einzuordnen. Sie
entwickelten Gruppenarbeitskonzepte und delegierten mehr Verantwortung auf die
einzelnen Mitarbeiter und, insbesondere auf das BVW bezogen, auf die unteren
Führungsebenen, wie Meister und Gruppenleiter. Diese Delegation von
Verantwortung auf untere Führungsebenen ist im Vorgesetztenmodell
erläutert.
2.8.2 DAS VORGESETZTENMODELL
Das Vorgesetztenmodell, als eine Weiterentwicklung des BVWs und einer
möglichen
Stufe des Ideenmanagements, versucht neuere Führungsstile mit der Grundidee des BVWs, daß nämlich jeder Mitarbeiter Ideen hat, zu koppeln. Hierbei entwickelt sich das Vorgesetztenmodell vom verwalteten und anonymen BVW weg hin zu einem aktiv gestaltenden, durch die Führungskräfte getragenen Modell.
Stufe des Ideenmanagements, versucht neuere Führungsstile mit der Grundidee des BVWs, daß nämlich jeder Mitarbeiter Ideen hat, zu koppeln. Hierbei entwickelt sich das Vorgesetztenmodell vom verwalteten und anonymen BVW weg hin zu einem aktiv gestaltenden, durch die Führungskräfte getragenen Modell.
Der Schwerpunkt dieses Konzeptes liegt in einem offenen Dialog zwischen den
Vorschlagseinreichern, ihren Vorgesetzten und den Gutachtern. Das BVW
unterstützt dies und schaltet sich dann ein, wenn Arbeitsbereiche betroffen
sind, die nicht den Fachbereich des Vorgesetzten des Einreichers
betreffen.
Standen früher die Fachkompetenz und das autoritäre Verhalten der
Vorgesetzten als Führungsqualitäten im Vordergrund, so hat sich im
Laufe der Zeit eine Umstellung im Führungsstil entwickelt. Heute wird nicht
mehr von Befehlsempfängern und Untergebenen gesprochen, sondern von
Mitarbeitern, die durch Zielsetzungen und Motivation im Team geführt
werden.
Die Ergänzung des informellenen Modells durch das
Vorgesetztenmodell baut das BVW weiter aus, da Führungskräfte
bzw. Vorgesetzte stärker in die Verantwortung mit einbezogen werden. Das
BVW wird zu einem aktiven Führungsinstrument mit der Zielsetzung, von der
weitverbreiteten Einstellung wegzukommen, es sei die Sache jedes einzelnen,
einen Verbesserungsvorschlag einzureichen. Aus einer wohlwollenden Duldung
seitens der Vorgesetzten wird nun eine konkrete Aufgabe. Der Vorgesetzte soll
Mitarbeiter zur Einreichung von Ideen motivieren und fördern und damit die
positive Einstellung der Geschäftsleitung zum BVW weitervermitteln. Die
Unternehmung überläßt die Verantwortung nicht mehr allein der
Institution BVW, sondern bindet zusätzlich die fachlich zuständigen
Führungskräfte mit ein. Erste Prüfungsinstanz ist der direkte
Vorgesetzte, denn er kann einen Vorschlag aus seinem Aufgabengebiet bzw.
Fachbereich am besten einschätzen und die Weiche zwischen weiterer
Prüfung oder Ablehnung stellen. Er ist die erste Anlaufstelle und hat damit
die Möglichkeit, den Verbesserungsvorschlag mit seinem Mitarbeiter zu
erörtern, formulieren zu helfen und eventuell mit seinem Fachwissen
anzureichern. Des weiteren überprüft er den Verbesserungsvorschlag -
gegebenenfalls mit der Hilfe von Kollegen - auf Durchführbarkeit, erstellt
ein Gutachten oder nennt zusätzliche Gutachter.
Das Einbeziehen der Vorgesetzten im BVW führt demnach zu einer
besseren Kommunikation bzw. zu einem besseren Verhältnis zwischen
Mitarbeiter und Vorgesetzten, zur Verwaltungsvereinfachung und demzufolge zu
verkürzten Bearbeitungszeiten (Durchlaufzeiten) von
Verbesserungsvorschlägen. Die verkürzten Bearbeitungszeiten
führen zu einer positiven Einstellung der Mitarbeiter zum BVW und
erhöhen ihre Motivation, Vorschläge
einzureichen.[120]
3. KAIZEN
KAIZEN ist eine Unternehmungsphilosophie bzw. ein Unternehmungsleitbild,
weil es ein langfristig orientiertes und entwicklungsfähiges Konzept
für die Unternehmungspolitik darstellt. Es soll für die Mitarbeiter
sowohl Orientierungs– als auch Motivationsfunktion
erfüllen.[121]
”Die Philosophie von KAIZEN geht von der Annahme aus, daß
unsere Art zu leben — sei es unser Arbeitsleben, unser soziales Leben oder
unser ”häusliches Leben” — einer ständigen
Verbesserung bedarf”.[122]
Wörtlich bedeutet KAIZEN, das sich aus ”kai” gleich
Veränderung und “zen” gleich ‘gut’ bzw. ‘zum
Besseren’ ableitet, nichts anderes als kontinuierliche
Verbesserung.[123] In dieser Philosophie
kommt eine positive Lebenseinstellung zum Ausdruck, die nach Verbesserung um
der Verbesserung willen strebt. Dementsprechend bedeutet KAIZEN nicht
lediglich Produktverbesserung, sondern Verbesserung sämtlicher
Vorgänge, von der Idee über die Fertigstellung bis hin zur Vermarktung
und Kundenpflege einschließlich der steten Weiterentwicklung des
arbeitenden Menschen. Durch KAIZEN soll es jedem Belegschaftsmitglied
möglich sein, seine Probleme zu erkennen und ohne Angst vor negativen
Auswirkungen auf Ansehen oder berufliches Fortkommen zu thematisieren und zu
lösen. Dies ermuntert die Belegschaft dazu, ständig über die
Verbesserung ihres Arbeitsplatzes und dessen Umfeld
nachzudenken.[124] Innerhalb der deutschen
Literatur werden die Begriffe KVP, die Abkürzung für
Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß, sowie CIP
(Continuos Improvement Process) sinngemäß für KAIZEN
verwendet.
Die Verbesserung im Sinne von KAIZEN, als ein nach innen gerichtetes
Unternehmungsleitbild, vollzieht sich dabei in vielen kleinen Schritten.
Erwünscht ist die Beteiligung
aller Mitarbeiter und eine möglichst hohe Anzahl von Verbesserungsvorschlägen. Die durch die Verbesserung erreichten kleinen Unterschiede im Arbeitsverfahren der Unternehmungen summieren sich auf lange Sicht, bis sie dann im finanziellen Ergebnis deutlich werden.
aller Mitarbeiter und eine möglichst hohe Anzahl von Verbesserungsvorschlägen. Die durch die Verbesserung erreichten kleinen Unterschiede im Arbeitsverfahren der Unternehmungen summieren sich auf lange Sicht, bis sie dann im finanziellen Ergebnis deutlich werden.
Es soll hier der Versuch unternommen werden KAIZEN zu erläutern. Da
bisher eine allgemeingültige Definition von KAIZEN fehlt, soll dabei
folgende Arbeitsdefinition[125] zugrunde
gelegt werden:
KAIZEN ist ein nach innen gelebtes Unternehmungsleitbild, das alle
Mitglieder einer Organisation unterstützt und dazu motiviert,
- Problembereiche und die dabei verbundenen Problemursachen zu identifizieren,
- zu thematisieren,
- Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten und
- die Realisierung von Verbesserungen durchzuführen,
um somit eine kontinuierliche
Verbesserung in vielen kleinen Schritten zu unterstützen.
Die Wurzeln von KAIZEN liegen in Japan. Ausgehend von dem geschichtlichen
Hintergrund in Japan werden zunächst die gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen erläutert, die die Entwicklung von KAIZEN begünstigt
haben. Hierbei wird auch der Frage nachgegangen, welches Menschenbild hinter
KAIZEN steht und welche Unternehmungskultur für KAIZEN notwendig ist. Die
theoretischen Grundlagen sowie die Zielkriterien von KAIZEN werden
anschließend behandelt. Es wird dann die Organisation vorgestellt,
unterteilt in die Ablauf– und Aufbauorganisation, welche notwendig ist, um
KAIZEN dauerhaft in Form eines Vorschlagswesens in die Unternehmung zu
integrieren. Die Voraussetzungen für den Erfolg von KAIZEN schließen
sich daran an. Im Anschluß hieran wird näher auf die Beteiligten in
der Unternehmung eingegangen. Eine kurze Diskussion über die
Einführung von KAIZEN in eine Unternehmung sowie die sich zur
”Lernenden Organisation” abzeichnende Weiterentwicklung von KAIZEN
werden dieses Kapitel
abschließen.
3.1 DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES KAIZEN
Japan befand sich nach der vernichtenden Niederlage im Zweiten Weltkrieg
wirtschaftlich am Boden. Die neuen Arbeitsgesetze, die von der amerikanischen
Besatzung eingeführt wurden, stärkten die Position der Arbeiter bei
den Verhandlungen über günstigere Beschäftigungsbedingungen. Die
Gewerkschaften nutzten ihre Stärke, um weitreichende Vereinbarungen zu
erreichen. So wurde die Unterscheidung zwischen Arbeitern und Angestellten
fallengelassen. Das Recht der Unternehmungsführung, Beschäftigte zu
entlassen, wurde erheblich eingeschränkt. Die Gewerkschaften erreichten
für die Arbeitnehmer einen Anteil am Unternehmungsgewinn in Form eines
Bonus, der zusätzlich zum Grundlohn ausbezahlt wurde. Außerdem gab es
in Japan keine ”Gastarbeiter” — zeitweilige Immigranten, die
bereit waren, sich für hohe Bezahlung mit schlechten Arbeitsbedingungen
abzufinden — oder Minderheiten mit begrenzten
Beschäftigungsmöglichkeiten.[126]
Auch die Firma Toyota befand sich aufgrund gesamtwirtschaftlicher Probleme
in Japan in einer tiefen Krise und wollte ein viertel ihres Personals entlassen.
Nach einem harten
Arbeitskampf und ausgedehnten Verhandlungen arbeiteten die Familie Toyoda und die Gewerkschaften einen historischen Kompromiß aus, der heute noch die Grundlage für die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der japanischen Autoindustrie ist. Zwar wurde wie geplant ein viertel der Arbeitnehmer entlassen, die verbleibenden Beschäftigten erhielten jedoch zwei Garantien: Lebenslange Beschäftigung sowie eine Entlohnung, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit statt nach der Tätigkeit richtet und die eine an den Unternehmungsgewinn gekoppelte Bonuszahlung beinhaltete.
Arbeitskampf und ausgedehnten Verhandlungen arbeiteten die Familie Toyoda und die Gewerkschaften einen historischen Kompromiß aus, der heute noch die Grundlage für die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der japanischen Autoindustrie ist. Zwar wurde wie geplant ein viertel der Arbeitnehmer entlassen, die verbleibenden Beschäftigten erhielten jedoch zwei Garantien: Lebenslange Beschäftigung sowie eine Entlohnung, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit statt nach der Tätigkeit richtet und die eine an den Unternehmungsgewinn gekoppelte Bonuszahlung beinhaltete.
Die Arbeitskräfte stellten damit keine variablen oder kurzfristig
fixen Kosten mehr dar, sondern langfristig gesehen waren sie sogar noch
bedeutendere Fixkosten als die Maschinen der Unternehmung. Denn diese konnten
abgeschrieben und verschrottet werden, aber das Humankapital der Unternehmung
mußte über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren gewinnbringend sein. So
war es sinnvoll, die Fähigkeiten der Arbeiter kontinuierlich zu verbessern,
und ihr Wissen, ihre Erfahrung und Arbeitsleistung zu
nutzen.[127]
GESELLSCHAFT
Ein Japaner und ein Deutscher sind zu Besuch in einem europäischen
Automobilwerk. Der Firmenleiter führt die beiden durchs Werk. Nach der
Schweißstraße steht abseits eine Karosserie zur Nachbearbeitung. Das
Werk verfügt sonst über einen überdurchschnittlichen hohen
Qualitätsstandard. Doch hier bemerkt der Werksleiter beiläufig:
”Niemand ist perfekt!” Daraufhin sagt der Deutsche: ”Gott sei
Dank!” und geht beruhigt weiter. Der Japaner dagegen spitzt die Ohren und
fragt: ”Wo finde ich Niemand?”
[128]
Die Lernbegierde, der Wille nach ständiger Verbesserung und die Freude
an der Technik, die Besucher in japanischen Unternehmungen feststellen, sind
für sie beeindruckend.[129] Nachfolgend
werden daher kurz die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Japan
erläutert.
3.2.1 DIE JAPANISCHE GESELLSCHAFT ALS GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
In der japanischen Kultur spielt der Begriff Amae eine zentrale
Rolle. Amae läßt sich als die Bejahung von Abhängigkeit in einer
symbiotischen Beziehung charakterisieren. Der Gewinn dieser Beziehung liegt
für den einzelnen unter anderem in der Verläßlichkeit, der
Harmonie und der Geborgenheit, die sie gewährt. Seine Identität
gewinnt der Einzelne nicht außerhalb, sondern in der Gruppe und durch die
Gruppe; ein Verrat an der Gruppe wäre damit auch ein Verrat an sich
selbst.[130] Die japanische Arbeitskultur
setzt deshalb zumeist auf Uniformität. Dies zeigt sich im gleichen Overall
für alle bis hin zum Einheitsarbeitsplatz im Großraumbüro.
Privilegien und Lohndifferenzierungen sind stark eingegrenzt. Da im
Amae–System, aber auch im japanischen Bewußtsein, zumindest
teilweise die Gefahr der Verleugnung des eigenen Selbst besteht, verlangt das
Amae–System offenbar ein hohes Maß an
Selbstdisziplin.[131]
Harmonie und Geborgenheit stellen zentrale Güter der geschlossenen
Gesellschaft[132] dar. In japanischen
Unternehmungen prägt das Harmoniestreben in wesentlichem Ausmaß den
Prozeß der Entscheidungsfindung. Die offene Diskussion verschiedener
Standpunkte wird vermieden. Vielmehr wird auf informeller Ebene ein Konsens
gesucht und damit die Entstehung von Konflikten verhindert. Erst wenn mit der
Unterstützung auch von wichtigen Entscheidungsträgern zu rechnen ist,
erfolgt im Rahmen eines offiziellen Zusammentreffens die Absprache detaillierter
Einzelheiten. Im Vordergrund des Entscheidungsprozesses und der Konsensfindung
stehen die Förderung bzw. Nichtgefährdung der
Gruppenzusammengehörigkeit sowie die Erhöhung des
Verantwortungsgefühls jedes einzelnen für die getroffene
Entscheidung.[133] KAIZEN stellt jedoch jeden
bisher erreichten Zustand in Frage und strebt eine kontinuierliche Verbesserung
an. Dies ist die innerbetriebliche
Widerspiegelung der für die offene Gesellschaft[134] konstitutiven Grundüberzeugung der Irrtumsbehaftetheit und Vorläufigkeit allen bisherigen Denkens und Handelns.[135] Japan praktiziert damit eine Kombination aus sozialer Geschlossenheit und geistiger Offenheit, die im europäischen Denken eher fremd ist. Fragt man nach einer Erklärung dieser Kombination, so bietet sich die These an, daß im japanischen Denken nicht deduktiv, sondern eher induktiv (und insofern offen) vorgegangen wird. Handlungsleitend sind keine metaphysischen Prämissen und logischen Deduktionen, sondern eine Analyse der Erfahrung.[136]
Widerspiegelung der für die offene Gesellschaft[134] konstitutiven Grundüberzeugung der Irrtumsbehaftetheit und Vorläufigkeit allen bisherigen Denkens und Handelns.[135] Japan praktiziert damit eine Kombination aus sozialer Geschlossenheit und geistiger Offenheit, die im europäischen Denken eher fremd ist. Fragt man nach einer Erklärung dieser Kombination, so bietet sich die These an, daß im japanischen Denken nicht deduktiv, sondern eher induktiv (und insofern offen) vorgegangen wird. Handlungsleitend sind keine metaphysischen Prämissen und logischen Deduktionen, sondern eine Analyse der Erfahrung.[136]
3.2.2 MENSCHENBILD
KAIZEN beruht auf der Annahme, daß Menschen nach Qualität und
Werten, wie beispielsweise Selbstverwirklichung,
streben.[137] Damit läßt sich das
Menschenbild, wie es MC GREGOR in seiner Theorie Y definierte,
zuordnen.
Für die Theorie Y nennt er folgende
Voraussetzungen:[138]
- Die Verausgabung durch körperliche und geistige Anstrengungen beim Arbeiten kann als ebenso natürlich gelten wie Spiel und Ruhe.
- Von anderen überwacht und mit Strafe bedroht zu werden, ist nicht das einzige Mittel, jemanden zu bewegen, sich für die Ziele der Unternehmung einzusetzen. Zugunsten von Zielen, denen er sich verpflichtet fühlt, wird sich der Mensch der Selbstdisziplin und Selbstkontrolle unterwerfen.
- Wie sehr er sich Zielen verpflichtet fühlt, ist eine Funktion der Belohnung, die mit ihrem Erreichen verbunden ist.
- Der Durchschnittsmensch lernt, unter geeigneten Bedingungen Verantwortung nicht nur zu übernehmen, sondern sogar zu suchen.
- Die Anlage zu einem verhältnismäßig hohen Grad von Vorstellungskraft, Urteilsvermögen und Erfindungsgabe für die Lösung organisatorischer Probleme ist in der Bevölkerung weit verbreitet und nicht nur hier und da anzutreffen.
- Unter den Bedingungen des modernen industriellen Lebens ist das Vermögen an Verstandeskräften, über das der Durchschnittsmensch verfügt, nur zum Teil genutzt.
Als das zentrale Prinzip der
Theorie Y nennt er Integration: ”Schaffen von Bedingungen solcher
Art, daß die Mitglieder der Organisation ihre eigenen Ziele am besten
erreichen, wenn sie sich um den Erfolg des Unternehmens
bemühen.”[139] Vor diesem
Hintergrund ist der Mitarbeiter nicht nur Produktionsfaktor, sondern er
rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung. Dadurch läßt sich der
hohe Stellenwert des Mitarbeiters auf allen Stufen einer Unternehmung
erklären, deren Unternehmungskultur KAIZEN beinhaltet. Von den Mitarbeitern
wird starkes Engagement und aktive Mitgestaltung in der Unternehmung nicht nur
begrüßt, sondern
erwartet.[140]
3.2.3 UNTERNEHMUNGSKULTUR
Der Begriff der Unternehmungskultur wurde bereits auf Seite 7
erläutert. In Anlehnung an SCHNYDER (vgl.
Abbildung 2.1 auf Seite 8) weißt
eine Unternehmung, die KAIZEN in ihr Unternehmensleitbild integriert hat,
bezüglich ihres grundsätzlichen Problemlösungsansatzes eher
informell–intuitive Problemlösungsfähigkeiten auf. Ihre
Unternehmenskultur entspricht daher eher einer
Visions–Kultur.[141]
Nach SCHNYDER benutzen solche Unternehmungen Management–Instrumente,
die eher informeller, dezentraler und unhierarchischer Natur sind. Dem
Mitarbeiter wird eine hohe Bedeutung bezüglich seines
Problemlösungspotentials beigemessen. Bei einer Visions–Kultur werden
zudem Probleme sehr früh wahrgenommen. Die Mitarbeiter lassen sich bei der
Problemlösung von Visionen leiten und die Unternehmung zeichnet sich durch
eine Vordenker–Rolle aus. Im Mittelpunkt stehen die Mitarbeiter als
Problemlöser.
In Zusammenhang mit KAIZEN ist es wichtig zu betonen, daß es keine
Unternehmung ohne Probleme gibt. Für KAIZEN bedarf es daher einer
Unternehmungskultur, in der jeder ungestraft das Vorhandensein von Problemen
eingestehen kann.[142] Nach
WEHNER[143] ist eine positiv konnotierte
Irrtumsethik damit Voraussetzung für die Initiierung von
Kontinuität und nicht eine Vorstellung von Einmaligkeit und
Endgültigkeit: ”Wahrheit ist ein zweckmäßiger Irrtum und
keinesfalls dessen endgültige
überwindung”.[144] Aber nur dann,
wenn der Mitarbeiter wirklich ein gegenseitiges Gefühl der Verpflichtung
und des Vertrauens empfindet, kann die Unternehmungsleitung von ihm verlangen,
daß er sowohl seine ”Muskelkraft” als auch seinen Kopf
einsetzt.[145] Voraussetzung für ein
besonderes Engagement der Mitarbeiter ist es deshalb, einen Wandel der
Unternehmungskultur von der bisherigen ”Zweck–Gemeinschaft” zu
einer künftigen ”Sinn–Gemeinschaft” zu
vollführen.[146] Dem japanischen
Management gelingt es, aus ihren Unternehmungen
”Sinn–Gemeinschaften” zu machen, die einem Leitbild mit immateriellen Werten folgen. ”Sinn–Gemeinschaft” bedeutet, daß die Mitarbeiter darüber nachdenken, wie sie ihre Unternehmung durch vorrangigen Dienst am externen Kunden und den Kollegen und Mitarbeitern als internen Kunden fördern können, und daß sie entsprechend handeln.[147] Eine derartige Ausrichtung muß einen visionären Unternehmungsansatz haben.[148] Eine Unternehmung ist immer zweckgerichtet und es geht darum, den Zweck der Unternehmung zu vermitteln. Schon das Wort ”Organisation” läßt von vornherein die Frage offen: ”Organisieren wofür?”[149]
”Sinn–Gemeinschaften” zu machen, die einem Leitbild mit immateriellen Werten folgen. ”Sinn–Gemeinschaft” bedeutet, daß die Mitarbeiter darüber nachdenken, wie sie ihre Unternehmung durch vorrangigen Dienst am externen Kunden und den Kollegen und Mitarbeitern als internen Kunden fördern können, und daß sie entsprechend handeln.[147] Eine derartige Ausrichtung muß einen visionären Unternehmungsansatz haben.[148] Eine Unternehmung ist immer zweckgerichtet und es geht darum, den Zweck der Unternehmung zu vermitteln. Schon das Wort ”Organisation” läßt von vornherein die Frage offen: ”Organisieren wofür?”[149]
Die Mitarbeiter müssen durch die Unternehmungsleitlinien mit
einbezogen werden. Jeder Mitarbeiter muß sich verinnerlichen, daß
jeder Vorschlag ein Stück mehr seinen Arbeitsplatz in der Unternehmung
sichert.”[150]
Abbildung 3.1 Auswirkungen von
Verbesserungsvorschlägen[151]
Wichtig ist, daß Vorschläge nicht zum Nachteil des Einreichers
werden können, beispielsweise wenn ein durch KAIZEN verursachter
Produktivitätsfortschritt unter Beibehaltung der Mitarbeiterzahl nicht in
höhere Leistung umgewandelt werden kann, sondern aufgrund eines konstanten
Bedarfs zwangsläufig zu weniger Personal
führt.[152] Während das Problem
”Rationalisieren ohne zu entlassen” nur eine Frage entsprechender
übereinkommen ist, ist es schon schwieriger mit dem Vertrauen, daß
die Rationalisierung nicht doch in Einsparung von Personal und Intensivierung
der Arbeit (Selbst–Wegrationalisierung) umgemünzt
wird.[153] KAIZEN setzt damit großes
Vertrauen (”high trust”) in mehrfachem Sinne voraus, was durch die
Unternehmungskultur gelebt werden muß. Das Gebot des § 2
Betriebsverfassungsgesetz, ”zum Wohl der Arbeitnehmer und des
Betriebes” vertrauensvoll zusammenarbeiten, gewinnt dadurch neue
Seiten.[154]
3.3 KAIZEN: GRUNDLAGEN UND ZIELE
3.3.1 DIE GRUNDLAGEN VON KAIZEN
Um die übernahme der KAIZEN–Philosophie in Form eines
Vorschlagswesens in eine Unternehmung besser verstehen zu können,
müssen vorab der Unterschied von Innovation und Verbesserung, die
Prozeßorientierung, die interne Kunden–Lieferanten–Beziehung,
die umfassende Qualitätskontrolle (Total Quality Control) und die
Standardisierung im Rahmen von KAIZEN erläutert
werden.
3.3.1.1 Der Unterschied zwischen Innovation und Verbesserung
IMAI sieht als den wichtigsten Unterschied zwischen den japanischen und den
westlichen Managementkonzepten[155]
”KAIZEN und die damit verbundene prozeßorientierte Art zu denken
gegenüber dem westlichen innovations– und ergebnisorientierten
Denken”.[156]
Obwohl bisher keine geschlossene, allgemeingültige Begriffsdefinition
von Innovation vorliegt, wird darunter die mit technischen, sozialen und
wirtschaftlichen Wandel einhergehenden komplexen Neuerungen
verstanden[157], die insbesondere in
”Stufensprüngen” geschehen.
Innovation und KAIZEN sind die beiden Standbeine einer Unternehmung und
tragen zu deren Fortschritt und wirtschaftlichen Erfolg bei. Sowohl Innovation
als auch KAIZEN sind für das Weiterbestehen und Wachsen einer Unternehmung
notwendig[158] und keines der beiden
Prinzipien sollte daher vernachlässigt werden.
Die Idealvorstellung vom Innovationsprinzip geht davon aus, daß in
regelmäßigen Zyklen eine Innovation den bisherigen Stand der Technik
ablöst und die Unternehmung damit auf eine neue Stufe der
Leistungsfähigkeit stellt. Doch bereits zur Erhaltung des Status quo bedarf
es schon beständiger Anstrengungen.[159]
Deshalb muß nach einer einmal erreichten Innovation eine Reihe von
KAIZEN–Aktivitäten einsetzen, um den Zustand zu
erhalten[160] (vgl.
Abbildung 3.2).
Abbildung 3.2 Innovation ohne
KAIZEN[161]
An dieser Stelle wurde eine Grafik entfernt!
Durch Standardisierung wird der einmal erreichte Zustand abgesichert.
KAIZEN ist darüber hinaus stetig bestrebt, erreichte Standards nicht nur zu
erhalten, sondern diese auch zu
verbessern[162] (vgl.
Abbildung 3.3).
Abbildung 3.3 Innovation mit
KAIZEN[163]
KAIZEN ersetzt weder die Innovation, noch schließt es diese aus. Eher
bedingen beide einander. KAIZEN und Innovation sind untrennbare Zutaten und
Bestandteile des
Fortschritts.[164]
3.3.1.2 Die Prozeßorientierung innerhalb des KAIZEN
Bei KAIZEN wird zwischen E–Kriterien (ergebnisorientierten
Kriterien), die das Ergebnis etwa nach finanziellen Zielgrößen
bewerten und P–Kriterien (prozeßorientierten Kriterien)
unterschieden. P–Kriterien sind beispielsweise die Anzahl der
eingereichten Vorschläge, wie häufig sich eine
Problemlösungsgruppe trifft etc. Das Ergebnis hängt wesentlich von
P–Kriterien ab. Abbildung 3.4
verdeutlicht, daß P–Kriterien wesentlich früher als
E–Kriterien beachtet werden, um das Ergebnis positiv zu beeinflussen.
E–Kriterien beachtet werden, um das Ergebnis positiv zu beeinflussen.
Abbildung 3.4 Unterscheidung von prozeßorientierten und
ergebnisorientierten
Kriterien[165]
KAIZEN fördert daher prozeßorientiertes Denken. Ehe man
verbesserte Ergebnisse erwarten kann müssen die Prozesse verbessert werden.
Der Prozeß wird so wichtig genommen wie das erwartete
Ergebnis.[166] Ein Manager muß
natürlich auch an den Ergebnissen interessiert sein. Management im Sinne
von KAIZEN bedeutet jedoch auch prozeßorientiert zu denken. Ein
prozeßorientierter Manager wird auf folgendes
achten[167]:
- effizienter Umgang mit der Zeit, dabei Konzentration auf P–Kriterien
- Entwicklung von Fertigkeiten bei den Mitarbeitern
- Mitwirkung und Einbeziehung der Mitarbeiter
- Arbeitsmoral der Mitarbeiter
- Kommunikation unterhalb der Mitarbeiter und mit ihnen
- Einhaltung der Disziplin durch alle Mitarbeiter
KAIZEN setzt voraus, daß die Vernetztheit der
Zusammenhänge erkannt wird. Es muß versucht werden,
kausal–lineares und ergebnisorientiertes Denken zu vermeiden. Die
langfristig positiven Implikationen zu Beginn der Verbesserung sind oft nicht
erkennbar. Prozeßorientiertes Denken führt zu Verbesserungen in
kleinen Schritten, und es erfordert Zeit, bis die Verbesserungen sich
akkumulieren und erkennbar werden.[168] Die
Beurteilung eines KAIZEN–Vorschlagssystems darf daher nicht nur aus
finanziellen Meßgrößen bestehen, da diese ergebnisorientierte
Kriterien
sind.
3.3.1.3 Die Kunden–Lieferanten–Beziehung
Bei KAIZEN kommt der jeweils nächsten Stufe im
Wertschöpfungsprozeß einer Unternehmung eine besondere Bedeutung zu.
Die weiterverarbeitende Stelle wird als interner Kunde der vorgelagerten
Stufe angesehen. So wie einen externen Kunden der Unternehmung gilt es, diesen
internen Kunden zu bedienen und seinen Wünschen und Anforderungen gerecht
zu werden. Damit durchzieht die Unternehmung ein Netz von internen
Kunden–Lieferanten–Beziehungen wie in
Abbildung 3.5 dargestellt.
Abbildung 3.5 Die Kunden–Lieferanten–Beziehungen einer
Unternehmung
Bei der Betrachtung von Kunden–Lieferanten–Beziehungen erkennt
man wiederum die Orientierung nach
Prozessen.
3.3.1.4 Total Quality Control
IMAI nennt die umfassende Qualitätskontrolle (Total Quality Control =
TQC) die ”Autobahn” unter den vielen Wegen zu
KAIZEN.[169]
TQC ist ein systematisch–analytischer Ansatz in Richtung KAIZEN. Sie
beruht auf der Anwendung statistischer Methoden der
Qualitätskontrolle.[170] Voraussetzung
ist, daß die zu bearbeitenden Probleme im größtmöglichem
Ausmaß quantifiziert werden. Es soll ausschließlich mit harten
Fakten gearbeitet werden und nicht mit Vermutungen. Die Werkzeuge der
Total Quality Control werden Seite 70
vorgestellt.
3.3.1.5 Die Standardisierung
Um durchgeführte Verbesserung aufrechterhalten zu können,
muß die Verbesserung standardisiert werden. Daher bedarf KAIZEN auch der
Standardisierung.[171] Durch die
Standardisierung wird sichergestellt, daß nun ausschließlich nach
diesen Methoden gearbeitet und dadurch die Situation auf Dauer verbessert
wird.[172]
Der PDCA–Kreis (”Plan–Do–Check–Action”,
vgl. auch Abbildung 3.6) ist eine
Abfolge von Aktivitäten mit dem Ziel, etwas zu verbessern. Er beginnt mit
einem Plan der eine Analyse der derzeitigen Situation beinhaltet. Dabei werden
Daten gesammelt, die zur Ausarbeitung eines Verbesserungsplanes dienen sollen
(”Plan”). Sobald dieser Plan beendet ist, wird er umgesetzt
(”Do”). Dann wird überprüft, ob seine Umsetzung zur
erwarteten Verbesserung geführt hat (”Check”). Ist das Ergebnis
positiv, wird der letzte Schritt eingeleitet, das heißt, die neuen
Arbeitsmethoden werden standardisiert (”Action”).
Abbildung 3.6 Der
”Plan–Do–Check–Action”–
Zyklus[173]
Abbildung 3.7 zeigt nochmals, wie
wichtig die Standardisierung ist. Sie wirkt wie ein ”Keil”, damit
der durch den PDCA–Kreis erreichte Fortschritt nicht wieder nach unten
”rutscht”.
Abbildung 3.7 Die Standardisierung dient zur Sicherung des erreichten
Zustandes und dient wieder als Ausgangspunkt für verbesserte
Lösungen
Alle Standards zeichnen sich durch folgende Charakteristika
aus[174]:
- Weitergabe der individuellen Erfahrung an die nächste Generation
- Weitergabe der individuellen Erfahrung und des individuellen Know-hows an die Organisation
- Erfahrungssammlung (besonders aufgrund gemachter Fehler) innerhalb der Organisation
- Weitergabe der Erfahrung an den nächsten Arbeitsplatz
- Disziplin unter der Belegschaft
Der einmal festgelegte
Standard sollte für jeden Mitarbeiter der Unternehmung verbindlich sein.
Das Management hat dafür zu sorgen, daß alle Mitarbeiter in
übereinstimmung mit den bestehenden Standards arbeiten. IMAI nennt dies
”Disziplin”.
Im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung sind die Standards jedoch
keineswegs feststehende Ziele, von denen keine Weiterentwicklung mehr ausgeht.
Sie sind lediglich Ausgangspunkt für verbesserte
Lösungen.
3.3.2 DIE ZIELE VON KAIZEN
Der Erfolg der Verbesserung stellt sich nur langsam ein und ist nicht so
leicht meßbar.[175] Neben den
E–Kriterien müssen daher auch die P–Kriterien herangezogen
werden. Da KAIZEN nicht nur auf den wirtschaftlichen Nutzen fixiert ist, strebt
es allgemein folgende Ziele
an:[176]
- Entwicklung des Fähigkeitspotentials der Mitarbeiter — Verbesserung der Arbeitsleistungen,
- Partizipation — Entwicklung und Aktivierung der Organisationsstruktur, sowie
- Nutzen — materieller und immaterieller.
Jede Unternehmung sollte die Zielkriterien des
KAIZEN–Prozesses individuell festlegen. Die Zielsetzung sollte
folgende Merkmale
aufweisen:[177]
- Verbesserungsaktivitäten gelten als Teil der bestehenden Arbeitsaufgaben jedes Mitarbeiters und sollten daher von jedem erwartet werden.
- Die besten Verbesserungen sind diejenigen, die im eigenen Arbeitsbereich durchgeführt werden.
- Bereits durchgeführte Verbesserungen sollten als besonders wichtig hervorgehoben und gefördert werden. Mitarbeiter reichen solche Vorschläge an ihre direkten Vorgesetzten weiter.
- Verbesserungsvorschläge für andere Abteilungen werden als ”Referenzvorschläge” betrachtet und sind nur als ”zusätzliche Meinung” von Nutzen.
Die
Identifikation von Problemen ist die Voraussetzung für eine Verbesserung.
Wichtiger ist allerdings, daß für ein Problem auch ein
Verbesserungsvorschlag entwickelt wird. Doch nur wenn dieser Vorschlag
realisiert wird und sich in der Praxis bewährt, ist wirklich eine
Veränderung erreicht. Es werden darum die drei
Problemlösungsebenen
Problemidentifikation, Verbesserungsvorschlag und
Realisation unterschieden. Hier läßt sich auch wieder der
Bezug zum PDCA–Kreis
herstellen.
3.3.2.1 Die Identifikation von Problemen
KAIZEN beginnt bei einem Problem, genauer gesagt: mit dem Erkennen eines
Problems. Wo keine Probleme sind, gibt es auch kein Potential für
Verbesserung. Alles, was sich im Wirtschaftsleben auf den nächsten
Prozeßschritt, ob Kollege am Fließband oder externer Kunde der
Unternehmung, störend auswirkt, stellt ein Problem dar. Wichtig in diesem
Zusammenhang ist, daß die wahre Problemursache gefunden und daß mit
Fakten und nicht mit Vermutungen gearbeitet wird.
Die Identifizierung der Probleme setzt bereits eine gewisse Fach– und
Methodenkompetenz voraus. Mit Hilfe der TQC (vgl. S. 53) lassen sich
Problembereiche ermitteln und mit Hilfe der 5–Warum (vgl. S. 68)
hinterfragen. Mit den Sieben Statistischen Werkzeugen (vgl. S. 70) können
ebenfalls die Probleme identifiziert bzw. deren Priorität ermittelt
werden.
3.3.2.2 Der Verbesserungsvorschlag
Um einen Zustand zu verbessern, reicht es nicht alleine aus, die Probleme
aufzuzeigen. Es müssen Verbesserungsmöglichkeiten gefunden
werden.
Die Bedingungen, was zu einem Vorschlag gehört und wann ein Vorschlag
als solcher akzeptiert wird, müssen von der Unternehmungsleitung anhand auf
die Unternehmung bezogener Zielkriterien festgelegt werden. Priorität haben
dabei einfache und günstige Lösungen, die sofort umgesetzt werden
können. Um zu entscheiden, ob ein Verbesserungsvorschlag ein
Verbesserungsvorschlag im Sinne von KAIZEN ist, muß zwischen den
regulären Arbeitsaufgaben und KAIZEN–Aktivitäten eines
Mitarbeiter unterschieden werden. In dem Augenblick, in dem ein Mitarbeiter die
Methode ändert, wie sie in der Stellenbeschreibung vorgeben ist (oder wie
es einfach schon immer gemacht wurde) führt er eine kreative Verbesserung
durch. KAIZEN setzt voraus, daß sich jeder Mitarbeiter Gedanken über
Verbesserungen macht, mit denen die Unternehmung ihre Ziele schneller und
präziser erreicht, um die Arbeitsprozesse sicherer, zufriedenstellender und
produktiver zu gestalten.
Eine Idee hat erst dann einen Wert, wenn sie realisiert worden ist.
Kostenintensive Vorschläge lassen sich nur schwer verwirklichen. Deshalb
sollte man im Rahmen von Vorschlagsaktivitäten Findigkeit und
Originalität einen höheren Stellenwert beimessen als hohen
Aufwendungen. Die Konzentration auf diese beiden Merkmale ebnet Vorschlägen
den Weg, die sich problemlos in die Praxis umsetzen lassen. Die effektivsten
Methoden sind diejenigen, die nicht viel kosten, von Einfallsreichtum zeugen und
ohne weiteres in greifbaren Ergebnissen Niederschlag
finden.[178]
3.3.2.3 Die Realisation
Viele Unternehmungen besitzen ein Vorschlagswesen, welches die Mitarbeiter
zur Erarbeitung von Verbesserungsideen anhalten soll. Die besten Unternehmungen
fördern aber auch die Fähigkeit ihrer Mitarbeiter, solche
Verbesserungsideen selbst auszuführen. Ideen, die von den Mitarbeitern
selbst entwickelt worden sind, sollten auch von ihnen selbst ausgeführt
werden.[179] IMAI ist der Meinung, daß
der Großteil der Vorschläge von den Arbeitern selbst umgesetzt werden
kann.[180] Ziel muß es daher sein, die
Mitarbeiter dazu zu bringen, die notwendigen Schritte zu unternehmen, damit die
Vorschläge in der Praxis
funktionieren.[181]
Manche Unternehmungen verfolgen sogar die Strategie, ausschließlich
solche Vorschläge zu akzeptieren, die bereits realisiert sind. Genau
genommen, läßt sich dieses System nicht mehr als
”Vorschlagssystem” bezeichnen. Einige Unternehmungen haben daher den
Namen ihrer Systeme in ”KAIZEN–Berichtssystem”
geändert.[182]
PETERS/WATERMAN sind ebenfalls der Auffassung, daß der entscheidende
Faktor für geschäftlichen Erfolg darin besteht, an irgendein
praktisches Problem direkt heranzugehen und es aus der Welt zu schaffen —
und zwar
sofort.[183]
3.4 DIE ORGANISATION DES KAIZEN–VORSCHLAGWESENS
Zur Erläuterung der Organisatorischen Rahmenbedingungen für
KAIZEN wird hier zwischen Ablauf– und Aufbauorganisation unterschieden,
wobei sich die Aufbauorganisation aus der Ablauforganisation
ergibt.
DIE ABLAUFORGANISATION
In der Praxis ergibt sich der in
Abbildung 3.8 dargestellte allgemeine
Ablauf.
Abbildung 3.8 Der allgemeine Ablauf beim Einreichen eines
Verbesserungsvorschlages
Die in diesem Ablauf enthaltenen Elemente Vorschlagsformular,
Prüfung des Vorschlages, Realisierung und Belohnung
werden nachfolgend
erläutert.
3.4.1.1 Das Vorschlagsformular
Mündliche Informationen reichen für einen Verbesserungsvorschlag
nicht aus: ”Do not only think it, ink it!” Die Forderung nach einer
schriftlichen Einreichung hat folgende Vorteile:
[184]
- Nur wenn eine Idee zu Papier gebracht worden ist, können Außenstehende die tatsächlichen Arbeitsumstände und Verbesserungen verstehen, die vorgeschlagen bzw. bereits realisiert wurden.
- Die Mitarbeiter werden sich über ihr Handeln bewußt.
- Der Verbesserungsvorschlag kann einer Gruppe oder einem Mitarbeiter zugeordnet werden, er wird ”personalisiert”.
- Es wird eine klare Abgrenzung ermöglicht zwischen Abteilungen, die kreative Arbeitsmethoden und –verfahren fördern, und solchen, die am Status quo festhalten.
Der
hiermit verbundene ”Formalismus” muß auf ein Minimum
beschränkt bleiben, um die Kreativität der Mitarbeiter nicht schon im
Keim zu ersticken. Auf dem Formular sollten daher nur der Name des Einreichers
und eine kurze Beschreibung der Verbesserung eingetragen werden. Ein oder
zwei Sätze reichen in der Regel aus, um den Vorschlag zu erläutern. Um
den Mitarbeiter bei dem Verbesserungsprozeß zu führen, empfiehlt es
sich, ihn zu befragen, warum seiner Meinung nach mit dem eingereichten Vorschlag
eine Verbesserung erreicht werden kann. Durch Ankreuzen eines oder mehrerer
Kästchen muß er sich entscheiden, ob sein Vorschlag kostenreduzierend
ist, die Qualität erhöht wird oder ob sich
z. B. die Arbeitssicherheit dadurch erhöht.[185] Die hier möglichen Antwortmöglichkeiten ergeben sich aus den Zielkriterien der Unternehmung (vgl. S. 55).
z. B. die Arbeitssicherheit dadurch erhöht.[185] Die hier möglichen Antwortmöglichkeiten ergeben sich aus den Zielkriterien der Unternehmung (vgl. S. 55).
3.4.1.2 Die Prüfung
Der direkte Vorgesetzte des Mitarbeiters, der den Verbesserungsvorschlag
einbringt, sollte die Prüfung durchführen. Die Prüfung eines
Vorschlages ist für die Mitarbeiter am wichtigsten. Sie ist oft ein
Hindernis für die Entwicklung von Verbesserungsvorschlägen. KAIZEN
zielt auf viele kleine Verbesserungsvorschläge ab. Daher muß
folgendes beachtet werden:[186]
- Die Bewertungsmaßstäbe sind möglichst einfach zu halten.
- Vorschläge müssen schnell geprüft und ausgewertet werden.
- Bei Vorschlägen, die geprüft und ausgewertet wurden, muß die Entscheidung unverzüglich folgen.
Dies läßt sich weitgehend mit der auf Seite 61
vorgeschlagenen Blitzbewertungstabelle
verwirklichen.
3.4.1.3 Die Realisierung
Eine lebendige, kreative Atmosphäre innerhalb der Unternehmung kann
nur erreicht werden, wenn Mitarbeitern gestattet wird, ihre eigenen Probleme zu
orten und zu lösen. Ein System, in dem Vorschläge weit weg von der
Problemquelle ausgewertet werden, kann einer Organisation keine Dynamik
verleihen.[187]
Verbesserungsvorschläge sollten daher vom direkten Vorgesetzten
geprüft werden und die Umsetzung nach Möglichkeit vom Mitarbeiter
selbst durchgeführt werden. Die Möglichkeit dazu ist mit einer
”Verbesserungsecke” gegeben (vgl. Seite 69). Hier befinden sich
einfache Werkzeuge und Materialien, mit denen beispielsweise Hilfskonstruktionen
vom Mitarbeiter hergestellt werden
können.
3.4.1.4 Die Belohnung der Mitarbeiter
Obwohl das japanische Vorschlagswesen Prämienzahlungen vorsieht, wird
der finanzielle Aspekt in der Regel nicht in den Vordergrund
gerückt.[188] Die Beteiligung der
Mitarbeiter am KAIZEN–Vorschlagswesen soll neben der Aussicht auf eine
Prämie vor allem durch folgende Anreizmechanismen
geschehen:
- Die Möglichkeit den eigenen Arbeitsplatz zu gestalten,
- die Möglichkeit, die verwendeten Arbeitsmethoden zu verbessern,
- die Mithilfe bei der Stärkung der Unternehmung[189], sowie durch einen
- Wettbewerb unter den Mitarbeitern bzw. Arbeitsgruppen.[190]
Um im
Sinne von KAIZEN Wert auf die vielen kleinen Verbesserungsmöglichkeiten zu
legen, liegt es nahe, ”Punktesysteme” einzuführen.
Zusätzlich oder anstatt einer Prämie erhält der Mitarbeiter
für seinen Vorschlag Punkte. Diese werden entweder seinem Punktekonto
gutgeschrieben oder der Mitarbeiter erhält sie in Form eines Gutscheins.
Dadurch hat er die Möglichkeit, die Punkte mehrerer angenommener
Vorschläge zu kumulieren und diese dann gegen eine Sach– oder
Geldprämie einzutauschen. Das neugestaltete Betrieb-
liche Vorschlagswesen der Adam Opel AG verfährt nach diesem Muster.[191]
liche Vorschlagswesen der Adam Opel AG verfährt nach diesem Muster.[191]
Denkbar wäre auch in regelmäßigen Abständen eine
Verlosung durchzuführen. Die von einem Mitarbeiter gesammelten Punkte
ergeben die Anzahl der Lose, die er in die Lotterie einbringen kann.
Punktesysteme haben zum einen den Vorteil, daß der Fokus auf die
häufige Abgabe von Verbesserungsvorschlägen gelegt wird und zum
anderen, daß kein Mitarbeiter ”Skrupel” davor hat, einer
seiner Meinung nach noch so geringwertigen Verbesserungsvorschlag einzubringen
(Vgl. hierzu auch die systemimmanenten Barrieren auf S. 32 f.).
Um ein Vorschlagssystem zu fördern, das öffentlich ist und das
Miteinander fördert, erneuerte die Mettler–Toledo GmbH in Albstadt
ihr Vorschlagswesen:[192] Die Mitarbeiter
sind angehalten, ihren Namen und die Namen aller Mitarbeiter, die ihnen bei der
Umsetzung einer Verbesserungsidee behilflich waren, auf dem Vorschlagsformular
anzugeben. Für jeden angegebenen Namen zahlt die Geschäftsleitung 10
DM in einen Prämientopf. Dieser Prämientopf wird zum Jahresende
ausgeschüttet (etwa in Form eines Betriebsfestes), so daß jeder
Mitarbeiter gleich viel erhält. Es kommt nicht darauf an, wie sehr er sich
beteiligt hat, ob er viele Verbesserungen verwirklichte oder eventuell gar
keine. Es wird nicht nachgeprüft, ob die Verbesserung, die gemeldet wurde,
real geschehen ist, es ist eine Frage des Vertrauens und der
Eigenverantwortlichkeit. Die realisierten Verbesserungsvorschläge werden
durch ein Zwei–Mann–Team geprüft, um diese gegebenenfalls
wieder rückgängig zu machen, falls sie etwa nicht in Einklang mit der
Arbeitssicherheit stehen oder falls keine Verbesserung damit erreicht
wurde.
Der administrative Aufwand wurde dadurch auf ein Minimum reduziert. Es wird
keine Statistik geführt, wer sich wie oft am Vorschlagswesen beteiligt hat.
Trotzdem erhält jeder Mitarbeiter die gleiche Prämie. Auf Mitarbeiter,
die sich nicht beteiligt haben, wird so ein leichter Druck ausgeübt, der
sich jedoch im Innern des Mitarbeiters
abspielt.[193]
Neben den Punktesystemen bleibt natürlich noch die Möglichkeit,
den Mitarbeiter mit einer Geldprämie zu belohnen. Umständliche
Berechnungsverfahren der Prämie verzögern jedoch den
Verbesserungsprozeß. Eine Blitzbewertungstabelle erleichtert die
Bewertung und führt Mitarbeiter und Vorgesetzte. Da vor allem
Veränderungen erwünscht sind und nicht nur Vorschläge bzw.
Problemidentifikationen, wird dies durch ein solches Formular wie in
Abbildung 3.9 berücksichtigt.
Abbildung 3.9 Ein Beispiel für eine
Blitzbewertungstabelle[194]
Die Prämien, die in
Abbildung 3.9 angegeben sind,
entsprechen denen in japanischen Firmen.
Die Zeilen der Blitzbewertungstabelle deuten die verschiedenen
Problemlösungsebenen an, wie sie auf Seite 56 angesprochen wurden. In der
obersten Zeile sind die Prämien für die Realisierung einer
Verbesserung, in der mittleren die Prämien für
Lösungsvorschläge und in der unteren Zeile die Prämien für
Problemidentifikationen angegeben. Drei Bewertungsmaßstäbe stehen zur
Auswahl: Ist die Realisation / der Lösungsvorschlag / die
Problemidentifikation sehr gut, gut oder nur mäßig gelungen? Durch
Ankreuzen wird die Prämienhöhe ermittelt.
Ein Vorschlagsformular kann ebenfalls zur Selbstbewertung anregen und zwei
Blitzbewertungstabellen beinhalten. Die erste Tabelle wird vom Mitarbeiter
ausgefüllt und dient dazu, den eigenen Vorschlag zu beurteilen. Der
Prüfer füllt die zweite Tabelle im Rahmen der offiziellen Bewertung
aus. Die Selbstbewertung hat mehrere
Vorteile:[195]
- Dem Mitarbeiter wird der Inhalt des Vorschlages klarer.
- Der Prozeß der überprüfung und Anleitung wird beschleunigt, da die Gründe für die schriftliche Ausarbeitung des Vorschlags erläutert sind:
- Der Mitarbeiter möchte auf ein bestehendes Problem hinweisen.
- Der Mitarbeiter möchte, daß seine Vorschläge beurteilt und angenommen werden.
- Der Mitarbeiter möchte, daß andere die Auswirkungen seiner Verbesserung anerkennen.
Bei der Festsetzung
der Prämie ist zu beachten, daß die Qualität eines
Vorschlages durch den Beitrag zur Realisierung der Firmenziele definiert
wird[196] (vgl. S.
55).
3.4.2 AUFBAUORGANISATION
Die Aufbauorganisation muß dem Umstand Rechnung tragen, daß
verschiedene Akteure bei dem kontinuierlichen Verbesserungsprozeß
beteiligt sind. Dies sind zum einen die Mitarbeiter als Einzelpersonen
bzw. informelle Gruppen. In diesem Zusammenhang spricht IMAI vom
personenorientierten KAIZEN (vgl. S. 71). Die organisierten
Problemlösungsgruppen stellen die anderen Akteure im Vorschlagswesen
dar. Die einzelnen Organisationsformen schließen sich keineswegs aus. So
kann zum Beispiel das personenorientierte KAIZEN wichtige Impulse für die
Arbeit in den Problemlösungsgruppen
geben[197].
KAIZEN setzt ein Vertrauensverhältnis unter den Mitarbeitern und
zwischen den Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten sowie der Unternehmungsleitung
voraus. Der Fokus liegt daher auf der Schaffung einer effektiven
Ablauforganisation. Kontrollinstanzen, formalisierte und bürokratisierte
Entscheidungswege würden dem Gedanken von KAIZEN widersprechen,
Verbesserungen in Form von vielen kleinen Verbesserungsvorschlägen zu
erreichen.
3.4.2.1 Die Koordinierungsstelle für das personenorientierte KAIZEN
Um bei Problemen und Beschwerden einen Ansprechpartner und Vermittler zu
haben, empfiehlt sich eine Koordinierungsstelle mit folgenden Aufgaben:
[198]
- Vermittlung bei Streitigkeiten
- Beratung von Vorgesetzten
- Durchführung von Werbemaßnahmen für das KAIZEN–Vorschlagswesen
- Führen von Statistiken
Da der Prozeß der
Vorschlagsprüfung, –belohnung und weitgehend auch –realisierung
auf die Ebene von Mitarbeiter und direktem Vorgesetzten verlagert wurde, ist die
Aufgabe einer solchen Koordinierungsstelle vor allem die Schaffung von
geeigneten Rahmenbedingungen für das personenorientierte
KAIZEN.
3.4.2.2 Die Kontroll– und Steuerungsstelle für Aktivitäten von Problemlösungsgruppen
Erfahrungsgemäß ist es notwendig, einen speziellen Koordinator
in Form einer offiziellen Kontroll– und Steuerungsstelle für die
Arbeit von Problemlösungsgruppen zu benennen. Er muß genügend
Prestige in der Unternehmungshierarchie genießen, um auch nach außen
die Bedeutung der Arbeit der Problemlösungsgruppen zu
dokumentieren.[199]
Eine offizielle Kontroll– und Steuerungsstelle hat zur Aufgabe, die
Arbeit der Gruppen organisatorisch zu unterstützen und zu fördern. Sie
kann ebenfalls die Aufgaben der Koordinierungsstelle für das
personenorientierte KAIZEN übernehmen. Eines der ersten Aufgaben dieses
Büros dürfte das Ausarbeiten und Ausgeben von
Informationsblättern sein, die Auskunft über das Erstellen formaler
Verbesserungsvorschläge geben. Solche Informationsschriften erhöhen
die Anzahl der Verbesserungsvorschläge und fördern eine zunehmende
Betriebsamkeit der
Mitarbeiter.[200]
Die Kontroll– und Steuerungsstelle kann auch interessante Beispiele
aus der Arbeit der Problemlösungsgruppen oder Vorschläge von
Mitarbeitern auswählen. Diese können dann innerhalb der Unternehmung
publiziert werden, um so alle zu
inspirieren.
3.4.3 DIE VORAUSSETZUNGEN FüR KAIZEN
Bisher wurden die Ziele von KAIZEN und die Umsetzung in eine Unternehmung
besprochen. Um den KAIZEN–Prozess effektiv zu gestalten, bedarf es einiger
Voraussetzungen.
3.4.3.1 Sauberkeit und Disziplin
Bei der Durchsicht japanischer Managementliteratur fällt immer wieder
auf, wie sehr der Aspekt der Sauberkeit und Disziplin betont wird. Die Autoren
sind der Meinung, daß Reinigungsarbeiten notwendig sind, bevor mit der
Verbesserung überhaupt erst begonnen werden kann. Obwohl Sauberkeit so
einfach klingt, ist sie die schwierigste Hürde. Sauberkeit und Ordnung wird
fast immer in Zusammenhang mit KAIZEN erwähnt. Ordnung halten heißt
Unnötiges entfernen. An sauberen Maschinen kann man Problempunkte, wie
beispielsweise Haarrisse, viel leichter erkennen als an schmutzigen. Zudem
erhöht sich die Arbeitssicherheit dadurch wesentlich. Erst wenn sich die
Arbeiter an das Sauberhalten ihres Arbeitsplatzes gewöhnt haben, kann man
von disziplinierten Arbeitern
reden.[201]
Die 5–S–Bewegung ist nach den Anfangsbuchstaben von fünf
japanischen Begriffen benannt, die alle mit ”S” beginnen: Seiri,
Seiton, Seiso, Seiketsu und
Shitsuke[202].
Abbildung 3.10 Die Bedeutung der 5-S
Es läßt sich eine Korrelation zwischen Disziplin und Leistung
aufzeigen. Untersuchungen in Schulklassen weisen nach, daß in der Regel
dort gut gearbeitet wird, wo konsequente Disziplin herrscht: ”von den
Schülern wird Pünktlichkeit erwartet; die Hausaufgaben werden
regelmäßig abgegeben und benotet. Dies sind auch genau die Klassen,
in denen positives Feedback, gute Zeugnisse, verdientes Lob und laufende
Betreuung durch den Lehrer an der Tagesordnung stehen. Eigenständigkeit
wurzelt in Disziplin. Die Disziplin (das gemeinsame Selbstverständnis)
bildet den Rahmen. Sie gibt den Menschen den nötigen Mut (beispielsweise zu
Experimenten), denn sie wissen genau, worauf es letzten Endes
ankommt.”[203]
3.4.3.2 Information, Kommunikation und Visualisierung
KAIZEN bedeutet auch das Streben nach vereinfachten Abläufen in der
gesamten Unternehmung. Hierzu ist die vollständige Transparenz aller
Arbeitsabläufe und Vorgänge in der Unternehmung zwingende
Voraussetzung.[204]
Information ist der einzige ”Stoff”, der sich durch Austausch
vermehrt. Tauschen zwei Partner ihre Informationen aus, die jeder besitzt,
so verfügen beide danach über mehr Informationen. Mit–Teilen
stärkt die Unternehmung, nicht
Ab–Teilen.[205]
Information ist allerdings ein ”verderbliches Gut”.
Informationen, die zwar eingeholt, aber nicht richtig verwendet werden,
”verderben” sehr schnell. Ein Manager, der Informationen nicht an
die richtigen Personen weitergibt und ein Management, welches nicht über
ein System zur richtigen Verwendung von Informationen verfügt, leisten
ihrer Unternehmung einen schlechten Dienst und sind für verpaßte
Gelegenheiten und vergeudeter Zeit
verantwortlich.[206] Kommunikation und
Information muß nicht nur von unten nach oben, sondern auch von oben nach
unten erfolgen. Frühe Informationen bei beabsichtigten Veränderungen
und Diskussionen der Auswirkungen sind genauso wichtig wie die Anregung zu
Verbesserungsvorschlägen.[207] Durch
eine offene Informationspolitik in der Unternehmung wird erreicht,
daß
- Mitarbeiter stets daran erinnert werden, Verbesserungen anzustreben und
- ein innovations– und verbesserungsfreundliches Klima geschaffen wird.
Für KAIZEN muß ein kommunikationsfreudiges Umfeld
geschaffen werden. In vielen Unternehmungen behalten die Mitarbeiter ihre
Informationen für sich, aus Angst, die Existenzberechtigung für ihren
Arbeitsplatz zu verlieren.
Beispiele für Maßnahmen, um die Kommunikation der Mitarbeiter
untereinander zu fördern,
sind:[208]
- Werksführungen für Familienangehörige
- Ausstellungen über betriebliche Aktivitäten für die Familien
- Ehrungen für herausragende Leistung, lange Betriebszugehörigkeit, für Beiträge zur Arbeitssicherheit etc.
- Wettbewerbe zwischen Abteilungen
- Willkommensfeiern für neue Mitarbeiter
- Möglichkeit, andere Werke zu besuchen
- Schwarzes Brett und Werkszeitungen
- Briefe des Präsidenten an die Mitarbeiter
- Hausinternes ”Guinness Buch der Rekorde”
- Regelmäßige Besprechungen mit der Geschäftsleitung
Treffen der Mitarbeiter nach der Arbeit
müssen in entspannter und geselliger Atmosphäre ablaufen. Vorgesetzte
sollten sich darum bemühen, bei den Aktivitäten nach der Arbeit
ebenfalls dabei zu sein.[209] Die sozialen
Aktivitäten nach der Arbeit werden zur Grundlage des Erfolges der Treffen
und Gesprächsrunden, die während der Arbeitszeit
stattfinden.[210] Bei Treffen während
der Arbeitszeit sollte besonderen Wert auf Effizienz gelegt werden. Es ist
besser viele kurze Treffen abzuhalten als wenige lange. Indem keine
Sitzgelegenheiten zur Verfügung gestellt werden, dauern die Treffen nur
solange, ”wie die Beine mitmachen”.
Das Sprichwort ”Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg” hat
offenbar eine solide wissenschaftliche Grundlage. Motivationsforscher stellten
fest, daß der wichtigste Faktor bei motivierten Personen ganz einfach ihre
Wahrnehmung des eigenen Erfolges ist.[211]
Information sollte daher immer auch visualisiert werden: auf Wandtafeln,
Wandzeitungen, in Firmenzeitschriften etc. Offen zugängliche Information
als Grundlage für Vergleiche mit Kollegen ist überraschenderweise der
grundlegende Kontrollmechanismus in den
Spitzenunternehmen.[212] Die Visualisierung
von bereits realisierten Verbesserungsvorschlägen unterstützt den
Prozeß der Verbesserung und gibt oft Anregungen für andere
Mitarbeiter.
3.4.3.3 Die Hilfsmittel innerhalb von KAIZEN
Der KAIZEN–Prozeß muß wirksam durch verschiedene
Hilfsmittel und Methoden unterstützt werden. Nachfolgend werden einige
Beispiele
aufgezeigt.
DIE 5 WARUM: BEI JEDEM PROBLEM 5X FRAGEN!
ALFRED HERRHAUSEN sagte einmal, daß man durch nichts mehr Zeit
verliert, als dadurch, etwas nicht zu Ende zu denken. PIRSIG ist der Meinung,
daß wenn man etwas überstürzen will, einem nichts mehr daran
liegt und man zu anderen Dingen übergehen
möchte.[213]
Die Methode der 5–Warum zielt darauf ab, die wahre Ursache eines
Problems zu identifizieren. Man darf sich nicht mit oberflächliche
Erklärungen zufriedengeben. Ein Beispiel verdeutlicht
dies:[214]
- Es wird ein fehlerhaftes Teil gefunden — Warum?
- Die Maschine hält die erforderliche Toleranz nicht ein — Warum?
- Es gibt keine Zeit die Mitarbeiter einzulernen — Warum?
- Sie kündigen oft — Warum?
- Die Arbeit ist monoton — Warum?
- Die Aufgabenteilung ist verbesserungswürdig è Arbeitsorganisation anders gestalten!
Bereits
1955 wies LOHMANN auf die ”Zusammenhänge der tieferen
Verlustquellen” hin (Vgl.
Abbildung 3.11).
Abbildung 3.11 Zusammenhänge der tieferen
Verlustquellen[215]
Er verdeutlicht plastisch, wie tiefere Ursachengruppen der zweiten, dritten
Ordnung usw. interdependent sind. Verbindungen tieferer Ursachen treten
häufig erst bei eingehender Untersuchung zu
Tage.[216]
VERBESSERUNGSECKE
Um erfolgreiche Verbesserungsvorschläge besser visualisieren zu
können, ist es empfehlenswert, in jedem Arbeitsbereich eine Ecke zu
reservieren, in welcher diese dargestellt werden können. Hier werden dann
auch die Mitarbeiter und deren Aktivitäten darstellt, aber auch
beispielsweise die Anzahl der hier abgegebenen Verbesserungsvorschläge.
Damit Mitarbeiter aus anderen Bereichen eine Idee aufgreifen können, werden
hier auch Werkzeuge ausgestellt, die aufgrund von Vorschlägen verbessert
werden können.[217] Die
Verbesserungsecke schließt auch die für Verbesserungen
benötigten Werkzeuge und Geräte mit ein, so daß die Mitarbeiter
vor Ort einfache Verbesserungen direkt umsetzen
können.[218]
PROBLEMLöSUNGSWERKZEUGE
IMAI nennt die Sieben Statistische Werkzeuge, die zum Einsatz
kommen, wenn Daten verfügbar sind und die Aufgabe darin besteht, diese
Daten zur Lösung eines bestimmten Problems zu
analysieren[219]:
- Pareto-Diagramm: Dieses Diagramm klassifiziert Probleme nach deren Ursache und Auftreten.
- Ursache-Wirkungs-Diagramm: Dieses Diagramm (auch ”Fischgräten” — oder ”Ishikawa–Diagramm”) wird zur Darstellung von Einflußfaktoren eines Prozesses oder einer Situation verwendet.
- Histogramm: Zeigt die Verteilung von Meßdaten an.
- Kontrollkarten: Hier werden Meßdaten in einer Zeitreihe erfaßt, die zwischen einer oberen und einer unteren Grenzen liegen müssen.
- Streuungsdiagramm: Im Streuungsdiagramm werden die Werte von zwei zueinander in Beziehung stehenden Faktoren dargestellt.
- Kurven: Darunter werden unterschiedliche Diagrammtypen wie Balken–, Kreis– oder etwa Liniendiagramme zusammengefaßt.
- Prüfformulare: Dienen zur Darstellung der Ergebnisse von Routineprüfungen in Form einer Tabelle.
Die Neuen Sieben
Werkzeuge werden in Situationen angewendet, in denen nicht alle zur
Problemlösung notwendigen Daten zur Verfügung
stehen[220]:
- Beziehungsdiagramm: Dieses Diagramm klärt die wechselseitigen Beziehungen innerhalb einer komplexen Situation durch Einbeziehung vieler miteinander zusammenhängender Faktoren.
- Affinitätsdiagramm: Eine Brainstorming–Methode.
- Baumdiagramm: Es ist eine Erweiterung der Funktionsanalyse und kommt bei der Darstellung der Zusammenhänge zwischen Zielen und Maßnahmen zum Einsatz.
- Matrixdiagramm: Das Matrixdiagramm zeigt die Zusammenhänge zwischen zwei verschiedenen Faktoren. Es wird häufig dazu eingesetzt, um Qualitätsanforderungen in technische Spezifikationen und dann in Produktionsanforderungen zu übersetzen.
- Matrixdiagramm zur Datenanalyse: Es liefert numerische Ergebnisse und ergänzt damit das Matrixdiagramm.
- Diagramm zur Entscheidungsfindung
- Pfeildiagramm: Die zur Umsetzung eines Plans erforderlichen Schritte werden in Form eines Netzwerks dargestellt.
WERTANALYSE
Die Wertanalyse[221] ist eine Methode,
um Kosten–, Funktions–, Termin–, Qualitäts– und
Leistungsziele zu erreichen. Sie ist ein System zum Lösen komplexer
Probleme. Damit können beispielsweise Dienstleistungen, Organisations- und
Verwaltungsabläufe neu gestaltet werden. Das Wesentliche der Wertanalyse
besteht darin, daß alle Bewegungsabläufe, die nicht tatsächlich
zu einer Wertsteigerung des Produktes beitragen, als unwirtschaftlich in
Erscheinung treten. Bei einer Durchführung von Verbesserungsmaßnahmen
vermag eine Wertanalyse gewöhnlich einige unnötige Arbeitsabläufe
zu eliminieren.
Die von den Arbeitern angeregten Verbesserungen beziehen sich in der Regel
eher auf Gegenstände und Maßnahmen, welche die Arbeit erleichtern
oder sie ihnen angenehmer macht und weniger auf Modifikationen, die sich auf den
gesamten Wertschöpfungsprozeß niederschlagen. Oft stehen
überlegungen im Vordergrund wie: ”Wir würden effizienter
arbeiten, wenn wir anstatt eines Winkelschraubenschlüssels eine Ratsche
benutzen würden.” Wenn man das Thema jedoch im Zusammenhang mit den
Prozeßabläufen vorher und nachher angeht, entdeckt man vielleicht,
daß die Verwendung eines Schlagschraubenschlüssels oder gar das
Ersetzen der betreffenden Schraube durch einen bestimmten Klebstoff die
effizienteste Methode
wäre.[222]
Die Anwendung der Wertanalyse bedarf zuvor eingehender Schulung der
Mitarbeiter. Sie ist eine Methode, die, bedingt durch ihre Komplexität, am
besten innerhalb von Problemlösungsgruppen angewendet
wird.
3.5 DIE AKTEURE DES KAIZEN
KAIZEN bezieht jeden Mitarbeiter innerhalb der Unternehmung mit ein. Diese
lassen sich in drei Personengruppen unterscheiden, die nachfolgend speziell
betrachtet werden:
Einzelne Mitarbeiter, Gruppen und das Management.
Einzelne Mitarbeiter, Gruppen und das Management.
Abbildung 3.12 Die Personengruppen bei
KAIZEN[223]
Diese Personengruppen einer Unternehmung haben unterschiedliche Aufgaben
und Stärken. Der KAIZEN–Prozeß muß diesem Umstand
Rechnung
tragen.
3.5.1 DER MITARBEITER
Die Mitarbeiter an der Quelle der Wertschöpfung sind diejenigen, die
das größte Know–how in diesem Bereich haben. Sie erbringen die
eigentliche Wertschöpfung der Unternehmung, nicht aber die Verwalter dieser
Tätigkeiten oder ihre Vorgesetzten.[224]
Jeder Mitarbeiter sollte daher die Möglichkeit haben, die seinen
Arbeitsplatz betreffenden Angelegenheiten zu verbessern. Der Fokus beim
personenorientierten KAIZEN wird bei den änderungsmaßnahmen auf den
motivationsfördernden Aspekt für die Mitarbeiter gelegt, nicht auf den
direkten wirtschaftlichen
Nutzen.[225]
Exakte Stellenbeschreibungen und klar abgegrenzte Kompetenzbereiche
behindern den KAIZEN–Prozeß. Ein Mitarbeiter, der seine Arbeit
verbessern will, sollte sich für den ihm vorgelagerten Bereich
interessieren, von dem er beliefert wird. Die anderen Mitarbeiter müssen
einbezogen werden. In jedem Bereich mit mehr als einem Arbeiter gibt es
”Grauzonen der Arbeit”. Für diese ist keine definierte
Einzelperson verantwortlich, sondern der, der eben gerade da ist. Wenn sich
dieser Arbeiter unter Berufung auf seine Stellenbeschreibung weigert, mehr zu
tun als formal von ihm verlangt wird, besteht wenig Hoffnung auf KAIZEN. IMAI
verweist darauf, daß japanische Arbeiter große Bereitschaft zeigen,
sich solcher Grauzonen anzunehmen. Wegen des Systems der lebenslangen
Beschäftigung haben sie nichts zu befürchten, wenn ein Kollege einen
Teil seiner Arbeit übernimmt, es wirkt sich weder auf ihren Lohn noch auf
die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes
aus.[226]
Die Mitarbeiter müssen daher nicht aufgaben– sondern
prozeßorientiert denken und handeln. Steuerungs– und
Regelungstätigkeiten und insbesondere die Fähigkeit zur
Problemlösung bestimmen ihre
Arbeit.[227]
3.5.2 DIE GRUPPE
Das Konzept der Gruppenarbeit steht heute wieder im Mittelpunkt der
Organisationsentwicklung. Zu unterscheiden sind Arbeitsgruppen, die für
längere Zeit zusammenarbeiten und speziell gebildete
Problemlösungsgruppen (ad–hoc Gruppen), die nach Beendigung
ihrer Aufgabe wieder aufgelöst werden.
Arbeitsgruppen haben allgemein folgende drei Funktionen gleichzeitig
zu erfüllen:[228]
- Produktionsfunktion: Die Mitglieder der Gruppe haben die ihnen übertragenen Aufgaben möglichst effizient auszuführen und ihre Produktionsziele zu erreichen.
- Qualifikationsfunktion: Die Mitglieder haben zur Steigerung der Flexibilität und Produktivität innerhalb der Gruppe ihre Kenntnisse und Fähigkeiten ständig auszubauen, um an mehreren Arbeitsplätzen einsetzbar zu sein und dem technischen Fortschritt folgen zu können.
- Verbesserungsfunktion: Von den Gruppenmitgliedern wird erwartet, daß sie auftretende Probleme im Arbeitsablauf weitestgehend selbst lösen und somit zu einer permanenten Verbesserung im Sinne von KAIZEN beitragen.
Um diese Funktionen
erfüllen zu können, bedarf es einer entsprechenden
Aufgabenstrukturierung, Zeitsouveränität, geeigneter
Handlungsspielräume und einer Teilautonomie der Gruppe. Der Arbeitsplatz
wird neben dem reinen Fertigungsort damit auch zum Problemlösungs–
und Lernort. Die integrierten Gruppen werden damit zu einem
selbststeuernden Teilsystem innerhalb der Organisation, das mit
Unterstützung von außen eigenständig seine Aufgaben zu
erfüllen hat.[229] Gruppenarbeit
bedeutet aber vor allem das bewußte Zusammenbringen von Menschen mit
unterschiedlichen Fähigkeiten und die Auseinandersetzung mit diesen
verschiedenen Ansichten, um sie schließlich zu
vereinen.[230]
Für die einzelnen Gruppenmitglieder bestehen keine exakt festgelegten
Stellenbeschreibungen. Jeder Mitarbeiter sollte in der Lage sein, alle Aufgaben
in der geforderten hohen Qualität zu erfüllen, fehlende Kenntnisse
sich rasch anzueignen, und bereit sein, an der
Lösung des Gesamtproblems mitzuwirken.[231] Der Kollege im Team ist der jeweilige ”Kunde” der Kunden–Lieferanten–Beziehung bzw. das im Wertschöpfungsprozeß nachgelagerte Team stellt den Kunden der Arbeitsgruppe dar.
Lösung des Gesamtproblems mitzuwirken.[231] Der Kollege im Team ist der jeweilige ”Kunde” der Kunden–Lieferanten–Beziehung bzw. das im Wertschöpfungsprozeß nachgelagerte Team stellt den Kunden der Arbeitsgruppe dar.
Gruppenarbeit erweist sich in vielen Fällen als wirtschaftlicher, da
der Problemlösungsprozeß in die Gruppe verlegt wird und nicht
von außenstehenden Spezialisten erfüllt wird. Das Gelingen der
Gruppenarbeit setzt allerdings geeignete organisatorische Rahmenbedingungen
voraus. Der Gruppe muß die Zeit und Möglichkeit gegeben werden,
anfallende Probleme selbst zu lösen und Lösungen sofort umzusetzen.
Fachabteilungen werden dabei als Spezialisten und Berater von den Gruppen
hinzugezogen.
Problemlösungsgruppen werden im Gegensatz zu Arbeitsgruppen für
eine begrenzte Zeit und speziell für eine bestimmte Aufgabe gebildet. Die
Leitung des Teams kann entweder durch den direkten Vorgesetzten ausgeübt
werden oder die Mitarbeiter wählen aus ihrer Mitte einen geeigneten
Kandidaten. Der letztgenannte Vorschlag hat den Vorteil, daß der Leiter
als Kollege betrachtet wird, was — vor allem in der Anfangsphase —
die Bildung einer offenen Atmosphäre erheblich
erleichtert.[232] Der Leiter sollte als
Moderator ausgebildet sein. Die Mitarbeit der Teilnehmer sollte auf freiwilliger
Basis erfolgen.
Die Vorteile der Problemlösungsgruppen erweisen sich meist schon nach
kurzer Zeit:[233]
- Setzen und Erreichen von Gruppenzielen fördert die Teamarbeit
- In Gruppen werden Rollen besser verteilt und koordiniert
- Die Kommunikation zwischen Belegschaft und Management, aber auch zwischen den verschiedenen Arbeitergenerationen wird verbessert
- Verbesserung der Arbeitsmoral
- Die Arbeiter entwickeln neue Fähigkeiten, sammeln Wissen und arbeiten besser zusammen
- Die Gruppen tragen sich selbst und lösen Probleme, um die sich sonst das Management kümmert
- Die Beziehungen zwischen Management und Arbeitnehmervertretung werden entscheidend verbessert
Weitere
Vorteile des Gruppenvorschlags gegenüber dem traditionellen individuellen
Vorschlagswesen liegen auch in der besseren Qualität der Vorschläge,
die ausgereifter und leichter realisierbar
sind.[234]
Bei der Volkswagen AG erfolgt die Arbeit der Problemlösungsgruppen in
”KVP2”–Workshops. Volkswagen führte innerhalb
von einem halben Jahr fast 1600 Workshops durch, die zu signifikanten
Verbesserungen führten. Diese Workshops motivieren die Mitarbeiter zum
intensiven Weitermachen. PETER HARZ berichtet von einer
”Aufbruchsstimmung”, die sich breit
macht.[235]
3.5.3 DAS MANAGEMENT
KAIZEN betrifft jeden, deshalb muß auch das Management seine eigene
Arbeit verbessern. Das japanische Management geht im allgemeinen davon aus,
daß ein Manager mindestens 50 Prozent seiner Zeit der Verbesserung widmen
soll.[236]
Innerhalb der KAIZEN–Philosophie hat das Management zwei
Hauptaufgaben: Erhaltung und Verbesserung. Unter Erhaltung sind
jene Aktivitäten zu verstehen, welche auf Aufrechterhaltung bestehender
technologischer, arbeits– und ablaufmäßiger Standards abzielen.
Dabei ist es wichtig auf die Arbeitsleistung und somit auf E–Kriterien zu
achten. Sobald ein Standard festgelegt ist, muß das Management
sicherstellen, daß er von allen Mitarbeitern befolgt wird. Zur
Verbesserung führen all jene Aktivitäten, die zur Optimierung dieser
bestehenden Standards führen.[237] Der
Manager muß dabei den Prozeß bewerten, der zu einem bestimmten
Ergebnis geführt hat. Dabei hat es der Manager mit P–Kriterien zu
tun.[238]
Die Kreativität der Mitarbeiter hängt vor allem davon ab, in
welchem Ausmaß sie vom Management unterstützt werden. Wenn
Mitarbeiter eines Vorgesetzten keine kreativen
Ideen äußern, liegt das Problem höchstwahrscheinlich bei ihm selbst und nicht bei seinen Mitarbeitern.[239] IMAI betont in diesem Zusammenhang, daß ein wichtiges Kriterium zur Leistungsbeurteilung eines Vorgesetzten die Anzahl der von seinen Mitarbeitern eingereichten Verbesserungsvorschläge ist.[240] Um Verbesserungsvorschläge auf stetiger Basis zu realisieren, müssen sich Mitarbeiter mit Vorgesetzten beraten und um Empfehlungen bitten. Eine solche Kommunikation kann sehr lehr– und aufschlußreich sein. Tatsache ist, daß es sich hier um die wirksamste praxisbezogene Schulung handelt, die man sich vorstellen kann.[241]
Ideen äußern, liegt das Problem höchstwahrscheinlich bei ihm selbst und nicht bei seinen Mitarbeitern.[239] IMAI betont in diesem Zusammenhang, daß ein wichtiges Kriterium zur Leistungsbeurteilung eines Vorgesetzten die Anzahl der von seinen Mitarbeitern eingereichten Verbesserungsvorschläge ist.[240] Um Verbesserungsvorschläge auf stetiger Basis zu realisieren, müssen sich Mitarbeiter mit Vorgesetzten beraten und um Empfehlungen bitten. Eine solche Kommunikation kann sehr lehr– und aufschlußreich sein. Tatsache ist, daß es sich hier um die wirksamste praxisbezogene Schulung handelt, die man sich vorstellen kann.[241]
Viele Mitarbeiter haben Schwierigkeiten bei der Formulierung ihrer Ideen.
Die Vorgesetzten müssen daher diesen Mitarbeitern bei der schriftlichen
Abfassung der Verbesserungsvorschläge behilflich sein oder ein System
entwickeln, an dem auch Mitarbeiter, die eine Aversion gegen das Schreiben
haben, uneingeschränkt teilhaben
können.[242] Vorgesetzte werden damit zu
”aktiven Vorschlagsboxen”[243].
Um die aktive Mitwirkung der Arbeiter am Vorschlagswesen zu fördern,
sollten Vorgesetzte folgende Regeln
befolgen:[244]
- Reagiere auf Verbesserungsvorschläge immer positiv
- Unterstütze die Arbeiter beim Niederschreiben ihrer Ideen
- Finde jede Kleinigkeit heraus, die einen Arbeiter stören könnte
- Stell das Ziel immer klar dar. Beispiel: wie
viele Vorschläge streben wir diesen
Monat an? Auf welches Thema (Qualität, Arbeitssicherheit,...) wollen wir uns konzentrieren? - Fördere den Wettbewerb, um das Interesse zu steigern, beispielsweise durch Aushängen der Anzahl der von jedem Mitarbeiter eingereichten Vorschläge
- Setze angenommene Vorschläge möglichst schnell um. Zahle Prämien möglichst schnell aus.
3.5.4 DIE QUALIFIKATION DER MITARBEITER
KAIZEN setzt eine hohe Qualifikation der Mitarbeiter voraus. Qualifizierung
im Sinne von KAIZEN legt größeren Wert auf eine Steigerung der
Prozeßkenntnisse als auf eine berufsspezifische Qualifikation. Dies
geschieht in übereinstimmung mit der Erweiterung des Betätigungsfeldes
der Mitarbeiter (Job Enlargement) und Job Rotation, einem
systematischen Arbeitsplatzwechsel zur Entfaltung und Vertiefung der
Fachkenntnisse und Erfahrungen.[245] Durch
diese geänderte Arbeitsorganisation, die auch als
Qualifizierungsmaßnahme verstanden wird, erhalten die Mitarbeiter ein
größeres Potential, um Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken.
”Reisen bildet — auch das Reisen im eigenen
Unternehmen”.[246] KAIZEN verlangt nach
Generalisten.
Durch die prozeßorientierte Qualifizierung und Job Rotation haben
alle Mitarbeiter eine genauere Vorstellung über die Tätigkeiten ihrer
Kollegen, den sie als ”Kunden” bedienen. Dieser positive Zustand
erlaubt es der Unternehmung, sich Veränderungen schnell anzupassen und er
erleichtert und fördert die Kommunikation, Verständigung und
Kooperation zwischen den einzelnen Abteilungen. Der Mitarbeiter verliert den
engen Bezug zu einem bestimmten Arbeitsplatz oder einer spezifischen
Tätigkeit. Er kennt die Zusammenhänge und kann, gestützt auf sein
Wissen und seine Erfahrung, eher Vorschläge unterbreiten, die eventuell
sogar einen bestimmten Arbeitsplatz überflüssig machen könnten.
Der Mitarbeiter muß sich als Mitarbeiter der Unternehmung und nicht einer
bestimmten Abteilung sehen. Die Legitimation für seine Anstellung in der
Unternehmung ist nicht, daß er einen Arbeitsplatz ”besitzt”,
sondern seine detaillierte Prozeßkenntnis, Flexibilität und
Problemlösungskompetenz.
Durch diese Maßnahmen gewinnt neben der Fach– die Vermittlung
von Methoden– und Sozialkompetenz an Bedeutung. Die fachbezogenen
Kenntnisse sind weiterhin auch in Zukunft wichtig, hinzu kommt jedoch die
prozeßorientierte
Qualifizierung.
3.5.5 DIE KONFLIKTPOTENTIALE UND DIE PROBLEME DURCH KAIZEN
Die durch die Einführung von KAIZEN verursachten änderungen
können auf Widerstand stoßen. Der Schlüssel, um die Mitarbeiter
einzubinden, ist die übertragung
von Kompetenz[247] und eine ehrliche und
offene Informationspolitik. Es muß dem Mitarbeiter klar aufgezeigt werden,
welche Vorteile er durch die Einführung von KAIZEN gewinnen kann.
Die Schwierigkeit bei der Problemlösung liegt darin, daß die
Mitarbeiter, die ein Problem erzeugen, von diesem selten direkt betroffen sind.
Menschen reagieren immer empfindlich auf Probleme und die ihnen daraus
erwachsenden Unannehmlichkeiten, wenn diese von den anderen verursacht werden.
Sie reagieren aber nicht empfindlich, wenn sie durch ihre Verhalten anderen
Probleme und Unannehmlichkeiten bereiten. Dieser Teufelskreis kann nur dadurch
durchbrochen werden, wenn sich jeder einzelne im Sinne einer
”Kunden–Lieferanten–Beziehung” verpflichtet, nie ein
Problem zur nachgelagerten Stelle gelangen zu
lassen.[248]
3.6 KAIZEN ALS ELEMENT DER LEAN PRODUCTION
Die ”Lean Production”–Diskussion wurde durch den
MIT[249]–Bericht von
WOMACK[250]
et al. ausgelöst. In diesem Vergleich der amerikanischen, europäischen und japanischen Automobilproduzenten wird KAIZEN als Element der Lean Production erwähnt, dieser Meinung wollen wir uns anschließen. IMAI hingegen sieht KAIZEN als eigenständiges, ja sogar als das wichtigste japanische Managementkonzept.
et al. ausgelöst. In diesem Vergleich der amerikanischen, europäischen und japanischen Automobilproduzenten wird KAIZEN als Element der Lean Production erwähnt, dieser Meinung wollen wir uns anschließen. IMAI hingegen sieht KAIZEN als eigenständiges, ja sogar als das wichtigste japanische Managementkonzept.
Weder die Lean Production noch KAIZEN ist die alleinige Erklärung
für die Konkurrenzstärke der japanischen
Unternehmungen.[251] Trotzdem erscheint es
interessant, den Zusammenhang von KAIZEN und der schlanken Produktion zu
erläutern.
3.6.1 WERTSCHöPFUNG UND VERSCHWENDUNG
Die Lean Production versucht den gesamten Wertschöpfungsprozeß
effektiver und effizienter zu gestalten.[252]
Dabei wird versucht, jegliche Form von Verschwendung zu eliminieren.
Verschwendungen sind all die Operationen, die keinen Wertzuwachs erbringen, zum
Beispiel die Suche nach Teilen, deren Lagerung etc. Nur die Bearbeitung von
Teilen ist wertschöpfend. Die Eliminierung von Verschwendung wird zum einen
dadurch unterstützt, daß Entscheidungen immer dorthin verlagert
werden sollen, wo sie umzusetzen sind und zum anderen durch eine stark
prozeßorientierte
Betrachtungsweise.[253]
Ferdinand Pïech kommentierte
dazu[254]: ”Die besten Firmen der Welt
benötigen für einen wertschöpfenden Vorgang 200
nicht–wertschöpfende Vorgänge. Gute Firmen liegen bei 1:1.000,
Volkswagen noch bei 1:5.000. Firmen, die in Konkurs gegangen sind, liegen bei
1:10.000. Da können wir also noch eine Menge
herausholen.”
3.6.2 DIE ABHäNGIGKEIT DER STRUKTURELEMENTE
WEBER nennt folgende Strukturelemente der schlanken Produktion, KAIZEN ist
dabei ein Element der Lean Production:
[255]
- Just–in–time–Produktion
- Fehlerkontrollsystem (Die unverzügliche Beseitigung von Fehlern; die Einleitung von Maßnahmen, damit Fehler nicht mehr entstehen können etc.)
- Technische Ausstattung (hohe Prozeßsicherheit, kurze Werkzeugwechselzeiten etc.)
- Arbeitsorganisation (Gruppenarbeit, Integration von Nebentätigkeiten, Verlagerung der Verantwortung ”nach unten” etc.)
- Personal und Arbeitspolitik (Qualifizierung des Personals etc.)
- Innovation und KAIZEN
Diese
Strukturelemente sind voneinander abhängig, um den Erfolg zu sichern bedarf
es die Umsetzung aller Strukturelemente. Ein Beispiel verdeutlicht die
Abhängigkeit der Strukturelemente:
Um die Lagerhaltung zu reduzieren, führt eine Unternehmung
Kanban[256] und eine
Just–in–time–Produktion ein. Dazu benötigt die in dem
Wertschöpfungsprozeß vorgelagerte Produktionsstelle kürzere
Werkzeugwechselzeiten, um trotz des kürzeren Planungshorizontes den
Anforderungen nachkommen zu können. Gleichzeitig muß gesichert sein,
daß alle gelieferten Teile den Anforderungen entsprechen, also ”Null
Fehler” aufweisen. Um immer kürzere Werkzeugwechselzeiten und eine
gleichbleibende hohe Qualität der gelieferten Teile zu realisieren, bedarf
es einer ständigen Verbesserung. Hier setzt KAIZEN ein. Die Mitarbeiter,
die diese Verbesserungen erreichen sollen, müssen jedoch ausreichend
qualifiziert sein und über alle relevanten Informationen
verfügen.
In der Philosophie der Lean Production und KAIZEN zeigen Probleme stets
Verbesserungspotentiale auf. Probleme sind daher Ansätze zur Vermeidung von
Verschwendung und damit zur Wertsteigerung. Wenn früher eine große
Lagerhaltung einen Puffer geschaffen hat und dadurch Probleme verdecken konnte,
so wird jetzt durch die schlanke Produktion auf diese Problemstelle aufmerksam
gemacht. Nun setzt der KAIZEN–Prozeß ein, da ein Problem entstanden
ist, welches umgehend beseitigt werden
muß.
3.7 DIE EINFüHRUNG VON KAIZEN
Nach der Einführung von KAIZEN dauert es etwa drei bis fünf Jahre
bis es zu einer spürbaren Verbesserung der Leistungsfähigkeit der
Unternehmung kommt.[257] Die Initiative zur
Einführung sollte beim Vorstand beginnen. Solange der Vorstand das
Topmanagement ausschließlich nach dem von ihm erzielten Gewinn beurteilt,
werden die Manager nur
widerwillig mit der Verbesserung der P–Kriterien beginnen. Denn die Orientierung nach P–Kriterien kann die kurzfristigen Gewinne gefährden, selbst wenn der langfristige Nutzen der Veränderungen offensichtlich ist. Es ist angebracht, ein Budget für die Veränderung der Unternehmungskultur über einen mehrjährigen Zeitraum einzuräumen, um es dem Topmanagement zu ermöglichen, KAIZEN gleichzeitig mit dem Erwirtschaften von Gewinnen zu entwickeln. Außerdem muß der Vorstand P–Kriterien für das Topmanagement festlegen, mit denen der Fortschritt von KAIZEN gemessen werden kann.[258] In der Praxis scheitert die Einführung von KAIZEN an unzureichenden Informationen und überzeugungsarbeit vor und während der Umstellung oder ganz einfach in der fehlenden Unterstützung durch das Management.[259]
widerwillig mit der Verbesserung der P–Kriterien beginnen. Denn die Orientierung nach P–Kriterien kann die kurzfristigen Gewinne gefährden, selbst wenn der langfristige Nutzen der Veränderungen offensichtlich ist. Es ist angebracht, ein Budget für die Veränderung der Unternehmungskultur über einen mehrjährigen Zeitraum einzuräumen, um es dem Topmanagement zu ermöglichen, KAIZEN gleichzeitig mit dem Erwirtschaften von Gewinnen zu entwickeln. Außerdem muß der Vorstand P–Kriterien für das Topmanagement festlegen, mit denen der Fortschritt von KAIZEN gemessen werden kann.[258] In der Praxis scheitert die Einführung von KAIZEN an unzureichenden Informationen und überzeugungsarbeit vor und während der Umstellung oder ganz einfach in der fehlenden Unterstützung durch das Management.[259]
Die Einführung eines Vorschlagswesens sollte allgemein drei Stufen
durchlaufen:[260]
- Die Mitarbeiter müssen zur Abgabe von Verbesserungsvorschlägen ermuntert werden. Dabei beginnen die Mitarbeiter, über den Ablauf der eigenen Arbeit nachzudenken.
- Die Mitarbeiter müssen qualifiziert werden. Damit die Qualität der Vorschläge besser wird, sollten sie lernen, Probleme zu analysieren.
- Erst wenn sich die Arbeiter für das Vorschlagswesen interessieren und dementsprechend ausgebildet sind, sollte sich das Management in der dritten Stufe mit der Wirtschaftlichkeit der Vorschläge befassen.
Um
KAIZEN einzuführen und in der Belegschaft durchzusetzen, bedarf es eines
Ansatzes. Dieser Ansatz könnte beispielsweise die auf Seite 52f.
besprochene Kunden–Lieferanten–Beziehung
sein.[261] Die Thematik ist leicht
verständlich und jedem Mitarbeiter wird dadurch die Möglichkeit
gegeben, sich aktiv zu beteiligen.
In Japan sind die Problemlösungsgruppen zudem in einem landesweiten
Netzwerk organisiert, so daß auch Erfahrungen über die
Betriebsgrenzen hinaus ausgetauscht werden
können.[262] Auch die Anwendung von
Benchmarking–Methoden[263] ist hier
empfehlenswert.
3.8 NEUERE ENTWICKLUNGEN ZUR LERNENDEN ORGANISATION
Eine Unternehmung kann heute nur noch überleben, wenn ihre
Lerngeschwindigkeit größer ist als das änderungstempo
seiner technologischen, soziologischen und politischen
Umwelt.[264] KAIZEN unterstützt den
Lernprozeß einer Unternehmung, doch eine Lernende Organisation
stellt den Lernprozeß selbst in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung. Eine
Lernende Organisation wird von GARRAT wie folgt definiert: ”A learning
organisation is an organisation which facilitates the learning of all its
members and continually transforms
itself”.[265] SENGE definiert eine
Lernende Organisation als ”an organisation that is continually expanding
its capacity to create its
future”.[266]
Neues Know–how entsteht zunächst immer auf individueller Ebene.
Der Unterschied zwischen Individual– und Organisationslernen wird darin
gesehen, daß es sich im ersten Fall um individuelle Wissensbestände
und im zweiten Fall um Wissensbestände handelt, an denen viele, wenn nicht
sogar alle Organisationsmitglieder partizipieren. Doch Organisationslernen ist
mehr als die Aggregation von individuellem Lernen. Der entscheidende Unterschied
liegt darin, daß individuelles Wissen erst dann als organisiert zu
betrachten ist, wenn es ausgetauscht und bei anderen akzeptiert wird, so
daß die Fragmente spezialisierten Wissens auf eine organisatorische
Wissensebene gebracht werden.[267] Eine
Lernende Organisation muß Strukturen und Prozesse schaffen, die den
Transfer von individuellem Know–how in einer für den jeweiligen
Adressatenkreis geeigneten Form erlaubt. Ziel der Lernsystemgestaltung ist es,
den Know–how–Erwerb und –Transfer
- integriert und systematisch, d.h. planvoll die gesamte Unternehmung umfassend, und auch die Relationen zur Unternehmungsumwelt einbeziehend sowie
- permanent und konsequent
zu
gestalten.[268]
Um die Zielsetzung Integriertheit und Systematik zu erreichen, müssen
in erster Linie tayloristische Arbeitsteilungen rückgängig gemacht
werden. Permanenz und Konsequenz können durch KAIZEN gefördert
werden.[269]
Es bietet sich auch die Möglichkeit an, das Lernen des Lernens zu
programmieren. Kontinuierliche Verbesserung im Sinne von KAIZEN ist das Programm
des programmierten Lernens für eine
Unternehmung.[270]
Für WILDEMANN ist die Voraussetzung für das organisationale
Lernen ”sämtliche Mitarbeiter intensiv zu schulen, ohne
Ausnahme”.[271] Weiterhin muß das
Management ”abrücken von der weitverbreiteten Einstellung, Lernen sei
lediglich mit großem finanziellen wie zeitlichem Aufwand verbunden, dem
kein meßbarer Erfolg gegenübersteht”. Es geht vielmehr darum,
”Lernen als Investition zu begreifen und mit der gleichen Sorgfalt und
Zeit zu betreiben, wie man es bei Investitionen in Hardware seit jeher
tut”.[272]
Laut SENGE bedarf es für die organisationale Lernfähigkeit einer
Unternehmungskultur, ”where people continually expand their capacity to
create the results they truly desire, where new and expansive patterns of
thinking are nurtured, where collective aspiration is set free, and where people
are continually learning how to learn
together”.[273]
4. EIN VERGLEICH DES BETRIEBLICHEN VORSCHLAGSWESENS MIT KAIZEN
In diesem Kapitel wird das Betriebliche Vorschlagswesen mit KAIZEN
verglichen.
Da es sich beim BVW um eine Einrichtung handelt und bei KAIZEN in erster
Linie um ein Unternehmungsleitbild, muß erst eine geeignete
Vergleichsbasis gefunden werden. Zu diesem Zweck wurden Unterscheidungsmerkmale
aufgestellt, die in
Tabelle 4.1
aufgeführt sind. Diese Unterscheidungsmerkmale werden im folgenden
Dimensionen genannt. Anhand dieser Dimensionen wird ein Vergleich
möglich. Die Tabelle enthält neben den Dimensionen die
Ausprägungen beim BVW und bei KAIZEN. Eine kurze Diskussion der Dimensionen
und deren Ausprägungen schließt sich an die Tabelle an.
ART DES FORTSCHRITTS
Während der Westen bei Innovationen sehr stark ist, ist Japan bei
kontinuierlichen Verbesserungen
überlegen.[274] Dies zeigt sich auch
darin, daß das japanische Vorschlagswesen gegenüber dem
europäischen um etwa den Faktor 200 produktiver
ist.[275] Hinter KAIZEN steht die Idee,
daß viele ”kleine” Vorschläge einen größeren
Nutzen für die Unternehmung haben, als wenige ”große”
Verbesserungsvorschläge. Neben der Innovation muß sich daher der
Fortschritt einer Unternehmung auch auf die kontinuierliche Verbesserung
stützen, zumal es bereits zum Erhalt des Status quo schon Anstrengungen in
Form von kontinuier-
lichen Verbesserungen bedarf.
lichen Verbesserungen bedarf.
Entgegen der kontinuierlichen Verbesserung bei KAIZEN zielt das BVW
primär auf qualitativ hochwertige Verbesserungsvorschläge ab.
Vorschläge, die nur einen geringen Nutzen für die Unternehmung haben,
werden durch das System nicht
erfaßt.[276]
Tabelle 4.1 Vergleich zwischen dem BVW und KAIZEN
AUSRICHTUNG
Anhand der Dimension ”Ausrichtung” wird nachfolgend diskutiert,
inwieweit das BVW und KAIZEN prozeß– bzw. ergebnisorientiert sind.
Die theoretische Grundlage dazu wurde auf Seite 51 ff. gelegt.
Das BVW ist ergebnisorientiert. Dies zeigt sich beispielsweise in der
starken Fokussierung auf die Qualität der Vorschläge. In der Praxis
werden darunter häufig Rationalisierungsmaßnahmen verstanden, deren
Einsparung berechenbar sind. Die Ergebnisorientierung zeigt sich auch darin,
daß z. B. in Firmenzeitschriften im Zusammenhang mit dem BVW meistens nur
”großartige” Verbesserungsvorschläge präsentiert
werden. Dadurch werden bei den Mitarbeitern insofern Barrieren aufgebaut, als
daß sie ihre Verbesserungsvorschläge an den präsentierten
Vorschlägen messen. Dies kann dazu führen, daß die Mitarbeiter
ihre eigenen Vorschläge als zu geringfügig anzusehen und sich darum
nicht am BVW beteiligen. In einer empirischen Studie nach WEHNER et al. sind
weiterhin selten Verbesserungen von Verbesserungen bei der
inhaltsanalytischen Auswertung von Verbesserungsvorschläge im Rahmen des
BVWs gefunden worden.[277] Dies ist ein
eindeutiger Hinweis auf die Ergebnisorientierung des BVWs. Die einmal erreichte
Verbesserung ist das erwünschte Ergebnis und nicht wieder Ausgangspunkt
für neue Verbesserungen.
KAIZEN ist zwar auch ergebnis–, aber vor allem
prozeßorientiert. Es erfolgt eine Konzentration auf die Prozesse, die zu
einem Ergebnis führen. Diese Prozesse gilt es zu verbessern, ehe
verbesserte Ergebnisse erwartet werden können. KAIZEN setzt zudem
vernetztes Denken voraus und nicht nur ausschließlich lineares Denken, da
die langfristig positiven Auswirkungen einer Verbesserung zu Beginn oft nicht
erkennbar sind. Prozeßorientiertes und vernetztes Denken führt zu
Verbesserungen in kleinen Schritten, und es erfordert Zeit, bis sich die
Verbesserungen akkumulieren und erkennbar
werden.[278]
REALISIERUNGSDAUER DER VORSCHLäGE
Die Realisierungsdauer der Vorschläge beim BVW ist im Vergleich zu
KAIZEN länger. Dies liegt im wesentlichen an der komplexen
Ablauforganisation mit einem hohen administrativen Aufwand. In der Praxis treten
bedingt durch den formalen Ablauf noch weitere Hemmnisse auf, die zur
Verzögerung der Realisierung führen können. Zu nennen sind hier
beispielsweise Rückfragen des Gutachters an den BVW–Beauftragten,
wenn die Anonymität des Einreichers gewahrt werden muß.
Die Ablauforganisation und der administrative Aufwand ist bei KAIZEN
wesentlich geringer. Eine Kommission im Sinne des BVWs ist nicht explizit
vorgesehen. An Stelle eines BVW–Beauftragten tritt ein Koordinator
für das personenorientierte KAIZEN. Dieser ist jedoch nur für die
Rahmenbedingungen des Vorschlagswesens zuständig, nicht für jeden
einzelnen Vorschlag. Die Verbesserungsvorschläge werden nach
Möglichkeit direkt von dem zuständigen Vorgesetzten im Dialog mit dem
Mitarbeiter bewertet oder von der Problemlösungsgruppe entschieden. Die
Entscheidungskompetenz wird damit an den Ort der Problemlösung verlagert.
Die Möglichkeit, einen Verbesserungsvorschlag anonym einzureichen,
widerspricht dem Gedanken von KAIZEN und ist nicht vorgesehen. Innerhalb von
einem KAIZEN–Vorschlagswesen muß es den Mitarbeitern auch
möglich sein, ihre Vorschläge selbst umsetzen zu können. Doch
nicht nur die verkürzte Realisierungszeit von Verbesserungsvorschlägen
spricht dafür, daß die Mitarbeiter ihre Ideen selbst umsetzen
sollten. Wenn andere Personen ihre Verbesserungsvorschläge realisieren,
dann entspricht die Umsetzung oft nicht dem, was sich die Mitarbeiter
vorgestellt haben.[279] Weiterhin wird durch
die Realisation durch die Mitarbeiter vor Ort erreicht, daß eine interne
Feedbackschleife gebildet wird.[280] Die
Mitarbeiter lernen im Sinne eines try–and–error–Prinzips die
Auswirkungen ihres Handelns und ihrer Verbesserungen. Diese Erfahrungen
können wieder Grundlage für neue Verbesserungsideen sein.
Es gibt bereits Vorschlagssysteme, bei denen die Mitarbeiter nur noch
über die Realisierung eines Verbesserungsvorschlages berichten. Die Firma
Mettler–Toledo führte 1994 ein solches Berichtssystem mit
großen Erfolg ein. Grundgedanke war dabei, daß überhaupt keine
Verbesserungsvorschläge gewünscht sind sondern nur Meldungen von
realisierten und bewährten
Verbesserungen.[281]
PRäMIEN
Bei KAIZEN sind, im Vergleich zum BVW, die Prämien für einen
einzelnen Vorschlag wesentlich geringer. Es werden jedoch auch geringwertige
Vorschläge prämiert, die aufgrund der oft hohen Mindestprämie
beim BVW nicht vorkommen. Eine hohe Mindestprämie führt zu
systemimmanenten Barrieren (vgl. Seite 32) und damit zu weniger
Verbesserungsvorschlägen. Zudem haben bei einem
KAIZEN–Vorschlagswesen die Mitarbeiter mehr Möglichkeiten
Vorschläge einzureichen, da die Ausschlußkriterien für
Verbesserungsvorschläge und deren Prämierung geringer sind.
Die Aussicht auf eine Prämie steht innerhalb von KAIZEN nicht an
erster Stelle, um die Mitarbeiter zur Beteiligung am Vorschlagswesen anzuregen
(vgl. Seite 61).
Das die Aussicht auf eine Prämie Menschen kreativ werden
läßt, ist umstritten.
SPRENGER[282] schreibt dazu: ”Was immer
wir über die Quellen der Kreativität wissen: Von außen lassen
sie sich niemals induzieren”.
Durch die vereinfachte Ablauforganisation und durch die dezentrale
Entscheidung über Annahme und Ablehnung von Verbesserungsvorschlägen
werden zudem die Auszahlung der Prämien an die Mitarbeiter beschleunigt.
Die Zeitdauer, bis Prämien an die Mitarbeiter ausbezahlt werden, ist beim
BVW aufgrund des bürokratischen Ablaufs wesentlich länger.
STANDARDISIERUNG
Die Standardisierung und deren Notwendigkeit wurde auf Seite 53 f.
erläutert.
Bei KAIZEN ist eine wichtige Aufgabe des Managements, darauf zu achten,
daß alle Mitarbeiter nach den gleichen Standards arbeiten. Diese Standards
stellen jedoch nur die Ausgangslage dar, von der weitere Verbesserungen
ausgehen.
Innerhalb des BVWs gibt es keine Betonung der Standardisierung. Nur in
einigen Unternehmungen ist der BVW–Beauftragte, der Gutachter oder die
BVW–Kommission für die Prüfung zuständig, ob ein Vorschlag
auch in weiteren Bereichen eingeführt werden kann.
BEDINGUNGEN FüR DIE PRäMIERUNG VON
VORSCHLäGEN
Innerhalb des BVWs kann ein Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge aus
allen Bereichen der Unternehmung einreichen. Eine Prämierung erfolgt in der
Regel jedoch nur für Verbesserungsvorschläge, die nicht zu seinem
Aufgaben– und Verantwortungsbereich gehören. Ferner soll der
Mitarbeiter nicht nur auf Probleme hinweisen, sondern er muß eine konkrete
Lösung zu deren Behebung aufzeigen. Weiterhin sind in vielen Unternehmungen
innerhalb des BVWs Sperrfristen für neu eingeführte Maschinen und
Einrichtungen vorgesehen. Eine empirische Studie nach WEHNER et al. zeigte,
daß nach Ablauf dieser Frist die Anzahl der Verbesserungsvorschläge
für diese Anlage sprunghaft
zunahmen.[283] Der sprunghafte Anstieg ist
darauf zurückzuführen, daß Schwachstellen der Anlagen schon
während der Implementierungsphase durch die Werker, Schlosser und
Elektriker vor Ort erkannt, aber nicht kommuniziert werden. Bei KAIZEN wird
jedoch darauf gedrängt, daß einmal erkannte Fehler sofort abgestellt
werden. Dies sollte unmittelbar durch die Mitarbeiter vor Ort geschehen. Dadurch
wird vermieden, daß bekannte Schwachstellen wochen– oder sogar
monatelang nicht beseitigt werden.
Die Bedingungen für die Annahme von Vorschlägen sind bei KAIZEN
weiterhin nicht so klar und eng definiert wie beim BVW. Die
Verbesserungsvorschläge sollten den Zielen der Unternehmung entsprechen, zu
einer Verbesserung im Sinne einer Lieferanten–Kunden–Beziehung
beitragen und eine änderung der bisherigen Arbeitsmethode beinhalten. Das
personenorientierte KAIZEN ist jedoch auch ein Motivationsinstrument.
Verbesserungsvorschläge werden daher auch durchgeführt, wenn es
dadurch zu verbesserten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter kommt, auch
wenn zunächst kein direkter Nutzen ersichtlich ist.
Vorschläge aus dem eigenen Arbeits– und Verantwortungsbereich
werden bei KAIZEN gefördert und bevorzugt. Die weitverbreitete Regelung
beim BVW, daß Vorschläge aus dem eigenen Aufgabenbereich nicht
prämiert werden, scheint den Versuch von Belegschaftsmitgliedern, die
eigene Arbeitssphäre zu verbessern, von vornherein vereiteln zu
wollen.[284] Je weiter sich Mitarbeiter vom
sicheren Terrain Ihrer eigenen Arbeitsaufgaben entfernen, desto schwieriger wird
es, Verbesserungen in die Praxis umzusetzen. Das liegt daran, daß sie
anderen den Wert Ihrer Idee klarmachen müssen, und diese Aufgabe setzt
voraus, daß Sie die Kunst der überzeugung
beherrschen.[285]
ORGANISATION
Die Organisation beim BVW ist durch eine weitgehende Aufgabenteilung,
zentralisierte Entscheidungen und durch einen formalen Ablauf, insbesondere bei
den Kommunikations-wegen, gekennzeichnet. Das BVW spiegelt damit die
tayloristische Aufgabenteilung und deren hierarchische Anordnung nach FAYOL
wider.[286] Wesentliche Funktionen wie
beispielsweise die Begutachtung der Vorschläge, die Prämierung und die
Realisierung wurde von den Aufgaben der Mitarbeitern und direkten Vorgesetzten
getrennt.[287] Positiv kann hier vermerkt
werden, daß damit zumindest die organisatorische Voraussetzung geschaffen
wurde, individuelles Know–how von den Mitarbeitern auf andere
Organisationseinheiten zu
übertragen.[288] Diese Aufgabe wird
allerdings durch das heutige BVW nicht beziehungsweise nur unzureichend
erfüllt.
KAIZEN bedarf im Gegensatz zum BVW einer expliziten Unternehmungskultur,
welche die ”Triebkraft” darstellt. Bei KAIZEN steht der
unbürokratische Dialog innerhalb der Problemlösungsgruppe bzw.
zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten im Mittelpunkt. Der formale Ablauf eines
KAIZEN–Verbesserungswesens ist gegenüber dem BVW wesentlich
einfacher, da weniger Personen bei der Prüfung und Umsetzung eines
einzelnen Verbesserungsvorschlages beteiligt sind. Im Idealfall ist das nur der
Mitarbeiter als Einreicher und sein direkter Vorgesetzter. Nach Möglichkeit
sollte sogar die Realisierung durch den Mitarbeiter geschehen. KAIZEN hat zudem
partizipative Elemente, da die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung
eines Vorschlages so weit wie möglich ”nach unten” verlagert
wird. Die Entscheidungskompetenzen gelangen somit an den Ort der
Problemlösung. Beim BVW erfolgt die Entscheidung über Realisierung und
Prämierung eines Verbesserungsvorschlages zentral und fernab des Ortes der
Verbesserung. Das geht sogar soweit, daß nur in Ausnahmefällen das
Problem der Prämienhöhe vor Ort diskutiert wird. Die Mitarbeiter
werden zudem auch bei der Realisierung von Verbesserungsvorschlägen selten
mit einbezogen.
GOSHI vertritt die Meinung, daß Probleme zwischen dem Management und
der Belegschaft im Westen eher im Rahmen von Verträgen und Abkommen, in
Japan hingegen eher aufgrund gegenseitigem Vertrauen,
Zusammengehörigkeitsgefühl und gegenseitigem Verständnis
gelöst werden. Die Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern
entwickelten sich in Japan im Laufe der Jahre aufgrund bewußt
unternommener, gemeinsamer Anstrengungen beider Seiten zur Lösung eines
einzelnen Problems nach dem anderen. Sowohl die Belegschaft als auch das
Management suchen viel mehr übereinstimmung als Konfrontation, indem sie
gegenseitig Probleme diskutieren.[289] Die
Organisation, die KAIZEN ermöglicht, ist durch Vertrauen gekennzeichnet.
Sie ist eine Vertrauensorganisation.
Abbildung 4.1 Mißtrauens– versus
Vertrauensorganisation[290]
Aus der Organisation des BVWs kann geschlossen werden, daß
Mißtrauen das Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Management
bestimmt. Beim BVW werden die Verbesserungsvorschläge in der Regel direkt
an den BVW–Beauftragten gerichtet, direkte Vorgesetzte werden dabei
umgangen. Durch eine paritätisch besetzte Kommission, dem
BVW–Beauftragten als Einspruchsstelle und durch eine umfangreiche, sehr
formale Ablauforganisation wird versucht, Probleme zu lösen bzw. nicht
entstehen zu lassen. Dieser Intention steht oft der betriebliche Alltag
gegenüber. Gerade durch die Organisation des BVWs entstehen
häufig Probleme und schließlich Mißtrauen. Daher
entspricht die Organisation des BVWs eher der einer
Mißtrauensorganisation.
Abbildung 4.1 verdeutlicht die
Unterschiede zwischen einer Vertrauens– und einer
Mißtrauensorganisation.
INFORMATION UND KOMMUNIKATION
Informationen und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten haben einen
hohen Stellenwert bei KAIZEN. Damit KAIZEN erfolgreich sein kann, müssen
Informationen jedem Mitarbeiter zugänglich gemacht werden. Sie stellen eine
”Bringschuld” des Managements dar, keine ”Holschuld” der
Mitarbeiter. Wichtig ist, daß Informationen soweit wie möglich
visualisiert werden, z. B. durch Stelltafeln, Ausstellungen in
Verbesserungsecken und Publikationen. Informationen können sich durchaus
auch nur auf einzelne Abteilungen oder Gruppen beziehen. Aktuelle Informationen
können schnell und lokal auf Stelltafeln visualisiert werden. Die
Informationsverarbeitung erfolgt somit dezentral.
Beim BVW erfolgt die Information immer vom BVW–Beauftragten bzw. von
der BVW–Abteilung aus. Das kann mittels schwarzer Bretter, Artikeln in
Firmenzeitschriften oder Faltblättern erfolgen. Die Informationen sind
meist ergebnisorientiert. Durch die zentrale Steuerung der Information erfolgt
eine Vorfilterung der Informationen mit der Konsequenz, daß die
Mitarbeiter nur die Information erhalten, die der BVW–Beauftragte
anbietet.
Für KAIZEN ist die direkte Kommunikation wichtig für die
Ideenfindung und –ausarbeitung. Eine rege Kommunikation unterstützt
den Informationsaustausch. Auf die direkten Vorgesetzten kommen besondere
Aufgaben zu, da sie es sind, die im Dialog mit ihren Mitarbeitern Informationen
weitergeben und diesen die Ziele der Unternehmung vermitteln müssen.
Im BVW gibt es keine oder kaum Ansätze für die Förderung der
Kommunikation zwischen den Einreichern, Gutachtern, dem BVW–Beauftragten
und sonstigen Mitarbeitern. Nur bei anonymen Verbesserungsvorschlägen hat
der BVW–Beauftragte die Aufgabe, als Vermittler zwischen Einreicher,
Gutachter und Kommission zu fungieren. Nach
BUCK[291] wirkt sich eine Anonymisierung des
Einreichers zudem stark nachteilig auf die Beteiligungsquote aus. In seiner
Erhebung lag die durchschnittliche Beteiligungsquote im BVW der betrachteten
Unternehmungen, die grundsätzlich Anonymität wahren, bei 9,2 %. Bei
Betrieblichen Vorschlagswesen, bei denen der Einreicher nicht anonymisiert wird,
lag die durchschnittliche Beteiligungsquote bei 19,1 %.
ZIELE DER MITARBEITER
Zur Voraussetzung von KAIZEN gehört, daß die Ziele der
Mitarbeiter mit denen der Unternehmung übereinstimmen. Das Management
strebt daher eine
Win–Win–Situation[292]
an. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Unternehmung sollen von den
Veränderungen profitieren. KAIZEN geht von einem Menschenbild aus,
daß jeder Mensch Verbesserungen anstrebt und nicht nur auf Anreize oder
Bestrafungen reagiert. Dieses Menschenbild läßt sich dem Menschenbild
nach der Theorie Y von MC GREGOR zuordnen. Die Prämie spielt bei KAIZEN
eine eher untergeordnete Rolle. Andere Aspekte, wie beispielsweise die
Möglichkeit für jeden Mitarbeiter den eigenen Arbeitsplatz zu
verbessern, stehen im Vordergrund (vgl. S.
61). In Japan werden die
Mitarbeiter zudem in Form von Boni am Unternehmungsgewinn beteiligt und sind
daher eher am gemeinschaftlichen Gesamtergebnis interessiert.
Die Ziele und Motive der Mitarbeiter, sich am BVW zu beteiligen, sind eher
individueller Natur. In einer Studie von THOM gaben die Mitarbeiter folgende
Rangordnung der Ziele an:[293]
- Arbeit erleichtern und sicherer machen
- Geldprämie
- Persönliche Anerkennung
- Schöpferische Mitarbeit
Es ist wichtig festzuhalten,
daß die Geldprämie auch beim BVW nicht das herausragende Ziel der
Mitarbeiter ist. Das wird in der betrieblichen Praxis jedoch kaum zur Kenntnis
genommen.
Obgleich die gesellschaftlichen Ausgangsbedingungen unterschiedlich sind,
herrscht die Meinung vor, daß japanische Managementmethoden
übernehmbar sind. Innerhalb des MIT–Berichtes schreibt WOMACK et al.:
”Wir kümmern uns wenig um die besonderen Merkmale der japanischen
Gesellschaft — die hohe Sparrate, die nahezu vollständige
Alphabetisierung, eine homogene Bevölkerung, die oft behauptete Neigung, persönliche Wünsche den Gruppeninteressen unterzuordnen, und die Bereitschaft, ja sogar der Wunsch, viele Stunden zu arbeiten. Manche Beobachter führen den japanischen Erfolg auf diese Merkmale zurück, aber wir glauben, daß sie von zweitrangiger Bedeutung sind”.[294] Auch IMAI erwähnt, daß viele japanische Managementtechniken erfolgreich sind, weil sie einfach gut sind. ”Dieser Erfolg hat mit kulturellen Faktoren wenig zu tun”.[295] Und etwas später: ”Meine überzeugung, daß das KAIZEN–Konzept nicht nur für Japan, sondern auch für andere Länder gültig ist, gründet auf meiner Beobachtung, daß allen Menschen ein instinktives Verlangen nach Selbstverbesserung innewohnt”.[296]
Alphabetisierung, eine homogene Bevölkerung, die oft behauptete Neigung, persönliche Wünsche den Gruppeninteressen unterzuordnen, und die Bereitschaft, ja sogar der Wunsch, viele Stunden zu arbeiten. Manche Beobachter führen den japanischen Erfolg auf diese Merkmale zurück, aber wir glauben, daß sie von zweitrangiger Bedeutung sind”.[294] Auch IMAI erwähnt, daß viele japanische Managementtechniken erfolgreich sind, weil sie einfach gut sind. ”Dieser Erfolg hat mit kulturellen Faktoren wenig zu tun”.[295] Und etwas später: ”Meine überzeugung, daß das KAIZEN–Konzept nicht nur für Japan, sondern auch für andere Länder gültig ist, gründet auf meiner Beobachtung, daß allen Menschen ein instinktives Verlangen nach Selbstverbesserung innewohnt”.[296]
BESCHäFTIGUNGSPOLITISCHES MODELL
Die MIT–Studie zeigte, daß
Lean–Production–Organisationen hinsichtlich der Qualifika-
tion ihrer Humanressourcen besonders aufwendig sind.[297]
tion ihrer Humanressourcen besonders aufwendig sind.[297]
Abbildung 4.2 zeigt in der
dritten Zeile am Beispiel der japanischen Automobilproduzenten, daß
japanische Firmen wesentlich mehr für die Qualifikation ihrer Mitarbeiter
investieren. Für KAIZEN bedarf es ebenfalls einer umfangreichen
Qualifizierung der Mitarbeiter. Insbesondere die Gruppenarbeit und die Anwendung
von Methoden und Werkzeugen setzt eine intensive Qualifizierung voraus. Im Sinne
einer langfristigen Humanressourcenentwicklung werden die Mitarbeiter als das
wichtigste Kapital einer Unternehmung betrachtet. Kernüberlegung dabei ist,
daß der Mensch nicht als ”Produktionsfaktor” zu behandeln ist,
sondern als Quelle der Wertschöpfung, der Ideen, der Innovation und der
sozialen Beziehungen in der Unternehmung und der
Gesellschaft.[298] Das Risiko der
Humankapitalinvestitionen ist bei japanischen Firmen geringer durch die
lebenslange Beschäftigung der
Mitarbeiter.[299] Dies ermöglicht eine
sehr langfristige und teilweise sogar lebenslange Entwicklung der Mitarbeiter.
Beim BVW hingegen sind keine besonderen Schulungsmaßnahmen
vorgesehen. Die Einrichtung BVW ist eher dazu da, daß Mitarbeiter ihre
Ideen vortragen können (”Es dürfen keine Ideen
versiegen”), als daß die Mitarbeiter gezielt dabei unterstützt
werden. Eine Unternehmung verläßt sich damit vor allem auf die
Spezialisten in den entsprechenden Abteilungen als auf die Mitarbeiter am Ort
der Wertschöpfung. Vor dem Hintergrund eines kurz– oder
höchstens mittelfristigen beschäftigungspolitischen Modells werden
Qualifi-
zierungsmaßnahmen nur punktuell und bei unmittelbarem Bedarf durchgeführt. Durch eine
zierungsmaßnahmen nur punktuell und bei unmittelbarem Bedarf durchgeführt. Durch eine
An dieser Stelle wurde eine Grafik entfernt!
Abbildung 4.2 Vergleich zwischen japanischen, amerikanischen und europäischen Automobilproduzenten[300]
hohe Qualifizierung würde der ”Marktwert” des Mitarbeiters
steigen und damit das Risiko für die Unternehmung, daß dieser zu
einem anderen Unternehmen wechselt.
Die Ursache für die ”innere Kündigung” von
Mitarbeitern ist nicht in der überforderung, sondern in der Unterforderung
der Mitarbeiter zu suchen,[301] bedingt durch
die bisherige tayloristische Arbeitsteilung. Die Mitarbeiter im BVW sind meist
Spezialisten in ihrem Arbeitsbereich und sind an ihren Arbeitsplatz
gebunden. Es gibt in der Regel keine Job Rotation, was dazu führt, das die
Mitarbeiter eine beschränkte Qualifikation besitzen. Dies führt dazu,
daß ihnen das Wissen aus vor– und nachgelagerten Arbeitsbereichen
fehlt, was wiederum eine schlechte Ausgangssituation für das Entwickeln von
Verbesserungsvorschläge ist. Die Gefahr, durch Verbesserungsvorschläge
sich selbst oder den Arbeitsplatz von Kollegen überflüssig zu machen,
ist eminent. Da die Mitarbeiter Spezialisten sind, kann das ihre Entlassung aus
der Unternehmung bedeuten.
KAIZEN verlangt nach Generalisten. Dies setzt eine starke
”Verflüssigung” von Berufen voraus, die sowohl mit der hiesigen
Ausbildung als auch mit den beruflichen Erwartungen kollidieren
könnte.[302] Die Mitarbeiter müssen
hoch qualifiziert sein und prozeßorientiert, was durch die Job Rotation
unterstützt, aber auch vorausgesetzt wird. Das erhöht letztlich auch
die Sicherheit des Arbeitsplatzes für jeden einzelnen Mitarbeiter, weil er
bei einem wirtschaftlichen Abschwung oder aufgrund von
Rationalisierungsmaßnahmen durch Verbesserungsvorschläge eher
versetzt werden kann und nicht entlassen werden
muß.[303]
Innerhalb des BVWs gibt es nur die informelle Gruppe als
Einreichergemeinschaft. Sie erhält keine organisatorische
Unterstützung durch das Management. Gruppenvorschläge sind relativ
selten, da die Mitglieder einer solchen Gruppe organisatorisch nicht
unterstützt werden und die Mitglieder sich die Prämie teilen
müssen.
Problemlösungsgruppen werden bei KAIZEN hingegen organisatorisch
unterstützt. Die Problemanalyse und –lösung in der Gruppe ist
Teil des Aufgabenbereichs. Die Gruppen zeichnen sich durch eine klare
Zielsetzung und methodisches Vorgehen aus.
UNTERNEHMUNGSLEITBILD
KAIZEN setzt eine explizite Unternehmungskultur voraus, die durch die
Unternehmungsstrategie und organisationalem Verhalten beeinflußt
wird.[304] Um die Unternehmungskultur
nachhaltig zu beeinflussen, muß das Unternehmungsleitbild daher jedem
Mitarbeiter vertraut sein. Es gibt ihm Unterstützung bei Entscheidungen und
erzeugt ein ”Wir–Gefühl” unter der Belegschaft.
Das BVW ist meist ein Bestandteil von vielen der Unternehmung und wird in
der Regel nicht explizit vom Management unterstützt und gelebt. Zwar lebt
jede Unternehmung ihre eigene Unternehmungskultur, aber dies erfolgt meist
unbewußt. Gerade in Klein– und Mittelbetrieben fehlt oft eine
Definition und Festlegung eines Unternehmungsleitbildes durch das
Management.
METHODEN UND WERKZEUGE
Bei KAIZEN werden Methoden und Werkzeuge zur Problemidentifikation,
–bewertung und Problemlösung eingesetzt, insbesondere bei der Arbeit
der Problemlösungsgruppen. Beim BVW hingegen finden solche Methoden keine
Verwendung, es wird eher zufällig und nach dem
”Gießkannenprinzip” vorgegangen.
EINFüHRUNGSDAUER
Die Einführungsdauer eines Betrieblichen Vorschlagswesens richtet sich
nach der Unternehmungsgröße. THOM weist auf einen durchschnittlichen
Zeitraum von einem halben Jahr hin.[305] Die
Einführungsdauer bezieht sich hierbei auf den Aufbau einer Organisation und
der Rahmenbedingungen.
Bei KAIZEN dauert es mindestens zwei Jahre bis es zu einer spürbaren
Verbesserung der Leistungsfähigkeit einer Unternehmung
kommt.[306] Diese Zeit wird gebraucht, um die
Mitarbeiter zu trainieren und einen Wandel in der Unternehmungskultur
herbeizuführen.
ERFOLGSCHANCEN
Mit der Einführung eines BVWs geht die Unternehmung ein niedriges
Risiko ein, da bei jedem akzeptierten und realisierten Vorschlag Einsparungen
erzielt werden. Die Erfolgschancen einer Einführung sind hoch, da die
Mitarbeiter nun die Möglichkeit haben, ihre Ideen vorzutragen. Das Problem
liegt mehr in der Aufrechterhaltung der Beteiligung der
Mitarbeiter.[307] Die durch die Organisation
bedingte lange Bearbeitungsdauer der Verbesserungsvorschläge und durch die
eingeschränkten Möglichkeiten der Anerkennung von Vorschlägen
werden viele Mitarbeiter entmutigt.
Das Risiko der Einführung von KAIZEN ist im Vergleich zu der
Einführung eines BVWs höher. Die Unternehmung geht das Risiko ein,
daß das Vertrauen enttäuscht werden kann, welches die Mitarbeiter und
das Management einbringen müssen. Es müssen wesentlich mehr
Rahmenbedingungen geschaffen werden, als das beim BVW nötig ist. Dazu
gehören die Qualifikation der Mitarbeiter, vertrauensbildende
Maßnahmen und einen Wandel in der Organisationsstruktur.
In der Summe jedoch läßt ein richtig verstandenes KAIZEN einen
wesentlich höheren, nicht nur finanziellen, Nutzen erwarten als das BVW.
MINORU TOMINAGA, Unternehmensberater in Düsseldorf, betont, daß in
Japan etwa nur 10 Prozent der Unternehmungen KAIZEN praktizieren. Dies seien
allerdings die großen und erfolgreichen, die einen Marktanteil von 90
Prozent
repräsentieren.[308]
5. UNTERSUCHUNG DES BVWS DER UNTER-NEHMUNG ABC
5.1 DIE VORGEHENSWEISE BEI DER UNTERSUCHUNG
In diesem Kapitel wird eine Analyse des BVWs der Unternehmung ABC
vorgenommen. Dies geschieht anhand der Auswertung von
Informationsmaterial[309], welches durch die
Unternehmung zur Verfügung gestellt wurde und Interviews, die wir im
Zeitraum vom 8. Mai bis 20. Juni 1995 führten.
Die Befragung wurde in Form von Tandem-Interviews mit den
Mitarbeitern durchgeführt.[310] Bei
dieser Form des Interviews wird ein Befragter in einem Einzelgespräch von
zwei Interviewern befragt. Dabei sollten die Fragen, falls dies möglich
ist, nur von einem Interviewer gestellt werden, um den Befragten das Gefühl
zu nehmen, dem Kreuzverhör einer Prüfung bestehen zu müssen. Der
andere Interviewer protokolliert während des Interviews mit.
Zur Vorbereitung der Gespräche und als Hilfestellung im Gespräch
wurden Interviewleitfäden verwendet. Diese geben den ungeübten
Interviewern eine Anleitung, so daß im Sinne einer Checkliste keine
wichtigen Fragen vergessen werden. Daneben stellen sie einen reibungslosen
objektivierten Ablauf mit jedem Interviewpartner
sicher.[311] Mit zunehmender Erfahrung kann
der Interviewer dann situationsangepaßt
improvisieren.[312]
Die in Kapitel 2 zitierte Literatur bildete die Grundlage für die
Entwicklung der Interviewleitfäden. Die mündliche Befragung wurde hier
gewählt, da sie eine Kontrollierbarkeit der Erhebungssituation
ermöglicht und der Befragte motiviert werden
kann.[313] Da der Zeitumfang dieser
Studienarbeit begrenzt war, konnten nur 20 Mitarbeiter ausführlich befragt
werden.
Im folgenden wird zuerst die Situation der Unternehmung ABC und ihres BVWs
aus heutiger Sicht (Kapitel 5.2) und
die Entwicklung des BVWs (Kapitel 5.3)
in den letzten Jahren dargestellt. In diese Betrachtungen fließen
teilweise schon Ergebnisse der Interviews mit den Organen des BVWs ein. Die
Aussagen der Interviews der potentiellen Einreicher (Mitarbeiter) und der Organe
des BVWs werden anschließend im Punkt Schwachstellen und Probleme
zusammengefaßt dargestellt. Die Darstellung erfolgt mit den im
vorhergehenden Kapitel aufgeführten Dimensionen (vgl. S.
85).
5.2 DIE AUSGANGSSITUATION DER UNTERNEHMUNG ABC
Die Unternehmung ABC ist eine hundert prozentige Tochter der Unternehmung
ABC AG. Die Unternehmung ABC AG ist ein international führender Hersteller
von Produkt A und beschäftigt in Niederlassungen in Europa und den USA rund
4.500 Mitarbeiter. Der erwirtschaftete Gewinn vor Steuern und Zinsen betrug 1994
137,2 Millionen DM. Bei einem Umsatz von 1.336,9 Millionen DM entspricht dies
einer Umsatzrendite von 10,3 %. Die Hauptverwaltung der Unternehmung hat ihren
Sitz in F.
Die Unternehmung ABC teilt sich in vier Geschäftsbereiche auf: Produkt
A in Europa, Produkt B Nordamerika, Produkt C Nordamerika und Produkt
D.
In Deutschland gibt es zwei Werke. Die Unternehmung ABC, mit Sitz in F. und
Gegenstand unserer Untersuchung, entwickelt und produziert Produkt A und Produkt
D hauptsächlich zur Weiterverarbeitung. Die Unternehmung ABC zeichnet sich
durch Innovationen, wie beispielsweise chlorfreie Produkt A (Markenbezeichnung
PRODUKT A) und hoher Flexibilität in bezug auf Geschwindigkeit und
Ausführung von Kundenwünschen aus.
Das Motto, welches hier als Unternehmensleitsatz verstanden wird, der
Unternehmung ABC lautet “Vorsprung durch Innovation und
Flexibilität”.[314] Dieses
spiegelt sich aber nicht im BVW wider, welches seit 1975 in der zwischen
Geschäftsleitung und Betriebsrat ausgehandelten “Betriebsvereinbarung
über das Betriebliche Vorschlagswesen” festgelegt ist. Wie ein
Vergleich mit den BVW-Regelungen anderer Unternehmungen ergab, entspricht die
Betriebsvereinbarung bei der Unternehmung ABC der geläufigen traditionellen
Form. Der BVW-Beauftragte erfüllt seine Aufgabe nebenamtlich, hauptamtlich
ist er Umweltschutzbeauftragter. Er ist in der Organisation dem technischen
Leiter unterstellt. Auch entspricht die Organisation des Vorschlagswesens, bzgl.
Aufbau- und Ablauforganisation (vgl.
Abbildung 2.4 auf S. 8), der des
BVWs.
In den letzten Jahren zeigten sich Abnutzungserscheinungen in Form
von sinkenden Teilnehmerzahlen beim BVW und einer schlechteren Qualität der
eingereichten Verbesserungsvorschläge. Dies und die Ansicht aller
Kommissionsmitglieder, daß noch größere Verbesserungspotentiale
und damit Einsparungspotentiale durch die Mitarbeiter aufgedeckt werden
könnten, führten zu kritischen Betrachtung des BVWs und der Suche nach
neuen Ansätzen zur dessen
Verbesserung.
5.3 DIE ENTWICKLUNG DES VORSCHLAGSWESENS
Die Abbildung 5.1 zeigt,
daß die meisten Verbesserungsvorschläge 1989 eingereicht wurden. Zu
erklären ist dies mit einer Erhöhung der Prämien für
angenommene Verbesserungsvorschläge Ende 1988. Die Erhöhung erfolgte
mit einer Anhebung der Prämien für Verbesserungsvorschläge mit
errechenbaren Einsparungen von 15 % auf 30 % der errechneten
Nettoeinsparung.
Abbildung 5.1 Anzahl der eingereichten Verbesserungsvorschläge in
den Jahren 1988 bis 1994
Die Prämien für Verbesserungsvorschläge mit einer nicht
errechenbaren Einsparung wurden verdoppelt (vgl.
Tabelle 5.1).
Wert für
|
Arbeitsplatz
|
Abteilung
|
Betrieb
|
gering
|
100,- DM
|
200,- DM
|
300,- DM
|
mittel
|
200,- DM
|
400,- DM
|
600,- DM
|
hoch
|
400,- DM
|
700,- DM
|
1000,- DM
|
Tabelle 5.1: Prämien für Verbesserungsvorschläge mit
nicht errechenbarer Ersparnis seit 1989.
Die Prämienerhöhung wurde als Ausgleich für die vom
Gesetzgeber ab 01.01.1989 vorgenommene Besteuerung der Prämien für
Verbesserungsvorschläge durchgeführt. Der Ausgleich fiel hierbei zu
Gunsten der Mitarbeiter aus, da der Zuwachs der Prämie höher ausfiel
als die steuerliche Belastung. Dieser zusätzliche monetäre Anreiz
bewirkte ein kurzfristiges Ansteigen der eingereichten
Verbesserungsvorschläge, deren Anzahl dann aber bis heute kontinuierlich
abfiel. Der starke Abfall im Jahr 1992 ist auf zwei Ursachen
zurückzuführen. Einmal fanden in diesem Jahr die Umstrukturierungen
zur Unternehmung ABC mit gleichzeitigen Rationalisierungsmaßnahmen statt
und zweitens sollte ein ganzer Produktionsbereich abgebaut werden. Dies
führte zu Unruhe und Unsicherheit der Mitarbeiter, welche sich in der
Beteiligung deutlich zeigt. Aus dem Produktionsbereich der in F. abgebaut werden
sollte, kam 1992 ein einziger Verbesserungsvorschlag. Der Abbau dieses
Produktionsbereiches wurde bis heute nicht durchgeführt, da die vorhandenen
Kapazitäten im Moment voll ausgelastet sind.
Auch wurde nach Aussage der Gutachter und der Kommissionsmitglieder, die
Qualität der Verbesserungsvorschläge schlechter als früher und es
würden kaum noch herausragende Verbesserungsvorschläge eingehen, die
Einsparungen im Bereich von einigen 10.000,- DM ermöglichten. Die meisten
Vorschläge sind solche mit nicht errechenbaren Einsparungen deren
Prämien mittels der Tabelle 5.1
bestimmt werden.
Die Effizienz des BVWs kann an Hand der Kennzahlen und Kriterien ermittelt
werden, die auf Seite 11 vorgestellt wurden. Auf eine vollständige
Auflistung der Kennzahlen, wird hier aus drei Gründen verzichtet:
- Aufgrund der Umstrukturierung und dem Personalabbau der Unternehmung ABC in den letzten Jahren lassen sich die Daten nicht klar abgrenzen. Dies betrifft vor allem den Kreis der Teilnahmeberechtigten,
- es sind keine Kennzahlen von ähnlichen Unternehmungen für einen Vergleich vorhanden und
- Tabelle 5.2 läßt klare Tendenzen in der Entwicklung des BVWs erkennen.
Jahr
|
Eingereichte VV im lfd. Jahr
|
überhang VV
vom Vorjahr
|
Abgelehnte
VV[315]
|
Prämierte
VV
|
Prämien Σ in
[DM]
|
Durchschnitts
prämie [DM]
|
1988
|
122
|
38
|
51
|
66
|
68.431,-
|
1.037,-
|
1989
|
192
|
41
|
69
|
88
|
29.700,-
|
338,-
|
1990
|
175
|
58
|
86
|
103
|
44.000,-
|
427,-
|
1991
|
138
|
44
|
66
|
58
|
28.400,-
|
490,-
|
1992
|
68
|
58
|
21
|
42
|
27.000,-
|
643,-
|
1993
|
86
|
63
|
41
|
64
|
30.700,-
|
480,-
|
1994
|
99
|
44
|
43
|
65
|
41.955,-
|
645,-
|
Tabelle 5.2: Entwicklung des BVWs bei der Unternehmung ABC in den
Jahren 1988 bis 1994.
Drei Kennzahlen sollen hier dennoch betrachtet werden, da sie wichtige
Aussagen zulassen. Als Vergleichswerte werden Durchschnittszahlen der chemischen
Industrie[316] in [..] angegeben.
Die Einreicherdichte lag 1994 bei 0,388 [0,619]. Dies ist auf eine
hohe Zahl von Mehrfacheinreichern zurückzuführen. Insbesondere ein
Mitarbeiter zeichnete sich durch 22 VV in 1994 aus, was bei 99 eingereichten VV
einen Anteil von über 22 % ausmacht. Insgesamt nahmen 1994 38 Mitarbeiter
(7,6 %) [12,4%] von etwa 500 Teilnahmeberechtigten am BVW teil. In der
chemischen Industrie nehmen also im Schnitt ein drittel mehr Mitarbeiter am BVW
teil als bei der Unternehmung ABC.
Die Annahmequote lag im gesamten Zeitraum (1988 bis 1994) zwischen
31 und 45,5 % der eingereichten Vorschläge, wobei in den letzten Jahren ein
Anstieg festzustellen ist. Der höchste Wert wurde 1994 mit 45,5 % [48,2%]
erreicht. Diese Trend deckt sich mit den Aussagen einiger Kommissionsmitglieder,
daß bei der Abgrenzung des Aufgabenbereiches des Einreichers
großzügiger als in der Vergangenheit verfahren wird.
Trotz der Aussage der Gutachter und Kommissionsmitglieder, daß die
Qualität der Verbesserungsvorschläge abnimmt, ist bis auf 1993, ein
ansteigen der Durchschnittsprämie zu verzeichnen. Es gab in den
letzten Jahren auch keine großen Prämien über 10.000,- DM, die
eine Erhöhung der Durchschnittsprämie erklären
könnte.
5.4 DIE SCHWACHSTELLEN UND PROBLEME DES VORSCHLAGSWESENS
Die Schwachstellen und Probleme werden hier in Anlehnung an den auf Seite
85 aufgelisteten Dimensionen aufgezeigt.
Befragt wurden die Mitglieder der Bewertungskommission, Gutachter und
Mitarbeiter der Unternehmung ABC. Die Kommission setzt sich aus dem
BVW-Beauftragten als Vorsitzenden, zwei Vertretern des Betriebsrates, dem
technischen Leiter und dem Personalleiter der Unternehmung ABC
zusammen.
Es kristallisieren sich in der Untersuchung in den folgenden Dimensionen
verschiedene Problembereiche des Ist-Zustandes heraus:
- Art des Fortschritts:
Bedingt durch das Alter der
Produktionsanlagen sind die Maschinen weitgehend technisch ausgereift, so
daß diese “nicht mehr durch einfache, nicht so kapitalintensive
Maßnahmen verbessert werden können.” D. h. nicht, daß die
Anlagen der Unternehmung ABC nicht modernen Verfahrensmethoden entsprechen,
sondern daß das Potential für Verbesserungen, und dies gerade
für Verbesserungen mit großer Wirkung, eher niedrig ist.
- Realisierungsdauer der Vorschläge:
Die
Realisierung der Verbesserungsvorschläge dauert prinzipiell zu lange. Sie
liegt zwischen zwei Wochen und zwei Jahren, vereinzelt sogar noch
länger.
Ein Grunde hierfür liegt in der Dauer der Begutachtung, welche
zwischen fünf Tagen und drei Monaten nach Einreichung des
Verbesserungsvorschlages liegt. Etwa 80 % der Verbesserungsvorschläge sind
nach zwei Wochen begutachtet. Die Verbesserungsvorschläge, die länger
beim Gutachter verbleiben, sind meist errechenbare Verbesserungsvorschläge,
die eines höheren Aufwandes bei der Bearbeitung bedürfen.
Weitere Ursachen für die relativ lange Bearbeitungsdauer ergeben sich
aus:
- Der Ablauforganisation des BVWs. Hiermit ist der
Weg des Verbesserungsvorschlages vom Einreicher über den BVW-Beauftragten
zum Gutachter gemeint und die Anonymität, die die meisten Einreicher (etwa
80 %) wünschen. Dadurch muß sich der Gutachter bei Verständnisfragen bezüglich des Verbesserungsvorschlages über den BVW-Beauftragten an den Einreicher wenden. - Der Ausführung des Verbesserungsvorschlages. Die Umsetzung erfolgt meist über Handwerker, die hierfür einen Betriebsauftrag erhalten müssen. Die Ausführung kann sich dann über Wochen und Monate hinziehen, da die Aufträge in der Reihenfolge des Einganges bearbeitet werden. Nur Verbesserungsvorschläge von geringem Aufwand und Verbesserungsvorschläge, die der Arbeitssicherheit sowie dem Umweltschutz dienen, werden in der Regel sofort ausgeführt bzw. mit höherer Priorität in der Ausführung berücksichtigt.
- Der Tatsache, daß die Gutachter die
Verbesserungsvorschläge über
Wochen sammeln und diese dann auf einmal bearbeiten.
- Prämien:
In der Festlegung der Prämie ergeben
sich Diskrepanzen, die auf Mängel in der Bewertung der
Verbesserungsvorschläge zurückzuführen sind. Zudem vergeht
zwischen Einreichung und Prämierung der Verbesserungsvorschläge eine
lange Zeit.
Die nicht berechenbaren Verbesserungsvorschläge (qualitative
Vorschläge) stellen den größten Anteil der eingereichten
Vorschläge dar. Die Bewertung dieser Vorschläge erfolgt rein subjektiv
durch die Gutachter und ist für die Mitarbeiter nicht nachvollziehbar. In
diesem Zusammenhang bemängeln die Mitarbeiter “falsche
Berechnungen”.
Die Ursache hierfür liegt in dem Fehlen eines einheitlichen
Bewertungssystems. Die Kriterien bei der Begutachtung legt der Gutachter durch
sein fachliches Wissen, seinen “gesunden Menschenverstand” oder den
Unterlagen seines Vorgängers fest. Durch das Fehlen einheitlicher
Zielkriterien erfolgt eine unterschiedliche Gewichtung durch die Gutachter. Die
Richtigkeit der Angaben der Gutachten werden “intuitiv” vom
BVW-Beauftragten und den Kommissionsmitgliedern geprüft. Die
Prämienvergabe erfolgt anhand der
Tabelle 5.1 (vgl. S. 102).
Ferner gibt es keine sichtbare Differenzierung zwischen
Anerkennungsprämien und Prämien für realisierte
Verbesserungsvorschläge mit geringem Wert für den Arbeitsplatz. So gab
es schon Prämien von 100,- und 200,- DM für
Verbesserungsvorschläge die nicht realisierbar waren, aber auf Mängel
hinwiesen oder mit erkennbarer Mühe des Einreichers erstellt wurden.
Gleichzeitig wurden Verbesserungsvorschläge, die realisiert wurden, mit
Prämien in der gleichen Höhe prämiert. Dies führte bei
einigen Mitarbeitern zu der Einschätzung der “ungerechten
Prämienvergabe”. Auch dieser Mangel kann auf ein fehlendes
transparentes und nachvollziehbares Bewertungssystem zurückgeführt
werden. Im übrigen stellt das Festlegen einer Mindestprämie (100,- DM)
eine Barriere für die Mitarbeiter dar (vgl. S. 26).
Die Prämierung der Verbesserungsvorschläge dauert zu lange. Da
einmal die Kommission zu selten tagt (alle zwei Monate) und zweitens die
Begutachtung zu lange dauert (siehe oben). Zudem versucht die Kommission immer
einstimmig zu entscheiden. Dies führt bei Unstimmigkeiten zwischen den
Kommissionsmitgliedern dazu, daß die Entscheidungen über
Prämierungen vertagt werden, um weitere Gutachten anzufordern.
- Bedingungen für die Prämierung von Vorschlägen:
Die Abgrenzung, welche
Verbesserungsvorschläge prämiert werden, erfolgt ganz im Sinne des
BVWs. Der Verbesserungsvorschlag muß “ganz oder überwiegend
außerhalb des sich aus dem Arbeitsverhältnis ergebenden
Aufgabenbereichs des Einreichers
stammen.”[317] In der Vergangenheit gab
es in den Sitzungen der Kommission über die Abgrenzung des
Aufgabenbereiches immer wieder Unstimmigkeiten. Dies lag nicht zuletzt auch an
fehlenden Stellenbeschreibungen für die gewerblichen Mitarbeiter.
Nach Artikel 4.2 der Betriebsvereinbarung über das BVW besteht
für Verbesserungsvorschläge eine Sperrfrist von vier Wochen nach der
Abnahme von neuen Maschinen oder Einrichtungen durch die zuständige
Abteilung. Dies führt dazu, daß in dieser Zeit das
Verbesserungspotential der Mitarbeiter nicht genutzt wird.
- Organisation:
Bei der Unternehmung ABC liegt ein
Einliniensystem vor. Somit liegt hier das klassische Prinzip der
Auftragserteilung nach FAYOL vor, d. h. jeder Mitarbeiter hat nur einen
Vorgesetzten, ein Vorgesetzter hat jedoch mehrere
Mitarbeiter.[318] Das Einliniensystem
zeichnet sich weiter durch in der Hauptsache vertikale Kommunikationswege und
durch das Aufspalten der Gesamtaufgabe in kleine Arbeitsschritte aus. Die
Abstimmung der einzelnen Arbeitsschritte erfolgt durch die jeweiligen
Vorgesetzten, die wiederum von ihren Vorgesetzten koordiniert werden. Diese
Hierarchie führt bei einzelnen Abteilungsleitern zu einer überlastung.
Dies äußert sich bei den Abteilungsleitern, die Gutachter für
das BVW sind, in der Form, daß die Erstellung von Gutachten länger
dauert als es wünschenswert wäre. Insgesamt entspricht die
Organisation des BVWs bei der Unternehmung ABC der des BVWs, wie sie auf S. 13
ff. dargestellt wird. Die Mängel, die sich aufgrund der
Ablauforganisation ergeben, sind schon in der Realisierungsdauer der
Vorschläge beschrieben worden. Sie ergeben sich meist aus dem Instanzenweg
der Verbesserungsvorschläge.
Die Organisation der Kommissionsarbeit weist einige Mängel
auf.
Die Kommission tagt zu selten und zu lange. Die Dauer einer Sitzung ist
hauptsächlich deshalb so lange, da jeder Verbesserungsvorschlag und die
dazugehörigen Gutachten erst in der Sitzung verlesen werden. Der Vorschlag
des früheren technischen Leiters die Verbesserungsvorschläge einige
Wochen vor der Sitzung an die Mitglieder der Kommission zu verteilen, um sich so
schon vor der Sitzung eine Meinung zu bilden, stieß auf allgemeine
Ablehnung. Die Ablehnung wurde damit begründet, daß die anderen
Mitglieder keine Zeit haben sich die Verbesserungsvorschläge vorher
anzuschauen und bei einigen das Fachwissen fehlt die
Verbesserungsvorschläge nachzuvollziehen. Ferner wurde von einigen
Mitgliedern die Befürchtung geäußert, daß sich der
technische Leiter mit den Kostenstellenleitern bezüglich der
Verbesserungsvorschläge unterhalten und damit Einfluß auf die
Gutachten haben könnte.
- Information und Kommunikation:
Wesentliche Teile der
Kommunikationswege sind durch die Einlinienorganisation der Unternehmung ABC
vorgegeben. Bedingt durch Zwischeninstanzen kommt es zu Zeitverlusten und der
Gefahr der Informationsfilterung.
Die meisten befragten Vorgesetzten sprachen von einem guten
Kommunikationsklima. Aufgrund der Befragungen ergaben sich jedoch grundlegende
Informationsdefizite. Bezüglich des BVWs soll dies an folgenden Punkten
beispielhaft aufgezeigt werden:
- Die Gutachter erhalten
Verbesserungsvorschläge zur Begutachtung, ohne konkret informiert zu
werden, was die Gutachten enthalten sollen und wie die Bewertung vorgenommen
werden soll. Weiterhin bekommen sie keine Rückmeldung über ihre
Gutachten und den Entscheidungen der Kommission bezüglich der von ihnen
begutachteten Verbesserungsvorschläge.
- Die Mitarbeiter wünschen sich mehr Informationen über das BVW. Im Moment sind Informationen über das BVW eine “Holschuld”. Die Mitarbeiter müssen sich an ein Organ des BVWs oder an den Vorgesetzten wenden, um Informationen zu erhalten.
Informationsdefizite der Mitarbeiter waren in folgenden
Punkten feststellbar:
- Was ist das BVW?
- Wer und wie kann man teilnehmen?
- Wer ist der BVW-Beauftragte?
- Wer begutachtet die Verbesserungsvorschläge?
- Wer prämiert die Verbesserungsvorschläge?
- Wie wird die Prämie ermittelt?
Einige Mitarbeiter wußten zwar was das BVW ist, kannten aber nicht das BVW der Unternehmung ABC.
- Die Einreicher erfahren über Standardbriefe über Annahme oder Ablehnung ihres Verbesserungsvorschlages. Bei Rückfragen haben sie sich an den BVW-Beauftragten zu wenden (“Holschuld”).
- Es ist keine klare Zuständigkeit für Werbung erkennbar. So gab es bei fünf Kommissionsmitgliedern vier unterschiedliche Aussagen, wer für die Werbung zuständig sei. Konsequenz: Es gibt keine Werbung!
- In dem Organigramm der Unternehmung ABC wird das BVW nicht aufgeführt!
- Es gibt keinen Informationsaustausch zwischen dem BVW-Beauftragten der Unternehmung ABC und der Niederlassung in K.
Somit gibt es insgesamt große Kommunikations- und Informationsdefizite im BVW. Dies führt zu Barrieren für die Mitarbeiter sich am BVW zu beteiligen (Vgl. S. 32).
Dabei ist Kommunikation ein bedeutendes Element sozialer Interaktion und
damit menschlichen Verhaltens in der Unternehmung. So ist nach WEINERT “in
der Kommunikation eine Art ‘allgemeine Basis’ (bzw. ein Indikator)
zu sehen, auf der sich Organisationsverhalten
abzeichnet.”[319] Somit ist in der
Unternehmung ABC, durch das Fehlen der Kommunikation im BVW, eine
Organisation zu erkennen, die kein Interesse am BVW hat. Auf diesen Punkt wird
abschließend noch einmal eingegangen.
- Ziele der Mitarbeiter:
Die meisten Mitarbeiter nannten
neben der Geldprämie Anerkennung, Arbeitserleichterung und Realisierung der
Verbesserungsvorschläge als Beweggründe für eine Teilnahme am
BVW. Dies deckt sich mit einer Studie von THOM, bei der die Möglichkeit zur
Arbeitserleichterung als wichtigster Beweggrund genannt wurde. Danach kam erst
die Geldprämie sowie persönliche Anerkennung und die
schöpferische Mitarbeit.[320] Die
befragten Vorgesetzten sahen jedoch in der Geldprämie die Hauptmotivation
für eine Teilnahme am BVW begründet, was mit der Studie von
SPRENGER[321] übereinstimmt.
- Beschäftigungspolitisches Modell:
Die
Beschäftigungspolitik der Unternehmung ABC und damit auch bei der
Unternehmung ABC zeichnet sich durch einen kurz– bis mittelfristigen
Planungshorizont aus. Im Vordergrund stehen “Verbesserung der
Produktionsabläufe, Entwicklung neuer Produkte, Kostenreduzierungen - das
sind noch immer die wesentlichen Faktoren, mit denen wir Geld verdienen
können.”[322] Dies zeigt sich auch
der Personalpolitik der Unternehmung ABC.
Im Produktionsbereich werden sehr viele unqualifizierte Mitarbeiter
eingesetzt, d. h. sie haben keine oder eine fachfremde Ausbildung. Hinzu kommt
ein hoher Anteil an Ausländern mit Sprachproblemen. Der Schwerpunkt der
Qualifikation dieser Mitarbeiter liegt im learning by doing, d. h. den
meisten der Mitarbeiter im gewerblichen Bereich wird vor Ort gezeigt was sie tun
müssen. Zusätzliche Weiterbildungsmaßnahmen sind
selten.
Die meisten vorgenommenen Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind
fachspezifischer Natur, d. h. dem Mitarbeiter werden Kenntnisse vermittelt, die
er zur besseren Erfüllung seiner augenblicklichen Tätigkeit braucht.
Dadurch sind die Mitarbeiter Spezialisten in ihrem Arbeitsbereich und sind an
ihren Arbeitsplatz gebunden.
Es fehlen jegliche Schulungsmaßnahmen in Methoden- und
Sozialkompetenz. Unter Methodenkompetenz ist das Wissen über Verfahren und
Werkzeuge zu verstehen und deren Anwendung zur Lösung von Problemen (vgl.
S. 77). Die Sozialkompetenz erstreckt sich auf die Fähigkeit, mit anderen
effektiv zu kommunizieren und die eigene Tätigkeit mit anderen zu
koordinieren. Diese Techniken sind nicht nur für die
Führungskräfte relevant, sondern sie sind auch im betrieblichen
Bereich eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit.
Diese hier angesprochenen Mängel zeigen sich auch im BVW. Kein
Beteiligter ist in irgendeiner Form auf seine Aufgabe im Rahmen des BVWs
vorbereitet worden. Von allen wurde erwartet, daß sie die nötige
Kompetenz durch ihre Ausbildung und Erfahrung in ihre Funktion einbringen. Die
nötige Fachkompetenz ist bei fast allen vorhanden. Doch zeigen sich wie
oben beschrieben eklatante Mängel in der Methoden- und Sozialkompetenz. Die
Testpersonen waren hierbei die Mitarbeiter, die nun erst einmal mit
Mißtrauen auf alle Maßnahmen der Unternehmungsleitung oder des BVWs
reagieren.
- Unternehmensleitbild:
In der Unternehmung ABC gibt es
kein schriftlich festgehaltenes Unternehmensleitbild. Es gibt auch keine
sichtbaren Handlungen seitens der Unternehmungsführung bewußt auf die
Unternehmenskultur einzuwirken.
Die Unternehmungskultur, die sich aufgrund der Aussagen und Maßnahmen
der Unternehmungsleitung (Unternehmung ABC AG und Unternehmung ABC) in den
letzten Jahren entwickelt hat, zeichnet sich durch Mißtrauen
aus.
Die Gründe hierfür sind:
- Die hierarchische Struktur, die funktionale Arbeitsteilung sowie die durch Spezialisierung in der bürokratischen Organisation entwickelten anonymen Entscheidungsketten.
BLEICHER
spricht in diesem Zusammenhang von einer Organisation die durch ein
reduktionistisches Menschenbild und einem Mißtrauen gegenüber dem
Verhalten der Mitarbeiter getragen
wird.[323]
- Die Rationalisierungsmaßnahmen der letzten Jahre haben zusätzlich Ungewißheit und Unmut unter den Mitarbeitern verbreitet.
- Ferner ergeben sich aus dem Verhältnis der Unternehmung ABC AG zur Unternehmung ABC Spannungen. Diese Spannungen entstehen aus der Unsicherheit vieler Mitarbeiter der Unternehmung ABC bezüglich der Zukunft der Unternehmung ABC in der Unternehmung ABC AG. Da der Schwerpunkt der Produkte der Unternehmung ABC AG klar bei Produkt A liegt. Dies wird auch öffentlich so gelebt: “Unternehmung ABC ganzes Engagement gilt der Produktion und der Vermarktung von Produkt A,...”[324] Die Unternehmung Unternehmung ABC stellt aber primär Produkt D zur Weiterverarbeitung her. D. h. das Management der Unternehmung ABC steht nicht sichtbar hinter den Produkten der Unternehmung ABC.
Die Konsequenz dieser Handlungen und Aussagen ist, daß eine
grundlegende Mißtrauenskultur in der Unternehmung entstanden ist, die bei
den Befragungen spürbar war.
Die Probleme des BVWs der Unternehmung ABC die hier ausgearbeitet wurden,
können nicht alle Schwächen und deren Ursachen aufzeigen. Vielmehr
sollen sie die wesentlichen Ansatzpunkte für eine Verbesserung des BVWs
aufzeigen, wie sie im nächsten Kapitel kurz dargestellt
werden.
6. EIN LöSUNGSANSATZ FüR DIE NEUGESTALTUNG DES VORSCHLAGSWESENS DER UNTERNEHMUNG ABC
In diesem Kapitel soll, aufbauend auf der im vorhergehenden Kapitel
vorgenommenen Untersuchung des BVWs der Unternehmung ABC, ein Ansatz zur
Verbesserung des Vorschlagswesens vorgestellt werden. Die Grundlage hierfür
wurde in Kapitel 2 mit der
Vorstellung des BVWs und in Kapitel 3 mit der Vorstellung von KAIZEN gelegt.
Vorstellung des BVWs und in Kapitel 3 mit der Vorstellung von KAIZEN gelegt.
Der Darstellung des Vorschlages werden Vorüberlegungen vorangestellt,
was für ein funktionierendes und ein auf Dauer effizientes Vorschlagswesen
ausschlaggebend
ist.
6.1 DIE ZIELKRITERIEN FüR EIN NEUES VORSCHLAGSWESEN
Die Ziele, die der Entwicklung des Lösungsansatzes zugrunde lagen,
waren
- alle Mitarbeiter zur Teilnahme am Vorschlagswesen zu motivieren und
- eine möglichst hohe Anzahl an Verbesserungsvorschlägen zu erreichen.
Dazu bedarf es einer
Organisation, die folgende Kriterien erfüllt:
- Erhöhte Transparenz für alle Beteiligten.
- Schnelle Bearbeitung der Verbesserungsvorschläge.
- Schnelle Prämierung eines Verbesserungsvorschlages.
- Kommunikation und Information stehen im Mittelpunkt.
- Entscheidungskompetenz wird an den Ort der Problemlösung verlagert.
6.2 DIE RAHMENBEDINGUNGEN FüR DIE EINFüHRUNG EINES NEUEN VORSCHLAGSWESENS
Bevor ein gut funktionierendes Vorschlagswesen eingeführt werden kann,
muß die Unternehmungsleitung personale und organisationale
Rahmenbedingungen schaffen, um die ideellen Ressourcen — als einen
Bestandteil der Humanressourcen von Unternehmungen — zu sichern und
verfügbar zu machen.[325] Dazu sind
sowohl änderungen in der Beschäftigungspolitik als auch in der
Organisationsstruktur anzustreben. Dies gilt sowohl für die Unternehmung
ABC AG als auch für die Unternehmung
ABC.
6.2.1 DIE BESCHäFTIGUNGSPOLITISCHEN RAHMENBEDINGUNGEN
Die zu schaffenden Rahmenbedingungen in der Beschäftigungspolitik
für das Vorschlagswesen sind zum einem Vertrauen innerhalb der Unternehmung
und zweitens die Qualifikation der Mitarbeiter. Zuerst sollen Maßnahmen,
welche von der Unternehmung ABC AG zu erfüllen sind, kurz aufgezeigt
werden, da die Unternehmung ABC AG auch primär für die
Beschäftigungspolitik der Unternehmung ABC verantwortlich ist. Diese
Maßnahmen sind:
Vertrauensbildende Maßnahmen: Den Mitarbeitern ist die
Angst um ihren Arbeitsplatz zu nehmen. Dies beginnt mit klaren Aussagen zur
Standortpolitik und kann bis zu langfristigen Beschäftigungsperspektiven
führen.. Insbesondere die Frage der Standortverlegung des
Produktionsbereiches von Produkt A von F. nach K. muß eindeutig
geklärt werden.
Dadurch wird die Einbindung der Mitarbeiter in den
Rationalisierungsprozeß erleichtert, der durch einen kontinuierlichen
Verbesserungsprozeß angestrebt wird.
Qualifikationsmaßnahmen: Der übergang in eine neue Form
der Organisation erfordert umfassende Qualifikationsmaßnahmen für
alle Mitarbeiter. Die Unternehmung muß die Mitarbeiter als Humanressourcen
betrachten und die Mitarbeiter in einen dauerhaften kontinuierlichen
Weiterbildungsprozeß einbinden.[326]
Unter Weiterbildung wird hier nicht nur die theoretisch–fachliche
Qualifikation, sondern auch die Weiterbildung in Sozial- und Methodenkompetenz
der Mitarbeiter verstanden. Der Mitarbeiter muß sich im Rahmen der
Weiterbildung, die durch eine Job Rotation unterstützt wird, vom
Spezialisten zum Generalisten entwickeln.
Für beide Punkte sollen hier beispielhafte Maßnahmen
aufgeführt werden. Diese Maßnahmen müssen auch von der
Unternehmungsleitung der Unternehmung ABC ergriffen
werden.
6.2.1.1 Vertrauensbildende Maßnahmen
Vertrauen ist eine wichtige Voraussetzung für effizientes Arbeiten in
Unternehmungen.[327]
Verlorenes Vertrauen kann nicht durch eine Handlung oder durch eine Person
der Unternehmungsleitung wiederhergestellt werden, hier sind alle Vorgesetzten
gefordert. Die Vorgesetzten müssen Vorleistungen erbringen und dies
über einen längeren Zeitraum hinweg.
Diese Vorleistungen lassen sich in drei Voraussetzungen für Vertrauen
darstellen:[328]
Glaubwürdigkeit: Ist notwendig um Vertrauen aufzubauen und zu
stabilisieren. Dies geschieht am wirksamsten, wenn Denken, Sprechen und Handeln
übereinstimmen.
Wohlwollen und Unterstützung: Die Grundhaltung des Vorgesetzten
sollte wohlwollend und unterstützend sein.
Ethische Handlungsprinzipien: Diese, wie z. B. das Fairness-Prinzip,
müssen nicht nur öffentlich und offiziell deklariert, sondern
täglich vorgelebt werden.
Auf der Grundlage der drei Vertrauensvoraussetzungen ist ein System
abgestufter und reziprok wirkender Initiativen (SARI) zum Abbau von
Mißtrauen und zum Aufbau von Vertrauen zu
entwickeln.[329] Das in dieser Strategie
wirksame Prinzip ist das der Wechselseitigkeit (Reziprozität).
Wechselseitigkeit meint das Streben nach Gleichwertigkeit beim Austausch
von Gütern: Wenn A etwas Positives oder Negatives in bezug auf B tut,
reagiert B mit großer Wahrscheinlichkeit in ähnlicher Weise
gegenüber A. Hierbei geschieht der schrittweise Aufbau durch eine Reihe
angekündigter, verbindlicher und entgegenkommender Handlungen. Sie werden
gemäß dem Prinzip der Wechselseitigkeit von der Zielperson oder
–gruppe erwidert.[330]
Die SARI-Strategie unterscheidet sich in mehreren Punkten von der
klassischen “Wie du mir, so ich Dir”–Strategie, die in
Literatur auch als
Tit–for–Tat–Strategie[331]
bezeichnet wird.
Die Unterschiede liegen in dem öffentlichen Bekenntnis des
Managements, daß gemeinsam mit den Mitarbeitern ein Neuanfang gewagt wird.
Dies kann die Bekanntgabe eines strategischen Zieles oder einer Vision sein. So
wird für alle Beteiligten ein gemeinsamer Bezugsrahmen geschaffen und
bereitet den Boden für nachfolgende konziliante Handlungen vor.
Selbst wenn sich reziprokes Handeln der Zielgruppe nicht sofort einstellt,
müssen die entgegenkommenden Initiativen fortgesetzt werden, um
Glaubwürdigkeit und Wohlwollen zu demonstrieren.
Bei Erwiderung seitens der Zielgruppe sollte die darauffolgende Handlung
des Initiators dem Ausmaß der empfangenen Erwiderung entsprechen und
— wenn möglich — etwas darüber
hinausgehen.
Allen beteiligten Parteien merken bald, daß reziprokes Verhalten bei
vertrauensfördernden Maßnahmen letztlich ihren eigenen Interessen
dient.
Wichtig ist, daß die Unternehmungsleitung das Risiko wagt, ihren
Mitarbeitern zu vertrauen, um so eine vertrauensvolle Zusammenarbeit entstehen
zu
lassen.
6.2.1.2 Qualifikationsmaßnahmen
Es müssen umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen für die
Mitarbeiter und Vorgesetzten durchgeführt werden.
Bei den Einstellungskriterien für neue Mitarbeiter sollte neben der
fachlichen Kompetenz verstärkt auch deren soziale Kompetenz beachtet
werden. Zu Beginn sollten neue Mitarbeiter mehrere Abteilungen durchlaufen, um
einen überblick über die gesamte Unternehmung zu gewinnen. Dies wird
später von Nutzen sein, um Kunden–Lieferanten–Beziehungen in
der Belegschaft zu verankern.
Die Qualifikation der Mitarbeiter darf sich nicht nur auf deren
unmittelbaren Arbeitsaufgaben erstrecken. Ihnen müssen die
Zusammenhänge zwischen ihren Tätigkeiten und den Tätigkeiten
ihrer Kollegen bekannt sein. Erreicht wird dies durch Job Rotation. Dadurch
werden Mitarbeiter prozeßorientiert handeln.
Die Mitarbeiter im gewerblichen Bereich sollten zudem Kenntnisse in der
Bedienung einfacher Maschinen besitzen, wie beispielsweise die Bedienung einer
Bohrmaschine, Drehmaschine oder eines Schweißgerätes. Damit werden
sie befähigt, einfache Werkzeuge und kleinere Hilfskonstruktionen in der
eigens dafür angelegten Verbesserungsecke selbst zu erstellen.
Für die Arbeit in Problemlösungsgruppen werden die Mitarbeiter in
einigen Methoden geschult, wie beispielsweise
Brainstorming–Methoden[332] und den
Sieben Statistischen Werkzeugen (vgl. S. 70). Dies kann während der Arbeit
in den Problemlösungsgruppen durch den Moderator erfolgen.
Die Vorgesetzten müssen darüber hinaus geschult werden, die
Intention des neuen Vorschlagswesens zu verstehen. Ihnen kommt eine wichtige
Aufgabe zu. Es ist notwendig, daß Sie auch die von den Mitarbeitern
angeregten kleinsten Verbesserungen erkennen und die Vorschläge
akzeptieren. Ihr Denken darf nicht nur ausschließlich ergebnisorientiert,
sondern es muß auch prozeßorientiert sein. Viele Mitarbeiter werden
eine abweichende Meinung von denen ihrer Vorgesetzten haben. Die Vorgesetzte
müssen verstehen, daß der Mitarbeiter mit seinem Vorschlag stets auf
ein bestehendes Problem hinweisen möchte. Im persönlichen
Gespräch sollte er daher die Problematik mit dem Mitarbeiter erörtern.
Der Vorgesetzte darf nie den für den Mitarbeiter motivierende Aspekt beim
Vorschlagswesen vergessen. Grundsätzlich ist der Mitarbeiter der Spezialist
in seinem Bereich, auf den man hören sollte.
Ferner sollte für die Vorgesetzten und die Mitarbeiter exemplarisch
eine Bewertung eines Verbesserungsvorschlages vorgenommen werden, damit sie mit
der Bewertungsmethode vertraut
werden.
6.2.2 DIE ORGANISATIONALE RAHMENBEDINGUNGEN
Die obengenannten Maßnahmen können auf Dauer nur erfolgreich
sein, wenn die vorhandenen Organisationsstrukturen verändert werden. Die
vorherrschende Fremdbestimmung des individuellen Handelns und die weitgehende
Entkopplung einzelner Aktivitäten, durch die hierarchische Koordination,
führen zu Identifikations- und Motivationsdefiziten der
Mitarbeiter.[333] Dies zieht die
“Abschaltung” der kreativen Fähigkeiten und des Engagements der
Mitarbeiter nach sich.[334]
Gefordert sind partizipative Strukturen, die den Mitarbeitern eine
größere Handlungsautonomie und eine engere Verknüpfung von
Handlungen und Handlungsfolgen
ermöglichen.[335]
Erreicht wird dies durch eine Reorganisation der Verantwortungsstruktur.
Dies kann in Form einer schlanken Organisation erfolgen, die sich durch eine
flache Hierarchie und Funktionsintegration auszeichnet. D. h. man löst sich
von der Orientierung an den Abteilungen und praktiziert ein ganzheitliches,
systemorientiertes Denken.[336]
Eine Möglichkeit hierfür ist, die Einführung von
Projektsteuerungsgruppen oder Leitungsgremien. Die Aufgabe dieser Gruppen ist
die Steuerung von Prozessen, die sich über
mehrere Abteilungen erstrecken.[337] Dies führt wiederum zu einer Steuerung der Organisation in diesem Bereich.
mehrere Abteilungen erstrecken.[337] Dies führt wiederum zu einer Steuerung der Organisation in diesem Bereich.
Diese Gruppen werden aus Mitarbeitern verschiedener Abteilungen und
Hierarchieebenen, unter Leitung eines Moderators, zusammengesetzt. Die
Konsequenzen dieser Gruppenarbeit sind außer den obengenannten Zielen,
noch dezentrale Steuerung, direkte Kommunikation, transparente Informationen und
die Weiterbildung der Mitarbeiter zu
General-
isten.[338]
isten.[338]
Diese Ziele können jedoch langfristig nur erreicht werden, wenn alle
bisher genannten Maßnahmen, Vertrauensbildung,
Qualifikationsmaßnahmen und eine Reorganisation der Unternehmung, im
Einklang zueinander durchgeführt werden, da sie einander
bedingen.
6.3 DIE ORGANISATION DES VORSCHLAGSWESEN
Die dargestellten Rahmenbedingungen spiegeln sich in dem nun folgenden
Ansatz zur Neugestaltung des Vorschlagswesen wider. Im folgenden wird die
Ablauforganisation und die Aufbauorganisation des Vorschlagswesen
vorgestellt.
6.3.1 DIE ABLAUFORGANISATION DES VORSCHLAGSWESENS
Die Ablauforganisation setzt sich aus der Vorschlagsform, Bewertung,
Prämierung, Realisierung und Standardisierung zusammen. Bevor auf die
einzelnen Elemente der Ablauforganisation des Vorschlagswesens eingegangen wird,
soll der gesamte Ablauf von der Idee des Mitarbeiters bis zur Realisierung oder
Ablehnung aufgezeigt werden. Hierbei wird zwischen zwei Fällen
unterschieden. Einmal der reguläre Fall, der Mitarbeiter ist mit der
Entscheidung bezüglich Annahme, Prämierung oder Ablehnung seines
Verbesserungsvorschlages einverstanden. Im zweiten Fall fühlt sich der
Mitarbeiter mißverstanden und bittet um Klärung durch eine neutrale
Instanz seines Vertrauens. Dies wird in der erweiterten Ablauforganisation
erläutert.
6.3.1.1 Reguläre Ablauforganisation
Der reguläre Ablauf ist der angestrebte und erwünschte Zustand im
Vorschlagswesen.
Im Mittelpunkt des Vorschlagswesens steht die Beziehung zwischen dem
Mitarbeiter und dem direkten Vorgesetzten (vgl.
Abbildung 6.1). Diese Beziehung bildet
die Grundlage für die im folgenden vorgestellte Ablauforganisation (vgl.
Abbildung 6.2). Die
Ablauforganisation zeichnet sich im wesentlichen durch kurze Kommunikations- und
Informationswege aus.
Abbildung 6.1 Die Beziehung zwischen Mitarbeiter und direktem
Vorgesetzten als Grundlage des Erfolges des Vorschlagswesen
Der Mitarbeiter oder eine Gruppe von Mitarbeitern wendet sich mit seinem
bzw. ihrem Verbesserungsvorschlag oder mit einer Idee für einen
Verbesserungsvorschlag an den
direkten Vorgesetzten (DVG). Der direkte Vorgesetzte prüft mit dem Mitarbeiter den Vorschlag auf Annahme (1). Bei Ablehnung erfolgt im Gespräch mit dem Mitarbeiter die Darlegung der Gründe, die zur Ablehnung führten.
direkten Vorgesetzten (DVG). Der direkte Vorgesetzte prüft mit dem Mitarbeiter den Vorschlag auf Annahme (1). Bei Ablehnung erfolgt im Gespräch mit dem Mitarbeiter die Darlegung der Gründe, die zur Ablehnung führten.
Bei Annahme veranlaßt er sofort die Realisierung, falls diese in
seinen Zuständigkeitsbereich fällt, und ermittelt anhand der
Bewertungstabelle (vgl. S. 122) die Prämie. Lag bisher noch kein
schriftlicher Vorschlag vor, muß der Mitarbeiter ihn jetzt
nachträglich einreichen. Der Vorgesetzte hilft ihm gegebenenfalls bei der
Formulierung.
Der direkte Vorgesetzte übergibt den schriftlichen Vorschlag mit der
Angabe über die Prämienhöhe dem Kostenstellenleiter (KSL) (2).
Dieser veranlaßt die Realisierung, sofern diese noch nicht vorgenommen
wurde. übersteigt der Vorschlag des Mitarbeiters den Kompetenzbereich des
direkten Vorgesetzten, übergibt dieser den Vorschlag an den
Kostenstellenleiter, der die Prüfung vornimmt (3). Hierbei kann er andere
Personen zur Begutachtung hinzuziehen (4). Sowohl Gutachter, als auch
Kostenstellenleiter sollten bei Unklarheiten mit dem Mitarbeiter über
seinen Verbesserungsvorschlag sprechen.
Im Falle einer Annahme erfolgt die Prämierung über den
Kostenstellenleiter. Bei Ablehnung erläutert der Kostenstellenleiter dem
Mitarbeiter die Gründe.
Der Kostenstellenleiter sammelt alle relevanten Daten über die
Verbesserungsvorschläge in seiner Abteilung und übergibt sie dem
Koordinator des Vorschlagswesens. Der Koordinator wird vom
Steuerungsausschuß gewählt.
Die Daten geben Aufschluß über die Anzahl der eingereichten
Verbesserungsvorschläge, Qualität der Vorschläge,
Prämienhöhen etc. Mit Hilfe dieser Daten erstellt der Koordinator
regelmäßig aktuelle Statistiken über das Vorschlagswesen. Dies
erfolgt zum einen abteilungsbezogen, damit die Ergebnisse den Mitarbeiter in den
entsprechenden Abteilungen präsentiert werden können. Zudem erfolgt
damit im Rahmen eines Benchmarkings ein Vergleich zwischen den Abteilungen. Die
Unternehmungsstatistik gibt der Unternehmungsleitung und allen Mitarbeiter
Aufschluß über die Entwicklung des
Vorschlagswesens.
6.3.1.2 Erweiterte Ablauforganisation
Die erweiterte Ablauforganisation soll dem Mitarbeiter Hilfestellung geben,
wenn er sich von seinem Vorgesetzten mißverstanden fühlt. Damit dient
die erweiterte Ablauforganisation als Indikator, wie die Zusammenarbeit und
damit das Vertrauen innerhalb des Vorschlagswesen ist. Werden der Koordinator
und der Steuerungsausschuß häufig als Schlichter in Anspruch
genommen, muß der Steuerungsausschuß die Ursachen ermitteln und
Maßnahmen ergreifen oder einleiten, die den regulären Ablauf wieder
herstellen.
In Abbildung 6.3 wird
dargestellt, wie bei Einsprüchen des Mitarbeiters vorgegangen wird. Ist der
Mitarbeiter mit der Ablehnung oder Prämierung seines
Verbesserungsvorschlages nicht einverstanden, kann er sich an den Koordinator
wenden (1). Der Koordinator versucht im direkten Gespräch mit allen
Beteiligten eine Einigung zu erzielen (2). Gelingt, dies nicht wendet sich der
Koordinator an die Mitglieder des Steuerungsausschusses (3). Sie treffen dann
zusammen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen. Vor dem Treffen
erhalten sie vom Koordinator alle Informationen, die den Vorschlag des
Mitarbeiters betreffen.
6.3.1.3 Vorschlagsform des Verbesserungsvorschlages
Die Verbesserungsvorschläge bedürfen der Schriftform. Jedoch kann
sich der Mitarbeiter mit seiner Idee direkt an den Vorgesetzten wenden und sie
vor einer schriftlichen Formulierung mit ihm durchsprechen. Wenn der Vorgesetzte
die Idee befürwortet, sollte er dem Einreicher bei der Erstellung seines
Verbesserungsvorschlages helfen.
Die Vorgesetzten sollten darauf achten, daß das Vorschlagsformular
von den Mitarbeitern handschriftlich ausgefüllt wird, um den Formalismus
gering zu halten. Sie müssen gegebenenfalls den Mitarbeitern behilflich
sein und das Formular ergänzen. Die unmittelbare Kommunikation zwischen
Mitarbeiter und Vorgesetzten steht im
Mittelpunkt.
6.3.1.4 Bewertung und Prämierung des Verbesserungsvorschlages
Die Bewertung erfolgt wie oben dargestellt durch die direkten Vorgesetzten
oder dem
Kostenstellenleiter. Es müssen damit einheitliche und einfache Bewertungskriterien vorhanden sein, insbesondere für qualitative Verbesserungsvorschläge. Dies kann durch die Einführung eines Bewertungsbogens (vgl. Abbildung 6.4) erreicht werden. Dieser ermöglicht dem bewertenden Vorgesetzten anhand einer Checkliste, den Verbesserungsvorschlag auf zuvor festgelegte Kriterien zu überprüfen und zu bewerten.
Kostenstellenleiter. Es müssen damit einheitliche und einfache Bewertungskriterien vorhanden sein, insbesondere für qualitative Verbesserungsvorschläge. Dies kann durch die Einführung eines Bewertungsbogens (vgl. Abbildung 6.4) erreicht werden. Dieser ermöglicht dem bewertenden Vorgesetzten anhand einer Checkliste, den Verbesserungsvorschlag auf zuvor festgelegte Kriterien zu überprüfen und zu bewerten.
Abbildung 6.4 Bewertungsbogen für die Bewertung von qualitativen
Verbesserungsvorschlägen
Diese Kriterien sollten dem Mitarbeiter bekannt sein und der Vorgesetzte
sollte dem Mitarbeiter anhand des Bewertungsbogens das zustande kommen der
Prämie erläutern können. Daher sollte im Rahmen einer
Einführungsveranstaltung für Vorgesetzte exemplarisch die Bewertung
eines Verbesserungsvorschlages vorgenommen werden. Die Entscheidung über
einen Verbesserungsvorschlag wird dem Mitarbeiter neben der Schriftform immer
auch persönlich mitgeteilt und Probleme mit ihm besprochen.
Die Prämien sollten reduziert werden, da gerade bei qualitativen
Verbesserungen die Relation der Prämie zur Verbesserung in der
Vergangenheit nicht übereinstimmten. Dazu gehört auch die Abschaffung
der Mindestprämie von 100,- DM. Die Mehrzahl der
Verbesserungsvorschläge des Vorschlagswesen werden hauptsächlich
kleine Verbesserungen sein, die mit Prämien im Gegenwert von 5,- bis 50,-
DM prämiert werden sollen.
Bei errechenbaren Einsparungen erhält der Mitarbeiter einen
prozentualen Anteil der Einsparungssumme. Für Vorschläge, deren
Einsparung nicht errechnet werden kann, kommt ein Punktesystem zur Anwendung.
Mit oben genannten Bewertungsbogen wird eine Punktzahl ermittelt. Diese Punkte
erhält der Mitarbeiter in Form eines Gutscheins persönlich von seinem
Vorgesetzten. Die Gutscheine kann der Mitarbeiter gegen Sachprämien
eintauschen. Hierfür wird eigens ein Prämienkatalog
erstellt.
Das Punktesystem hat gegenüber der direkten Auszahlung der Prämie
den Vorteil, daß Prämien aus mehreren kleinen
Verbesserungsvorschlägen kumuliert werden können. Der Mitarbeiter wird
somit motiviert viele kleine Verbesserungsvorschläge
einzubringen.
Weiterhin sollten Prämien für Verbesserungsvorschläge mit
errechenbarer Einsparung von der normalen Gehaltszahlung entkoppelt werden und
vom Vorgesetzten persönlich übergeben werden.
Zusätzliche Ehrungen sollten von den Mitgliedern des
Steuerungsausschusses und Mitgliedern der Geschäftsführung bei
offiziellen Anlässen vorgenommen werden. Dies zeigt die Unterstützung
des oberen Managements für das Vorschlagswesen.
6.3.1.5 Realisierung des Verbesserungsvorschlages
Mitarbeiter haben die Möglichkeit, nach kurzer Rücksprache mit
ihrem direkten Vorgesetzten, Verbesserungen selbst durchzuführen. Es wird
eine Verbesserungsecke eingerichtet, in der sich Werkzeug befindet, mit denen
die Mitarbeiter kleinere Hilfskonstruktionen selbst erstellen
können.
Die Verbesserungsecke dient ebenfalls als Ausstellungsraum. Hier sollten
stets aktuelle Verbesserungsvorschläge ausgestellt werden, um den anderen
Mitarbeiter Anregungen zu geben.
übersteigt der Aufwand der Realisierung die Möglichkeiten eines
Mitarbeiters, so wird sie sofort nach Annahme des Verbesserungsvorschlages vom
Vorgesetzten in Auftrag gegeben. Der Mitarbeiter, der den Vorschlag eingereicht
hat, sollte so weit wie möglich bei der Umsetzung beteiligt
werden.
6.3.1.6 Standardisierung der Verbesserung
Eine Standardisierung von Verbesserungen ist natürlich nur sinnvoll
für repetetive Tätigkeiten, die keinen großen
Entscheidungsspielraum zulassen. Die Entscheidung, ob ein
angenommener Verbesserungsvorschlag zu einem neuen Standard führt, ist von der Situation abhängig.
angenommener Verbesserungsvorschlag zu einem neuen Standard führt, ist von der Situation abhängig.
Um eine Standardisierung durchzuführen, müssen erst die
vorhandenen Arbeitsabläufe schriftlich festgehalten und visualisiert
werden. Dies kann beispielsweise im Rahmen der Arbeit von
Problemlösungsgruppen geschehen. Die Aufgabe der Vorgesetzten ist es, auf
die Einhaltung der Standards zu achten.
Um gemäß neuerer Standards zu arbeiten, müssen die
Mitarbeiter in regelmäßigen Besprechungen über alle
Verbesserungsvorschläge informiert werden. Eine Präsentation am
”schwarzen Brett” ist sicherlich nicht ausreichend.
6.3.2 DIE AUFBAUORGANISATION DES VORSCHLAGSWESEN
Um die vorgeschlagene Ablauforganisation in die Unternehmung zu
integrieren, bedarf es einer Aufbauorganisation. Diese ist bewußt einfach
gehalten und setzt sich im wesentlichen aus den Vorgesetzten, dem Koordinator
und dem Steuerungsausschuß zusammen. Anschließend werden die
Problemlösungsgruppen als Bestandteil des Vorschlagswesen vorgestellt.
Abschließend werden die Barrieren aufgezeigt, die abgebaut werden
müssen, um eine effizienteres Vorschlagswesen zu erreichen.
6.3.2.1 Vorgesetzte
Im Rahmen des Vorschlagswesens kommen neue und wichtige Aufgaben auf die
Vorgesetzten zu. Dabei wird zwischen direkten Vorgesetzten und den
Kostenstellenleitern unterschieden. Der Kostenstellenleiter kann hierbei auch
selbst ein direkter Vorgesetzter sein. Er muß aber im Rahmen des
Vorschlagswesen weitere Aufgaben übernehmen. Dies führt aber nicht zu
einer überlastung, da ihm häufig andere Vorgesetzte unterstellt sind,
die als
direkte Vorgesetzte die Mitarbeiter betreuen und ihn damit entlasten.
direkte Vorgesetzte die Mitarbeiter betreuen und ihn damit entlasten.
Die Aufgaben eines direkten Vorgesetzten sind:
- Die Unterstützung seiner Mitarbeiter bei Verbesserungsvorschlägen.
- Die Entgegennahme der Verbesserungsvorschläge und Besprechung mit dem Einreicher. Gegebenenfalls ergänzt er den Verbesserungsvorschlag.
- Die sofortige überprüfung der Verbesserungsvorschläge, die in seinen Kompetenzbereich fallen. Bei Annahme veranlaßt er die sofortige Realisierung, wobei der Einreicher so weit wie möglich mit einbezogen werden sollte.
- Die Weitergabe von größeren Verbesserungsvorschlägen und Vorschläge, die er nicht selbst beurteilen kann, an seinen Kostenstellenleiter.
- Die Ablehnung oder Prämierung der Verbesserungsvorschläge. Dies erfolgt stets im persönlichen Gespräch mit dem Mitarbeiter. Im Falle einer Prämierung übergibt er die Prämie persönlich.
- Die Einhaltung der realisierten Verbesserungsvorschläge im Rahmen der Standardisierung zu beachten.
Der Kostenstellenleiter hat folgende Aufgaben:
- Sammlung aller Verbesserungsvorschläge aus dem jeweiligen Bereich.
- Erstellung einer übersicht. Er gibt dem Koordinator Informationen über die in seinem Bereich eingereichten Verbesserungsvorschläge.
- Entscheidung der Verbesserungsvorschläge, die er vom direkten Vorgesetzten hat, da er sie nicht entscheiden konnte.
- Einschaltung weiterer Gutachter, wenn er die Verbesserungsvorschläge alleine nicht begutachten kann.
- Anfertigung von Gutachten für andere Kostenstellenleiter oder für den Koordinator.
Die Vorgesetzten dürfen selbst Verbesserungsvorschläge
einreichen. Weiterhin fließt die Anzahl der in ihrer Abteilung abgegebenen
Verbesserungsvorschläge in ihre Beurteilung mit ein.
Das Verhältnis zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten ist grundlegend
für den Erfolg des neuen Vorschlagswesens.
6.3.2.2 Koordinator
Für das Vorschlagswesen wird ein Koordinator eingesetzt, der
hauptamtlich für das Vorschlagswesen und die Arbeit der
Problemlösungsgruppen zuständig ist. Er sollte der
Personalabteilung, oder besser noch, als Stabsstelle der Unternehmungsführung angegliedert werden. Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Vorschlagswesens für die Unternehmung und die Unterstützung der Unternehmungsleitung. Der Koordinator wird von den Mitgliedern des Steuerungsausschusses ausgewählt.
Personalabteilung, oder besser noch, als Stabsstelle der Unternehmungsführung angegliedert werden. Dies unterstreicht die Wichtigkeit des Vorschlagswesens für die Unternehmung und die Unterstützung der Unternehmungsleitung. Der Koordinator wird von den Mitgliedern des Steuerungsausschusses ausgewählt.
Der Koordinator ist die zentrale Anlauf– und Sammelstelle für
Informationen über das Vorschlagswesen. Seine Aufgaben sind:
- Die Koordination aller Maßnahmen bezüglich des Vorschlagswesens und der Arbeit der Problemlösungsgruppen.
- Die Gestaltung und Durchführung von Werbemaßnahmen.
- Die Anfertigung von Statistiken anhand der Daten, die ihm von den Kostenstellenleitern übergeben werden. Die größtmögliche Visualisierung der Informationen ist dabei von entscheidender Bedeutung.
- Die Vermittlung zwischen allen Beteiligten, wenn
es zu Einsprüchen von Einreichern kommt. In diesem Fall holt der
Koordinator gegebenenfalls noch ein
weiteres Gutachten über den Vorschlag des Einreichers ein. - Die Entscheidungsvorbereitung für den
Steuerungsausschuß. Für Entscheidungen, die von dem
Steuerungsausschuß getroffen werden müssen, muß der Koordinator
alle Unterlagen den Mitgliedern des Steuerungsausschusses vorher
zukommen lassen, so daß diese nur noch zur Entscheidungsfindung zusammenkommen. - Die Kontrolle der Einhaltung der P–Kriterien (vgl. S. 51).
- Die Kontaktpflege zu anderen Unternehmungen und
Tochtergesellschaften.
Diese Partnerschaften dienen dem Erfahrungsaustausch. Solche Besuche können ebenfalls als Incentives gestaltet werden.
Der Koordinator muß eine stark ausgeprägte Sozialkompetenz
besitzen. Seine Hauptaufgabe besteht in der ständigen Kommunikation mit
allen Beteiligten. Der Steuerungsausschuß sollte daher einen Mitarbeiter
zum Koordinator wählen, der über gerade diese Fähigkeit
verfügt. Ferner sollte er die fachliche Kompetenz mitbringen und das
Vertrauen der Mitarbeiter und der Unternehmungsleitung
besitzen.
6.3.2.3 Steuerungsausschuß
Der Steuerungsausschuß ist paritätisch besetzt. Er setzt sich
aus zwei Mitgliedern des
Betriebsrates, dem Geschäftsführer und dem technischen Leiter zusammen.
Betriebsrates, dem Geschäftsführer und dem technischen Leiter zusammen.
Der Steuerungsausschuß ist nur noch einzuschalten, wenn der
Koordinator bei Einspruch eines Mitarbeiter keine Einigung zwischen den
Beteiligten erzielen kann. In diesem Fall ist es die Aufgabe des
Steuerungsausschusses, eine Entscheidung herbeizuführen. Er ist somit die
letzte Entscheidungsinstanz. Allerdings sollte die Hinzuziehung des
Steuerungsausschusses die Ausnahme sein.
Weiterhin haben die Mitglieder des Steuerungsausschusses
repräsentative Aufgaben. Bei offiziellen Anlässen ist es ihre Aufgabe,
Preise an Mitarbeiter zu verleihen, die sich innerhalb des Vorschlagswesens
besonders verdient gemacht haben. Dies kann im Rahmen von Betriebsfesten
geschehen.
Der Koordinator ist dem Steuerungsausschuß Rechenschaft schuldig. Die
Mitglieder des Steuerungsausschusses übernehmen damit eine
”Aufsichtsratsfunktion”. Sie müssen anhand der Informationen,
die der Koordinator ihnen zur Verfügung stellt, und auf Basis ihres
Wissens, die Zielkriterien für das Vorschlagswesen definieren. Der
Steuerungsausschuß ist ebenfalls verantwortlich für die Einhaltung
der P–Kriterien. Es ist somit seine Aufgabe, bei sich abzeichnenden
Abweichungen von den Zielkriterien steuernd einzugreifen.
6.3.2.4 Problemlösungsgruppen
Neben dem Mitarbeiter als Einzeleinreicher gibt es noch die
Problemlösungsgruppen, nachfolgend Workshops
genannt.[339] Ihre Aufgabe im Rahmen des
Vorschlagswesen sind Problembereiche zu bearbeiten, die durch Mitarbeiter und
Vorgesetzten aufgedeckt und aufgezeigt werden. Die Workshops bedürfen der
Koordination und organisatorischer Unterstützung. Deswegen ist es
nötig, einen Koordinator für diese Aufgabe einzusetzen.
Workshops, deren Aufgabenbereich mehr als nur eine Abteilung betrifft,
werden bei einem Abteilungsleitertreffen vorher besprochen und bedürfen der
Unterstützung aller betroffenen Abteilungsleiter.
Es werden Moderatoren für die Workshops ausgebildet. Die Aufgabe der
Moderatoren können die Promotoren übernehmen, die bereits zur
Einführung von Gruppenarbeit ausgebildet wurden. Für die Arbeit in den
Workshops werden die Mitarbeiter in einigen
Methoden geschult: Brainstorming, Kartenabfrage, Sieben Statistische Werkzeuge, etc.
(vgl. S. 70). Dies geschieht “on–the–job” bei der Durchführung des Workshops. Wir empfehlen, zunächst kleinere Probleme zur Bearbeitung auszuwählen, um den Erfolg zu
sichern und die Mitarbeiter mit der neuen Form der Problemlösung vertraut zu machen.
Methoden geschult: Brainstorming, Kartenabfrage, Sieben Statistische Werkzeuge, etc.
(vgl. S. 70). Dies geschieht “on–the–job” bei der Durchführung des Workshops. Wir empfehlen, zunächst kleinere Probleme zur Bearbeitung auszuwählen, um den Erfolg zu
sichern und die Mitarbeiter mit der neuen Form der Problemlösung vertraut zu machen.
Ein Workshop sollte innerhalb einer Arbeitswoche durchgeführt werden.
Die teilnehmenden Mitarbeiter müssen so ausgewählt werden, das
genügend ”Problemlösungskompetenz” innerhalb der Gruppe
vorhanden ist. Sie sollte sich aus Mitarbeitern des betroffenen Bereiches,
Handwerkern und entscheidungsbefugten Vorgesetzten zusammensetzen. Die
Realisierung erfolgt noch während des Workshops bzw. es muß
während des Workshops ein Aktionsplans zur Umsetzung verabschiedet werden
(Vgl. Abbildung 6.5).
Der Aufwand für die Workshops ist recht hoch, doch decken sie in der
Praxis meist recht hohe Einsparungspotentiale auf. Bei der VOLKSWAGEN AG in
Wolfsburg beliefen sich die Einsparungen durch die durchgeführten Workshops
in Millionenhöhe. Ferner werden durch diese Form der Gruppenarbeit die
Mitarbeiter im methodischen Vorgehen bei Problemlösungen geschult. Auch
wird durch die Art der Entscheidungsfindung, die neue Organisationsstruktur
gefördert und
unterstützt.
6.3.2.5 Abbau von Barrieren
Bedingt durch die Ablauf- und Aufbauorganisation des Vorschlagswesen und
den zu schaffenden Rahmenbedingungen treten die auf Seite 32 f. genannten
Barrieren in den Hintergrund der Betrachtung. Ziel des Ansatzes ist es ja gerade
diese Informations-, Fähigkeits-, Willens- und Risikobarrieren
abzubauen.
Die Barrieren, die jetzt noch abgebaut werden müssen, sind
systemimmanente Barrieren. D. h. welche Regeln müssen abgeschafft werden
und welche sollen jetzt für das Vorschlagswesen gelten.
Eine Festlegung einer Mindestprämie für
Verbesserungsvorschläge und die Beibehaltung von Sperrfristen, wie sie
bisher für neue Maschinen oder Einrichtungen galten, wird abgeschafft.
Beide hemmen, wie auf S. 33 beschrieben, den potentiellen Einreicher und
führen zu unnötigen Verzögerungen im kontinuierlichen
Verbesserungsprozeß.
Die Vorschläge sollten primär aus dem Aufgabenbereich der
Mitarbeiter kommen, denn hier ist er Fachmann. Im Vordergrund sollte die
Verbesserung stehen und nicht die Diskussion über die Prämierung eines
Verbesserungsvorschlages. Ferner werden durch die Qualifikationsmaßnahmen,
die eine Voraussetzung für ein erfolgreiches Vorschlagswesen sind, die
Mitarbeiter zu Generalisten. Damit wird eine Abgrenzung des Aufgabenbereiches
unmöglich.
Eine Barriere, die noch erwähnt werden muß, ist die
Einführungsbarriere (vgl. S. 34). Sie äußert sich in der
Befürchtung der Unternehmungsleitung in dem hohen Aufwand zur
Einführung des hier aufgezeigten Vorschlagswesens. Kurzfristig betrachtet
mag dies zutreffen, doch mittel- bis langfristig wird der Nutzen den Aufwand
übersteigen. Im nächsten Abschnitt wird darauf näher
eingegangen.
6.4 DIE EINFüHRUNG DES VORSCHLAGSWESENS
Eine detaillierte Darstellung der Einführungsschritte kann im Rahmen
dieser Arbeit nicht durchgeführt werden.
Wie bereits dargelegt, müssen vor Einführung des Vorschlagswesens
änderungen in der Unternehmensstrategie erfolgen.
Diese änderungen sind:
- Das beschäftigungspolitische Modell der Unternehmung muß langfristig ausgelegt sein.
- Umfangreiche Qualifizierungsmaßnahmen der Mitarbeiter müssen der Einführung vorausgehen.
- Eine Vertrauensbasis muß geschaffen werden, die Initiative muß hierzu von der Unternehmensleitung ausgehen.
- Des weiteren muß die Organisation der Unternehmung sich den veränderten Anforderungen anpassen bzw. den Rahmen für die Veränderungen bilden.
Ziel sollte letztendlich der Wandel von der Verwaltungskultur zu einer
Visions-Kultur nach SCHNYDER sein (Vgl. S. 7 f.).
Diese Maßnahmen erfordern Zeit und hohe Investitionen. Diese sind
aber im Hinblick auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck und die Globalisierung der
Märkte langfristig
lohnende Aktivitäten für die Unternehmung. Insbesondere, da die Mitbewerber kurz– bis mittelfristig über die gleichen Möglichkeiten zur Produktion verfügen werden. Nicht die Technologie (”die kann jeder kaufen”), sondern der menschliche Faktor entscheidet letztlich über die Differenz an Innovation, Flexibilität und Produktivität, die den Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Unternehmungen ausmacht. Weiterhin lassen sich die Techniken, die vielfach zum Standard geworden sind, weder effizient entwickeln noch einsetzen ohne umfassende Einbeziehung der Mitarbeiter.[340] Die Mitarbeiter werden somit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
lohnende Aktivitäten für die Unternehmung. Insbesondere, da die Mitbewerber kurz– bis mittelfristig über die gleichen Möglichkeiten zur Produktion verfügen werden. Nicht die Technologie (”die kann jeder kaufen”), sondern der menschliche Faktor entscheidet letztlich über die Differenz an Innovation, Flexibilität und Produktivität, die den Wettbewerbsvorsprung gegenüber anderen Unternehmungen ausmacht. Weiterhin lassen sich die Techniken, die vielfach zum Standard geworden sind, weder effizient entwickeln noch einsetzen ohne umfassende Einbeziehung der Mitarbeiter.[340] Die Mitarbeiter werden somit zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
7. ZUSAMMENFASSUNG
In der vorliegenden Arbeit wurde versucht, zum einen das Betriebliche
Vorschlagswesen und KAIZEN zu vergleichen und zum anderen einen Ansatz für
ein neues Vorschlagswesen der Unternehmung ABC aufzuzeigen.
Es wurde deutlich, daß das BVW in erster Linie eine
Einrichtung darstellt. Diese Einrichtung ist zweckorientiert.
Kennzeichnend für das BVW ist dessen Aufbau– und
Ablauforganisation.
KAIZEN hingegen ist in erster Linie eine Philosophie. Beschäftigt man
sich mit KAIZEN, merkt man recht schnell, daß viele ”weiche”
Faktoren im Vordergrund stehen. KAIZEN erschließt sich dem interessierten
Leser nicht unmittelbar, denn Grundlage ist zunächst die Sinnorientierung.
Es werden viel mehr Bereiche einer Unternehmung angesprochen, als dies beim BVW
in der Praxis geschieht. Daher fällt auch ein Vergleich zwischen dem BVW
und KAIZEN zunächst schwer. Er wurde dennoch möglich, da Dimensionen
auf Basis der vorher erstellten Grundlagen aufgestellt wurden. Mit Hilfe dieser
Dimensionen wurden die Ausprägungen sowohl für das BVW als auch KAIZEN
diskutiert, miteinander verglichen und bewertet. Die aufgestellten Dimensionen
decken sicherlich nicht den gesamten Bereich dieser Thematik ab (dazu ist das
Thema zu umfangreich!), gestatten jedoch die Tragweite von KAIZEN zu erkennen.
Es wurde deutlich, daß sich, sowohl das BVW als auch KAIZEN, aus den
gesellschaftlichen und insbesondere aus den organisationalen Rahmenbedingungen
entwickelten.
Das BVW, welches mit der einsetzenden Industrialisierung und
Massenproduktion aufkam, ist auch heute noch in eine Organisation eingebunden,
die sich durch eine tayloristische Arbeitsteilung und Hierarchie auszeichnet.
Dies spiegelt sich im BVW in der Funktionsteilung, dem langen Instanzenweg und
der Verwaltungsbürokratie wider.
Im Rahmen der Lean Production entwickelte sich KAIZEN. Die wesentlichen
Elemente der Lean Production finden sich auch in KAIZEN wieder. Diese sind
flache Hierarchien, Funktionsintegration und dem daraus folgenden
ganzheitlichem, systemorientiertem Denken.
Sowohl das BVW, als auch KAIZEN, versuchen die Mitarbeiter im Sinne einer
Humanressource zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmung
einzusetzen. Die japanische wirtschaftlichen Erfolge deuten darauf hin,
daß KAIZEN dies besser gelingt. Die Ursachen liegen, wie aufgezeigt wurde,
in der partizipativen Beteiligung der Mitarbeiter, in dem größeren
Handlungsspielraum und der Möglichkeit, auch kleinere
Verbesserungsvorschläge einzureichen. Zudem wird der Mitarbeiter
kontinuierlich qualifiziert und durch die organisationalen Rahmenbedingungen
darin bestärkt, prozeßorientiert zu denken und zu handeln.
Das BVW hingegen hemmt den Prozeß der Verbesserung durch seine starre
organisationalen Strukturen und Verfahrensbedingungen. Der Mitarbeiter ist nur
für ”seine” Stelle da und in seinem kleinen Arbeitsbereich ist
er Spezialist. Dies widerspricht dem wichtigen Ziel des BVWs, der
Rationalisierung. Aufgrund der fehlenden flexiblen Einsatzfähigkeit eines
Mitarbeiter läuft er Gefahr, aufgrund eines Verbesserungsvorschlages sich
selbst wegzurationalisieren.
KAIZEN ist daher erfolgreicher in der Bemühung, den Mitarbeiter als
Humanressource zu nutzen. Darum verspricht KAIZEN einen größeren
Wettbewerbsvorteil für das 21. Jahrhundert.
Ein weiteres Ziel dieser Studienarbeit war es, einen Lösungsansatz
für ein neues Vorschlagswesen der Unternehmung ABC aufzuzeigen. Daher wurde
zunächst die Unternehmung untersucht. Dies geschah mit Hilfe von
Interviews, die mit Beteiligten geführt wurden. Die Analyse der
Befragungsergebnisse ergab, daß das BVW durch eine bürokratische,
inflexible Ablaufstruktur gehemmt wird und es große Defizite in der
Informations– und Kommunikationsstruktur gibt. Weiterhin erhält das
BVW keine Unterstützung durch das Management und grundsätzlich
herrscht eine Mißtrauenskultur in der Unternehmung vor.
Der vorgestellte Lösungsansatz beruht auf KAIZEN. Zur Umstellung von
der bisherigen Struktur des BVWs auf KAIZEN und zur überwindung der
Mißtrauenskultur reicht es nicht aus, nur einige Verfahrensregeln zu
ändern. Es müssen weitreichende Konsequenzen gezogen werden. Die
organisationalen Rahmenbedingungen sowie das beschäftigungspolitisches
Modell müssen angepaßt beziehungsweise verändert werden. Dies
stellt eine vollkommene Neuorientierung dar, die langfristig geschehen sollte
und konsequent durchgeführt werden muß.
Die Umsetzung dieses Lösungsansatzes erfordert Mut. Die
Maßnahmen werden sich aber langfristig auszahlen. In Anlehnung an Berthold
Brecht läßt sich aussagen:
“Jede Unternehmung hat das Vorschlagswesen, das es
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[1] Vgl. Buchtitel von
THUROW, LESTER (1993).
[2] Die Termini
”Mitarbeiter”, ”Einreicher” etc. werden im folgenden nie
geschlechtsspezifisch verwendet. Sie schließen immer beide Geschlechter
ein.
[3] Kontinuierlicher
Verbesserungsprozeß
[4] Continuos Improvement
Process
[5] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), JAPAN HUMAN RELATIONS ASSOCIATION (1994), BAENTSCH, WOLFRAM (1995),
MECKEL, ANDREAS (1992) et al.
[6] Vgl. KRAFFT, WERNER
(1975), Sp. 2003.
[7] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 15.
[8] Vgl. GROCHLA, ERWIN
(1978), S. 5.
[9] Vgl. SPAHL, SIEGFRIED
(1990), S. 178.
[10] Vgl. ebenda und
HöCKEL, GüNTHER (1964), S. 15.
[11] Unter
Taylorismus wird hier die von FREDERICK W. TAYLOR vertretene Methode der
Analyse von Arbeitsprozessen und deren Zerlegung in möglichst kleine
Arbeitsschritte verstanden. Vgl. STAEHLE, WOLFGANG H. (1991), S. 22
f.
[12] Vgl. KRAFFT, WERNER
(1966), S. 39 ff.
[13] Vgl. SPAHL, SIEGFRIED
(1990), S. 178.
[14] Vgl. ebenda S. 178
ff., DEUTSCHES INSTITUT FüR BETRIEBSWIRTSCHAFT E.V. (1985), S. 10 und
HöCKEL, GüNTHER (1964), S. 15.
[15] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S. 27.
[16] Vgl. KRAFFT, WERNER
(1966), S. 42 f.
[17] Vgl. DEUTSCHES
INSTITUT FüR BETRIEBSWIRTSCHAFT E.V. (1994).
[18] Vgl.
ebenda.
[19] Die TREUHANDANSTALT
wurde noch von dem Ministerrat der DDR im März 1990 errichtet. Ihre Aufgabe
war es die Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens
nach den Grundsätzen der sozialen Marktwirtschaft durchzuführen. Vgl.
HOFFMANN, LUTZ (1993), S. 146 f.
[20] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S. 28.
[21] Vgl. POPPER, KARL R.
(1980).
[22] Vgl. GEBERT, DIETER
(1993), S. 631 ff.
[23] Vgl. STAEHLE, WOLFGANG
H. (1973), S. 102 f.
[24] Vgl. MC GREGOR,
DOUGLAS (1973), S. 47 ff.
[25] Vgl. SPRENGER, R. K.
(1992), S. 38.
[26] Unternehmenskultur und
Unternehmungskultur werden hier synonym verwendet. Eine Unterscheidung ist im
Kontext dieser Arbeit nicht erforderlich.
[27] SCHOLZ, CHRISTIAN
(1987), S. 88.
[28] WEßLING,
MATTHIAS (1991), S. 21 ff.
[29] WEVER, ULRICH A.
(1992), S. 17.
[30] Vgl. WEVER, ULRICH A.
(1988), S. 247.
[31] Vgl. SCHNYDER, ALFONS
B. (1989), S.139 ff.
[32] Vgl. EBENDA,
S.141.
[33] Vgl. EBENDA, S.139
f.
[34] Vgl. PFEIFFER, WERNER
et al. (1982), S. 77 f.
[35] Vgl. GABLER (1993), S.
454.
[36] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 12.
[37] Unter “weichen
Faktoren” versteht man die sozialen Beziehungen zwischen Menschen und
Gruppen innerhalb der Unternehmung, im Hinblick auf die überlebens-,
Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit und damit einhergehend den
wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmen. Dies bezieht sich nicht nur auf das
BVW, sondern insbesondere auf die “Neuen Management- und
Führungstechniken”. Vgl. BEYER, HEINRICH: (1993), S. 7 und BLEICHER,
KNUT (1989),
S. 31 f.
S. 31 f.
[38] Vgl. KRAFFT, WERNER
(1975), Sp. 2003.
[39] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 19 und URBAN, CHRISTINE (1994), S. 28 f.
[40] Vgl. HEIDACK, CLEMENS
(1990), Sp. 2301.
[41] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 141.
[42] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S.30 f. und MERZ, EBERHARD; BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 25
f.
[43] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S. 132 f. und THOM, NORBERT (1985), S. 20.
[44] Vgl. THOM, NORBERT
(1986), S. 237.
[45] Unter Effizienz wird
hier, daß Verhältnis zwischen Input- und Outputgrößen
verstanden. Vgl. JOOST, NORBERT (1975), S. 11.
[46] Vgl. BUMANN, ANTON
(1991), S. 90.
[47] Hier empfiehlt es sich
auf Statistiken der jeweiligen Branche des Deutschen Institut für
Betriebswirtschaft (Sitz Frankfurt) zurückzugreifen.
[48] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S.76 f. und URBAN, CHRISTINE (1994), S. 33 f.
[49] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 25 f.
[50] Vgl. BESSOTH, RICHARD
(1974), S. 7.
[51] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S.23 f.
[52] Vgl. Höckel,
Günther (1972), S. 40 f.
[53] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 33 f.
[54] Vgl. BESSOTH, RICHARD
(1975), S. 158.
[55] Vgl. BLEICHER, KNUT
(1979), Sp. 800.
[56] Vgl. Thom, Norbert
(1985), S. 51.
[57] Vgl. Gesetz über
Arbeitnehmererfindungen vom 25.07.1957. Vgl. SCHWAB, BRENT (1985), S. 123
ff.
[58] Vgl. ebenda, S. 251
ff.
[59] Beschluß vom
28.01.1981, Arbeitsrecht-Blattei “Betriebsverfassung IX B: Entsch.
53” = DB 1981, S. 1882 ff. und Beschluß vom 16.03.1982
Arbeitsrecht-Blattei “Betriebsverfassung XIV B: Entsch. 68” = DB
1982, S. 1468 ff.
[60] Vgl. die
ausführliche Darstellung bei KRAUSS, ERNST-FRIEDRICH (1977), SCHWAB, BRENT
(1985), S. 103 f., BRINKMANN, EBERHARD P.; HEIDACK, CLEMENS (1982), S. 43 ff.
und MERZ, EBERHARD; BIEHLER, BERNHARD (1994),
S. 29 ff.
S. 29 ff.
[61]Vgl. HELFERT, MARIO
(1992), S. 519.
[62] Vgl. KRAUSS,
ERNST-FRIEDRICH (1977), S. 39.
[63] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 63.
[64] Abbildung aus:
BRINKMANN, EBERHARD P. (1992), S. 93.
[65] Vgl. BUMANN, ANTON
(1991), S. 164 f. und BRINKMANN, EBERHARD P. (1992), S. 92 f.
[66] Die Nutzenbestimmung
bezieht sich hier nicht nur auf die Kosteneinsparung, die berechnet werden kann,
sondern auch auf den subjektiven Wert des Verbesserungsvorschlag für die
Unternehmung. Z. B. bei einem Vorschlag zur Arbeitssicherheit, der rechnerisch
nicht erfaßbar ist, da nicht abgeschätzt werden kann wie viele
Unfälle durch den Verbesserungsvorschlag verhindert
werden.
[67] HöCKEL,
GüNTHER (1964), S.87.
[68] Vgl. THOM, NORBERT.
(1985), S. 68.
[69] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S.43 f.
[70] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 56 f.
[71] Vgl. DEUTSCHES
INSTITUT FüR BETRIEBSWIRTSCHAFT E.V. (1985), S.10.
[72] Entnommen aus MERZ,
EBERHARD; BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 72.
[73] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S. 47.
[74] Vgl. BUMANN, ANTON
(1991), S. 162.
[75] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 40 f. und URBAN, CHRISTINE (1994), S. 44
f.
[76] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 40 f.
[77] Vgl. BRINKMANN,
EBERHARD P.; HEIDACK, CLEMENS (1982), S. 136.
[78] Vgl. BUMANN, ANTON,
(1991), S. 186.
[79] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 51.
[80] Vgl. BUMANN, ANTON
(1991), S. 188.
[81] Vgl. BRINKMANN,
EBERHARD P.; HEIDACK, CLEMENS (1982), S. 138.
[82] Vgl. KOBLANK, PETER
(1990), S. 212.
[83] Vgl. HEIDACK, CLEMENS
(1990), Sp. 2309.
[84] Vgl. BUMANN, ANTON
(1991), S. 200 f.
[85] Vgl. DEUTSCHES
INSTITUT FüR BETRIEBSWIRTSCHAFT E.V. (1985), S. 44 f.
[86] Vgl. BUCK, MARTIN
(1992), S. 221.
[87] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 42.
[88] Information bildet die
Grundlage für wirtschaftliches Handeln. Dabei wird unterstellt, daß
bessere Informationen zu besseren Entscheidungen und damit zu besserem Handeln
führen. Eine Information ist in diesem Sinne “zweckorientiertes
Wissen”. Die Zweckorientierung macht eine Informationsbewertung erst
möglich. Vgl. DICHTL, ERWIN; ISSING OTMAR (1994), S. 964
f.
[89] Kommunikation wird
modellhaft mit dem Austausch von Informationen zwischen einem Sender und
mindestens einem Empfänger mittels eines Mediums beschrieben. Dabei ist
Kommunikation als gegnseitiger Prozeß zu verstehen, in dem Sender und
Empfänger ihre Rollen tauschen. Der ursprüngliche Sender wird zum
Empfänger von Rückkoppelungsinformationen des ursprünglichen
Empfängers, die den ursprünglichen Sender darüber informieren,
inwieweit der Empfänger die Information verstanden hat und welche Wirkung
eingetreten ist. Vgl. KIRSCH, W. (1977), S. 164.
[90] Vgl. MERZ, EBERHARD;
BIEHLER, BERNHARD (1994), S. 25-26.
[91] Vgl. HöCKEL,
GüNTHER (1964), S.23 f.
[92] Vgl. HöCKEL,
GüNTHER (1972), S. 82 ff. und URBAN, CHRISTINE (1994), S. 24 f. und S.
72.
[93] Vgl. URBAN, CHRISTINE
(1994), S.38 f.
[94] Vgl. STAEHLE, WOLFGANG
H. (1991), S. 244 f.
[95] Vgl. KRAFFT, WERNER
(1966), S. 22 f.
[96] Vgl. WOMACK, JAMES P.;
JONES, DANIEL T.; ROOS, DANIEL (1991), S. 97.
[97] Vgl. GRüN, JOSEF
(1994), S. 224 f.
[98] Vgl. KAHOFER, MANFRED
(1994), S. 38 f.
[99] Vgl. HöCKEL,
GüNTHER (1964), S. 16.
[100] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 55.
[101] Vgl. EBENDA, S.
57.
[102] Vgl. EBENDA, S. 44,
BUMANN, ANTON (1991), S.166 ff. und URBAN, CHRISTINE: (1994), S.39
f.
[103] Vgl. WEHNER, THEO
et al. (1993), S. 144.
[104] Vgl. STEIH, MARCO;
MüLLER, FRANK (1993), S. 364 ff.
[105] Vgl. Thom, Norbert
(1985), S. 15.
[106] Vgl. Pfeiffer,
Werner (1992), S. 19.
[107] Vgl. Piore, Michael
J.; Sabel, Charles F. (1985), S. 28.
[108] Vgl. PFEIFFER,
WERNER (1992), S. 25.
[109] Vgl. WEBER, HAJO ,
S. 14.
[110] Vgl. EBENDA, S.
113.
[111] Vgl. BRINKMANN,
EBERHARD P. (1992), S. 153 ff., GIBUS, FERDINAND (1994) S.1 ff., QUARCH, UVE
(1991), S. 97 ff und BEER, KONRAD (1991), S. 18 ff.
[112] Vgl. BRINKMANN,
EBERHARD P. (1992), S. 156.
[113] Vgl. HEIDACK,
CLEMENS; BRINKMANN, EBERHARD (1987), S. 86 f.
[114] Ein als
“offen” charakterisiertes System zeichnet sich durch Kontakte zur
Umwelt aus. Vgl. WEBER, HAJO S. 4 f.
[115] Soziale Einheit ist
hier als ein soziales “Gefüge”, als eine Einheit mit eigener
(sozialer) Qualität, zwischen Individuen und Gruppen zu verstehen und nicht
als Summe von Individuen oder als Summe von Gruppen. Vgl. ebenda S.
2.
[116] Vgl. HEIDACK,
CLEMENS; BRINKMANN, EBERHARD (1987), S. 85 ff.
[117] Abb. aus: HEIDACK,
CLEMENS; BRINKMANN, EBERHARD (1987), S. 86 f.
[118] Vgl. VESTER;
BERNHARD (1992), 97 ff.
[119] Vgl. OPEL EISENACH
GMBH (1994).
[120] Vgl. URBAN,
CHRISTINE (1994), S. 50 ff.
[121] Vgl. GABLER (1993),
S. 3406.
[122] IMAI, MASAAKI
(1993), S. 23.
[123] Vgl. ANDREAS MECKEL
(1992), S. 177.
[124] Vgl. VOLK, HARTMUT
(1993), S. 79.
[125] Es handelt sich
dabei um eine eigene Definition von KAIZEN. Sie stützt sich auf die
Ausarbeitungen in diesem Kapitel.
[126] Vgl. WOMACK JAMES
et al. (1994), S. 54 f.
[127] Vgl. EBENDA, S.
60.
[128] Vgl. AGUSTONI,
HELMUT (1994), S. 45.
[129] Vgl. EBENDA, S.
45.
[130] Vgl. GEBERT,
DIETHER (1995), S. 56.
[131] Vgl. EBENDA, S.
56.
[132] Hier: die
japanische Gesellschaft
[133] Vgl. AUTENRIETH,
CHRISTINE et al. (1994), S. 72 f.
[134] hier: westliche
Gesellschaft mit den Werten ”Freiheit” und
”Unabhängigkeit”
[135] Vgl. GEBERT,
DIETHER (1995), S. 57 f.
[136] Vgl. EBENDA, S.
58.
[137] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 66.
[138] MC GREGOR, DOUGLAS
(1973), S. 61 f.
[139] EBENDA, S.
63.
[140] Vgl. ZURFLüH,
RUDOLF (1994), S. 50.
[141] Vgl. SCHNYDER,
ALFONS B. (1989), S. 139 ff.
[142] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 18.
[143] Vgl. WEHNER, THEO
(1993), S. 142.
[144] Vgl. EBENDA, S.
149.
[145] Vgl. JONES, DANIEL
T. (1992), S. 20.
[146] Vgl. HARTZ, PETER
(1994), S. 120.
[147] Vgl. LIETZ,
JüRGEN H. (1992), S. 70.
[148] Vgl. SCHLENKERMANN,
DIETER (1993), S. 8.
[149] Vgl. PETERS, THOMAS
J. et al. (1993), S. 31.
[150] Vgl. O.V. (1993b),
S. 25.
[151] Abb. nach:
BULLINGER, HANS-JöRG
(1992), S.
18.
[152] Vgl. HARTZ, PETER
(1994), S. 104.
[153] Vgl. HELFERT, MARIO
(1992), S. 518.
[154] Vgl. EBENDA, S.
519.
[155] Unter
Managementkonzept wird allgemein die Auffassung und die Ausrichtung nach
bestimmten Kriterien verstanden, die dem Ausführen von
Managementtätigkeiten zugrunde liegen.
[156] IMAI, MASAAKI
(1993), S. 15.
[157] GABLER (1993), S.
1623.
[158] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 17.
[159] Vgl. EBENDA, S.
50.
[160] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994) S. 18.
[161] Abb. aus: IMAI,
MASAAKI (1993), S. 50.
[162] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994) S. 51.
[163] Abb. aus: IMAI,
MASAAKI (1993), S. 51.
[164] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994) S. 272.
[165] Abb. aus:. IMAI,
MASAAKI (1993), S. 41.
[166] Vgl. EBENDA, S.
39.
[167] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994) S. 44.
[168] Vgl. JUNG, HERBERT
F. (1993), S. 359.
[169] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 67.
[170] Vgl. EBENDA, S.
69.
[171] Vgl. EBENDA, S.
30.
[172] Vgl. EBENDA, S.
88.
[173] Abb. aus: IMAI,
MASAAKI (1993), S. 87.
[174] Vgl. EBENDA, S.
103.
[175] Vgl. EBENDA, S. 245
f.
[176] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 54.
[177] Vgl. EBENDA, S.
152.
[178] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 137.
[179] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 189.
[180] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 55.
[181] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 191.
[182] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 89.
[183] Vgl. PETERS, THOMAS
J. et al. (1993), S. 156.
[184] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 107.
[185] Vgl. TICKART,
JOHANN (1995), S. 9.
[186] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 141.
[187] Vgl. EBENDA S. 78
f.
[188] Vgl. EBENDA, S. 48
f.
[189] Vgl. EBENDA, S.
44.
[190] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 37.
[191] Vgl. OPEL EISENACH
GMBH.
[192] Vgl. TICKART,
JOHANN (1995), S. 9.
[193] Vgl. EBENDA, S.
10.
[194] Abb. nach: JAPAN
HUMAN RELATIONS ASSOCIATION
(1994), S.
145.
[195] Vgl. EBENDA (1994),
S. 151.
[196] Vgl. EBENDA, S. 107
f.
[197] Vgl. RUHNAU,
JüRGEN et al. (1993), S. 356.
[198] Diese Aufstellung
wurde von dem Autor selbst erstellt. Sie bedarf Ergänzungen, um die
Koordinierungsstelle organisatorisch in eine Unternehmung
einzugliedern..
[199] Vgl. GRIEPENKERL,
HEIKO (1991), S. 24.
[200] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 59 f.
[201] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 198.
[202] Vgl. EBENDA, S.
276.
[203] Vgl. PETERS, THOMAS
J. et al. (1993), S. 367.
[204] Vgl. PIEPEL, ULRICH
(1993), S. 61.
[205] Vgl. FUCHS,
JüRGEN (1992).
[206] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 125.
[207] Vgl. JUNG, HERBERT
F. (1993), S. 362.
[208] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 212.
[209] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 62.
[210] Vgl. EBENDA, S.
61.
[211] Vgl. PETERS, THOMAS
J. et al. (1993), S. 84.
[212] Vgl. EBENDA, S.
306.
[213] Vgl. PIRSIG, ROBERT
M. (1978), S. 36.
[214] Vgl. WOMACK, JAMES
P. et al. (1994).
[215] Abb. nach: LOHMANN,
E. (1955), S. 77.
[216] Vgl. PFEIFFER,
WERNER et al. (1992), S. 115.
[217] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 128.
[218] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 189 f.
[219] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 281 ff.
[220] Vgl. EBENDA, S. 283
ff.
[221] Die Wertanalyse ist
festgelegt in der DIN 69910. Nach: Deutsches Institut für Normung, Berlin:
DIN 69910, Seite 1.
[222] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 92.
[223] Abb. nach:. IMAI,
MASAAKI (1993), S. 111.
[224] Vgl. PETERS, THOMAS
J. et al. (1993), S. 288.
[225] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 133.
[226] Vgl. EBENDA, S.
204.
[227] Vgl. O.V. (1993c),
S. 6.
[228] Vgl. BüHNER,
ROLF et al. (1993), S. 46.
[229] Vgl. EBENDA, S.
46.
[230] Vgl. JONES, DANIEL
T. (1992), S. 20.
[231] Vgl. GROTH, UWE
(1992), S. 149.
[232] Vgl. GRIEPENKERL,
HEIKO (1991), S. 24.
[233] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 131.
[234] Vgl. RUHNAU,
JüRGEN et al. (1993), S. 354.
[235] Vgl. HARTZ, PETER
(1994), S. 105 f.
[236] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 112 f.
[237] Vgl. EBENDA, S.
26.
[238] Vgl. EBENDA, S.
70.
[239] Vgl. EBENDA, S.
135.
[240] Vgl. EBENDA, S.
37.
[241] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 98.
[242] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 57.
[243] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 71
[244] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 155.
[245] GABLER (1993),
Seite 1748.
[246] FUCHS, JüRGEN
(1992b), S. 20.
[247] Vgl. O.V. (1993c),
S. 6.
[248] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 201.
[249] Massachusetts
Institute of Technology
[250] Vgl. WOMACK, JAMES
P. (1994).
[251] Vgl. JüRGENS,
ULRICH (1993), S. 18.
[252] Vgl. MEISTER, HORST
(1993), S. 6.
[253] Vgl. HUF, WOLFGANG
(1994), S. 63.
[254] Vgl. HARTZ, PETER
(1994), S. 18.
[255] Vgl. WEBER, HAJO
(1995).
[256] Kanban ist ein
dezentrales Produktionsplanungssystem. Die Planungsaufgaben sind dabei fast
vollständig auf die bestehenden Organisationseinheiten verteilt. Vgl.
CORSTEN, HANS et al. (1994), S. 831, bzw. SHINGO, SHIGEO (1992),
S. 139 f.
S. 139 f.
[257] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 246.
[258] Vgl. EBENDA, S.
264.
[259] Vgl. RUHNAU,
JüRGEN et al. (1993), S. 356.
[260] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 147.
[261] Vgl. JUNG, HERBERT
F. (1993), S. 359 f.
[262] Vgl. EBENDA, S.
133.
[263] Beim Benchmarking
handelt es sich um ein Instrument der Wettbewerbsanalyse. Die
Leistungsfähigkeit in einem Bereich der Unternehmung (hier:
Vorschlagswesen) wird mit anderen Unternehmungen kontinuierlich gemessen.
Dadurch läßt sich feststellen, welche Unterschiede zu anderen
Unternehmungen bestehen, warum diese bestehen und welche
Verbesserungsmöglichkeiten es gibt.
[264] Vgl. HOFBAUER,
WOLFGANG (1992), S. 308.
[265] GARRATT, B (1990),
S. 77.
[266] SENGE, PETER M.
(1994), S. 14.
[267] Vgl. WEBER, HAJO
(1994b), S. 9.
[268] Vgl. PFEIFFER,
WERNER et al. (1992), S. 103.
[269] Vgl. EBENDA, S.
104.
[270] Vgl. WEBER, HAJO
(1994b), S. 14.
[271] Vgl. KNOBLOCH,
JOCHEN (1995), S. 142.
[272] Vgl. PFEIFFER,
WERNER et al. (1992), S. 122.
[273] SENGE, PETER M.
(1994), S. 3.
[274] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 47.
[275] Vgl. VOLK, HARTMUT
(1993), S. 79.
[276] Eine relativ hohe
Mindestprämie, Ausschlußkriterien und systemimmante Barrieren sind
beispielsweise Gründe, warum ”kleinere” Vorschläge nicht
durch das BVW erfaßt werden.
[277] Vgl. WEHNER, THEO
et al. (1993), S. 143.
[278] Vgl. JUNG, HERBERT
F. (1993), S. 359.
[279] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 189.
[280] Vgl. WEHNER, THEO
et al. (1993), S. 154.
[281] Vgl. TICKART,
JOHANN (1995), S. 9.
[282] Vgl. SPRENGER,
REINHARD K. (1994), S. 9.
[283] Vgl. WEHNER, THEO
et al. (1993), S. 143 f.
[284] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 81.
[285] Vgl. ebenda, S.
97.
[286] Vgl. STAEHLE,
Wolfgang (1991), S. 27.
[287] Vgl. hierzu die
Ausführungen auf S. 22.
[288] Vgl. WEHNER, THEO
et al. (1993), S. 156.
[289] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 222.
[290] Abb. aus: Krystek,
Ulrich (1993), S. 32.
[291] Vgl. BUCK, MARTIN
(1992), S. 228.
[292] Bei einer
Win-Win-Situation erzielen beide Parteien Vorteile, gegenüber einer
Win-Lose-Situation. Hier geht der Erfolg einer Partei zu Lasten der anderen
Partei. Die Lose-Lose-Situation ist dadurch gekennzeichnet, daß beide
Parteien nicht gewinnen. Vgl. COVEY, STEPHEN R. (1989), S. 206
ff.
[293] Vgl. THOM, NORBERT
et al. (1985), S. 47 f.
[294] Vgl. WOMACK, JAMES
P. et al. (1994), S. 15.
[295] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 18.
[296] Vgl. ebenda, S.
271.
[297] Vgl. WEBER, HAJO
(1994a), S. 39.
[298] Vgl. WEBER, HAJO
(1994), S. 37.
[299] Vgl. ebenda, S.
39.
[300] Abb. nach: Womack,
James P. et al.: The Machine that changed the World, New York u. a. 1990, S.
89, S. 118, S. 157 und Suzaki, Kiyoshi: Japanese Manufacturing Techniques: Their
Importance to US Manufactures, in: The Journal of Business Strategy, Winter
1985, S. 10-19.
[301] Vgl. O.V. (1993a),
S. 56.
[302] Vgl. HELFERT, MARIO
(1992), S. 518.
[303] Vgl. KOBAYASHI,
IWAO (1994), S. 202.
[304] Vgl. Hofbauer,
Wolfgang (1992), S. 305 ff.
[305] Vgl. THOM, NORBERT,
(1985), S. 114.
[306] Vgl. IMAI, MASAAKI
(1993), S. 246.
[307] Vgl. JAPAN HUMAN
RELATIONS ASSOCIATION (1994), S. 83.
[308] Vgl. BAENTSCH,
WOLFRAM (1995), S. 28.
[309] Das
Informationsmaterial stammt von dem BVW-Beauftragten, dem Betriebsrat und dem
Personalleiter der Unternehmung ABC.
[310] Vgl. SCHEUCH, ERWIN
K. (1973), S. 127 und S. 167.
[311] Vgl. ebenda S.
95.
[312] Vgl. KOTLER,
PHILIP; BLIEMEL, FRIEDHELM (1992), S. 931.
[313] Vgl. BEREKOVEN,
LUDWIG; ECKERT, WERNER; ELLENRIEDER, PETER (1989), S. 104.
[314] S.,
HANS-GüNTHER, Geschäftsführer der Unternehmung ABC (1995), S.
14.
[315] VV =
Verbesserungsvorschläge
[316] Vgl. Deutsches
Institut für Betriebswirtschaft e.V. (1994).
[317] UNTERNEHMUNG ABC
(1975), S. 3.
[318] Vgl. STAEHLE,
WOLFGANG (1991), S. 660.
[319] Vgl. WEINERT,
ANSFRIED B.(1987), S. 324.
[320] Vgl. THOM, NORBERT
(1985), S. 48.
[322]
Vorstandsvorsitzender der UNTERNEHMUNG ABC (1995), S. 9.
[323] Vgl. BLEICHER, KNUT
(1994), S. 14.
[324] Vgl. UNTERNEHMUNG
ABC AG (1995), S. 6.
[325] Vgl. SCHIRMER,
FRANK (1992), S. 232.
[326] Vgl. HOWALDT,
JüRGEN (1993), S. 137 ff.
[327] Vgl. BIERHOFF, HANS
W. (1994), Sp. 2148.
[328] Vgl. GRUNWALD,
WOLFGANG (1995a), S. 8.
[329] Vgl. ebenda, S. 8
ff.
[330] Vgl. GRUNWALD,
WOLFGANG (1995 b), S.76 f.
[331] Vgl.
WECK-HANNEMANN, HANNELORE (1988), 185 ff. und LOCHER, KLAUS (1991), S. 19
ff.
[332] Hierbei handelt es
sich um eine Ideenfindungstechnik.
[333] Vgl. BEYER,
HEINRICH (1993), S. 111.
[334] Vgl. WEBER, HAJO
(1994), S. 37.
[335] Vgl. BEYER,
HEINRICH (1993), S. 202.
[336] Vgl. BORCHERS, UWE
(1994), S. 208 f.
[337] Vgl. WEBER, HAJO
(1994a), S. 41 und TOLKSDORF, GUIDO (1994), S. 97.
[338] Vgl. Ebenda und
BORCHERS, UWE (1994), S. 209.
[339] Die
Ausführungen stützen sich hauptsächlich auf die
KVP2–Workshops von Volkswagen. Entsprechende Angaben wurden der
”Unterlage für Moderatoren” entnommen, die uns
freundlicherweise von Herrn Ullrich zur Verfügung gestellt wurde.
[340] Vgl. HELFERT, MARIO
(1992), S. 519.
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