Struktur, Wirkung und Anwendung des Lysergsäurediethylamid (LSD)
Schlagwörter:
Mutterkorn, Botanik, Alkaloide, Mutterkornalkaloide, Sandoz AG, psychedelische Fähigkeiten, Chemie, Pharmakologie, Pharmakokinetik, Metabolisierung, Referat, Hausaufgabe, Struktur, Wirkung und Anwendung des Lysergsäurediethylamid (LSD)
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häufige Suchphrasen:
aus ergotamin lsd synthetisieren, lsd wirkung auf synapsen, referate designerdrogen, lysergsäureamid lysergsäurediethylamid, lysergsäure metabolismus
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Referat
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Unter Berücksichtigung der Anwendung als
Therapeutikum in der Psychotherapie
Fachbereichsarbeit aus
Biologie
vorgelegt von:
Gabriel MARESCH
8C, Schuljahr 1997/98
im September
1998
Betreut von:
Vorwort
“Eine Droge ist eine Substanz, die, wenn man sie
einer
Ratte injiziert, ein wissenschaftliches Papier zur Folge
hat.”
Egerton Davis[1]
In der hier vorliegenden Arbeit behandle ich eine Substanz, die man sich
bei oberflächlicher Betrachtung wohl nur kaum als Gegenstand einer
(vor)wissenschaftlichen Arbeit vorstellen kann. Als Verfasser einer Arbeit
über eine illegale Droge, begibt man sich a priori in die Gefahr
mißverstanden zu werden. Zu leicht können Aussagen fehlinterpretiert
und man in ein Eck gedrängt werden, dem man sich nun überhaupt nicht
zugehörig fühlt. Deshalb möchte ich – noch vor dem
eigentlichen Vorwort – klarstellen, daß weder ich, noch, soweit ich
davon Kenntnis habe, irgendeine Person, die mir beim Fortgang meiner Arbeit
behilflich gewesen ist, illegalen Umgang mit einer der hier beschriebenen
Drogen, namentlich LSD, hatte.
Daß eine solche Klarstellung überhaupt notwendig ist, ist
bezeichnend für das, einer gewissen Skurilität nicht entbehrende,
heutige Verhältnis zu Drogen wie LSD. Daß das Wissen um Psychedelika
nicht sehr groß ist, war mir bewußt (die Informationen die einem
Gymnasiasten darüber im Chemie- und Biologieunterricht zugedacht sind,
beschränken sich zusammen auf ca. eine halbe Lehrbuchseite – und
nicht einmal diese ist frei von Fehlern); folgende Mitteilung ließ mir
aber der Primarius einer großen österreichischen Klinik
zukommen:
Es wird ihnen wohl bekannt sein, daß es sich bei LSD um eine illegale
Droge handelt, die zudem ein hohes Suchtpotential aufweist. Gerade in der Zeit
der Designerdrogen, hielte ich es verantwortungslos eine Arbeit, wie die von
ihnen geplante durchzuführen oder zu
unterstützen.[2]
Zum einen ist es bedenklich, wie ein leitender Mediziner über eine
Substanz mit potentiellen Einsatzmöglichkeiten in der Psychotherapie ein de
facto Publikations- und Forschungsverbot ausspricht, ungeachtet dessen,
daß die Begriffe Suchtpotential und Designerdrogen im Zusammenhang mit LSD
vollkommen unsinnig sind; zum anderen verwundert es mich welche Bedeutung, der
ich mich mir selbst offenbar gar nicht bewußt war, meiner Arbeit
beigemessen wird, obgleich ich nicht recht weiß, ob ich dies als Ehre
auffassen soll oder nicht
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt, wie schon aus der Zuordnung zum
Fach Biologie ersichtlich ist, auf physiologischen, pharmakologischen,
neurologischen Aspekten. Darauf bezieht sich auch das vorangestellte Zitat:
daß die Aufarbeitung einer Substanz oft nur mit naturwissenschaftlichen
Methoden geschieht und andere Gesichtspunkte außer acht gelassen werden.
Auch bei mir sind es die Ergebnisse, die durch die Verabreichung einer Droge an
Ratten gewonnen, eine (vor)wissenschaftliche Arbeit zur Folge hatten. Doch
glaube ich nicht, daß diese Ergebnisse den Blick auf das Ganze trüben
sollten. Ich habe ihnen dennoch in vierten Kapitel und dem Anhang breiten Raum
zugebilligt, gleichzeitig aber auch anderen Betrachtungsweisen Platz
eingeräumt.
Dem von mir gewählte Thema kann man mit den verschiedensten
Perspektiven begegnen, sei es nun die Sichtweise eines Chemikers, Botanikers,
Biologen, Physiologen, Psychologen, Psychiaters, Philosophen, Soziologen,
Ethnologen oder Mystikers. Daraus folgt aber auch, daß man sich
notwendigerweise einschränken muß, stets aber des über das
Eigentlich über die Aufgabenstellung Hinausgehenden gewahr zu sein hat, um
sicherzustellen, daß das Thema in seiner Gesamtheit mehr zu bieten hat,
als die Summe seiner Teilgebiete erahnen läßt. Diese überlegung
habe ich auch dem formalen Aufbau meiner Arbeit zugrunde gelegt: Jedes Kapitel
ist zwar auch eigenständig lesbar – darauf gründet sich meine
Hoffnung, daß diese Arbeit auch anderen, etwa als Grundlage für ein
Referat oder Spezialgebiet, nützlich sein könnte – fügt
sich aber erst im Kontext mit den übrigen Abschnitten zu einem
Ganzen.
Ein großer Mangel meiner Arbeit ist, daß sie hauptsächlich
auf der Bearbeitung von Fachliteratur beruht und eigene Erkenntnisse nur in sehr
geringem Maße beinhaltet. Daß Versuche und Experimente bei diesem
Thema ausscheiden würden, war mir klar; leider ergaben sich aber auch keine
Möglichkeiten Interviews zu führen. Man muß also stets bedenken,
daß ich über Dinge schreibe, die ich selbst nicht erlebt, sondern
quasi aus zweiter Hand erfahren habe. Das bedeutet zwangsläufig ein
Defizit, welches auch durch eine noch so gewissenhafte Literatursammlung und
-sichtung nicht wettgemacht werden kann, oder um es durch den ständigen
Kritiker Thomas Bernhard auszudrücken:
Die Wahrheit, denke ich, kennt nur der Betroffene, will er sie mitteilen,
wird er automatisch zum Lügner. Alles Mitgeteilte kann nur Fälschung
und Verfälschung sein, also sind immer nur Fälschungen und
Verfälschungen mitgeteilt worden. Der Wille zur Wahrheit ist, wie jeder
andere, der rascheste Weg zur Fälschung und Verfälschung eines
Sachverhalts.[3]
Doch trotz dieser vernichtenden Erkenntnis – und gerade das
Eingestehen dieser Erkenntnis ist unabdingbar, um die Aufrichtigkeit vor sich
selbst und dem potentiellen Leser zu wahren –ist vielleicht genau diese
Distanz von den Dingen für eine wissenschaftliche Bearbeitung
unerläßlich, denn:
Was hier beschrieben ist, ist die Wahrheit und ist doch nicht die Wahrheit,
weil es nicht die Wahrheit sein kann. Es kommt darauf an, ob wir lügen
wollen oder die Wahrheit sagen und schreiben, auch wenn es niemals die Wahrheit
sein kann, niemals die Wahrheit ist.[4]
Ich hoffe, daß dieser Wille zur Wahrheit in meiner Arbeit deutlich
wird, auch wenn seine Konsequenzen, wie in den letzten beiden Kapiteln
ausgeführt, vielleicht ungewöhnlich oder unangenehm erscheinen
mögen.
Obwohl ich mich nun in den vergangenen zwölf Monaten dem Thema LSD von
den verschiedensten Richtungen genähert, dabei viele Hundert Seiten
gelesen, teils Publikationen obskurer Autoren, teils englische Fachliteratur
durchgearbeitet habe, bleibt mir doch nur zu bekennen:
scio me nescire und, daß ich,
obgleich ich die quantitativen Grenzen, die im Rahmen einer FBA möglich
sind, voll ausgeschöpft habe, doch nur an der Oberfläche kratze und
von einer wirklich umfassenden Aufarbeitung sehr weit entfernt bin. Aus dem
Unvermögen, das ich stellenweise der Wissenschaft anlaste, wenn sie nur
punktuell beschränkt agiert, darf ich mich selbst nicht ausnehmen, da ich
doch in meinem eigenen Versuch, das Ganze zu erfassen ebenso gescheitert bin.
Ich bin mir dessen jedenfalls bewußt und werde wohl auch über diese
FBA hinausgehend versuchen, das Bekannte besser zu ergründen und das Neues
zu erschließen.
Gabriel Maresch, 4. Februar 1998
Dank
Bedanken möchte ich mich bei Dr. Günther Schaller und Prim. Dr.
Franz Thalhammer für die Bereitstellung von Literatur, weiters bei meinem
Betreuer Prof. Mag. Günther Mautz, dem ich etliche wichtige Impulse
verdanke. Besonderen Dank auch Dr. Torsten Passie für sein Interesse an
meiner Arbeit und sein Schreiben, durch das er mich
motivierte.
Inhalt
Kapitel 1: Entdeckung
Mutterkorn
Die natürliche Komponente des halbsynthetischen LSD ist die
Lysergsäure. Dieser Stoff kommt zusammen mit einigen seiner Derivate im
sogenannten Mutterkorn vor. Das Mutterkorn ist ein parasitärer Pilz, dessen
Existenz dem Menschen schon lange bekannt ist und dessen Wirkungen eng mit der
Geschichte der menschlichen Zivilisation, bereits seit der Antike, verflochten
sind. Dieser Aspekt soll nur gestreift werden, hat er doch nur indirekt mit dem
LSD zu tun. Dennoch scheint es mir wichtig, auf die mannigfaltige Bedeutung des
Mutterkorns, sei es nun als Bestandteil von mystischen Tränken, als
Auslöser schrecklicher Krankheiten oder als Ausgangsprodukt von
Arzneimitteln, hinzuweisen.
Botanik
Abbildung 1: Mutterkorn
Bereits seit dem klassischen Altertum sind schmarotzende Schlauchpilze
bekannt, die verschiedene Gräser und Getreide befallen und welche meist als
Gift betrachtet wurden. Diese Schmarotzerpilze gehören zur
Claviceps-Gruppe, deren wichtigster von ca. sechs verschiedenen
Vertretern der Mutterkornpilz Claviceps purpurea ist. Er befällt
meist Roggen oder Wildgräser und bildet auf seiner Wirtspflanze durch die
Aufzehrung des Fruchtknotengewebes ein Dauermycel, das sogenannte
Sklerotium. Es entwickeln sich anstatt der Getreidekörner
schwarz-violette keulenförmige Gebilde, die etwas größer als
diese sind. Bei einem Querschnitt zeigt sich ein Scheingewebe mit einer Vielzahl
von stark verflochtenen Zellen (Pilzhyphen). Die Entwicklung der Pilze
der Claviceps-Gruppe umfaßt zwei Lebenszyklen: eine
Wachstumsperiode und eine Ruheperiode. Das Mutterkorn ist dabei
ausschließlich die überwinternde Form des Sklerotiums in der
Ruheperiode.[5],[6]
Geschichte
Der Mutterkornpilz ist in den gemäßigten Zonen Europas, Asiens,
Nordafrikas und Nordamerikas verbreitet. Ausführlich dokumentiert ist aber
nur sein Vorkommen in Mitteleuropa, meist im Zusammenhang mit
Massenvergiftungen. Es gibt aber auch Hinweise, daß Mutterkorn in der
Kultur des Altertums bewußt als Halluzinogen eingesetzt
wurde.[*]
Im frühen Mittelalter traten in besonders feuchten und regenreichen
Sommern, Bedingungen die die Entwicklung der Schmarotzerpilze fördern, oft
epidemieartige Erscheinungen, infolge einer Verseuchung des Brotes durch
Mutterkorn auf. Die Krankheit trat in zwei Formen auf: der Brandseuche
(Ergotismus gangraenosus) und Krampfseuche (Ergotismus
convulsivus).
Die Erkrankung äußerte sich zunächst in Form von starker
Hitze, Kribbeln, Ameisenlaufen, Pelzigkeit und Taubheitsgefühl an den
Fingern und Zehen. [...] Im weiteren Verlauf traten am ganzen Körper Blasen
auf, die sich infizierten und zum trockenen Gewebstod (schwarzer Brand) der
betroffenen Körperteile führten. Als Folge fielen Finger, Zehen,
Nasenspitzen, Ohren und in schweren Fällen ganze Gliedmaßen ab. [...]
Häufige Symptome der Vergiftung, die oft tödlich verlief, waren
Delirien und Halluzinationen.
[7],
[8]
Die Bezeichnungen “ignis sacer”, heiliges Feuer, und
“Antoniusfeuer” verweisen auf die im Mittelalter weit verbreitete
religiöse Einstellung zu Krankheiten als Strafe Gottes. Tatsächlich
nahm sich nur der Orden des Heiligen Antonius der am Ergotismus Erkrankten an.
Als im 17. Jahrhundert der Zusammenhang zwischen mutterkornhaltigem Brot und den
Vergiftungserscheinungen erkannt wurde, konnte die Seuche rasch durch bessere
Kontrolle der Getreideverarbeitung vermieden werden. Dennoch trat der letzte
bekannte Fall von Ergotismus noch in den Jahren 1926/27 in Rußland
auf.[9]
Obwohl vorher schon von Hebammen angewandt, fand das Mutterkorn erst etwa
zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Eingang in die Schulmedizin. Auf die
Verwendung in der Geburtshilfe deutet ja bereits der Name Mutterkorn hin.
Anwendung fand es zuerst als Mittel zur Beschleunigung der Geburt, da es
gebärmutterkontrahierend wirkt. Wegen der Gefahren die eine
unzuverlässige Dosierung mit sich bringt, werden Mutterkornpräparate
heute nur mehr zur Stillung von Blutungen herangezogen. Grund dafür sind
die gefäßverengenden Wirkungen der Inhaltsstoffe des Mutterkorns, die
bei zu hoher Dosierung zu Durchblutungsstörungen und Gewebstod,
ähnlich wie beim Ergotismus, führen
können.[10],
[11]
Alkaloide
Die Wirksubstanzen einer Vielzahl von Pflanzen, so auch des Mutterkorns,
gehören zur Gruppe der Alkaloide. Es sind dies stickstoffhaltige
Naturstoffe, die teils komplexe Ringsysteme bilden, aufgrund derer man sie
chemisch näher klassifizieren kann. Viele dieser Alkaloide können
heute, da ihre Struktur geklärt ist, auch synthetisch hergestellt werden.
Sie zeigen meist schon bei kleinen und kleinsten Dosen massive Wirkung, so
daß es nicht verwundert, wenn auch viele Drogen zu den Alkaloiden
gerechnet werden.
Alkaloid
|
Ringstruktur
|
Verwendung
|
Nikotin
|
Pyridin
|
Genußmittel
|
Coniin
|
Pyridin
|
Gift des Schierlings
|
Cocain
|
Tropan
|
Rauschgift, Lokalanästhetikum
|
Atropin
|
Tropan
|
Gift der Tollkirsche
|
Morphin, Codein
|
Isochinol
|
teils in der Medizin, jedoch Suchtgefahr
|
Ergot-Gruppe
|
Indol
|
vorwiegend in der Geburtshilfe
|
Chinin, Coffein
|
–
|
anregende Genußmittel
|
Mutterkornalkaloide
Die Wirkung des Mutterkorns läßt sich nicht einem einzigen Stoff
zuordnen, so daß es immer wieder gelang verschiedene Alkaloide zu
beschreiben, die alle in der Ergot- bzw. Mutterkorn- Gruppe zusammengefaßt
sind. Auch innerhalb der Mutterkorngruppe gibt es eine Unterscheidung in
Lysergsäure-Alkaloide und Clavine-Alkaloide; in dieser Arbeit
werden aber ausschließlich die verschieden Verbindungen der
Lysergsäure besprochen.
Im Jahre 1875 wurde vom Franzosen Charles Tanret ein erstes Extrakt
hergestellt, das er Ergotinin nannte. Es darf eigentlich noch nicht zu den
Alkaloiden gezählt werden, da es eine nach heutigen Maßstäben
ziemlich unreine Substanz war. Auch das 1907 entdeckte Ergotoxin ist kein
einheitliches Präparat. Der Wortstamm toxin deutet bereits darauf
hin, daß es mehr die giftigen, denn die erwünschten Wirkungen
aufwies. Erst mit der Isolierung von Ergotamin, dem ersten reinen
Mutterkornalkaloid durch Arthur Stoll 1918, begann der Höhepunkt der
Mutterkornforschung. Dadurch konnte nämlich die Lysergsäure als
gemeinsamer und zugrunde liegender struktureller Baustein der pharmakologisch
wirksamen Mutterkornalkaloide identifiziert werden. Innerhalb der nächsten
25 Jahre wurden alle weiteren bisher bekannten Alkaloide
entdeckt.[12],[13]
Name
|
Zugehörigkeit
|
Entdeckung
|
Ergotamin/Ergotaminin
|
Ergotamin-Gruppe
|
1918
|
Ergosin/Ergosinin
|
dto.
|
1936
|
Ergometrin/Ergometrinin
|
Ergometrin-Gruppe
|
1935
|
Ergokristin/Ergokristinin
|
Ergotoxin-Gruppe
|
1937
|
[α,β]
Ergokryptin/Ergokryptinin
|
dto.
|
1943
|
Ergocornin/Ergocorninin
|
dto.
|
1943
|
Ergostin/Ergostinin
|
dto.
|
—
|
Sämtliche Mutterkornalkaloide weisen eine tetracyclische (aus vier
Ringen bestehende) Struktur auf, die man als Ergolin bezeichnet. Diese komplex
aufgebaute Gruppe besteht aus Lysergsäure-Tripeptiden, in denen stets
Prolin vorhanden ist, das mit anderen Aminosäure (derivate)n wie
(α-Hydroxy-)Valin verbunden
ist.[*] Neben den Alkaloiden mit der
Endung -in gibt es auch deren Isomere mit der Endung -inin, die in
der Regel aber unwirksam sind.[15] Ist z.B. von
Ergocornin die Rede, ist der wirksame Bestandteil gemeint, während
bei Ergocorninin sämtliche acht möglichen, aber ineffektiven
Stereoisomere gemeint
sind.
Versuchsreihen der Sandoz AG
1935 begann in den Laboratorien des Schweizer Pharmakonzerns Sandoz ein
Projekt, das sich ausführlich mit der Mutterkornchemie beschäftigte.
Der Leiter dieses Projektes war Dr. Albert Hofmann. Es gelang die
Lysergsäure als gemeinsamen Baustein der Alkaloide zu identifizieren und
isolieren. Ziel war es, durch die Verknüpfung der Lysergsäure mit
basischen Resten, Substanzen zu synthetisieren, die gezielt therapeutische
Wirkungen aufweisen sollten. Zu diesem Zweck wurde eine Vielzahl von
Lysergsäureverbindungen hergestellt.
Die Verbindung mit Propanolamin ergab eine mit dem natürlichen
Mutterkornalkaloid Ergometrin (synonym die Bezeichnungen Ergobasin und
Ergonovin) identische Verbindung, während die Verbindung mit Butanolamin
eine noch wirksamere Substanz (Methergin) ergab. Die insgesamt 25. Substanz in
dieser Versuchsreihe war die Verknüpfung mit Diethylamid. Man erwartete
sich davon eine kreislaufstärkende Wirkung, da das damals bekannte
Analeptikum Coramin ebenfalls eine Diethylamidgruppe aufwies. 1938 erstmals
synthetisiert, entsprach LSD-25, so die Laboratoriumsbezeichnung, aber nicht den
pharmakologischen Erwartungen, so daß man dieser Substanz keine weitere
Aufmerksamkeit
schenkte.[16]
Entdeckung der psychedelischen Fähigkeiten
Seite: 5
Faksimilien der Berichte einfügen
Im Frühjahr 1943 führte Dr. Hofmann erneut eine Synthese des LSD
durch. Bei der überführung des äußerst instabilen Stoffs in
ein stabileres weinsaures Salz (Tartrat) muß ein Bruchteil der Substanz
unbeabsichtigt über die Haut resorbiert oder eingeatmet worden sein. Dr.
Hofmann bemerkte nach kurzer Zeit eigenartige Veränderungen, wie folgendem
Bericht zu entnehmen ist:
Vergangenen Freitag, 16. April 1943, mußte ich mitten am Nachmittag
meine Arbeit im Laboratorium unterbrechen und mich nach Hause begeben, da ich
von einer merkwürdigen Unruhe, verbunden mit einem leichten
Schwindelgefühl, befallen wurde. Zu Hause legte ich mich nieder und versank
in einen nicht unangenehmen rauschartigen Zustand, der sich durch eine
äußerst angeregte Phantasie kennzeichnete. Im Dämmerzustand bei
geschlossenen Augen – das Tageslicht empfand ich als unangenehm grell
– drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher
Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich
ein.[17]
Ob dieser Wirkung erstaunt, beschloß er drei Tage später einen
gezielten Selbstversuch durchzuführen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Unerklärlich schien, wie eine Substanz, die nur in Mikrogramm hergestellt
wurde, solche Auswirkungen haben konnte. Die verabreichte Dosis betrug 250
μg, was im Vergleich zu anderen
Mutterkornpräparaten äußerst gering war, nach heutigem Wissen
aber eine drei- bis fünffache überdosierung darstellt. Der folgende
Bericht Dr. Hofmanns ist sehr bekannt und wird in beinahe jeder im
Literaturverzeichnis angegebenen Publikation wiedergegeben. Aus Gründen der
inhaltlichen Geschlossenheit sei er auch hier nicht vorenthalten:
1620: 0,5 cc. von ½-promilliger wäßriger
Tartrat v. Diethylamid peroral = 0,25 mg Tartrat
1700: Beginnender Schwindel, Angstgefühl.
Sehstörungen. Lähmungen, Lachreiz. [...] siehe
Spezialbericht
Hier hören die Aufzeichnungen im Laborjournal auf. Die letzten Worte
konnten nur noch mit Mühe niedergeschrieben werden. Ich bat meine
Laborantin, mich nach Hause zu begleiten, da ich glaubte, die Sache nehme den
selben Verlauf wie die Störung am Freitag. Aber schon auf dem Heimweg per
Rad zeigte es sich, daß alle Symptome stärker waren als das erste
Mal. Ich hatte bereits größte Mühe klar zu sprechen und mein
Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie ein Bild in einem verkrümmten
Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen, während
mir nachher meine Laborantin sagte, daß wir ein scharfes Tempo gefahren
seien. [...]
Aber schlimmer als diese Verwandlungen der Außenwelt ins Groteske
waren die Veränderungen, die ich in mir selbst, an meinem Innersten Wesen
spürte. Alle Anstrengungen meines Willens, den Zerfall der
äußeren Welt und die Auflösung meines Ich aufzuhalten, schienen
vergeblich. [...]
Soweit ich mich erinnern kann, waren während dem Höhepunkt der
Krise, der bereits überschritten war, als der Arzt ankam, folgende Symptome
am ausgeprägtesten: Schwindel, Sehstörungen; die Gesichter der
Anwesenden erschienen mir wie farbige Fratzen, starke motorische Unruhe,
wechselnd mit Lähmungen, ... abwechselnd betäubt, dann wieder klares
Erkennen der Lage, wobei ich zeitweise als außenstehender neutraler
Beobachter feststellte, wie ich halb wahnsinnig schrie oder unklares Zeug
schwatzte ... Sechs Stunden nach der Einnahme hatte sich mein Zustand weitgehend
gebessert. Ausgeprägt waren noch die Sehstörungen. [...]
Bei geschlossenen Augen drangen ständig farbige, sehr plastische und
phantastische Gebilde auf mich ein. Besonders merkwürdig war, wie alle
akustischen Wahrnehmungen, etwa das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos,
in optische Empfindungen transponiert wurden, so daß durch jeden Ton und
jedes Geräusch ein entsprechendes farbiges Bild, in Form und Farbe
kaleidoskopartig wechselnd, ausgelöst wurde. Erschöpft schlief ich
dann ein und erwachte am nächsten Morgen erfrischt mit klarem Kopf, wenn
auch körperlich noch etwas
müde.[18]
Diese Beschreibung der ersten LSD-Intoxikation am 19. April 1943 beschreibt
die auftretenden Symptome schon äußerst klar. Dieser Bericht bildete
die Grundlage für die weiteren Untersuchungen, die zuerst innerhalb des
Sandoz-Konzerns durchgeführt wurden, ehe die Entdeckung von LSD-25
bekanntgegeben wurde. 1947 wurde eine Beschreibung der ersten Versuche des
Psychiaters W. Stoll, auf die in
Kapitel 3: Kennzeichen der LSD-Intoxikation
noch näher eingegangen wird, veröffentlicht, der noch weitere
Untersuchungen anderer Forschergruppen
folgten.
Zusammenfassung
Die natürliche Komponente des LSD ist die Lysergsäure; Sie ist
Hauptinhaltsstoff vieler Alkaloide des schmarotzenden Mutterkornpilzes.
Mutterkornvergiftungen sind geschichtlich belegt, stehen aber mit Ausnahme des
eleusischen Trankes nicht in Verbindung mit bewußter Hervorrufung von
Halluzinationen. Die Aufklärung der chemischen Struktur dieser Alkaloide
führte zu vermehrter Forschung auf diesem Gebiet. Die Synthese des
Lysergsäure-Diethylamids war Teil eines von Dr. Albert Hofmann geleiteten
Projektes der Schweizerischen Sandoz AG. Die psychedelischen Eigenschaften des
LSD wurden erst fünf Jahre später durch eine versehentliche
Intoxikation entdeckt und durch Selbstversuche verifiziert. Erst ab diesem
Zeitpunkt kann man von einer wissenschaftlichen Untersuchung dieser Substanz
sprechen.
Datum
|
Ereignis
|
1500 v. Chr.
|
Eleusischer Kult
|
600 v. Chr.
|
Aufzeichnungen über von Mutterkorn befallenen Roggen
|
590
|
Auftreten der “St. Antonius Krankheit”
(Mutterkornvergiftung)
|
1582
|
Erste Erwägung der medizinischen Anwendbarkeit von
Mutterkornpräparaten in Kräuterbüchern
|
1676
|
Erkennen des Zusammenhangs zwischen Mutterkorn und dem Auftreten von
Ergotismus
|
19 Jhdt.
|
Wissenschaftliche Abhandlungen über Einsatz in der Medizin
|
1918
|
Isolierung des ersten reinen Mutterkornalkaloids
|
1938
|
Erstmalige Synthese von Lysergsäure und Diethylamid zu LSD
|
1943
|
Entdeckung der psychedelischen Fähigkeiten des LSD
|
Literaturverzeichnis
- Die Pflanzen der Götter, Albert Hofmann
/Richard E.
Schultes
AT Verlag Aarau. Schweiz 1996
AT Verlag Aarau. Schweiz 1996
- Giftpflanzen, Fröhne/Pfänder
Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 1981 - LS
D – Mein Sorgenkind, Albert
Hofmann
Klett-Cotta/dt Verlag. München 1979
Klett-Cotta/dt Verlag. München 1979
- Gifte in unserer Umwelt, Otfried Strubelt
Deutsche Verlags Anstalt. Stuttgart 1989 - Introduction – Early History of LS
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Kapitel 2: Struktur
Chemie
Die Struktur des LSD, auch die räumliche, ist weitgehend gesichert.
Obwohl heute die Formel dieser Substanz in jedem Lexikon zu finden ist, beruhte
der Weg zu dieser Erkenntnis vor allem auf komplizierten Experimenten. Dieser
Abschnitt sollte darauf hinweisen, ohne Anspruch auf vollständige
Erläuterung, und die wichtigsten dabei angewandten Methoden nennen. Die im
Literaturverzeichnis angeführten Publikationen sind allerdings
wahrscheinlich nur für Chemiker ganz
verständlich.[*]
Formel und Aufbau
Abbildung 2: Bezeichnungen der Ringe, Reste und Atome bei
LSD
Abbildung 3: Strukturformel des LSD mit den angegebenen
Resten.
LSD ist ein komplexes organisches Molekül, so daß die Anwendung
einer
Summenformel[*]*
nicht sinnvoll ist. Statt dessen findet man in der Literatur fast
ausschließlich die vereinfachte Strukturformel. Gebräuchlich ist
dabei die Einteilung in vier Ringsysteme und vier Reste. Ring A und C sind
homocylische, Ring B und D heterocylische Verbindungen, wobei das Heteroatom
stets Stickstoff ist. An den Positionen (15,16) des Benzolringes A geht dieser
eine Bindung mit Ring B ein, einem stickstoffhaltigen 5-Ring. Ring B entspricht
dem Pyrrol, weist aber nur eine Doppelbindung auf (Dihydropyrrol). Ring C ist
ein Cyclohexan, also ein Benzolring ohne Doppelbindungen, und steht über
Position (11,16) mit Ring A bzw. mit (3,16) mit Ring B in Verbindung. Ring D ist
wieder heterocyclisch, ähnelt dem Pyridin besitzt aber wie Ring B nur eine
Doppelbindung (Tetrahydropyridin). Ring D ist nur mit einem Ring, nämlich
Ring B über die Positionen (5,10) verbunden. Die Reste R1 und
R2 an Ring B bestehen im Falle des LSD nur aus H-Atomen,
R3 am heterogenen Stickstoffatom in Ring D aus Methyl
(CH3) und R4 besteht aus der für die Bezeichnung
charakteristischen Diethylamidgruppe
(CH2CH3)2.
Beim LSD-Molekül existieren zwei Asymmetriezentren, nämlich an
den Atomen C5 und C8. Jedes Asymmetriezentrum steht für zwei mögliche
stereoisomere Formen, so daß insgesamt vier Möglichkeiten zur
Verfügung stehen: zwei rechtsdrehende Formen (d-LSD und d-Iso-LSD) und zwei
linksdrehende (l-LSD und l-Iso-LSD). Die einzige pharmakologisch signifikant
wirksame Substanz ist das korrekt so bezeichnete
d[exter]-L[yserg]S[äure] D[iethylamid]. Wenn
verkürzt von LSD die Rede ist, meint man dabei immer diese Form.
Durch gezielte Verändern des Moleküls können Derivate
hergestellt und Zusammenhänge zwischen Struktur und Wirkung gewonnen
werden. Diese Veränderungen beziehen sich meist auf den Amidrest
R4, das überführen der Doppel- in Dreierbindungen und
Substitution an verschiedenen Positionen der
Ringsysteme.[20] Solche überlegungen sind
allerdings nur von theoretischem Interesse, höchst spezifisch und nur
schwer verständlich, da sie hohes Wissen speziell auf dem Gebiet der
organischen Chemie voraussetzen.[*]
Abbildung 4: Dreidimensionale Struktur des
LSD-Moleküls [in pm]
Von Bedeutung ist auch die dreidimensionalen Struktur des LSD, die nur auf
experimentellem Wege ermittelt werden konnte. Die dabei angewandte Methode ist
die Röntgen-Kristall-Strukturanalyse, bei der das
Lysergsäurediethylamid durch Neutralisiation in ein Salz
übergeführt wird. Anschließend können anhand der
Beugungsmuster die Atomschwerpunkte ausgemacht und ein räumliches Modell
erstellt werden. Daneben gibt es noch die Möglichkeit mittels Orbital- bzw.
Hybridmethoden (PCILO, EHT, INDO) Energieniveaukarten anzulegen, um so auf die
Lage und Beziehung der Atome zueinander im Raum schließen zu
können.[21] Diese Methoden sind aber
ebenfalls zu speziell und komplex, um sie hier behandeln zu
können.
Interessant ist aber das Ergebnis, daß nämlich unter allen
vorhandenen möglichen Varianten, die Winkel des LSD-Moleküls so
gewählt sind, daß sie dem Serotoninmolekül am nächsten
kommen. Außerdem existiert das sogenannte Synder-Modell, das besagt,
daß unter der Annahme, daß LSD das höchst wirksame Halluzinogen
ist, alle anderen Halluzinogene ähnlichkeiten mit dessen Struktur aufweisen
müßten. Tatsächlich läßt sich zeigen, daß
Stoffe die zur Gruppe der Indolalkylamine oder Phenylethylamine (z.B. Mescalin)
gehören, mit der räumlichen Struktur des B und C Rings des LSD
übereinstimmen.[22]
Synthese[*]*
Die klassische Synthese, nach der auch Albert Hofmann LSD erzeugte, basiert
auf der Curtius’schen Reaktion. Dabei werden Carbonsäuren durch
Einwirkung von stickstoffhaltigen Säuren zu Amiden abgebaut. Im ersten
Schritt muß dabei ein Lysergsäureradikal vom Ausgangsstoff, meist
einem Mutterkornalkaloid, abgespalten und anschließend stabilisiert
werden. Danach wird die so gewonnene Verbindung gemäß der
Curtius-Reaktion in eine Diethylamid-Verbindung umgewandelt und im dritten Teil
in gelöster Form in ein Tartrat übergeführt. Dies geschieht
vereinfacht nach folgendem Schema.
MUTTERKORNALKALOID
↓
HYDRAZID
NH2NH2
↓
D,L-ISOLYSERSäURE HYDRAZID
d,l-R’ CONHNH2
↓
D,L-LYSERGSäURE HYDRAZID
d,l-R CONHNH2
↓
DIETHYLETHER
C4H10O
↓
d,l-R [Ethylamid] NH2 +
CH3CH2OH
d,l-R [Diethylamid] + NH2OH
d-Lysergsäure-Diethylamid
↓
WEINSäURE, METHANOL
C4H6O6,
CH3OH
↓
LSD-25 TARTRAT
Graphik 1: Syntheseschema
- Ein Alkaloid wird mittels Hydrazid gespalten. Es kommt dabei durch Erhitzen zur Isomerisation und Entstehung einer Lösung aus Isolysergsäurehydrazid. Dann werden sie in Salze der rechts- bzw. linksdrehenden Weinsäure übergeführt und danach in die entsprechende Form der Lysergsäure konvertiert.
- Das Gemisch aus Lysergsäurehydrazid bzw. Iso-Lysergsäurehydrazid wird wiederum gelöst und Diethylether beigegeben. Dabei bindet ein Ethylrest an das erste Stickstoffatom, der andere durch Absprengen der restlichen Aminogruppe (NH2). Nach Extrahieren und Filtrieren können d-LS
D und d-Iso-LSD getrennt werden.
- Nach dem Mischen des äußerst instabilen reinen d-LS
D mit Weinsäure und
Methanol[*] setzen sich große,
weiße nadelförmige Kristalle ab. Diese stabile Form wird gelegentlich
die Laborbezeichnung LSD-25 zum Ausdruck
gebracht.[23]
Später wurden auch andere Verfahren zur Synthese entwickelt, unter
ihnen eines, bei dem selbst die an sich natürliche Lysergsäure im
Labor synthetisiert
wird.
Pharmakologie
Pharmakologische Untersuchungen mit LSD wurden an einer Vielzahl von
Tierarten und, soweit dies möglich war auch am Menschen durchgeführt.
Da die pharmakologisch wirksame Menge von LSD sehr gering ist, sind alle Angabe
nur von bedingter Genauigkeit, zumal sie von Individuum zu Individuum variieren
können. Pharmakodynamische Aspekte, also die Wechselwirkung zwischen Ligand
und Rezeptor betreffend, werden hier nicht behandelt, sondern werden, in einem
eigenen Kapitel (siehe Seite 23 pp.) gesondert
besprochen.[*]*
Pharmakokinetik
LSD wird üblicherweise oral appliziert und über den Magen
resorbiert. Bei dieser Verabreichung liegt die Latenzzeit, also jene Zeit, die
verstreicht bis erste Symptome bemerkbar sind, bei ca. 20-30 Minuten. Will man
die Resorption im Magen-Darm-Trakt umgehen und injiziert LSD intravenös,
tritt die Wirkung sofort bzw. maximal nach etwa 10 Minuten ein. LSD ist sehr gut
fettlöslich und überwindet rasch die Blut-Hirn Schranke. Obwohl das
ZNS rasch mit LSD-Molekülen überflutet wird, verlagert sich nach
kurzer Zeit (etwa 10 Minuten) die höchste Konzentration zur Leber hin. Das
bedeutet, daß schon nach weniger als einer Viertelstunde nach Erreichen
das Gehirn kein neues LSD mehr erhält und nur eine
verhältnismäßig noch viel geringere Menge der
ursprünglichen Substanz die psychischen Veränderungen
auslöst.[24]
Die Dosierung liegt beim Menschen unter normalen Umständen bei ca. 50
- 500
μg.[*]**
Geht man von einer letalen Dosis von 15.000 μg
aus, dann ergibt sich eine “therapeutische Breite” von 300, das
heißt erst eine 300fache überdosierung hätte eine tödliche
Wirkung zur Folge.[25] Vergleicht man diesen
Wert (bei Antidepressiva etwa im Bereich von 30 bis 50), so ist LSD eine sehr
sichere Substanz.[*]
Metabolisierung
Die Eliminationshalbwertszeit, also jene Zeitspanne, in der die Hälfte
eines Stoffes abgebaut wird, beträgt beim Menschen etwa 175 Minuten. Der
Abbau findet hauptsächlich in Leber und Galle statt, wo sich auch die
höchste Konzentration im Körper findet. Die Wirkung hält etwa
acht Stunden an, der Abbau ist aber erst nach acht Halbwertszeiten
abgeschlossen, was ungefähr 24 Stunden entspricht. Etwa bis zu diesem
Zeitpunkt kann man den LSD-Konsum auch noch mittels hochempfindlichen
Radio-Immun-Assay nachweisen.
Nur ca. 1% des LSD wird unverändert wieder ausgeschieden, der Rest
wird metabolisiert und über Urin (ca. 15%) und Fäzes (ca. 80%)
abgegeben. Es gibt vermutlich drei wasserlösliche Hauptmetaboliten: 2- ,12-
und
13-Hydroxy-LSD.[*]*
Außerdem müssen noch Abbauprodukte vorhanden sein, die C-Atome
abspalten, da bei Experimenten mit radioaktivem LSD in geringen Spuren 14
CO2 in der Atemluft gefunden
wurde.[26]
Toleranz
Graphik 2: Toleranzentwicklung
In der Fachliteratur wird übereinstimmend die Meinung vertreten,
daß die Verabreichung von LSD nicht zu körperlicher Abhängigkeit
führt. Dafür spricht zum einen das Fehlen von Entzugserscheinungen und
zum anderen die nicht vorhandene Selbstverabreichung bei
Labortieren.[27],[28]
Wohl aber kann man eine starke Gewöhnung gegenüber der Substanz
feststellen. Eine Toleranz kann innerhalb weniger Tage, in Extremfällen
auch schon nach einer Verabreichung, auftreten. Ein mögliches Maß
dafür ist die Zunahme von anorganischen Phosphaten im Serum, die nach jeder
LSD-Applikation auftritt. Je öfter die Verabreichung, desto geringer die
Zunahme, und der Effekt. Die Art dieses Zusammenhangs ist aber ebenso wie die
tatsächlichen Vorgänge an den Rezeptoren noch unbekannt. Die
Rückbildung der Toleranz geht ebenso rasch vor sich wie ihre Entstehung.
Daneben gilt auch die Kreuztoleranz. Ist ein Individuum gegen LSD resistent,
bleibt auch bei Verabreichung von Mescalin eine Wirkung aus, da gegen LSD aber
offensichtlich eine höhere Toleranz notwendig ist, verhindert im
umgekehrten Fall eine Toleranz gegenüber Mescalin nicht die Wirkungen des
LSD. Grundsätzlich gilt zwischen LSD und anderen Psychedelika, insbesondere
serotoninergen, Kreuztoleranz. Definitiv ausgeschlossen ist diese wechselseitige
Toleranz aber gegenüber Amphetaminen und
Cannabinoiden.[29]
Pflanzliche Verwandte des LSD
Obwohl LSD eine künstliche Substanz ist, gibt es Pflanzen, die Stoffe
produzieren, die ihm in Struktur oder Wirkung so ähnlich sind, daß
man sie als “natürliche Verwandte” bezeichnen kann. Zwei
möchte ich hier anführen, ansonsten sei auf das Literaturverzeichnis
verwiesen.
Ololiqui: Die Wirkstoffe der Samen dieser Windengewächse
(Convolvulaceae) sind Lysergsäureamid und
Lysergsäurehydroxyethylamid und damit der Struktur des LSD sehr
ähnlich. Dennoch sind sie etwa um ein Zehntel weniger wirksam. Ololiqui ist
hauptsächlich in indianischen Kulturen verbreitet und war schon in
vorkolumbianischer Zeit bekannt. Eingesetzt wird es vor allem in Form
verschiedener Zauber- bzw. Heiltränke.
Psilocybe-Pilze: Eine Reihe verschiedener, teilweise auch in unseren
Breiten heimischer, Pilze bildet die psychoaktiven Substanzen Psilocybin bzw.
dessen Abbauprodukt Psilocin. Wie LSD und Ololiqui gehören sie zu den
serotoninergen Psychedelika und weisen strukturelle Gemeinsamkeiten auf.
Eingenommen werden die Pilze in frischem oder getrockneten Zustand, was
Einfluß auf den Wirkstoffgehalt
hat.[30]
Substanz
|
effektive Dosis
|
tödliche Dosis
|
Breite
|
Potenz
|
LysergsäureDiethlyamid
|
0,05 mg
|
15 mg
|
x 300
|
100 %
|
LysergsäureAmid
|
0,50 mg
|
—
|
—
|
10 %
|
Psilocybin/Psilocin
|
5,00 mg
|
1.500 - 2.000 mg
|
x 400
|
1 %
|
Zusammenfassung
LSD ist ein komplexes organisches Molekül, dessen räumliche
Struktur nur langwierig auf experimentellem Wege ermittelt werden konnte. Die
Synthese basiert auf der Curtius’schen Reaktion und geht von
Mutterkornalkaloiden aus. Die beim Menschen wirksame Dosis beträgt etwa
1/20.000 Gramm. Obwohl sich rasch eine Toleranz bildet,
kommt es zu keiner Abhängigkeit. Die Halbwertszeit ist mit knapp drei
Stunden relativ lange. LSD wird zu 99% metabolisiert, vor allem in Hydroxy-LSD.
Neben LSD existieren auch verwandte natürliche Substanzen. Am
ähnlichsten ist der Wirkstoff des Ololiqui, das Lysergsäureamid
(LA-111).
Literaturverzeichnis
- The Chemistry of LSD
(A. Hofmann), in: LSD a Total Study,
D.V. Sivar Sankar
PJD Publications Westbury. New York 1975
PJD Publications Westbury. New York 1975
- Stereoelectronic Characteristics of LS
D (C. Johnson), in:
LSD a Total Study, D.V. Sivar Sankar PJD Publications Westbury. New York
1975
- Metabolism of LS
D, in: LSD a Total Study, D.V. Sivar
Sankar
PJD Publications Westbury. New York 1975
PJD Publications Westbury. New York 1975
- Pharmacological Aspects, in: LS
D a Total Study, D.V. Sivar
Sankar
PJD Publications Westbury. New York 1975
PJD Publications Westbury. New York 1975
- Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien
Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford 1997
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- Die Pflanzen der Götter, Albert Hofmann
Kapitel 3: Kennzeichen der LSD-Intoxikation
Seite: 14
Delysid (LSD) bei Kapitel über Psychiatrie einfügen.
Vorbedingung für eine LSD-Intoxikation ist logischerweise die Einnahme
der Droge. Um mit den außerordentlich kleinen Dosierungen, die im
Mikrogrammbereich liegen, besser umgehen zu können, bedient man sich der
Einnahme per os, meist in Form einer wäßrigen Lösung. Die
Reaktionen können von Individuum zu Individuum stark schwanken. So
können bei einer Person schon geringe Mengen dramatische Wirkungen zur
Folge haben, während bei einer anderen selbst eine massive
überdosierung nahezu wirkungslos
ist.[*] Außerdem spielen
zahlreiche außerpharmakolgische Faktoren, wie etwa die Einstellung zur
Droge, die Erwartungen und die Umgebung eine entscheidende
Rolle.[32] Sie werden an anderer Stelle noch
genauer behandelt. Der Begriff Kennzeichen in der überschrift soll
zum Ausdruck bringen, daß der Verlauf einer LSD-Intoxikation nicht als
konstanter Ablauf drogenspezifischer Wirkungen (wie z.B. die Analgesie bei
Morphinen) verstanden werden darf. Es gibt jedoch eine Zahl verschiedener
Symptome, die von LSD besonders massiv hervorgerufen zu werden scheinen und
hier, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, besprochen
werden.
Physische Aspekte
Der LSD-Rausch ist zwar in erster Linie von psychischen Veränderungen
bestimmt, dennoch treten meist auch bestimmte körperliche Symptome auf. Sie
sind zwar mit einer gewissen Häufigkeit, jedoch nicht zwangsläufig
vorhanden. Man kann also von keinen konstanten Symptomen sprechen, die
unabhängig von anderen Einflüssen nur durch pharmakologische Werte
beeinflußt werden. Der Psychiater S. Grof kommt dabei gar zu folgender
Erkenntnis:
Bei der Auswertung von fast fünftausend Protokollen von LSD-Sitzungen
fand ich nicht ein einziges Symptom, das in allen Fällen absolut
konstant aufgetreten wäre und damit als tatsächlich invariant
hätte betrachtet werden
können[33]
Außerdem ist festzuhalten, daß zwischen verabreichter Dosis,
sofern sie im üblichen Bereich
liegt[*]*
, und Häufigkeit bzw. Stärke der Symptome kein nachweisbarer
Zusammenhang besteht. Es muß daher auch in Betracht gezogen werden,
daß einige körperliche Symptome vielleicht nur Reaktionen auf
psychische Veränderungen darstellen. Nichts desto trotz gilt beispielsweise
die Veränderung der Pupillen als zuverlässiges Anzeichen für noch
bestehenden Drogeneinfluß.[34] Auch darf
die ähnlichkeit von LSD zu Serotonin, das ja muskelkontrahierend wirkt, bei
Veränderungen besonders im vegetativen Bereich nicht außer Acht
gelassen werden.
Motorische Störungen
Veränderungen der Muskel von völliger Lockerung und Entspannung
bis hin zu starken Krämpfen und Verspannungen wurden beobachtet.
Komplizierte Verrenkungen sind möglich, aber selten. Meist sind die
Symptome auf leichtes Zittern und Beeinträchtigungen verschiedener
Bewegungen beschränkt. Der Gang wird breit und ausgreifend. Zeige- und
Greifversuche mißlingen, wie überhaupt die
Koordinationsfähigkeit und Feinmotorik herabgesetzt scheinen. Die Sprache
wird undeutlich, auch das Schriftbild verändert sich und wird
fahrig.[35],[36]
Abbildung 5: Veränderung der Handschrift unter
LSD-Einfluß
Vegetative Symptome
Vegetative Beschwerden treten vornehmlich kurz nach Einnahme des LSD auf
und äußern sich zumeist in übelkeit und allgemeinem Unwohlsein.
Diese Anzeichen können entweder dem sympathetischen oder
parasympathetischen System zugeordnet werden.
Sympathetische Symptome: beschleunigter Puls, erhöhter
Blutdruck, starkes Schwitzen, Kältegefühl, Sträuben der
Körperhaare, Speichelabsonderung, Verschwimmen der
Seheindrücke.
Parasympathetische Symptome: verlangsamter Puls, abgesenkter
Blutdruck, Tränenfluß, teils heftiges Erbrechen, abwechselndes
Frieren und Hitzegefühl,
Erschöpfung.[37]
Veränderungen der Wahrnehmung
änderungen die sinnliche Wahrnehmung betreffend gehören zu den
häufigsten Symptomen während einer LSD-Intoxikation. Am stärksten
sind dabei visuelle Erscheinungen, wobei man zwischen dem Zustand, in dem die
Versuchspersonen die Augen geschlossen halten oder sich in dunklen Räumen
aufhalten, und dem in welchem sie die Augen geöffnet haben und
Gegenstände fixieren. Bei Dunkelversuchen treten vor allem
Elemantarhalluzinationen auf. Charakteristisch ist eine Vielzahl bunter, sich
ständig wiederholender und in Bewegung befindlicher Objekte, die oft
geometrisch gegliedert sind. Folgende Bilder nennt W. Stoll:
Flackern, Flirren, Glitzern, Sprühen, Regnen, schnelles und langsames
Fließen, wandernde Punkte; Grüne und rote Nebel, gelbe Streifen,
Strahlen, Schlieren, Schleier, Bögen, Ringe, bunte Kreise, Ellipsen,
rasende Strudel, Spiralen, Gitter, Netze, glänzende
Vakuolen[*] , Ornamente; Buchstaben,
Spinnetze, Schneeflocken, Muscheln, Uhrfedern, sich teilende Chromosomen;
Benzolringe, Schmetterlinge, Pfauengefieder, Fensterreihen,
Dünenlandschaften, Dächermeere, Fratzen, Buddhas,
Blütenkelche.[38]
Kennzeichnend sind Bewegung, Farbe und Mehrzahl der Gebilde, so daß
häufig der Vergleich mit einem Kaleidoskop gezogen wird. Eine änderung
des intraokulären Drucks vermag Form und
Farbe[*]*
der Halluzinationen zu verändern, etwa durch Druck auf die Augäpfel
oder längeres Anhalten des Atems.[39]Beim
Wechsel von offenen zu geschlossenen Augen können Nachbilder auftreten, die
mehrere Minuten lang anhalten können und dann verwischen.
Auch bei Erscheinungen im Hellen treten Elementarhalluzinationen auf,
allerdings nur beim Betrachten gleichmäßiger bzw. diffuser
Flächen und Gegenstände und ungleich schwächer als im Dunkeln.
Ansonsten erfolgt auch hier eine starke Geometrisierung und Ornamentalisierung
des Gesichtsfeldes. Menschen und Dinge erscheinen wie kubistische oder
impressionistische Gemälde, auch erscheinen Farben und Kontraste ungleich
stärker. Die Wahrnehmung ist infolge der ständig auftretenden
Nachbilder verschwommen, so daß verschiedene Stadien ein und derselben
Bewegung gleichzeitig gesehen werden können. Wird der Blick auf unbelebte
oder weiter entfernte Gegenstände gelenkt, werden diese illusorisch
verkannt. So können Flecken am Boden als Tiere oder Gesichter gesehen
werden, Gruben zu Bergen. Durch perspektivische Fehlleistungen erscheinen Raum
und eigener Körper bizarr verzerrt und unproportioniert. Am häufigsten
sind Mikropsie bzw. Makropsie, bei denen die Umwelt als riesen- oder zwergenhaft
wahrgenommen
wird.[40],[41]
Viel weniger spezifisch sind die Veränderungen bei anderen
sensorischen Reizen. Geräusche werden mitunter mißgedeutet und als
subjektiv lauter empfunden. Monotones Rauschen kann als Musik wahrgenommen
werden. Viel stärker als die perzeptuelle Veränderung von Tönen
ist aber die emotionelle, so daß manche Versuchspersonen von einem
tieferen Verständnis für Musik im Zustand der LSD-Wirkung sprechen.
Dieses Phänomen ist aber eindeutig nicht physischen Aspekten zuzuordnen.
Gelegentlich treten auch Störungen im Bereich des Geschmacks- oder
Geruchssinnes auf, wobei meist eine herabgesetzte Unterscheidungsfähigkeit
oder das Vorherrschen eines bestimmten Geruches auftritt. Im Bereich des
Tastsinns kann mitunter eine teilweise Gefühllosigkeit vorhanden
sein.[42]
Viel häufiger werden sogenannte Synästhesien beobachtet, d.h. ein
eingehender sensorischer Reiz wird mit der Reaktion eines anderen Sinnesorgans
beantwortet. Schon Albert Hofmann fiel auf, daß akustische Reize in
optische Empfindungen umgewandelt werden konnten (siehe Seite 8). Die Art der
Synästhesien kann verschiedene Formen annehmen und ist nicht festgelegt, so
daß es nicht nur möglich ist Töne zu sehen, sondern auch Farben
zu schmecken oder Schmerzen zu hören. Auf welche Weise LSD und andere
Psychedelika wie Mescalin diese Phänomene genau erzeugen, kann jedoch noch
nicht schlüssig gezeigt
werden.[43]
Die Zuordnung von Wahrnehmungsveränderungen zu den physischen Aspekten
ist zwar grundsätzlich problematisch, da man zurecht einwenden kann,
daß insbesondere bei der Wahrnehmung psychische Faktoren eine gewichtige
Rolle
spielen.[*],[44]
Ich habe mich dennoch dazu entschlossen, da elementare Trugbilder auch durch
mechanischen Druck auf die Bulbi, durch Einatmen eines Gemischs aus Sauerstoff
und Kohlensäure oder durch stroboskopisches Licht hervorgerufen werden
können. Des weiteren kann nicht von eigentlichen Visionen oder
Halluzinationen gesprochen werden, da die Versuchspersonen in dieser Phase fast
immer um die Unwirklichkeit der Erscheinungen wissen.
Aus den bunten, zufälligen Tischflecken wurden springende,
flüchtende Salamander auf dunklem Grund und prachtvoll schillernde
Schmetterlinge. Ich fand es nicht einmal grotesk, obwohl ich wußte,
daß es nur eine armselige Tischplatte mit Flecken
war.[45]
Solche Pseudohalluzinationen lassen sich zumeist durch chemische Reizung
der jeweiligen Sinnesorgane erklären und beruhen auf deren besonderen
physiologischen Eigenschaften.[46] Für
gewöhnlich sind unter ihnen optische Erscheinungen
vorherrschend.
Physiologische Abweichungen
Manchmal wird die Vermutung geäußert, LSD könne zu
änderungen im Chromosomenbestand, insbesondere zum Chromosomenbruch und zu
Mutationen führen, wenn es über einen längeren Zeitraum
eingenommen werde. LSD würde die Phosphationen neutralisieren und so die
DNA-Helix zerstören. Tatsächlich ergaben Experimente, daß
für das Binden von LSD an DNA bzw. RNA eine Temperatur von mindestens
100° F oder 38° C notwendig ist. Mutationen wurden erst bei einer
Konzentration von 2-10 mg LSD pro ml Blut beobachtet. Das entspricht einer
Gesamtdosis von 12-60 g pro Person, was etwa der 1.000fachen tödlichen
Dosis gleichkommt.[47] Wenn dennoch
Chromosomenanomalien beobachtet werden können, liegt das vermutlich an der
Zusammensetzung des verwendeten LSD, welches am illegalen Markt oft stark, mit
zum Teil hochgiftigen Substanzen wie Strychnin, verunreinigt ist, so daß
L.L. Judd et.al. zu folgendem Schluß kommen:
They could not find significant differences in chromosome breakage rates
among heavy users of LSD who discontinued the drug, heavy users of LSD who have
continued to use it, and drugfree control
subjects.[48]
Einen gewissen Einfluß übt LSD auch auf die Schlafphasen aus. So
wird zwar das Einsetzten von Träumen verzögert, die Gesamtdauer der
REM-Phasen aber über einen Zeitraum von einigen Tagen nach Einnahme des LSD
verlängert. Auch kann in nicht paradoxen Schlafphasen kurzzeitig
REM-Aktivität auftreten. Veränderungen im Schlafmuster sind jedoch
individuell zu unterschiedlich, um sie als einheitliches Symptom auffassen zu
können.[49]
Psychische Aspekte
Eine Beschreibung der psychischen Faktoren muß zwangsläufig
Einschränkungen vornehmen, da jeder unter LSD-Einfluß erlebte
Zustand, stärker noch als die körperlichen Wirkungen, individuell
variiert. Grundsätzlich treten diese Phänomene bei höherer
Dosierung vermehrt auf. Geht man davon aus, daß
Wahrnehmungsveränderungen nur die oberste Schicht des unter LSD-Einwirkung
Erlebten ausmachen, sind Veränderungen die Zeit bzw. die
Persönlichkeit betreffend die nächsten Stufen. Ein geeignetes System
zur Klassifizierung und Erklärung der auftretenden Erscheinungen kann aber
nur die Theorie der LSD-Psychotherapie, wie sie etwa von S. Grof vertreten wird,
bringen.
Veränderung des Zeiterlebens
Eine der tiefgreifendsten Erfahrungen, die während einer
LSD-Intoxikation auftreten können ist ein verändertes Erleben der
Zeit, das bis hin zu deren Verschwinden gehen kann. Meist erfolgt eine Dehnung
der Zeit, so daß Sekunden subjektiv als Minuten oder Stunden erlebt werden
können. Eine mögliche Erklärung ist, daß durch die
überfülle der eingehenden Reize das psychische Moment verringert wird,
um alle Empfindungen noch verarbeiten zu können. Damit geht eine subjektive
Verlängerung der Zeitspanne einher. Psychologische Testverfahren ergaben
aber, daß solcherart eine maximale Veränderung nur etwa um den Faktor
4 möglich ist.[50] Andererseits finden
sich in Versuchsprotokollen Situationen beschrieben, in denen die Zeit
vollkommen aufgehört hat zu existieren.
Es wird so still! – aber anders als sonst – so unheimlich
still. Die Zeit steht still ... die Zeit ist weg. Es gibt keine Bewegung. Die
Ewigkeit – nein – das ist etwas Grauenhaftes! Man muß ein Ende
sehen.[51]
Da diese extremen Phänomene auch auftreten, wenn etwa durch
Augenschirme und Ohrenschützer äußere Reize vermieden werden,
kann eine Veränderung des psychischen Moments hier nicht mehr
ausschließlich als Erklärung herangezogen werden. Solche Erlebnisse
entziehen sich weitgehend einer zufriedenstellenden psychologischen Ableitung.
Sie werden meist mit Stillstand und Apathie in Zusammenhang gebracht, in welchen
eine überschreitung der Zeitlichkeit möglich ist.
Ich habe gar nicht das Gefühl, es komme ein nächster Moment ...
wie wenn alles zu gleicher Zeit in einem Punkt wäre. So anspruchslos ... es
dünkt mich, der letzte Moment sei anderswo. Nein, Angst habe ich nicht.
Angst hat man vor etwas das kommt ... aber es ist kein Moment hinter dem
andern.[52]
Dennoch treten auch Veränderungen in die entgegengesetzte Richtung
auf, wenn also eine Zeitspanne kürzer als objektiv gemessen erlebt wird. Im
Vergleich zur Zeitdilatation tritt die Zeitkontraktion aber seltener auf. Auch
fallen diese Abweichungen nicht so stark aus und bewegen sich in einem mit oben
angeführter Theorie vereinbaren
Rahmen.
Veränderung des Ichbewußtseins
Eine Veränderung der Persönlichkeit wird meist als
äußerst unangenehm erlebt. Versuchspersonen berichten von einem
Verlust sowohl der Körperlichkeit als auch der Seele. Oft ist dieser
Zustand auch verbunden mit Störungen des Körperschemas. Begriffe wie
Leblosigkeit, Entfremdung oder Leere werden assoziiert, die Umwelt und
Mitmenschen als automatenhaft und wie von selbst ablaufend angesehen.
Ich kann mich wie in einem Spiegel ständig kontrollieren, sehe meine
Fehler und die Störungen ein, habe aber nicht die Möglichkeit zu
korrigieren.[53] Grenzenlose
Gleichgültigkeit und Leere ... Gefühl als ob ich nicht selber redete,
sondern eine andere Person.[54] Ich bin zwei
und schaue mir selbst zu – ich höre eine Stimme, aber sie ist
fremd.[55]
Gleichzeitig wird von einem Schwinden des Kontaktes zur Außenwelt und
einer emotionalen Entleerung, die bis zum völlig Verlust der
Persönlichkeit geht, berichtet. Oft geäußerte Bilder sind
leblose Körper, Hampelmänner, Marionetten und Pappfiguren, welche an
die Stelle von Menschen getreten sind. Der Zustand des Vegetieren und Siechens
scheint unabänderlich, wie auch ein Weiterleben als sinnlos erachtet wird.
In dieser Situation können Selbstmordgedanken entstehen, die insbesondere
dann gefährlich werden, wenn der Proband nicht mehr gewahr ist, daß
er noch unter LSD-Einfluß
steht.[*]
Ich habe nicht mehr das Gefühl, unter Lysergwirkung zu stehen ... das
ist nicht das LSD, das bleibt so, das ändert sich
nicht.[56]
Der Suicid eines Schizophrenen in der Depersonalisation ist ohne weiteres
einfühlbar, insbesondere, wenn der Zustand Vergleiche mit der früheren
Persönlichkeit erlaubt.[57]
Auffallend während einer LSD-Intoxikation sind auch die dabei
auftretenden teilweise beträchtlichen Stimmungsschwankungen. So können
klar depressive Phasen plötzlich in von Hochgefühlen geprägte
Stimmungen umschlagen, wenngleich Wechsel von einem Extrem ins andere eher
selten sind. Euphorie im Zusammenhang mit Persönlichkeitswandel und
Depersonalisation tritt dann in mystischen Dimensionen auf, etwa als
Manifestation der Vereinigung von Individuum und dem Weltganzen oder als
Wiedergeburtserlebnis. Solche Erlebnisse werden aufgrund ihrer therapeutischen
Wirksamkeit zum Teil in der LSD-Psychotherapie angestrebt. Wie bereits
erwähnt, ist es aber wahrscheinlich nur mit Hilfe psychotherapeutischer
bzw. psychoanalytischer Methoden möglich, solche Phänomene zu
erklären.
Flashbacks
In einigen Fällen können Wochen oder Monate, mitunter sogar noch
Jahre nach der eigentlichen Intoxikation sogenannte Rückblenden auftreten,
in denen das Erlebte meist in negativer Form wiedererlebt wird. Erklärbar
ist dieses Phänomen nur mittels psychischer Abwehrmechanismen, die zwar
oberflächlich stark genug sind um ein Erlebnis im Unbewußten zu
halten, bei einer Schwächung aber die Episode wieder ins Bewußtsein
dringen läßt.
Das Erleben setzt sich nun fort, nicht aufgrund einer anhaltenden
pharmakologischen Wirkung des LSD, sondern wegen der emotionalen Besetztheit des
freigewordenen unbewußten
Materials.[58]
Faktoren, die Flashbacks provozieren sind neben der Einnahme anderer
psychoaktiver Stoffe wie Alkohol, Marihuana oder Antidepressiva Zustände
körperlicher Schwächung wie z.B. anhaltender Schlaf- oder
Nahrungsentzug. Stadien physischer Ermüdung, besonders die Perioden
zwischen Wachen und Schlafen begünstigen weniger dramatische Flashbacks.
Besonders aber Alltagssituationen, in denen ähnliche Elemente vorkommen,
wie sie während des LSD-Erlebens aufgetaucht sind (z.B. das Betreten
dunkler Räume) können Rückblenden
hervorrufen.[59]
Variablen und Verlauf
Art und Verlauf einer LSD-Intoxikation hängen neben der Dosierung noch
von anderen Faktoren ab, die im wesentlichen in der Persönlichkeit des
Probanden begründet liegen. Dennoch kann man die LSD-Intoxikation in
gewisse Phasen
einteilen.
Set und Setting
Bestimmende außerpharmakologische Faktoren sind die
Persönlichkeitsstruktur und geistige Gesundheit. So ist das LSD-Erleben von
Psychiatriepatienten deutlich von deren unterbewußten Konflikten
geprägt. Während bei Menschen mit hysterischer Persönlichkeit
sehr schnell Halluzinationen auftreten, erweisen sich etwa Neurotiker als extrem
resistent.[60] Weiters sind die Einstellung zu
LSD und die daran geknüpften Erwartungen entscheidend. Ebenso spielen
Zielsetzung (etwa im Rahmen einer Therapie oder eines nichtmedizinischen
Selbstversuches) und Kenntnis um die
Situation[*] und nicht zuletzt
Fachwissen eine Rolle. All diese Aspekte faßt man unter dem Begriff
Erwartungsrahmen oder set zusammen.
Als Einnahmesituation oder setting versteht man die unmittelbare
Umgebung und die konkreten Umstände, wie sie zur Zeit der Verabreichung
vorherrschen.[61] Dazu gehören vor allem
äußere Umweltreize akustischer und visueller Natur, da sie zum
Ausgangsmaterial der Illusionen und Halluzinationen
werden.
Einteilung in Phasen
Unter Wahrung individueller Unterschiede erscheint folgendes Schema den
zeitlichen Verlauf einer LSD-Intoxikation zu beschreiben am
zweckmäßigsten:
- Somatische Phase: Sie beginnt mit der Verabreichung des LS
D. Sie ist gekennzeichnet von vegetativen Symptome und dauert
bis zum Einsetzen der vollen Wirkung an.
- Perzeptuelle Phase: Pseudohalluzinationen und Wahrnehmungsveränderungen treten auf.
- Psychische Phase: Sie umfaßt den Höhepunkt der Wirkung und dauert zusammen mit der perzeptuellen Phase bis zu acht Stunden. Sie schließt Stimmungsschwankungen von Depressi
on zu Euphorie,
echte Halluzinationen und Auflösung von Zeit und Persönlichkeit
ein.
Zusammenfassung
Der Einfluß von LSD äußert sich in massiven
Veränderungen von Psyche, aber auch Physis. Zu eindeutig körperlichen
Symptomen gehören neben motorischen Fehlleistungen vor allem vegetative
Störungen. Wahrnehmungsveränderungen oder Pseudohalluzinationen, die
insbesondere im visuellen Bereich auftreten, nehmen eine Mittelstellung ein, da
sie zwar physiologisch bedingt, aber von psychischen Faktoren abhängig
sind. Psychische Aspekte des LSD-Erlebens differieren bei jedem Individuum.
Kennzeichnend sind allerdings dramatische Veränderung im Bereich der Zeit
und Persönlichkeit, die bis hin zu deren Verschwinden gehen können.
Negative Nachwirkungen eines bad trip können Rückblenden
darstellen, in welchen mitunter Monate später, das ursprünglich
Erlebte wieder unvermittelt ins Bewußtsein rückt. Schließlich
können noch außerpharmakologische Variablen den Charakter der
LSD-Wirkung vor allem über den Erwartungsrahmen und die Einnahmesituation
entscheiden beeinflussen.
Literaturverzeichnis
- Topographie des Unbewußten, Stanislav Grof
Klett-Cotta. Stuttgart 1993
- LSD
-Psychotherapie, Stanislav Grof
Klett-Cotta. Stuttgart 1983
Klett-Cotta. Stuttgart 1983
- Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien
Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford 1997 - LSD
- Ein Phantastikum aus der Mutterkorngruppe, W.A.
Stoll
in: Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, Nummer 60
in: Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, Nummer 60
- Physiological and Genetic Investigations, in: LSD
a Total
Study, D.V. Sivar Sankar
PJD Publications Westbury. New York 1975
PJD Publications Westbury. New York 1975
- General Effects of the Use of LSD
, in: LSD a Total Study,
D.V. Sivar Sankar
PJD Publications Westbury. New York 1975
PJD Publications Westbury. New York 1975
- Manipulation of Time and Space (R. Fischer), in: LSD
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- Zur Psychopathologie der Lysergsäurediethylamidwirkung, A.M.
Becker
in: Wiener Zeitschrift der Nervenheilkunde, Nummer 2
Kapitel 4: Mögliche Wirkmechanismen
Seite: 21
Zusammenfassung, Bild, ev. Tabelle !!!!
Seite: 21
Der Versuch einer Erklärung auf Zellebene
Schon relativ bald nach Veröffentlichung der endgültigen
Strukturformel des LSD fiel die ähnlichkeit dieser Droge mit dem gerade
erst als Neurotransmitter identifizierten Hormon Serotonin auf. Forscher in
England und Amerika[*] sahen einen
Zusammenhang zwischen der Wirkung des Serotonins, oder besser gesagt dessen
Fehlens, und den für LSD typischen Symptomen, was zur Aufstellung erster
Vermutungen und zu einer näheren Untersuchung der LSD-Serotonin
Wechselwirkung führte. Da heute nach allgemein anerkannter Auffassung die
kritische Wirkung über die Serotoninrezeptoren ausgeübt
wird[64], werden auch in den meisten neueren
Veröffentlichungen auf die Serotoninwirkung beschränkte Hypothesen
besprochen. Wie später gezeigt werden soll, ist diese Reduktion auf die
serotoninerge Komponente der Wirkung von Psychedelika zwar immer noch nicht frei
von Ungereimtheiten, aber dennoch ein durchaus brauchbarer Ansatz, um die
Drogenwirkung zu erklären
In den über fünfzig Jahren, in denen LSD nun Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen ist, ist es nicht gelungen,
schlüssig zu erklären wie es seine Wirkung entfaltet. Es wurden zwar
unzählige Vermutungen geäußert, doch gibt es bis heute keine in
sich geschlossene, widerspruchsfreie Theorie, die alle Phänomene zu
erklären imstande wäre.
Die heute vorliegenden Veröffentlichungen fallen in zwei Gruppen. Die
einen können zwar relativ anschaulich und überzeugend erklären
wie die halluzinogene Wirkung entstehen könnte, basieren in wesentlichen
Teilen aber auf Vermutungen und Spekulationen, die experimentell nicht
ausreichend verifiziert werden können. Außerdem bergen sie die Gefahr
von nicht zulässigen Simplifikationen in sich, so daß sie zwar als
Modelle durchaus tragbar sind, den Ansprüchen, die an eine exakte
Erklärung gerichtet werden, aber nicht in allen Punkten gerecht werden
können. Die andere Gruppe, und das ist die heutige Tendenz, konzentriert
sich auf Forschungen auf molekularer Ebene, und versucht so, geändertes
Verhalten infolge der Applikation von LSD bei Labortieren zu erklären.
Diese Veröffentlichungen sind aber aufgrund der strengen
naturwissenschaftlichen Vorgangsweise nur in der Lage ein einzelnes
Phänomen, ein kleines Detail, das womöglich nur unter bestimmten
Voraussetzungen auftritt, zu erklären. Obwohl viele einzelne Studien
vorliegen, ist es nahezu unmöglich diese alle zu überblicken, um
daraus eine gesamte widerspruchsfreie Theorie zu formen. Dieses Versteifen der
Forschergruppen auf Details, bei gleichzeitigem Fehlen eines großen
Ganzen, deutet für mich auch auf eine gewisse Hilflosigkeit der
Wissenschaft bei diesem Thema
hin.
Bisherige überlegungen
Bereits diesen älteren Hypothesen liegt die Annahme zugrunde,
daß aufgrund der Strukturverwandtschaft das LSD auf irgendeine Weise mit
dem Serotonin im Gehirn interagiert. Man nahm an, daß aufgrund der
blockierenden Wirkung von LSD im peripheren Gewebe, auch die zentralnervöse
eine inhibierende sein müsse und formulierte eine Theorie, gemäß
der LSD psychotische Zustände auslöse. Daß die Serotoninblockade
aber keinesfalls der Grund für die Wirkung des LSD sein konnte, zeigten die
Experimente mit Brom-LSD (BOL), einem LSD-Molekül, dem ein einzelnes
Brom-Atom angehängt wurde. Brom-LSD ist nämlich in Gewebsproben nicht
von normalem LSD zu unterscheiden, hat aber keine halluzinogenen Effekte. Der
Grund dafür könnte vielleicht in der mangelnden Affinität von
Brom-LSD für die Serotoninrezeptorsubtypen im Gehirn liegen;
verläßliche Arbeiten zu diesem Thema liegen allerdings nicht vor.
Diese Entdeckung machte jedenfalls auf dramatische Weise klar, wie
unzulässig der Schluß von Periphere auf Gehirn ist, so daß die
in anfänglicher Euphorie veröffentlichten Erklärungen
beträchtlich modifiziert werden
mußten.
Praesynaptische Hypothese
Dieser Hypothese liegen erstmals Untersuchungen am Gehirn selbst zugrunde.
Bei Verabreichung von LSD wurde dabei ein um ca. 24 % erhöhter
Serotoninspiegel festgestellt während Brom-LSD nicht in der Lage war,
änderungen herbeizuführen. Gleichzeitig sank die Konzentration des
Serotoninabbauproduktes 5-HIAA, was auf eine Hemmung der serotoninergen
Neurotransmission hindeutet. Bei Versuchen mit narkotisierten Ratten konnte dann
gezeigt werden, daß nach einer LSD-Injektion im Bereich der Raphe Nuclei
tatsächlich die Serotoninneuronen, und nur diese, ihr sonst periodisches
Feuern stoppen. Als Wirkmechanismus wurde eine Blockade der Serotoninneuronen
direkt am Zellkörper oder Axon angenommen. Das würde die geringere
Menge des Metaboliten und die höhere Konzentration des Botenstoffes, der
sich infolge der Blockade innerhalb des Neurons angesammelt hätte,
erklären.[65]
Leider hat diese Hypothese einige gewichtige Nachteile. Wenn nämlich
LSD seine Wirkung ausschließlich praesynaptisch entfalten würde, dann
dürften keine Effekte feststellbar sein, wenn die Serotoninneuronen vorher
zerstört worden sind (Depletion). Genau das
Gegenteil ist aber der Fall, wie im Tierversuch gezeigt wurde. Ebenfalls gegen
die praesynaptische Hypothese spricht, daß viele LSD-induzierte
Verhaltensweisen die Hemmung der Serotoninneuronen überdauern und die
gedämpfte Aktivität der Neuronen auch dann noch nachweisbar ist, wenn
infolge einer Toleranzentwicklung überhaupt kein Effekt mehr beobachtet
werden kann.
Postsynaptische Hypothese
Diese Hypothese klärt einige der entstanden Ungereimtheiten. Wenn LSD
nämlich auch über postsynaptische Rezeptoren wirkt, stellt ein
Zerstören der serotoninergen Neuronen keinen Widerspruch mehr dar. In einem
solchen Fall, bilden sich nämlich auf den Dendriten des nachgeschalteten
Neurons vermehrt Rezeptoren (Proliferation), die zudem empfindlicher
für Serotonin sind, quasi um einen Ausgleich herzustellen. Auch die
Toleranzerscheinungen sind mit dieser Hypothese erklärbar, da bei
häufiger Verabreichung von LSD aufgrund des überangebotes die Zahl der
Rezeptoren automatisch sinkt, was auch durch Studien mit radioaktiv markierten
Partikeln bewiesen werden
konnte.
LSD und Traum
Die überlegung, daß die Effekte des LSD mit traumhaften Erleben
in Verbindung stehen, wurde 1979 publiziert und stellt, da die Vermutungen auch
experimentell untermauert werden konnten, einen überaus spannenden Aspekt
der LSD-Forschung dar.
Das Serotoninsystem mit seinen vielen Verzweigungen ist geradezu
prädestiniert dafür, Schlaf und Wachheit zu steuern. So wirken diese
periodisch feuernden Neuronen auch als eine Art Regler des Wachheitsgrades.
Gerade diese Periodizität vermag aber in beide Richtungen verändert zu
werden. Eine Modulierung nach oben hat gesteigerte Aufmerksamkeit zur Folge,
während eine Depression der Neuronen mit den verschiedenen Schlafphasen
einher geht. Wenn die Neuronen ganz zu feuern aufgehört haben, befindet
sich das Individuum im REM-Schlaf, jener Phase in der Träume entstehen und
Unbewußtes ins Bewußtsein aufsteigt.
Eine spezielle Apparatur, die die Entladungen einzelner Neuronen über
längere Zeit aufzeichnet und auch an wachen und ansonsten sich frei
bewegenden Tieren angebracht werden kann, wurde herangezogen, um zuerst diese
Korrelation von Schlaf und Feuern der serotoninergen Neuronen zu verifizieren.
Anschließend wurde den Versuchstieren LSD appliziert und wiederum die
Neuronentätigkeit aufgezeichnet. Es konnte gezeigt werden, daß LSD
ähnliche Muster im Feuern der Neuronen bewirkt, wie sie in der REM-Phase
auftreten. Beginn und Höhepunkt der Drogenwirkung stimmten dabei weitgehend
mit der neuronalen änderung
überein.[66] Das Stoppen des Feuerns der
Serotoninneuronen setzt sofort nach Applikation der Droge ein und erreicht nach
etwa einer Stunde den Tiefstwert mit ca. 20-25% der ursprünglichen
Stärke. Dann setzt das Feuern wieder langsam ein. Der Ausgangszustand ist
nach frühestens sechs bis acht Stunden wieder hergestellt – zu diesem
Zeitpunkt sind die Symptome der LSD-Wirkung aber immer noch feststellbar. Die
folgenden beiden Fragen können dadurch aber dennoch nicht beantwortet
werden:
Graphik 3: Hemmung der
Neuronenaktivität[67]
- Warum die LS
D-induzierte Depression der serotoninergen
Neuronen im Schnitt nur sechs Stunden dauert, die Verhaltensänderungen bei
den Versuchstieren aber bedeutend länger.
- Warum eine erneute Gabe von LS
D zwar die gleichen Effekt auf
die serotoninergen Neuronen ausübt, aber keine Verhaltensänderung zur
Folge hat.
Die postsynaptische Hypothese bietet auch hier einleuchtende
Erklärungsansätze. Wenn das Serotoninsystem nur als Auslöser
fungiert und die eigentliche Wirkung erst an den nachgeschalteten Neuronen zum
Tragen kommt, bedeutet die Aufhebung der Blockade an den Serotoninneuronen nur,
daß der Botenstoff wieder ausgeschüttet werden kann und sich das
Gleichgewicht an den einzelnen Rezeptoren wieder herstellen kann. Erst ab diesem
Zeitpunkt wäre also ein echtes Abklingen der Drogenwirkung zu erwarten.
Auch die verhältnismäßig lange Zeitspanne, die zwischen dem Ende
dieser Blockade und dem völligen Aussetzten der Symptome, kann erklärt
werden, wenn man bedenkt, daß LSD ein hochaffiner Stoff ist, dessen
Verdrängen von den postsynaptischen Rezeptoren durch den körpereigenen
Neurotransmitter einige Zeit dauern kann, bis das ursprüngliche
Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Auch das Phänomen Toleranz kann mit
der postsynaptischen Hypothese gut verstanden werden, da infolge des
hochpotenten LSD die Sensibilität der postsynatischen Neuronen schnell und
stark herabgesetzt wird.[*] Nach
einigen Tagen ohne LSD-Gabe verliert sich diese Toleranz aber ebenso rasch
wieder.
Dieses Modell kann auch dahin erweitert werden, daß man die Rolle des
Serotoninsystems als Umschaltstelle für eingehende Reize genauer
beleuchtet. In jedem Fall bewirkt nämlich die Aufhebung der
inhibitatorischen Serotoninnetzwerke ein Einströmen verschiedenster
Eindrücke, wie sie unter “gewöhnlichen” Umständen
selten oder nie auftreten, da sie die verschiedenen physiologischen und
psychischen Filterinstanzen hier nicht passieren
können.
Eine der spekulativen Vorstellungen über Art und Weise, wie
Halluzinogene die eindrucksvolle änderung von Stimmung, Wahrnehmung und
Denken bewirken, ist die, daß die Raphe [Mittellinie] der
Brückenregion im Hirnstamm, ein Hauptzentrum der Serotoninaktivität im
Gehirn, gleichsam als Filterinstanz für einströmende sensorische
Stimuli dient. Sie durchmustert die Flut der Empfindungen und Wahrnehmungen und
unterdrückt solche, die unwichtig, belanglos oder stets wiederkehrend sind.
Eine Droge wie LSD kann diesen Auswahlvorgang beeinträchtigen, so daß
eine Menge sensorischer Information ins Bewußtsein dringt und die
neuronalen Schaltkreise im Gehirn überlädt. Deshabituation, also der
Zustand, in dem das eigentlich vertraute völlig neuartig erscheint, ist
eine typische LSD-Wirkung. Auch sie kann dadurch verursacht werden, daß
über eine Hemmung der Raphe-Aktivität die sensorischen Schranken
durchlässiger werden.[68]
Verblüffenderweise entspricht dieses Zitat, das einer neuen
Publikation entnommene wurde, im wesentlichen jener Erklärung, die der
britische Philosoph und Schriftsteller Aldous Huxley in seinem berühmten
Essay “Die Pforten der Wahrnehmung” bereits in den 50er Jahren
allein aufgrund seiner Selbsterfahrungen abgegeben
hatte.[*] Das hier vorgestellte
Modell, ist im Grunde das einzige, das die LSD-Wirkung einheitlich erklären
kann. Es ist zwar nicht imstande innerzelluläre und innerneuronale
Vorgänge zu beschreiben, bietet dafür aber sowohl
Erklärungsansätze für die veränderte Wahrnehmung als auch
für das Auftreten von unbewußten Erlebnisinhalten ins
Bewußtsein, ein Vorgang der vor allem in der LSD unterstützten
Psychotherapie zum Tragen kommt. Abschließend kann gesagt werden,
daß diese Theorie tatsächlich wichtige Punkte des psychedelischen
Erlebens schlüssig zu erklären
vermag.
Aktueller Forschungsstand
In diesem Abschnitt werden vor allem einzelne, teilweise
widersprüchliche Experimente beschrieben und kurz die Möglichkeiten
erörtert, wie sie sich in das Bild einer einheitlichen Theorie fügen
würden.
Seite: 24
Sie stellen allerdings nur eine Auswahl von eingen Dutzenden Ergebnisse der letzten Jahre dar.
Seite: 24
Sie stellen allerdings nur eine Auswahl von eingen Dutzenden Ergebnisse der letzten Jahre dar.
Beteiligte Rezeptoren
Um zu bestimmen an welche Rezeptoren und mit welcher Affinität LSD und
andere Psychedelika binden, bedient man sich einer Technik, die in der Literatur
als Receptor-Binding-Assay bezeichnet wird. Dabei wird ein für einen
bestimmten Rezeptor als Inhibitor definierter Stoff radioaktiv markiert und
verabreicht. Nach einiger Zeit, in der die Liganden an die Rezeptorkomplexe
binden, kann die Radioaktivität der gebundenen Moleküle gemessen
werden. Nun wird die zu untersuchende Substanz appliziert und die nun
festellbare Radioaktivität in einem Diagramm gegen die Konzentration des
neuen Liganden aufgetragen. Jene Konzentration, die nötig ist, um die
Hälfte der radioaktiven Inhibitormoleküle von ihren Bindestellen zu
verdrängen, ist charakteristisch für eine Substanz und wird durch den
sogenannten KI -Wert angegeben.
Substanz
|
Potenz
[mg][*]*
|
ED
50[*]**
[mg/kg]
|
KI-Wert [nM]
|
|
1
|
LSD (+)
|
0,1
|
0,05
|
2,5
|
2
|
DOB (-)
|
0,5
|
0,1
|
60
|
3
|
DOM (-)
|
1,75
|
0,21
|
60
|
4
|
N-Me DOM (+)
|
–
|
1,22
|
390
|
5
|
TMA (+) - 2 ,4 ,5
|
20
|
3,59
|
1.650
|
6
|
PMA
|
nicht halluzinogen
|
–
|
33.600
|
In einer im Jahr 1984 durchgeführten Messung, bei der
[3H]Ketanserin[*] als
Inhibitor für den 5-HT2 Rezeptor verwendet wurde, fand man einen
engen Zusammenhang zwischen der Affinität von Psychedelika für diese
Bindestelle, und ihrer halluzinogenen Potenz.
[70]
Die tatsächlichen Ergebnisse liegen mit hoher Korrelation (r = 0,924)
um den gezeichneten Graphen. Ein großer Wert auf der Abszisse bedeutet,
daß eine geringe Menge des Stoffes für eine halluzinogene Wirkung
genügt (hohe Potenz). Ein hoher Wert auf der Ordinate weist auf eine hohe
Affinität (kleiner KI -Wert) für 5-HT2
Rezeptoren hin. LSD kommt in diesem Graphen ganz rechts oben zu
liegen, da es affiner und potenter als jeder andere bekannte Stoff ist.
Nichthalluzinogene Stoffe wie PMA erreichen so negative Werte, daß sie gar
nicht mehr dargestellt werden können.
Graphik 4: Halluzinogne
Potenz[71]
In der Tat scheint also die außergewöhnlich hohe Affinität
des LSD für 5-HT2 Rezeptoren ein Schlüssel für den
Wirkmechanismus zu sein, so daß die Folge dieser Studie sein könnte,
die LSD-Wirkung auf diesen Rezeptorsubtyp zu reduzieren. Dem entgegen steht,
daß in dieser Veröffentlichung nur die 5-HT1 und
5-HT2 Subtypen untersucht wurden, und innerhalb der Klassen keine
Unterscheidungen vorgenommen wurden. Außerdem kann man Zweifel an der
ausschließlichen Affinität des Inhibitors für 5-HT2
hegen. Es wäre also durchaus möglich, daß LSD auch an andere
Rezeptoren, wie etwa den 5-HT1C Rezeptor bindet, was aber in diesem
Versuch nicht als eigene Bindestelle identifiziert hätte werden
können. Auch muß man sich vor Augen halten, daß eine
Bindestelle nicht gleichbedeutend mit einem Rezeptor sein muß, da auch
Enzyme und Proteine die Liganden aufnehmen
können.
Das Serotoninsyndrom
Abbildung 6: Limb flick
Eine grundsätzliche Schwierigkeit besteht darin, daß bei vielen
LSD-Forschungsreihen Tierversuche durchgeführt werden müssen und somit
das Auftreten von Halluzinationen nicht mehr gesichert bestimmt werden kann. Es
existieren allerdings eine Reihe von verschiedenen Verhaltensweisen die bei den
Versuchstieren (meist Katzen) nur dann auftreten, wenn ihnen Serotonin oder
bestimmte verwandte Substanzen verabreicht werden. Neben allgemeinen Anzeichen
von Unruhe und Verwirrung wird vor allem ein abnorm häufiges Putzen der
Pfoten (limb flick) beobachtet. Serotoninerge Psychedelika wie LSD, aber
auch DOM lösen dieses Syndrom ebenfalls aus, während cannabinoide
Stoffe wie
THC[*]*
oder ausschließlich dopaminerge Substanzen keine Wirkung zeigen. Die
Anzahl der limb flicks kann auch quantitativ zur Bestimmung der
Potenz des Psychedelikums herangezogen werden, wobei bei Applikation von LSD die
höchsten Werte gemessen
wurden.[72]
Wie dieses Syndrom auf molekularer Ebene zu erklären ist, ist noch
nicht vollständig geklärt. Es tritt auch bei Tieren auf, deren
serotoninerge Neuronen durch Neurotoxine (Nervengifte) zerstört worden sind
(meist sogar verstärkt), so daß man eine postsynaptische Wirkung
folgern muß. Die Tatsache, daß bei einer vorherigen Inhibition der
Serotoninsynthese ebenfalls die Verhaltenseffekt verstärkt werden,
ließe sich damit erklären, daß an bestimmten Subtypen durch das
fehlende Serotonin nun Bindestellen LSD frei werden. Die Blockierung dieses
Syndroms durch Serotonin-Antagonisten mußte sich eines ähnlichen
Mechanismus bedienen. Warum aber ausgerechnet die weniger affinen
Antagonistenmoleküle die hochaffinen Psychedelika von den Rezeptoren
verdrängen sollten, kann nicht schlüssig gezeigt werden. Zweifel, ob
das Serotoninsyndrom auch wirklich nur mit halluzinogenem Erleben in
Zusammenhang steht sind bei solchen Untersuchungen aber stets in Betracht zu
ziehen.[73],[74]
Diskriminationsexperimente
Dieser Art von Versuchen werden benutzt, um die Gemeinsamkeiten oder
Unterschiede von bestimmten Substanzen zu bestimmen. Dabei wird Labortieren
(meist Ratten) eine bestimmte Verhaltensweise, zum Beispiel das Drücken
eines Hebels, um Futter zu erhalten antrainiert. Anschließend wird den
Tieren die training drug verabreicht, die im Falle eines Halluzinogens
eine etwa 20minütige Pause im Drücken des Hebels bewirkt. Wird aber
eine Salzlösung appliziert bleibt diese halluzinogene Pause aus, das
Tier kann also diese beiden Stoffe unterscheiden. Jetzt wird je eine der
training drug ähnliche Substanz gegeben; aufgrund der Reaktion im
Verhalten können infolge der unterschiedlichen Spezifitäten der
Anfangssubstanzen Rückschlüsse auf gemeinsame Wirkmechanismen gewonnen
werden.[75],[76]
Training Drug
|
Testsubstanz
|
Antwort
|
5-HT Agonist
|
LSD, DOM, ...
|
positiv
|
5-HT2 Agonist
|
LSD, DOM, ...
|
positiv
|
LSD
|
nichtselektive 5-HT Agonisten
|
positiv
|
LSD
|
THC
|
negativ
|
Die in Tabelle 6 aufgeführten
Ergebnisse entsprechen also auch im wesentlichen den andern in diesem Kapitel
beschrieben Erkenntnissen.
Agonist oder Antagonist
Eine sehr kontroversielle Frage ist, ob LSD als Agonist oder Antagonist an
den Serotoninrezeptoren wirkt. Daß eine rein antagonistische Wirkung eher
unwahrscheinlich ist, zeigen ja bereits die Erkenntnisse mit Brom-LSD, dennoch
scheinen einige Punkte, wie z.B. die Depression der Serotoninneuronen nur mit
einer blockierenden Wirkung erklärbar. Eine Untersuchung aus dem Jahre 1990
versuchte diese Widersprüche zu klären und kam zu dem Schluß LSD
müsse als partieller Agonist wirken, was in manchen Fällen die
antagonistische Reaktion erklären
könnte.[77] Es wurden dabei
verschiedene, bereits bekannte 5-HT2 induzierte Ereignisse nochmals
im Tierversuch nachvollzogen, um die These des partiellen Agonismus testen zu
können. Es ergaben sich dabei folgende pharmakologische
Erkenntnisse:
- Der Agonismu
s des LSD ist nur etwa 25% so stark wie der des
Serotonins. Dieser Wert stimmt sehr gut mit der maximalen Depression der
serotoninergen Neuronen überein. Zu bedenken ist allerdings, daß bei
dieser Depression eher Autorezeptoren und nicht 5-HT2 Rezeptoren
beteiligt sind, was gegen eine nur einen Subtyp umfassende Theorie spricht
(siehe auch Graphik 3). Außerdem
besitzt LSD die Fähigkeit alle als durch 5-HT2 Agonisten
induzierbaren klassifizierten Ereignisse zu inhibieren.
- Trotz seiner geringeren Effektivitä
t ist LSD einige
hundert Mal potenter als Serotonin, was bedeutet daß LSD mit einer
ungleich höhereren Affinität und somit größeren
Nachhaltigkeit an die kritischen Rezeptoren binden muß.
- LS
D ist eine schwach-selektive Substanz, die an alle
Serotoninrezeptoren bindet, aber nur an einigen Subtypen signifikante Wirkungen
entfaltet. Fehlt ein weiterer Agonist, scheint LSD als Agonist zu wirken, ist
aber ein Agonist mit höherer Effektivität vorhanden, scheint die
Wirkung antagonistisch zu sein.[78]
Wie bei allen Forschungen, die auf Tierversuchen und Ergebnissen auf
molekularer Ebene basieren, ist auch hier große Vorsicht geboten, wenn es
daran geht halluzinogene Effekte zu erklären. Es gibt kein gültiges
Mittel, um festzustellen ob die LSD-Wirkung bei Tieren mit jener beim Menschen
überhaupt vergleichbar ist. So könnte es auch sein, daß nur
vegetative Symptome oder Nebenwirkungen untersucht worden sind, die mit den
psychedelischen Effekten nichts zu tun haben. Diese Untersuchung zeigt vor
allem, daß allem Anschein nach mehrere Subtypen beteiligt sind und die
Serotonin-LSD Wechselwirkung zu komplex ist, um sie mit den heutigen Mitteln
gänzlich zu erfassen.
Modulierung der Wirkung
Durch eine vorangehende oder nachfolgende Gabe verschiedener Psychopharmaka
kann die Art der LSD-Wirkung beeinflußt werden. Die meisten dieser
Erkenntnisse stammen aber aus Tierversuchen, so daß man keine
verläßlichen Angaben über die Qualität der änderung
geben kann. Nur die Neuroleptika werden gelegentlich bei Menschen angewandt, um
sogenannte bad trips infolge einer LSD-Intoxikation
abzuschwächen.
- Verstärkend wirken Stoffe die eine zusätzliche Blockade am serotoninergen Zellkörper auslösen und/oder die Synthese hemmen. Der Wirkmechanismus beruht wahrscheinlich auf einer erhöhten Verfügbarkeit von jenen Rezeptor-Subtypen, an die LS
D bevorzugt bindet. Auch
das Fehlen von Schlaf verstärkt im allgemeinen die Wirkungen. Welcher
Mechanismus diesem Phänomen zugrunde liegt ist aber nicht
bekannt.
- Hemmend wirken alle Serotoninantagonisten, besonders 5-HT2 Antagonisten. Sie besetzen die Bindestellen, so daß weniger LS
D-Moleküle binden können. Auch eine hohe Menge von
MAO-Hemmern setzt die Drogenwirkung merklich herab und kann bei entsprechend
langer Vorbehandlung nahezu zur Immunität gegenüber LSD-Wirkungen
führen. Ausführlich untersucht wurde dieses Phänomen anhand des
Antidepressivums
Niamid.[79]
Zusammenfassung
LSD und verwandte Stoffe wirken wahrscheinlich über die Rezeptoren des
Neurotransmitters Serotonin und entfalten ihre Wirkung postsynaptisch. Das
Serotoninsystem dient dabei nur als Auslöser und setzt Prozeße in
vielen unterschiedlichen Gehirnarealen in Gang. Die Erklärung der
LSD-Wirkung auf molekularer Ebene ist problematisch, da sie nur in Tierversuchen
überprüfbar und in der Regel sehr speziell ist. Hieraus gewonnene
Erkenntnisse beschränken sich auf die Korrelation zwischen Affinität
und Potenz an den Serotoninrezeptoren, sowie Wirkungen einzelner
Rezeptorsubtypen und Versuchen mit radioaktiv markierten Stoffen. Eine
umfaßende Erklärung vermag das Modell von LSD und Traum zu geben, in
welchem der Zustand der LSD-Wirkung mit den REM-Phasen verglichen wird.
Allerdings muß darauf hingewiesen werden, daß es gegen diese
Gleichsetzung Vorbehalte gibt, die sich vor allem auf Unterschiede im EEG
beziehen. Dennoch können auch übereinstimmungen im Experiment gezeigt
werden. Durch die Hemmung ansonsten aktiver Auswahlmechanismen steigert sich die
Menge der eingehenden Reize enorm, so daß diese nicht mehr normal
verarbeitet werden können, und es zu einer Art Tagtraum kommt.
Schwachpunkte solcher überlegungen liegen vor allem in der Beweisbarkeit.
Auch auf die Beteiligung der einzelnen Rezeptorsubtyopen kann noch keine
zufriedenstellende Antwort gegeben werden. Als Modellvorstellung ist diese
Hypothese aber durchaus haltbar und auch einleuchtend. Nachfolgend seien noch
die vorkommenden pharmakologischen Fachbegriffe erläutert:
Agonismus bedeutet, daß eine Substanz sich an einen Rezeptor
bindet und dort Wirkungen hervorruft, die mit denen des körpereigenen
Liganden (meistens eines Neurotransmitters) vergleichbar ist. Ist die Wirkung
zwar von der gleichen Qualität, jedoch signifikant schwächer, so
spricht man von partiellem Agonismus. Bindet eine Substanz zwar an den Rezeptor,
hat aber keine Wirkung zur Folge, spricht man von Antagonismus.
Potenz gibt das Verhältnis von Dosis und (meßbarer)
Wirkung eines bestimmten Stoffes an. Je geringer die Menge ist, um eine
bestimmte Reaktion hervorzurufen, desto höher ist die Potenz. Ein
gebräuchliches Maß zur Festlegung der Potenz ist die ED50,
jene Menge, bei der die Hälfte einer Population Wirkung zeigt.
Der Begriff der Potenz sagt aber nichts über die Art der
Wechselwirkung des betreffenden Stoffes mit Rezeptoren im Gehirn oder Peripherie
aus.
Affinität gibt an, wie stark ein Ligand an einen bestimmten
Rezeptor(subtyp) bindet. Ein Maß für die Stärke dieser Bindung
ist der KI -Wert. Die Affinität gibt nur dann über die
Wirkung Auskunft, wenn sie, wie bei den hier besprochenen Substanzen, mit der
Potenz korreliert.
Spezifität gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ligand
an einen bestimmten Rezeptor bindet. Bei schwach-spezifischen Substanzen ist die
Spezifität, nicht aber damit auch die Effektivität, für jeden
Subtyp annähernd gleich.
Effektivität ist ein Maß für die Reaktion, welche
ein Ligand an einem Rezeporkomplex hervorruft. Wird die Wirkung des
körpereigenen Liganden übertroffen, spricht man von Agonismus, wird
sie unterschritten, von einem Antagonismus. Als partiellen Agonist bzw.
Antagonisten bezeichnet man Stoffe, die am Rezepor gebundnen, nur schwach
agonistisch bzw. antagonistisch wirken, jedoch wirksamerer (effektivere) Stoffe
aufgrund ihrer höheren Affinität
verdrängen.[80]
Literaturverzeichnis
- Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien
Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford 1997 - Mechanisms of Action of LSD
, Barry L. Jacobs
in: American Scientist, Volume 67
in: American Scientist, Volume 67
- How Hallucinogenic Drugs Works, Barry L. Jacobs
in: American Scientist, Volume 75 - Evidence for 5-HT2 Involvement in Action of Hallucinogens,
Richard A. Glennon
in: Life Sciences, Volume 35 - Do Classical Hallucinogens Act As 5-HT2 Agonists, Richard A.
Glennon
in: Neuropsyhopharmacology, Volume 3, Nr. 5/6
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- Topographie des Unbewußten, Stanislav Grof
Kapitel 5: Die LSD-Psychotherapie
Der Einsatz von LSD in der psychiatrischen Praxis wurde bereits in den
ersten Publikationen erwogen. Jedoch wurde in den wenigsten Fällen den
besonderen Eigenschaften dieser Substanz Rechnung getragen, bestand die
“Therapie” doch nur aus der bloßen Verabreichung von LSD, ohne
begleitende oder vorbereitende psychotherapeutische Sitzungen. Die Forschungen
konzentrierten sich dabei fast ausschließlich auf schizophrene Patienten,
da man an einen Zusammenhang zwischen LSD-Intoxikation und Schizophrenie
glaubte. Bedenkt man, wie schwierig es ist, korrekte Diagnosen, schizoide
Störungen betreffend, abzugeben, erscheinen Protokolle wie folgendes aus
einer Untersuchungsreihe von F. Jost et.al. mehr als bedenklich:
Fall 9 (Prot.-Nr. 569): 39jährige Hausfrau. Diagnose: Chronische
Schizophrenie. Therapie: Zwei LSD-Applikationen; anschließend mehrere
Elektroschocks: keine Wirkung
Tatsächlich kann man solche Behandlungsweisen allenthalben als
Schocktherapie, ähnlich wie etwa Elektro- oder Insulinschockkur bezeichnen,
und waren daher auch ähnlich wirkungslos. Von einer Psychotherapie kann in
der Anfangsphase der LSD-Forschung daher nicht die Rede sein. Erst in den 60er
Jahren wurden geeignete Behandlungsformen gefunden, die auch
psychotherapeutischen Ansprüchen genügten und somit mehr Hoffnung auf
Erfolg
zuließen.
Formen
Gemeinsam ist den ernstzunehmenden Formen der LSD-Psychotherapie, daß
LSD nicht mehr als Pharmakon[*],
das ohne Zutun und per se wirkt, gesehen wird, sondern als Hilfsmittel im
Verlauf eines therapeutischen Prozesses. Als Pioniere auf diesem neuen Gebiet
der Psychiatrie wirkten Persönlichkeiten wie Humphrey Osmond, Hans Carl
Leuner oder Stanislav Grof. Auf ihren Arbeiten und Ergebnissen beruht auch
dieses Kapitel.
Psycholytische Therapie: Die Grundlage dieser Form basiert auf den
Kernaussagen der Freudschen Theorie der Psychoanalyse. Die Therapie besteht fast
ausschließlich aus LSD-Sitzungen im zeitlichen Abstand von etwa jeweils
Woche. Die Dosierung ist allerdings eher niedrig gehalten. Der therapeutische
Prozeß ähnelt im wesentlichen der klassischen Psychoanalyse, mit dem
Unterschied, daß traumatische Kindheitserlebnisse vollständig und
systematisch wiedererlebt werden. Dadurch kommt es viel schneller zu
Resultaten.[*]*
Die Besonderheiten der LSD-Wirkung bringen jedoch mit sich, daß eine viel
direktere Beziehung zwischen Patient und Therapeut als sie sonst in der
Psychoanalyse erlaubt ist, notwendig wird. Grundlegendes Problem bei dieser Form
ist aber, daß nicht alle auftretenden Phänomene mit Freudschen
Mitteln erklärt werden können, und deren Dimensionen sprengen,
insbesondere wenn es sich um transpersonale Erlebnisse oder transzendentale
Zustände handelt, die das psychoanalytische System nicht
zuläßt.[81]
Anaklitische Therapie: Ist eine Erweiterung der psycholytischen
Therapie, in der die Distanzierung zwischen Patient und Therapeut aufgehoben
wird, und insbesondere auch Körperkontakt in dramatischen Phasen der
LSD-Wirkung gestattet wird. Diese Therapieform basiert auf der überlegung,
rückwirkend in Kindheitserlebnisse einzugreifen und diese, nachdem sie
nacherlebt wurden, positiv aufzulösen. Die Dosierung entspricht in etwa
der, die in der psycholytischen Therapie angewandt wird. Der theoretische Rahmen
wird dabei auch um archetypische und mystische Elemente ausgebaut. Meist stehen
diese Elemente mit Bildern des Verschmelzens und Einsseins in Zusammenhang,
daher auch die synonyme Bezeichnung
Fusionstechnik.[82]
Psychedelische Therapie: Diese Technik unterscheidet sich von beiden
oben genannten insofern, als daß in ihr psychopathologische oder
-analytische Aspekte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Therapie besteht
meist nur aus einer einzigen, höchstens zwei oder drei Sitzungen, in denen
eine sehr hohe Dosis verabreicht
wird.[*] Ziel ist es, ein
psychedelisches Gipfelerlebnis beim Patienten zu erzielen, das sich als
therapeutisch sehr wirksam erwiesen hat. Dementsprechend spielen
ästhetische, spirituelle und mystische Aspekte, verschiedener geistiger
Orientierungen eine entscheidende Rolle. Im Gegensatz zur psycholytischen
Therapie wird nicht versucht unbewußte Strukturen kontinuierlich zu
verändern, um so eine tiefgreifenden Heilung zu erreichen, sondern in einer
relativ kurzen Zeit einen radikalen Wandel zu vollziehen. Allerdings ist das
Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen minimal, so daß die
“Alles-oder-nichts”-Philosophie[83]
der psychedelischen Therapie trotz ihrer großen Erfolge oft kritisiert
wird. Die Anwendung dieser Therapie blieb vor allem auf Amerika konzentriert,
allerdings sorgten auch hier nicht-medizinische LSD-Selbstversuche, die u.a. von
Timothey Leary initiiert wurden, und mit psychedelisch bezeichnet wurden,
dafür, daß diese Art der Therapie teils zu Unrecht in Verruf
kam.[84]
Daneben gibt es auch andere Formen, wie etwa die hypnodelische Therapie, in
der Hypnosetechniken zum Einsatz kommen, oder die
Gruppentherapie. Diese
Formen sind entweder zu speziell oder mit gravierenden Mängeln behaftet, so
daß sie nicht von großer Bedeutung
sind.
Grundlagen
Spannend ist nun, wie die in einer LSD-Sitzung auftretenden Phänomene
mittels einer
Theorie[*]*
in einen sinnvollen Kontext gebracht werden können. Selbstverständlich
ist es illusorisch zu glauben, diese komplexen Mechanismen auf wenigen Seiten
erläutern zu können. Daher möchte ich mich auf eine relativ
oberflächliche Beschreibung beschränken, auch um den Schwerpunkt auf
den naturwissenschaftlichen Aspekten zu belassen. Für tiefergehende Studien
sei auf die Veröffentlichungen S. Grofs verwiesen, die einen Großteil
des Spektrum psychotherapeutischer und allgemeiner LSD-Forschung
abdecken.
Das Erleben unter LSD-Einfluß kann in verschiedene Schichten
eingeteilt werden. Diese Schichten werden nacheinander im Verlaufe der Therapie
in den einzelnen Sitzungen durchlaufen, wobei die Abfolge bei entsprechend hoher
Dosierung und Persönlichkeit des Patienten teilweise aber auch schon in
einer einzigen Sitzung erfolgen kann.
Abstrakte und ästhetische Erfahrungen bilden die
oberflächlichste Schicht. Sie entsprechen den schon in Kapitel 3
beschriebenen Wahrnehmungsveränderungen. Ein literarisches Exempel für
eine Sitzung die zum Großteil unter dem Einfluß dieser Schicht
steht, ist die Beschreibung von Aldous Huxleys Selbstversuch mit Mescalin, die
unter dem Titel Die Pforten der Wahrnehmung publiziert wurde.
Psychodynamische Erfahrungen manifestieren sich als
traumähnliches Erleben traumatischer Episoden, die in der
Persönlichkeit des Patienten bedingt sind. Man kann diese Beobachtungen mit
der klassischen Psychoanalyse erklären, ja sie sogar als
“Laboratoriumsbeweis der Grundprämissen
Freuds”[85] betrachten.
Darüberhinausgehendes kann man mit spezifischen Erinnerungskonstellationen
des Patienten erklären. Grof führt dafür den Begriff der
COEX-Systeme[*] ein. Ein
solches System entsteht durch eine erste Erfahrung, die Kernerfahrung. Je
nachdem ob diese Erfahrung traumatischer oder lustvoller Art ist, spricht man
auch von positiven oder negativen Systemen. ähnliche Erfahrungen,
Gefühle oder Assoziationen, auch wenn sie weit hergeholt sind, werden nun
in diesem System gespeichert, das Quelle einer Vielzahl symbolischer Metaphern
ist. Solche Systeme sind stark emotionell beladen, da sie die Summe aller
Emotionen eines bestimmten Typs darstellen. Grof schätzt die Gesamtzahl
dieser Systeme auf 20 bis 30, von denen allerdings die Mehrzahl negativ
ist.[86]
COEX-Systeme sind nicht notwendigerweise auf LSD-Wirkung beschränkt,
treten dann aber besonders leicht zutage. Steht nun ein solches System
verdichteten Erlebens im Mittelpunkt, wird alles unter seinem Einfluß
wahrgenommen. Das heißt, bei geöffneten Augen verändert sich die
Wahrnehmung im Sinne des Systems, während bei geschlossenen Augen Szenen
nacherlebt werden. Meist erfolgt dabei die Regression in die Kindheit, da die
Erinnerungen auch aus späteren Lebensabschnitten oft auf Kernerfahrungen
aus der Kindheit
zurückgehen.[87]
In der LSD-Psychotherapie ist es wichtig, das Erleben solcher Systeme gut
aufzulösen, da der Patient anderenfalls auch nach Nachlassen der Wirkung
noch unter deren Einfluß steht. Laut Grof sind unaufgelöste
Erlebnisse auch der Grund für spätere Flashbacks (siehe Seite 20). Er
führt auch in einigen bemerkenswerten Fallbeispielen eindeutig daraus
resultierende, teils dramatische, psychosomatische Symptome
an.[88]
Perinatale[*]*
Erfahrungen bilden die nächst tiefere Schicht des Unbewußten und
übersteigen die klassische Psychoanalyse, so daß mit Freudschen
Methoden keine Deutung möglich ist. Statt dessen bieten die Theorien Otto
Ranks eine, welche die Bedeutung der Geburt hervorheben, Anhaltspunkte. Auch
Erscheinungen auf dieser Ebene lassen sich in Systeme einteilen, hier sind es
vier perinatalen Grundmatrizen (PM I-IV). Es sind dies, ebenso wie die
COEX-System, hypothetische dynamische Steuerungsmechanismen, die sowohl geistige
als auch körperliche Elemente aufweisen. Ein tatsächlicher
Zusammenhang mit der Geburt muß zwar nicht gegeben sein, jedoch weist jede
Matrix ähnlichkeit mit je einem Stadium der biologischen Geburt
auf.[89]
In PM I steht die Erfahrung der Einheit mit der Mutter im
Mittelpunkt, das biologische Gegenstück ist also die intrauterine Existenz.
Die Erfahrungen können entweder positiver Art sein oder, wenn die
pränatale Existenz gestört wurde, negativer Art. Häufige
Assoziationen sind Ozeane, Meere, Paradiese im ersten, bösartige
Dämonen, Schmutz und Ekel im zweiten Fall. PM II repräsentiert
das Einsetzten von Uteruskontraktionen, ohne daß die Geburt schon
unmittelbar bevorsteht. Korrespondierende Gefühle sind physisches und
psychisches Leid, das Wissen um Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit der Situation.
Assoziationen sind etwa die Leiden des Tantalos, Sisyphos, Prometheus oder
Ixion. Im Gegensatz zu dieser Passivität ist die PM III aktiv. Die
biologische Situation entspricht der Vorwärtsbewegung durch den
Geburtskanal. Die Leiden intensivieren sich. Visionen von grausamen Schlachten
und Blutopfern repräsentieren die aktiven Elemente. Zunehmend manifestiert
sich auch eine ekstatische und sexuelle Komponente. PM IV bedeutet
schließlich die Trennung von der Mutter. In diese Phase fällt die
Auflösung der Persönlichkeit, auch als Ich-Tod bezeichnet. Diese
Erfahrung ist so dramatisch, daß sie oft mit dem wirklichen Sterben
verwechselt wird. Auf die Auslöschung als Individuum folgt die
Wiedergeburt. Kosmische Einheit, reine Existenz und Seligkeit stellen das
therapeutisch verwertbare psychedelische Gipfelerlebnis dar.
Schließlich lassen sich auch wie bei den COEX-Systeme für jede Matrix
klinische Symptome und Entsprechungen
finden.[90]
Transpersonale Erfahrungen sind beherrschend nachdem alle
vorhergehenden Schichten gut aufgelöst wurden, und die Erfahrung von Tod
und Wiedergeburt integriert wurde. Transpersonale Erscheinungen treten nicht
einheitlich, und zuweilen auch schon in früheren Phasen auf (siehe S.
19/20). In ihnen werden entweder räumliche, zeitliche oder geistige Grenzen
transzendiert. Darauf basierend, schlägt Grof folgende Klassifizierung
vor.
- Zeitliche Bewußtseinserweiterung (Ahnen-Erfahrungen, kollektive, rassische und phylogenetische Erfahrungen, frühere Inkarnationen, Präkognition etc.)
- Räumliche Bewußtseinserweiterung (Ich-Transzendenz, Einssein mit der Schöpfung, etc.)
- Geistige Bewußtseinserweiterung (spiritistische, mediale und archetypische Erfahrungen, Verstehen universaler Symbole, supra- und metakosmische Leere, etc.)[91]
Indikation
Da LSD nur als Hilfsmittel im psychotherapeutischen
Prozeß[*] eingesetzt wird,
gibt es im wesentlichen keine Einschränkungen, was die
Einsatzmöglichkeiten betrifft, wenn die Störung psychogen bedingt ist.
Obwohl dies theoretisch auch ausschließlich psychosomatische Indikationen
einschließt, liegen auf diesem Gebiet wenig Erfahrungen vor. Gründe
die eine Behandlung ausschließen, wie etwa Neigung zu epileptischen
Anfällen oder Infarkte, liegen in den zu erwartenden heftigen Emotionen
begründet. Die Droge per se wirkt weder heilsam noch schädlich.
Bei folgenden klinischen Zuständen hat sich eine LSD-Therapie besonders
bewährt.
Depressionen und Neurosen: Depression, insbesondere die noogene
Depression im Sinne Viktor Frankls lassen sich meist schon durch wenige
Sitzungen zerstreuen, obschon in den seltensten Fällen die ästhetische
Ebene verlassen wird. Zur Heilung bei Psychoneurosen ist ein ungleich
größerer Aufwand nötig, da das gesamte psychodynamische Material
aufgelöst werden muß. Besonders empfänglich für eine solche
Behandlung scheinen Hysterien, während Zwangsneurosen laut Grof als nur
schwer heilbar gelten.
Alkoholismus und Charakterstörungen: In großen
Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß bei fachkundiger und
entsprechend umfangreicher Behandlung Alkohol- und
Betäubungsmittelabhängige in signifikantem Ausmaß rehabilitiert
werden können.
Borderline-Syndrom und endogene Psychosen: Die Behandlung solcherart
schwer gestörter Patienten ist sehr umstritten. Verallgemeinerungen sind in
diesen Fällen nicht zulässig, die Behandlung muß individuell
erfolgen. Dennoch konnten in einigen Fällen Erfolge erzielt werden und eine
zumindest klinische Besserung erzielt werden, nachdem andere
Therapierungsversuche fehlgeschlagen waren.
Emotionales und körperliches Leid
Sterbender[*]*:
Die Linderung von Schmerzen unheilbar kranker Menschen, die dem nahenden Tod
entgegensehen gehört zu den aussichtsreichsten und am wenigsten
umstrittenen Indikationen. Insbesondere das Erlebnis von Tod und Wiedergeburt
und LSD-Einfluß vermag die Angst vor dem Tod zu nehmen. Auch können
durch Erfahrungen auf der ästhetischen Ebene Depressionen zerstreut
werden.[92]
Obwohl die LSD-Psychotherapie teils faszinierende Möglichkeiten
eröffnet, darf man nicht den Fehler begehen und sie undifferenziert als
Allheilmittel bar jeder Risiken und Kontraindikationen sehen. Wesentlich ist
auch, daß das Hauptaugenmerk auf der Psychotherapie und nicht auf der
Droge zu basieren hat. Im Gegenzug beraubt aber sich die Psychiatrie eines
vielversprechenden Aspektes, wenn sie diese Form der Therapie vollkommen
außer acht läßt. Zu den Problemen, die die heutige Situation
mit sich bringt sei in Kapitel 6 näher
eingegangen.
Rahmenbedingungen und Verlauf
Obwohl die verschiedenen Formen der LSD-Psychotherapie
naturgemäß jeweils einen anderen Verlauf nehmen, gibt es doch
wesentliche Gemeinsamkeiten. Deshalb sei auch nur auf einige allgemeine Aspekte
eingegangen. Voraussetzung für jede LSD-Behandlung ist eine ausreichende
Zahl drogenfreier Sitzungen. Auch das Anfertigen von Protokollen ist für
allgemeine Folgerungen unerläßlich. Die Veränderungen umfassen
Veränderungen im Inhalt der Sitzungen, abhängig davon welche
COEX-Systeme bzw. perinatale Matrizen bereits aufgelöst wurden. Emotionale
und psychodynamische Veränderungen zwischen den Sitzungen, vom Inhalt,
welcher die vorhergehende Sitzung geprägt hat. Hierbei sind sowohl
psychische als auch psychosomatische Symptome möglich. Langfristige
Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur, der Werthierarchie und
der Weltanschauung, nachdem alle Konflikte gelöst und das Erlebnis von
Ich-Tod und Wiedergeburt integriert wurde. Während bei der psycholytischen
Methode die verschiedenen Ebenen nach und nach erschlossen werden, können
bei der psychedelischen Behandlungsweise die Phänomene aller Kategorien
gleichzeitig auftreten. Die Intensivierung kann nicht nur durch eine höhere
Dosierung, sondern auch durch ein entsprechendes setting (Augenschirme,
Musik, u.ä.) erreicht
werden.[93]
Zusammenfassung
An dieser Stelle wurde eine Grafik entfernt!
Die vorgestellten Hypothesen wurden von S. Grof aufgrund klinischer
Erfahrungen entwickelt. Das Modell erklärt die in LSD-Sitzungen
auftretenden Phänomene aufgrund unbewußter dynamischer Strukturen und
vermag so ein homogenes theoretisches Gebäude zu bieten, das aber keinen
Anspruch auf Universalität erhebt. Die überlegungen basieren auf vier
Phasen, die nacheinander durchlaufen werden: einer oberflächlichen
perzeptuell geprägten, den tieferliegenden psychodynamischen und
perinatalen, sowie einer archetypisch
transpersonalen.[*]
Literaturverzeichnis
- LSD
An dieser Stelle wurde eine Grafik entfernt!
- Topographie des Unbewußten, Stanislav Grof
Kapitel 6: Gesellschaftliche Situation
In der Tat stellt die rein wissenschaftliche Auseinandersetzung mit LSD nur
einen verhältnismäßig kleinen Aspekt dar. Eine breite
öffentlichkeit hat, und wird auch heute noch, mit dem Begriff LSD etwas
ganz anderes verbinden als etwa ein Molekularbiologe oder ein Psychotherapeut.
Auch vermochte LSD eine ganze Generation zu beeinflussen; es wird immer noch mit
einer ganz bestimmten Zeit und der in ihr stattfindenden Bewegung in Verbindung
gebracht und bewirkte das Entstehen einer Kultur auf verschiedensten Ebenen,
über deren Wert oder Unwert auch heute noch die Meinungen weit
auseinandergehen.
Begriffsbildung
In den ersten Jahren seit seiner Entdeckung war LSD allerdings nur in
Forscherkreisen bekannt und wurde kaum als mehr denn ein Kuriosum angesehen,
ähnlich wie Mescalin ein paar Jahrzehnte zuvor. Auch der zuerst verwendete
Begriff Phantastikum geht auf die schon für das Mescalin
vorgeschlagene Bezeichnung zurück. In der Phase der psychiatrischen
Untersuchungen wurde LSD auch als Psychodysileptikum (ein die Seele
verstörender Stoff) oder Psychotomimetikum (ein Psychosen
hervorrufender Stoff) bezeichnet, was in der heutigen Literatur allerdings kaum
noch zu finden ist. Der gebräuchlichste Begriff, an den auch ich mich
gehalten habe ist das Psychedelikum, vom Psychiater Humphrey Osmond
geprägt und in der übersetzung gleichbedeutend mit: die Seele
aufschließend. Neben der wissenschaftlichen Terminologie, die sich an
einer die Ursachen und Wirkung beschreibenden Namensgebung orientiert, gibt es
auch eine Reihe englischer Jargonbegriffe, die sich hauptsächlich
während der Zeit des verbreiteten LSD-Konsums in den 60er Jahren gebildet
haben. Synonyma für LSD sind hier unter anderem Acid, Chief, Deeda
oder L.
Natürlich ist LSD eine auch Droge, dennoch habe ich versucht diesen
Begriff weitgehend zu vermeiden. Nicht etwa weil ich die offensichtlichen und
außergewöhnlichen Wirkungen auf Geist und Körper leugnen
möchte, sondern weil der Begriff Droge sofort landläufige
Assoziationen zur Folge hat, die dem Charakter dieser Substanz in keiner Weise
gerecht werden. Bevor ich aber eine weitere Abgrenzung vornehme, möchte ich
kurz die Entwicklung der gesellschaftlichen Akzeptanz und öffentlichen
Meinung am Beispiel medizinischer und nicht medizinischer Versuche
erläutern.
Medizinische Anwendung
Die Art seiner Wirkung schränkte die medizinische Nutzung des LSD
notwendigerweise auf den psychiatrischen Bereich ein, wenn man von
anfänglichen, etwas kurios anmutenden Versuchen, es als Narkosemittel
einzusetzen einmal absieht. Bevor allerdings die Möglichkeiten einer
Psychotherapie erkannt wurden, vertrat man den Standpunkt der
“Modell-Psychose”, welcher teilweise fälschlicherweise auch
noch heute vorherrscht, und konzentrierte sich auf die Schizophrenieforschung.
über ein Jahrzehnt lang war in keiner Weise vorherzusehen, welche
Verbreitung LSD im außermedizinischen Sektor erfahren würde, da es
wie viele andere Stoffe auch, ausschließlich wissenschaftlichen Kreisen
vorbehalten war. Es wäre also unzulässig den damaligen Umgang mir LSD
als fahrlässig oder unverantwortlich zu bezeichnen. Bis zur Sperrung der
Abgabe durch die Sandoz AG im Jahre 1966 war LSD in Form des Präparats
Delysid für ärzte frei zugänglich. Auch war es Laien möglich
als Versuchspersonen in Forschungsreihen mitzuwirken. Solche Versuche waren
damals im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung nichts
außergewöhnliches, zumal es für das Verständnis dieser
Substanz unabdingbar war und begrenzte Humanexperimenten als Methode der
Erkenntnissfindung unbedenklich schienen. Dies alles fand ohne große
Aufmerksamkeit der öffentlichkeit statt. In der Tat kann man die Art und
Weise, wie sich LSD vom Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zur
Massendroge wandelte, als eine Verkettung unglückseliger Umstände mit
plötzlicher übermächtiger medialer Präsenz
sehen.
Nicht medizinische Anwendung
Neben der medizinischen LSD-Forschung, gab es eine durchaus ernsthafte
Parallelbewegung. Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller und
Geisteswissenschaftler nutzen die Möglichkeiten die ihnen LSD bot, was
jedoch hauptsächlich im Einklang mit der seriösen Forschung im Rahmen
von Freiwilligenversuchen von statten ging. Gewiß ist nicht
auszuschließen, daß einige auch unbeaufsichtigte Versuche
durchführten. Dies geschah aber mit Sicherheit in keinem solchen
Ausmaß, daß man es als Anlaß zur Sorge hätte nehmen
müssen, zumal ja LSD zu diesem Zeitpunkt noch keine illegale Substanz
war.
Ende der 50er Jahre gelangte LSD allerdings zusehends in unautorisierte
Kreise. Als eine Ursache ist sicherlich die Art der Berichterstattung in der
Presse auszumachen. Massive Sensationsmeldungen wie etwa der legendäre
Bericht des Magazins “Look”, in dem der berühmte Schauspieler
Cary Grant medienwirksam erklärte, wie er durch LSD zu innerem Frieden
gefunden habe, trugen erheblich zu einer völlig übersteigerten
Meinungsbildung bei.[94] LSD schien als
Wunderdroge, die die Ideale der gerade entstehend Hippie-Bewegung geradezu
schicksalhaft zu verinnerlichen versprach. Damit setzte sich ein Prozeß in
Gang, den aufzuhalten nicht mehr möglich war. Das Gleichgewicht zwischen
psychiatrischer Forschung und autorisierten, beaufsichtigten Selbstversuchen
verschob sich unaufhaltsam hin zu einer unkontrollierbaren und fahrlässigen
Massenbewegung, deren einziges Ergebnis in Bezug auf LSD es war, daß diese
Substanz verboten und somit jegliche ernsthafte Forschung bis zum heutigen Tag
verhindert wurde.
Besonders umstritten ist in diesem Zusammenhang das Verhalten des erst
unlängst verstorbenen Psychiaters und ehemaligen Harvard-Professors
Timothey Leary. Zweifelsfrei spielte er eine entschiedene Rolle bei der
Verbreitung illegalen LSD-Konsums und der Entwicklung des Drogengebrauchs
innerhalb der Jugendbewegung in den 60er Jahren. In wieweit der Gebrauch von LSD
seinerseits die Hippie-Bewegung zur Folge hatte oder umgekehrt, kann nicht
leicht beantwortet werden. Fest steht nur, daß, als LSD frei
verfügbar zu werden begann, dies zu einem sehr sensiblen Zeitpunkt erfolgte
und sich die Geschehnisse wahrscheinlich gegenseitig bedingten. Leary, der sich
selbst als LSD-Apostel bezeichnete, propagierte den Ausspruch “Turn on.
Tune in. Drop out.” und praktizierte bezeichnenderweise anfangs eine Form
der Psychotherapie, bei der nicht nur der Patient, sondern gleichzeitig auch der
Therapeut die Droge einnahm. Seine in diesem Zeitraum veröffentlichten
Schriften[*] haben mit
wissenschaftlicher Seriosität eigentlich nichts mehr zu tun, obwohl sie das
zu versprechen scheinen. Im besten Falle sind sie im wesentlichen aussagenlos
und beinhalten nur immer neue Variationen des oben genannten Slogans. Im Grunde
genommen aber stellen sie Propagandaschriften dar, die mittels aus dem
Zusammenhang gerissener biologischer Fakten Wissenschaftlichkeit vorspielen und
quasi ein ideologisches Fundament bilden, das einfache Antworten auf schwierige
Fragen bietet und LSD einzig als Schlüssel dazu anerkennt.
Leary sorgte zwar für die weltweite Bekanntheit des LSD und seinem
Charisma konnte weder sein Ausschluß von der Universität noch seine
zeitweilige Inhaftierung etwas anhaben, aus heutiger Sicht gesehen, hat er der
LSD-Forschung aber einen schlechten Dienst erwiesen. Es wäre sicherlich
ungerechtfertigt ihn als einzigen für die Verbreitung von LSD innerhalb der
Hippie-Gemeinde verantwortlich machen, auch darf man ihn nicht einfach als
Fanatiker abtun und seine akademischen Qualifikationen außer acht lassen.
Vielmehr scheint es, daß er, durchaus in gutem Glauben, eine Bewegung in
Gang setzte, die nicht mehr zu stoppen war, auch wenn er ihre Gefahren erkannt
hätte. Auf ihn paßt wohl folgende Zeile aus einem Gedicht Walter
Vogts besonders gut: “Hatten wir / etwas ernst genommen / mit dem man
nur spielen darf / oder / im Gegenteil ...”
[95]
Mißbrauchspotential
Angesichts dieser Tatsachen stellt sich natürlich die Frage wie der
Mißbrauch von LSD zu definieren ist. Es scheint zwar klar, daß der
Massenkonsum eindeutig als Fehlgebrauch zu sehen ist, ein moralisierender
Standpunkt wird aber dennoch schwer zu vertreten sein. Denn wenn man es sich zu
einfach macht, und wissenschaftliche Forschung pauschal als gut und
gerechtfertigt, nicht medizinische als von vornherein schlecht darstellt, wird
man Probleme bekommen, wenn man einige Experimente – ich denke hier
speziell an die Schizophrenieforschung oder psychiatrische
“Blindversuche” (siehe Zitat S. 31) – rechtfertigen
möchte. Gemeinsam ist beiden Fehlanwendungen, daß die Personen die
der LSD-Wirkung ausgesetzt wurden, sich offensichtlich nicht über deren
Tragweite im Klaren sein können. Entweder weil sie nur wußten,
daß ihnen “ein neuartiges Medikament” verabreicht wird, oder
weil sie LSD als Sakrament und Wunderdroge erachteten, die keiner genaueren
kritischen Auseinandersetzung mehr bedurfte.
Der Begriff Mißbrauch impliziert, daß eine Substanz zu einem
ganz bestimmten, obschon verfehlten Zweck eingenommen wurde. Während bei
anderen Drogen dieser Zweck meist klar umrissen werden kann, ist dies im Falle
des LSD ungleich schwieriger. Auch wenn man unter Mißbrauch versteht,
daß man sich selbst oder einem anderen Schaden zufügt, wird die Sache
nicht einfacher. Physiologische Schäden sind, wie gezeigt wurde, nicht zu
erwarten, wohl aber seelische, denn “nur ein vorbereiteter Geist
findet”[96]. Nun hängen aber die
seelischen Wirkungen von LSD nicht von objektiv meßbaren Variablen ab,
sondern von der Persönlichkeit jedes einzelnen. Ein weiterer wichtiger
Punkt ist, daß LSD keine körperliche Abhängigkeit erzeugt, und
sich in dieser Hinsicht von allen anderen Drogen, einschließlich dem
legalen Alkohol und Nikotin, unterscheidet. Der fatale Fehler liegt darin,
daß das LSD als “Unterhaltungs- und Genußdroge” gesehen
wird, und nicht als seelisches Werkzeug.
Ohne zunächst auf das Problem einzugehen, unter welchen Umständen
der LSD-Konsum überhaupt gerechtfertigt wäre, könnte in Kenntnis
dieser Tatsachen eine Definition des Mißbrauchs, die notwendigerweise von
der juristischen differiert, folgendermaßen lauten:
Als Mißbrauch muß man bezeichnen, wenn hochpotente
Halluzinogene wie LSD in Situationen verabreicht werden, in denen sich der
potentielle Konsument nicht seines Tuns voll bewußt ist. Dies ist
insbesondere dann der Fall, wenn LSD unsachgemäß eingenommen wird, um
etwa dem Alltag zu entfliehen oder allfällige Depressionen zu zerstreuen,
oder wenn man bewußt oder unbewußt den besonderen Wirkungen des LSD
nicht Rechnung trägt, indem man sich einer ausführlichen
Auseinandersetzung mit Gefahren und Mängeln entzieht.
Diese Definition würde eine Abgrenzung von psychotherapeutischem
Einsatz und autorisierten, kontrollierbaren Versuchen unter ärztlicher
Aufsicht, in welchen LSD als Mittel zum Zweck verwendet wird, einerseits,
gegenüber unmotivierten und gefährlichen Selbstversuchen, wie sie im
Zuge von Massenbewegungen auftreten, andererseits,
erlauben.[*]
Rechtliche Situation
Das österreichische Suchtgiftgesetz von 1951 wurde bis dato zwar
etliche Male abgeändert, am rechtlichen Status des LSD hat aber auch die
jüngste Novelle nichts verändert. Es besteht keine Unterscheidung
zwischen Psychedelika, Narkotika und Amphetaminen. Auch findet die Tatsache,
daß der Begriff Sucht nicht ohne weiteres haltbar ist, keine entsprechende
Berücksichtigung. Wohl verändert hat sich aber die Auslegung des
Paragraphen der dem Umgang mit suchtgifthaltige Arzneien regelt und
besagt:
Suchtgifthaltige Arzneien dürfen nur dann verschrieben werden, wenn
ihre Anwendung nach den Grundsätzen der ärztlichen oder
tierärztlichen Wissenschaft begründet ist und mit anderen
Arzneien das Auslangen nicht gefunden werden
kann.[97]
Der Umschwung der öffentlichen Meinung ließ also eine
wissenschaftliche Rechtfertigung des medizinischen LSD-Gebrauchs nicht mehr zu,
so daß dieser zwar theoretisch mit aufwendigen Ausnahmegenehmigungen
möglich wäre, praktisch aber nicht durchzuführen ist. Meines
Wissens gibt es heute kein Land, in dem die Situation erwähnenswert anders
wäre.
Ausblick
Die Zukunft der LSD-Forschung ist wohl kaum als rosig einzuschätzen.
Auf der einen Seite ist man von einer Erklärung der Wirkung auf molekularer
Ebene noch ziemlich weit entfernt. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn
es ausgerechnet Labortiere sind, denen als einzigen Lebewesen LSD legal
verabreicht werden darf. Auf der anderen Seite herrscht in der Psychiatrie de
facto ein Forschungsverbot. Offenbar ist man nicht gewillt, mehr über diese
in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Substanz herauszufinden, vielleicht auch
weil man dann gezwungen wäre, bisherige Denkschemata
zurechtzurücken.
Es geht gar nicht in erster Linie darum, ob LSD ein Wundermittel ist, das
der Psychiatrie vorenthalten wird, denn die Erfahrung hat gezeigt, daß
auch einiges dagegen spricht und LSD bestenfalls ein Hilfsmittel im
psychotherapeutischen Prozeß darstellt. Zur Zeit gibt es, noch sehr
vereinzelt Bestrebungen Therapieprojekte mit Psychedelikaunterstützung
wieder aufzubauen: In der Schweiz wird ein Projekt mit Psilocybin eingerichtet
und auch in den USA laufen
Genehmigungsverfahren.[98] Vielmehr ist aber
bedenklich, wie eine Substanz in sämtlichen Bereichen mit teils bereits
widerlegten, Argumenten, wie z.B. der Abhängigkeit, so lange kriminalisiert
werden kann. Denn die Forderung endlich wieder ernsthafte Forschung
durchzuführen hat doch nichts mit dem Aufruf zu Drogenkonsum zu
tun.
Eine Frage, die ich bereits zuvor gestreift habe, möchte ich an den
Schluß meiner Ausführungen stellen; nämlich unter welchen
Umständen der Konsum von LSD gerechtfertigt wäre und dabei die
Positionen des Drogenapostels Timothey Leary, des Schriftstellers und
Philosophen Aldous Huxley und des Pharmakologen Alexander Shulgin
gegenüberstellen.
Letzterer vertritt die Ansicht, daß die Drogenpolitik die Freiheit
des Bürgers nicht in seinen Grundrechten einschränken darf und
letztlich jeder selbst Verantwortung trägt. Um Mißverständnissen
vorzubeugen, füge ich hinzu, daß Gesetze, so sie einmal beschlossen
sind, natürlich anerkannt und befolgt werden müssen. Was innerhalb des
eigenen Körpers, insbesondere im Kopf, geschieht entzieht sich der
Maßregelung des Staates.[99] Wieder
schränke ich ein: so lange nicht die Gefahr besteht, mittelbar oder
unmittelbar für sich selbst oder andere zur Bedrohung zu werden.
Folgeschäden, insbesondere aber Abhängigkeit stellen eine mittelbare
Bedrohung dar, da eine Person im Stadium des Entzuges möglicherweise zu
Handlungen fähig ist, die sie sonst nicht setzten würde. Unmittelbare
Bedrohung bedeutet, daß jemand noch unter Einfluß einer Droge
stehend, in gefährlicher Weise die Kontrolle über sich verliert. Dies
ist nicht notwendigerweise auf eine bestimmte Substanzgruppe
beschränkt.
Während Leary den Massenkonsum von LSD forderte – und auch
vollzog – vertrat Huxley die Meinung, solche Substanzen sollten nur einer
Elite vorbehalten bleiben, die sie auch sinnvoll zu nutzten verstünde.
Bemerkenswerterweise werden beide Publikationen
Huxleys[*], die auf
Erfahrungsberichten mit Mescalin basieren, auch von Kritikern, als Ergebnisse
solch gerechtfertigten Gebrauchs eines Künstlers akzeptiert. Huxley
vertritt, ähnlich wie Albert Hofmann, die Meinung, daß, sofern eine
intensive Auseinandersetzung mit philosophischen und metaphysischen Fragen
erfolgt ist, diese vielleicht mit Hilfe einer psychedelischen Substanz
gelöst werden können. Je gefestigter und offener der Geist ist, desto
tieferen Einblick wird ihm dieses Erleben, der Vorstoß zu den
“Antipoden der Psyche”[100], wie
Huxley es nennt, ermöglichen. Insofern ist LSD eine
“intellektuelle” Droge, da sich nur Wenigen fruchtbringende
Erkenntnisse eröffnen werden, anstatt nur bei puren ästhetizismen zu
verharren. In diesem Zusammenhang ist auch folgendes Zitat Ernst Jüngers zu
betrachten:
Die Drogen sind Schlüssel – sie werden freilich nicht mehr
erschließen, als unser Innerstes
verbirgt.[101]
An dieser Stelle wurde eine Grafik entfernt!
Was umgekehrt geschieht, wenn solche Drogen nur dazu dienen Langeweile und
Unlustgefühle zu beseitigen, schildert Huxley in seinem visionären
Roman Brave New World, in welchem unter anderem der Massengebrauch einer
halluzinogenen Droge, Soma genannt, zur oberflächlichen Glückseligkeit
einer Gesellschaft führt, die doch nichts anderes als dumpfes Vegetieren
bietet. Dies war auch die Illusion, der sich Leary hingab, so das Glück
vieler erreichen zu können. Vielleicht hätte er das Glück weniger
erreichen können. wenn er schon viel früher gescheitert wäre; und
wenn der LSD-Forschung die Möglichkeit nicht genommen worden wären,
beständig weiterzuschreiten, gäbe es vielleicht so manchen der, wie
Huxley, die Droge zu nutzen verstanden hätte und sich – durch sie
– Erkenntnisse hätte entlocken können, denen er so nie gewahr
werden kann.
Literaturverzeichnis
- LSD
– Mein Sorgenkind, Albert
Hofmann
Klett-Cotta/dt Verlag. München 1979
Klett-Cotta/dt Verlag. München 1979
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Anhang A: Das Serotoninsystem
Seite: 36
kleines Bild einfügen, Zusammenfassung!
Die offensichtliche Bedeutung des Serotonins macht es notwendig eine kurze
Beschreibung dieses Stoffes zu geben, wobei aber immer die Beziehung zu LSD und
die Wechselwirkungen mit Psychedelika im Vordergrund
stehen.
Strukturverwandtschaft mit LSD
Das strukturelle Bindeglied zwischen dem Serotonin und dem
Lysergsäurediethylamid ist das Indol
(Benzo[b]pyrrol).[*] Da sowohl der
Struktur des Serotonin als auch der des LSD ein Indolkern zugrunde liegt,
bezeichnet man beide als Indolderivate. Die Verwandtschaft der beiden Stoffe
geht aber so weit, daß das bei weitem größere LSD-Molekül
fast das gesamte Serotoninmolekül in sich trägt. Ebenso sind etliche
weitere Psychedelika, wie etwa die Inhaltsstoffe der mexikanischen Zauberpilze,
Psilocin und Psilocybin, aufgrund ihres Indolkerns serotoninverwandte
Substanzen. Dem steht entgegen, daß es weitere Psychedelika gibt, die
durchaus zu anderen chemischen Gruppen gehören können, deren Struktur
wieder anderen Neurotransmittern entspricht, aber eine ähnliche Wirkung wie
LSD auslösen. Die ähnlichkeit dieser Stoffe mit einem natürlichen
Neurotransmitter legt nahe, daß sie ihre Wirkung über dessen
Rezeptoren entfalten, indem sie seine Fähigkeiten entweder steigern oder
senken.
Stoff
|
Neurotransmitter
|
Chemische Gruppe
|
Atropin (Tollkirschengift)
|
Acetylcholin
|
—
|
Scopolamin
|
Acetylcholin
|
—
|
MDMA (Ecstasy)
|
Catecholamine[*]*
|
Amphetaminderivat
|
Mescalin
|
Catecholamine
|
Phenylethylaminderivat
|
DOM
|
Catecholamine
|
Phenylethylaminderivat
|
LSD
|
Serotonin
|
Lysergsäurederivat
|
Ololiqui
|
Serotonin
|
Lysergsäurederivat
|
DMT
|
Serotonin
|
Tryptaminderivat
|
Bufotenin
|
Serotonin
|
Tryptaminderivat
|
Psilocin/Psilocybin
|
Serotonin
|
Tryptaminderivat
|
Diese Vielfalt der am psychedelischen Erleben beteiligten Neurotransmitter
schränkt die Hoffnung auf eine einfache Erklärung ihrer Wirkung ein.
Die Catecholamine Dopamin und Noradrenalin sowie das Indolamin
Serotonin gehören zur Gruppe der Monoamine, deren Stoffwechsel im Gehirn im
wesentlichen gleich ist. Es ist also zu bedenken, daß es auch innerhalb
der Monoamine ein einheitliches System gibt, und ihre Synthese und
Metabolisierung in vergleichbaren Schritten durch ähnliche oder gar gleiche
Enzyme geschieht. Obwohl also etliche Substanzen ihre Wirkung durch ihre
Verwandtschaft mit anderen Neurotransmitter zu entfalten scheinen, wird in der
Fachliteratur vor allem die Einflußnahme über Serotonin untersucht.
Aber auch im Falle des LSD wird manchmal die Vermutung geäußert,
daß es zusätzlich noch anticholinerge und catecholaminerge Bahnen
beeinflussen
könnte.
Serotoninsynthese und -stoffwechsel[102]
Seite: 37
Literaturangabe im Anhang B
Abbildung 7: Schema des
Serotoninkreislaufs
Für das Serotonin ebenso wie für die anderen Monoamine ist es
nicht möglich direkt ins Gehirn zu gelangen, da sie aufgrund ihrer Struktur
die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren können. Nur die
Vorläufersubstanz, die essentielle Aminosäure
Tryptophan[*]*
kann die Schranke durchdringen und sich via eines biochemischen Aufnahmesystems
in den Nervenzellen anreichern. An dieser Stelle setzt nun der
Synthetisierungsprozeß ein. Das Enzym Tryptophan Hydroxylase
hydroxyliert die Aminosäure (d.h. sie fügt eine Hydroxyl-Gruppe am
fünften C-Atom des Benzolringes hinzu). Da dieses Enzym nur in
beschränktem Ausmaß vorhanden ist, ist es zusammen mit der
Verfügbarkeit von Tryptophan die bestimmende Größe, die die
Menge der Transmittermoleküle regelt. Dieses Zwischenprodukt wird nun von
der 5-Hydroxytryptophan Decarboxylase unter CO2-Abspaltung von
der sauren Carboxylgruppe zum endgültigen Transmitterstoff
5-Hydroxytryptamin, das den Trivialnamen Serotonin
trägt.**[*]
Bei einer Erregung des Neurons wird dann dieses Serotonin, das in Folge in die
synaptischen Terminals transportiert wird, als Botenstoff ausgeschüttet.
Nachdem die Serotoninmoleküle von Transporterproteinen wieder ins Innere
der Endknöpfchen gebracht werden, erfolgt der Abbau mittels des Enzyms
Monoaminoxydase (MAO), das die Aminogruppe durch ein Sauerstoffatom
ersetzt, zum Hauptmetaboliten Hydroxindolessigsäure (5-HIAA).
Infolge der weiteren Metabolisierung wird auch noch der Indolring abgesprengt,
bevor der Rest ausgeschieden
wird.[102],
[103]
Das serotoninerge System des Menschen
Das Serotoninsystem vereint zwei widersprüchliche Eigenschaften in
sich. Zum einen ist es das größte chemische System innerhalb des
Gehirns, und zum anderen besteht es nur aus einigen Tausend Neuronen. Dieses
System steht aber über weitverzweigte Axone mit fast allen andern Bereichen
des ZNS in Kontakt und ist an so grundlegenden Dingen wie Schlaf, Aggression,
Sexualtrieb, Lernfähigkeit und Gedächtnis
beteiligt.[104]
Anatomie
Seite: 37
unbedingt Bild einfügen
Alle serotoninergen Neuronen im menschlichen Gehirn gehen von einem Areal
im Bereich des Hirnstammes an dessen Mittellinie aus. Dort bilden sie neun
größere Nuclei, die sich in ein oberes System mit vier und ein
unteres System mit drei Kernen einteilen lassen.
Die obere Gruppe setzt sich aus folgenden vier Kernen zusammen:
- Nucleus caudalis linearis, der am weitesten rostral (d.h. oberhalb) liegt.
- Nucleus Raphe medialis, dessen Seiten eine primitive aufsteigende Bahn umschließen und der in seinem unteren Teil noch eine Anhäufung von als B5 bezeichneten Neurone
n trägt.
- Nucleus Raphe dorsalis, der hinter beiden oben genannten liegt und dessen mittlere, seitliche und untere Komponenten noch in etliche kleinere Strukturen unterteilt werden.
- Die B9 Neurone
n, die die obere Gruppe
ventral (auf der Vorderseite) abschließen.
Abbildung 8: Lage des serotoninergen Systems beim
Menschen
Seite: 38
Längsschnitt auf Höhe des ? (Balkens)
Seite: 38
Längsschnitt auf Höhe des ? (Balkens)
Die untere Gruppe dagegen besteht aus fünf Kernen:
- Nucleus Raphe obscurus, der sich am tiefsten befindet und dessen Neuron
en genau auf der Mittellinie liegen. Kleine Verbände
von Nervenzellen finden sich außerhalb des Nucleus und reichen hinab bis
zum Spinalganglion.
- Nucleus Raphe pallidus, der sich mittig zwischen den pyramidalen Bahnen befindet und dessen Somata außerordentlich dicht beieinander liegen
- Nucleus Raphe magnus, der sich ebenfalls auf der Mittellinie befindet und das untere System nach oben hin abgrenzt, während seine Ausläufer lose mit den unteren Kernen verbunden sind.
- Medulla ventralis lateralis, die aus zwei kleineren Strukturen (Nucleus paragigantcellularis lateralis und Nucleus reticularis intermedialis) besteht. Sie macht einen verhältnismäßig großen Teil der serotoninergen Neurone
n aus und reicht bis zur retikularen
Formation.
- Area postrema, in der sich neben kleinen und dichten Serotoninneuronen auch noch Nervenzellen anderer Transmitter befinden[105]
Serotoninerge Bahnen
Von diesen Nuclei führen nun verschiedene Bündel zu anderen
Teilen des Körpers. Entweder über aufsteigende Bahnen zu höheren
Gehirnzentren oder über absteigende zum Rückenmark und den
Motoneuronen. Absteigende Bahnen gehen vor allem von den Nuclei des unteren
Systems aus, wobei es zwei Hauptrouten gibt: eine direkte zum Spinalganglion und
eine zu den Vorder- bzw. Hinterhörnern, wo unter anderem auch die
Modulierung von Schmerzempfindungen
stattfindet.[106]
Aufsteigende Bahnen gehen dagegen vom oberen System aus. Ein dichtes
Geflecht von Fasern zieht zu Hippocampus, Teilen des Hypothalamus, der
Substantia Nigra und dem Mandelkern, wobei zu jedem dieser Ziele ein eigener
Strang führt. Aber auch in jedem anderen Teil des Gehirns, lassen sich, in
freilich geringerer Menge, serotoninerge Ausläufer feststellen. Besonders
stark ist die Verknüpfung mit limbischen und sensorischen Arealen. In der
Großhirnrinde sind die Nervenfasern im sensorischen Feld zu finden. Die
serotoninergen Neuronen umgeben dabei meist Zellkörper oder Dendriten von
Neuronen mit hemmenden Eigenschaften. Deshalb wird vermutet, das Serotoninsystem
könnte über sogenannte negative Rückkopplungsschleifen seine
Wirkung im Neocortex entfalten. Außerdem steht das Serotoninsystem mit
bestimmten Klassen von Gliazellen und den Blutgefäßen im Gehirn in
Zusammenhang.[107] Trotz allem vermögen
diese Kenntnisse alleine nicht zu erklären, wie serotoninerge Psychedelika
nun ihre Wirkung über diese Bahnen entfalten
können:
However, the precise role of the serotonergic pathways remains obscure.
Serotonin has been implicated in the regulation of sleep and ,vigilance’,
and it is widely believed that hallucinogenic drugs such as lysergic acid
diethylamid may produce their effects by interacting with serotonin
pathways.[108]
Abbildung 9: Wichtige Serotoninerge Bahnen im
menschlichen Gehirn
Die Funktion des serotoninerge System ist in den Teilen, in denen die
beiden Transmitter die selben Zielneuronen haben, dem des dopaminergen
entgegengesetzt. Die beiden Neurotransmitter interagieren funktionell, indem
sich z.B. bei einem Sinken der Konzentration des Dopamins, die des Serotonins
erhöht. Auch bei einigen anticholinergen Fasern im Großhirn finden
sich funktionelle Verbindungen zum
Serotoninsystem.[109] Vermutlich stören
jene, in Tabelle 7 aufgeführten
Stoffe dieses Gleichgewicht und führen so zu ihren typischen
Wirkungen.
Natürliche Wirkung
Da Serotonin nicht nur ein Neurotransmitter, sondern auch ein Gewebshormon
ist, hat es starke periphere Wirkungen. Es erregt die glatte Muskulatur und
wirkt besonders im Magen-Darm-Bereich kontrahierend, ist an der Blutgerinnung
beteiligt und findet sich in hoher Konzentration im
Serum[*] und in Blutplättchen
bestimmter Zellen.[110]
Bestimmend in dieser Arbeit sind aber natürlich die
zentralnervösen Eigenschaften des Serotonins. Die scheinbar einfache Frage,
ob Serotonin einen exzitatorischer oder einen inhibitorischer Transmitter
darstellt, führt schon auf Schwierigkeiten Die Wirkung, die Serotonin an
seinen Rezeptoren ausübt, kann nämlich sowohl hemmend, als auch
erregend sein[111], abhängig in welchem
Teil des Gehirns. Meist befinden sich die serotoninergen Neuronen in einem, der
bereits erwähnten negativ rückgekoppelten Netzwerke
Seite: 39
ev. Diagramm anfertigen, siehe [2], so daß man sie etwas vereinfachend als inhibitatorisch bezeichnen kann.
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ev. Diagramm anfertigen, siehe [2], so daß man sie etwas vereinfachend als inhibitatorisch bezeichnen kann.
Rezeptoren
Für das Serotonin existieren außergewöhnlich viele
unterschiedliche Rezeptoren, also Bindestellen für die
Transmittermoleküle. 1957 wurde die erste Rezeptorklasse entdeckt. Bis
heute sind mindestens vier verschiedene Klassen mit etlichen Subtypen bekannt.
Vermutlich steht diese Vielfalt an Rezeptoren mit der großen Ausbreitung
des Serotoninsystems in Zusammenhang, so daß an jedem Zielgebiet der
serotoninergen Neuronen ein anderer Rezeptortyp vorherrscht, um eine eindeutige
funktionelle Zuordnung zu ermöglichen.
Subtyp
|
Funktionsweise
|
Vorkommen
|
Selekt.
Substanzen[*]
|
5-HT1A
|
Second
messenger[*]*
|
prae-/postsynaptisch
|
8-OH-DPAT
|
5-HT1B/D
|
Second messenger
|
praesynaptisch
|
Metergoline, LSD
|
5-HT1C
|
Second messenger
|
postsynaptisch
|
Minaserin, Cianserin
|
5-HT2
|
Second messenger
|
postsynaptisch
|
Spiroperidol, LSD
|
5-HT3
|
Ionenkanalgekoppelt
|
postsynaptisch
|
2-Me-5 HT, MDL 72222
|
5-HT4
|
Second messenger ?
|
?
|
?
|
Abbildung 10: Schematischer Aufbau des
5-HT1A-Rezeptors
Der 5-HT1A-Rezeptor: Durch
radioaktive Markierung könnten jene Areale bestimmt werden in denen dieser
Subtyp besonders häufig auftritt. Es sind dies das Hinterhorn, der Nucleus
Raphe dorsalis, der Hippocampus und der frontale Cortex. Im Bereich der Raphe
Nuclei befindet sich gut die Hälfte aller Rezeptoren dieses Typs,
allerdings befinden sie sich direkt an Zellkörper oder Endknöpfchen
der eigenen Neuronen. Hier fungieren sie als Autorezeptoren. In den
höheren Zentren ist dies nicht der Fall: im Hippocampus herrscht ein
ausgeglichenes Verhältnis zwischen praesynaptischen Rezeptoren auf
serotoninergen und postsynaptischen auf fremden Neuronen. Auffallend an diesem
Rezeptortyp ist seine Trägheit: die Induktion des intrazellulären
second-messenger Prozesses ebenso wie dessen Stoppen benötigt eine so
starke änderung der Serotoninkonzentration, wie sonst bei keinem anderen
Rezeptor. Der 5-HT1A Rezeptor ist auch am sogenannten
Serotoninsyndrom beteiligt.[112] Das
ist eine relativ neue Erkenntnis, denn in den meisten vorliegenden
Veröffentlichungen, in welchen das Serotoninsyndrom als Instrument zur
Bestimmung der LSD-Wirkung benutzt wird, ordnet man dieses Phänomen
ausschließlich dem 5-HT2 Typ zu. Auf die Bedeutung des
Serotoninsyndroms wird in Kapitel 4 näher
eingegangen.
Der 5-HT1B/D Rezeptor: Der 5-HT1B
Subtyp ist nur bei einigen Spezies vorzufinden, beim Menschen fehlt er
gänzlich. An seiner Statt verfügen wir über den 5-HT1D
Rezeptor, der sich an exakt den gleichen Orten im Gehirn befindet. Einige Tiere,
wie Ratte oder Hamster verfügen zwar über beide Subtypen, die
Rezeptoren unterscheiden sich aber nur geringfügig voneinander, und da nur
strukturell und nicht funktionell. Der 5-HT1D Rezeptor ist fast
ausschließlich ein Autorezeptor, der bei Aktivierung die Ausschüttung
von Serotonin inhibieren kann. Der 5-HT1D Subtyp ist der im
menschlichen Gehirn häufigste. Besonders in den Basalganglien, aber auch in
der Substantia Nigra, einem Zentrum das in Zusammenhang mit
Belohnungsgefühlen und positiver Verstärkung gebracht wird, ist die
Dichte enorm hoch. Weniger stark, aber dennoch bemerkenswert ist die
Rezeptorzahl in Hypothalamus, Amygdala und dem
Neocortex.[113]
Der 5-HT1C Rezeptor: Dieser Subtyp befindet sich
sowohl an Neuronen, als auch an den epithelischen Zellen, die an der Produktion
der zerebrospinalen Flüssigkeit (ZSF) beteiligt sind. Experimente mit
radioaktiver Markierung ergaben eine weitläufige Verbreitung in cortikalen
und subcortikalen Regionen, die auch mit anderen monoaminergen Bahnen in
Verbindung stehen. Besonders hohe Rezeptordichten findet man aber in Hippocampus
und Thalamus. Man nimmt daher an, daß dieser Rezeptor in die Bearbeitung
von sensorischer und nozizeptiver Information involviert ist. Von besonderem
Interesse ist beim 5-HT1C Subtyp, daß seine Aktivierung beim
Menschen Angstzustände und entsprechende vegetative Symptome zur Folge hat.
Auch ist zu erwähnen, daß viele Substanzen die am 5-HT2
Rezeptor wirksam sind auch eine hohe Affinität für diesen Typ zeigen.
Aus diesen und gewissen strukturellen Gründen wurde der 5-HT1C
Typ nachträglich in die Gruppe der 5-HT2 Rezeptoren
umklassifiziert.[*] Diese
Erkenntnis spricht vielleicht für eine mögliche Beteiligung dieses
Rezeptortyps an der
LSD-Wirkung.[114]
Der 5-HT 2 Rezeptor: Dieser Rezeptor ist der
Subtyp, der besonders oft sowohl mit der Wirkung von Antidepressiva als auch
mit der von Psychedelika in Zusammenhang gebracht wird. Er weist im Vergleich zu
anderen Subtypen eine geringere Affinität für Serotonin auf. Das
könnte damit zusammenhängen, daß es zwei verschiedene
Bindestellen dieses Rezeptors für Agonisten gibt. Nämlich je eine
für hoch- und schwachaffine
Seite: 41
Querverweis auf Tabelle einfühen (Pharmakologische Untersuchungen)Substanzen, für Antagonisten dagegen nur eine hochaffine Stelle. Möglicherweise gibt es aber auch zwei verschiedene Subtypen des 5-HT2 Rezeptors, die bis jetzt noch nicht unterschieden werden konnten. Dieser Rezeptortyp kommt sowohl im ZNS als auch in der Peripherie vor, wo seine Aktivierung eine Kontraktion der glatten Muskulatur zur Folge hat. Im Gehirn wurden hohe Dichten von 5-HT2 Rezeptoren in verschiedenen Stellen des Großhirns und sensorischen Arealen gefunden, mittlere Konzentrationen im Nucleus accumbens, und sehr geringe bis kaum nachweisbare in Thalamus, Hypothalamus und Hippocampus. Die Aktivierung dieser zerebralen Rezeptoren führt bei Tieren zum Serotoninsyndrom, jedoch wurden in letzter Zeit Zweifel laut, ob an diesem Syndrom nicht auch andere Rezeptoren beteiligt sind (siehe den Absatz 5-HT1A-Rezeptor).[115]
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Querverweis auf Tabelle einfühen (Pharmakologische Untersuchungen)Substanzen, für Antagonisten dagegen nur eine hochaffine Stelle. Möglicherweise gibt es aber auch zwei verschiedene Subtypen des 5-HT2 Rezeptors, die bis jetzt noch nicht unterschieden werden konnten. Dieser Rezeptortyp kommt sowohl im ZNS als auch in der Peripherie vor, wo seine Aktivierung eine Kontraktion der glatten Muskulatur zur Folge hat. Im Gehirn wurden hohe Dichten von 5-HT2 Rezeptoren in verschiedenen Stellen des Großhirns und sensorischen Arealen gefunden, mittlere Konzentrationen im Nucleus accumbens, und sehr geringe bis kaum nachweisbare in Thalamus, Hypothalamus und Hippocampus. Die Aktivierung dieser zerebralen Rezeptoren führt bei Tieren zum Serotoninsyndrom, jedoch wurden in letzter Zeit Zweifel laut, ob an diesem Syndrom nicht auch andere Rezeptoren beteiligt sind (siehe den Absatz 5-HT1A-Rezeptor).[115]
Der 5-HT 3 Rezeptor: Dieser Subtyp findet sich vor
allem in der peripheren Körperregionen. Geringe Mengen finden sich aber
auch in den meisten Bereichen des Gehirns. Auffallend ist, daß die
Affinität der Liganden von den peripheren zu den zerebralen Rezeptoren hin
abnimmt. Wahrscheinlich ist dieser Rezeptor an der Entstehung und Kontrolle von
Schmerzempfindungen beteiligt, da bei spezifischen 5-HT3 Antagonisten
eine analgetische (d.h. schmerzlindernde) Wirkung beobachtet
wurde.[116]
Der 5-HT 4 Rezeptor: Dieser Rezeptor stellt einen
noch sehr wenig untersuchten Subtyp dar. In Ermangelung eines genügend
spezifischen Liganden konnte er noch nicht lokalisiert werden. Bekannt ist nur,
daß seine Aktivierung eine Muskelkontraktion zur Folge hat. Ebenso liegt
seine Struktur im Dunkeln. Es wird aber vermutet, daß der auch
5-HT4 Rezeptor zur großen Gruppe der G-Protein gekoppelten
Rezeptoren
gehört.[117]
Serotonin und Geisteskrankheit
Verschiedene
Forschergruppen[*] entwickelten
schon relativ bald nach seiner Entdeckung Theorien, wie Serotonin an
verschiedenen Geisteskrankheiten, vor allem der Schizophrenie beteiligt sein
könnte. Die meisten dieser Untersuchungen stützten sich auf folgende
überlegung: Wenn es dem LSD durch seine serotoninspezifischen Eigenschaften
möglich ist psychotische oder schizophrene Zustände auszulösen,
dann muß auch bei der natürlichen Schizophrenie eine Veränderung
des Serotoninhaushaltes durch einen LSD-ähnlichen körpereigenen Stoff
vorliegen.[*]*
Heute ist bekannt, daß dies aus mehreren Gründen nicht haltbar ist.
Zum einen kann eine so komplexe und rätselhafte Krankheit wie die
Schizophrenie nicht auf die Dysfunktion eines einzelnen Neurotransmitters
zurückgeführt werden, und zum anderen ist eine Gleichsetzung von
Schizophrenie und LSD-Wirkung bei näherer Betrachtung völlig
unzulässig. Dennoch steht fest, daß das Serotonin eine nicht
unwesentliche Komponente an zumindest den folgenden Gemütskrankheiten
(affektiven Störungen) ist.
- Angst- und Zwangsstörung
- bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung)
- minor und major Depressio
Natürlich ist auch eine Beteiligung an der Schizophrenie denkbar,
wenngleich auch nicht im anfangs vermuteten Ausmaß. Am besten, vor allem
durch neuere Arbeiten, ist aber die Beteiligung des Serotonins an der Depression
dokumentiert.
Biochemische Aspekte der Depression
Da die Depression klinisch mit verschiedenen Psychopharmaka in den meisten
Fällen relativ gut behandelt werden kann, führte eine Anzahl von
Studien über die Wirkung dieser Medikamente zum Verständnis der
Veränderungen im Gehirn, die mit ihr einhergehen. Dabei ist
maßgeblichen das Serotoninsystem beteiligt. Es ergibt sich
dabei:
- Eine verminderte Konzentration von Serotoni
n und seinem
häufigsten Metaboliten in ZNS und ZSF einer großen Gruppe von
depressiven Patienten.
- Eine Veränderung des Verhältnisses von prae- und postsynaptischen Rezeptore
n.
- Eine Abnahme der Dichte von Serotoninrezeptoren auf Blutplättchen und eine generelle Abnahme von Serotoni
n im Blut ebenso wie im
Gehirn.
- Die Entfaltung antidepressiver Wirkung verschiedener Medikamente durch eine Steigerung der serotoninergen Neurotransmission und umgekehrt die Wirksamkeit serotoninvermehrender Substanzen als Antidepressiva.[119]
Die
Veränderung in der Verteilung der Rezeptoren läßt sich als eine
körpereigene Reaktion auf eine verminderte Verfügbarkeit von Serotonin
deuten. Während sich die hemmenden Autorezeptoren nämlich merklich
verringern, bewirkt eine Erhöhung der postsynaptischen Rezeptoren eine
Sensitivierung für den Botenstoff. Außerdem konnte gezeigt werden,
daß die Konzentration des Serotonins im Blut mit der im ZNS korreliert. Zu
weiteren Erkenntnissen über endogene Depressionen führte ein moralisch
eher bedenklicher Versuch, bei dem bei einigen Patienten durch eine
tryptophanfreie
Ernährung[*]**
der Effekt vorher verabreichter Antidepressiva aufgehoben werden
konnte.[120]
Serotoninmodulierende Psychopharmaka
Eine große Zahl verschiedener Psychopharmaka wirkt auf das
Serotoninsystem ein. Das ist in den meisten Fällen jedoch auf eine
allgemeine monoaminerge Wirkung zurückzuführen. Erst in letzter Zeit,
da die Bedeutung des Serotonins erkannt wird, werden auch Substanzen entwickelt
die selektiv an serotoninergen Terminals angreifen, meist mit dem Ziel die Menge
des ausgeschütteten Botenstoffes zu erhöhen. Die wichtigsten Pharmaka
seien hier aufgelistet.
Klasse
|
Beispiele
|
Spezifität[*]
|
Trycyclische Antidepressiva
|
Imipramin, Doxepin
|
hoch/normal
|
A. der zweiten Generation
|
Fluoxetin, Clomipramin
|
hoch/sehr hoch
|
MAO-Hemmer
|
Phenelzin, Moclobemid
|
hoch/ –
|
Neuroleptika (Antipsychotika)
|
Risperidon, Clozapin
|
hoch/normal
|
Antidepressiva: Die ältere,
trycyclische[*]*
Gruppe dieser Medikamente entfaltet ihre Wirkung hauptsächlich über
eine aktive Blockade der praesynaptischen Wiederaufnahme von Serotonin und
Noradrenalin. Zudem sensibilisieren sie postsynaptische Rezeptoren für
diese Botenstoffe und wirken so stimmungsaufhellend. Neuere Antidepressiva der
zweiten Generation wirken im Prinzip ähnlich, weisen aber eine viel
stärkere Affinität für Serotonin auf, sodaß die meisten von
ihnen in die Gruppe der SSRI (serotonin-specific reuptake inhibitors)
fallen.[121]
MAO-Hemmer: Diese Substanzen verbinden sich mit dem Abbauenzym
Monoaminoxydase und machen es so ineffektiv. Die Folge ist, daß die
Transmittermoleküle nicht metabolisiert werden können und dadurch
länger im synaptischen Spalt verbleiben. Es gibt irreversible MAO-Hemmer,
die eine feste chemische Bindung eingehen, und reversible MAO-Hemmer, deren
Bindung von kürzerer Dauer ist, und die sogar eine gewisse Spezifität
für serotoninerge Terminals zeigen. Die Wirkung der MAO-Hemmer ist aber im
wesentliche die gleiche wie bei den
Antidepressiva.[122]
Neuroleptika: Medikamente dieser nicht unumstrittenen Klasse werden
hauptsächlich schizophrenen Personen verabreicht. Allerdings stellen sie
nur eine Hilfe bei der Bewältigung der Symptome dar, indem sie die
verschiedensten monoaminergen Rezeptoren mehr oder weniger stark blockieren. Bei
neueren Präparaten findet sich eine hohe Serotoninaffinität. Diese
Neuroleptika haben dann die bemerkenswerte Eigenschaft, die halluzinogenen
Wirkungen des LSD und anderer Psychedelika teilweise
abzuschwächen.[123]
Zusammenfassung
Es kann gesagt werden, daß aufgrund dieser Erkenntnisse es nicht als
gesichert anzusehen ist, daß ausschließlich der 5-HT2
Rezeptor an der LSD-Wirkung beteiligt ist, wie das aber in vielen Artikeln
vertreten wird. Die bei weitem größere Verbreitung des 5-HT1C
Rezeptors und die Tatsache, daß die Verteilung der 5-HT2
Rezeptoren auf Hirnzentren nicht der entspricht, wie man sie bei einer
halluzinogenen Wirkung erwarten würde, spricht dafür, daß an der
LSD-Wirkung mehrerer Subtypen beteiligt sind. Aufgrund der strukturellen
ähnlichkeit und anderen Gemeinsamkeiten der beiden Rezeptoren, würde
diese Vermutung auch nicht im Widerspruch zur Fachliteratur stehen. Nicht zu
vernachlässigen ist auch der 5-HT1A Rezeptor und seine
Beteiligung am oft zitierten Serotoninsyndrom. Die Rezeptorklassen
5-HT3 und 5-HT4 haben allem Anschein nach keinen
entscheidenden Einfluß auf die zur Diskussion stehenden psychischen
Veränderungen und sind allenfalls an einigen vegetativen Symptomen
beteiligt. Bei all diesen Ausführungen darf allerdings nie vergessen
werden, daß die Reduktion auf das serotoninerge System eine Vereinfachung
darstellt und es in Wirklichkeit noch zahlreiche Wechselwirkungen mit den
monoaminergen System gibt, die noch nicht erfaßt
sind.
Literaturverzeichnis
- How Hallucinogenic Drugs Works, Barry L. Jacobs
in: American Scientist, Volume 75 - Molecular Biology of Serotonin
Receptors, Melissa A.
Harrington
in: Journal of Clinical Psychiatry, Volume 53/10 [suppl.]
in: Journal of Clinical Psychiatry, Volume 53/10 [suppl.]
- Kompendium der Psychopharmakotherapie, Walter Pödinger
F. Hofmann
- La Roche & Co. AG. Basel 1971
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- Anatomy and Plasticity of the Brian Serotonergic System, Efrain C.
Azmitia
in: Journal of Clinical Psychiatry, Volume 52/12 [suppl.] - Lexikon 2000
Wissen Verlag Stuttgart 1971 - Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien
Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford 1997 - Neurochemical Alterations of Serotonergic Neuronal Systems in Depression
Anhang B: Chemische Formelsammlung
Serotoninkreislauf - Synthese und Abbau [124]
Indolkern in Serotonin und LSD [125]
Alkaloide der Lysergsäure-Gruppe [126]
Paritelle Synthese des d-LSD [127]
Verwandte Psychedelika [128]
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Anhang C: Zur Physiologie des Gehirns
Literatur:
- Drogen und Psychopharmaka, Julien
- Biologie Teil 2, Linder
- The Neuron, Levitian
- Gehirn und Nervensystem
- Physiologie des Menschen, Reichel
Das menschliche
Nervensystem, wie wir es heute kennen, ist das Produkt einer Evolution und
Genese von vielen Jahrtausenden und ist in seine Komplexität einzigartig.
Es besteht aus Millionen und Milliarden von speziellen Nervenzellen, den
sogenannten Neuronen, deren Aufgabe es ist, Informationen zu fassen, zu
verarbeiten und dann entsprechend darauf zu reagieren. Jedes einzelne Neuron hat
Anteil an diesem gigantischen Komplex und steht zu jedem Zeitpunkt mit anderen
Nervenzellen in Verbindung, mit denen es komplizierte Netzwerke
eingeht.
Das Gehirn bildet eine hochkomplexe biologische Struktur, die bis heute
noch nicht vollständig erfaßt und erforscht worden ist. Das bringt
mit sich, daß eine umfassende Beschreibung seiner Beschaffenheit auch sehr
komplex, vor allem aber langwierig sein würde. Zieht man ferner in
Betracht, daß bis jetzt nicht einmal exakter Aufbau und vollständige
Wechselwirkungen auch nur eines Hirnbereiches restlos geklärt sind,
erscheint es unsinnig eine bis ins kleinste bekannte Detail reichende
Beschreibung zu geben. Zumal ja die Intention dieses Anhangs nur ist, die
Wirkung psychotroper und psychedelischer Substanzen auf Gehirnfunktionen und
Verhalten verständlicher zu gestalten, erscheint es sinnvoller, sich auf
die Grundzüge zu beschränken, weshalb dieser Anhang auch nur eine
relativ oberflächliche Beschreibung der einzelnen Punkte
bietet.[*] Für ins Detail
gehende Information sei auf den Literaturnachweis
verwiesen.
Anatomie des ZNS
Bei höher entwickelten Wirbeltieren, wie dem Menschen, entwickelt sich
das Nervensystem aus dem so bezeichneten Neuralrohr, welches in folgende sechs
strukturelle Abschnitte gegliedert werden kann:
- Vorderhirn
- Zwischenhirn
- Kleinhirn
- Mittelhirn
- Rautenhirn (Nachhirn)
- Rückenmark
Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus
den Neuronen in Gehirn und Rückenmark. Jene Nerven die in Verbindung mit
den inneren Organen und der Skelettmuskulatur stehen bezeichnet man gemeinhin
als peripheres oder autonomes Nervensystem. Da in dieser Arbeit das Interesse
hauptsächlich auf cerebralen Neuronen (d.h. auf solchen im Gehirn) liegt,
liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf dem zentralen Nervensystem. Verweise
auf das periphere System werden, so sie nötig sind in den einzelnen
Kapiteln erklärt und bedürfen daher auch keiner speziellen
Ausführung im Rahmen dieses Anhangs.
Die Angaben der Anzahl der Neuronen im menschlichen Gehirn schwankt von
rund 10 Milliarden bis zu 100 Milliarden Nerven und rund um den Faktor 10 mehr
Gliazellen. Da diese Zahl aber eine reine Schätzung darstellt, könnte
es sein, daß sie in Wirklichkeit um etwa eine Zehnerpotenz höher
anzusiedeln ist. Jene Neuronen, die sich in ihrer Gesamtheit im Gehirn befinden,
werden als Interneuronen bezeichnet. Neben ihnen gibt es aber auch solche, die
über eine oder mehrere Zwischenschaltstellen ihre Nervenfasern bis ins
Rückenmark senden. Alle Impulse von Gehirn ins Rückenmark und
umgekehrt, passieren das sogenannten Rautenhirn, das aus dem verlängerten
Mark und der Brücke besteht. Weiter oberhalb befinden Mittel- und dann
Zwischenhirn, dahinter das Kleinhirn. Darüber, direkt unter der
Schädeldecke, ist der Sitz des Großhirns mit seinen beiden
Hemisphären.
Rückenmark
Das Rückenmark erstreckt sich vom verlängerten Mark (der
Medulla oblongata) abwärts bis zum Kreuzbein. Es ist in insgesamt 31
Paare von sogenannten Rückenmarksnervensträngen gegliedert. Es gibt
paarweise für jede Seite
8 Halsnerven
12 Brustnerven
5 Lendennerven
5 Kreuznerven
1 Steißnerv
abhängig davon, nach welchen Teilen der Wirbelsäule die Nerven
durch die Wirbellöcher aus dem Wirbelkanal
austreten.[129]
Wichtig ist, daß in jedem Rückenmarksnervenstrang sowohl
afferente Nervenfasern, die Informationen ans Gehirn weiterleiten, als
auch efferente Fasern, die Erregungen an Muskel weiterleiten, vorhanden
sind. Die austretenden Axone verzweigen sich sehr schnell und sind entweder Teil
des vegetativen Nervensystems, wenn sie in Verbindung mit inneren Organen
stehen, oder gehören zum somatischen Nervensystem, wenn sie mit Muskeln des
Skeletts eine Verbindung herstellen. Das Rückenmark ist also an folgenden
Vorgängen maßgeblich beteiligt:
- übermittlung von Informationen von Haut, Muskeln und Gelenken zum Gehir
n
- Weiterleitung und Koordination motorischer Impulse vom Gehir
n
an die einzelnen Muskel
- Umwandlung von sensorischer Information
- Aufrechterhaltung autonomer, nicht der willentlichen Beeinflussung unterworfener Körperfunktionen[130]
Da
Rückenmarksneuronen in ständiger Verbindung mit höheren
Hirnzentren stehen und Kontrolle auf Reflexe ausüben, ist ihre Rolle
hinsichtlich der vegetativen Symptome, die Psychedelika oft auslösen
zweifellos von Interesse. Auch ihre Beteiligung an zumindest einer Komponente
des Schmerzes[*] steht in
wenigstens indirektem Zusammenhang mit solchen
Substanzen.
Rautenhirn
Das Rautenhirn setzt direkt oberhalb des Rückenmarks an und befindet
sich bereits vollständig innerhalb des Schädels. Der untere Anteil des
Rautenhirns ist das verlängert Mark (Medulla), der obere die
Brücke (Pons). Beide fungieren als übertragungsstation für
Impulse zwischen dem Gehirn und dem Rückenmark, und das sowohl bei auf- als
auch absteigenden Bahnen. Sie sind neben dem Ursprung mehrerer Nerven (u.a. dem
Vagusnerv[*]*)
auch Zentrum einiger lebenswichtiger Reflexe wie etwa dem Husten, Schlucken und
Erbrechen. Diese Hirnregion ist die primäre Schaltstelle für
sensorische Informationen aus dem Bereich des Gesichts und des
Kopfes.[131]
Mittelhirn
Gemeinsam mit dem unter ihm liegenden Rautenhirn wird das Mittelhirn
gelegentlich auch als Hirnstamm bezeichnet. Das Mittelhirn besteht aus einem
oberen und unteren Paar von Strukturen, die als oberes und unteres
Vierhügelpaar bezeichnet werden. Neben zwei kleineren Kerngebieten, die an
der Motorik des Gesichts, vor allem aber an der Okulomotorik gewichtigen Anteil
haben, beinhaltet es auch das sogenannte retikulare System. Die Formatio
reticularis ist ein weitläufiges System von diffus organisierten
Nervenzellen, deren Fasern über Verbindungsbahnen bis an die Grenzen des
Zwischenhirns und die Ausläufer des Rückenmarks reichen. Neben der
Steuerung vegetativer Symptome und der Koordination von Reflexen zu komplexeren
Abläufen, beeinflußt das retikulare System auch den Wachheitsgrad und
die Aufmerksamkeit.[132] Besonders
interessant ist die Tatsache, daß ein ständiger Fluß von
Erregungen an die Großhirnrinde weitergeleitet wird. Dadurch kann die
Bewußtseinslage bzw. das Bewußtsein in seiner Gesamtheit signifikant
verändert werden. Vieles deutet darauf hin, daß diese Region
maßgeblich an den von Psychedelika hervorgerufenen
Bewußtseinsveränderungen beteiligt
ist.
Kleinhirn
Das Kleinhirn (Cerebellum) ist eine große und stark
gegliederte Struktur, die sich als Anhängsel hinter dem Hirnstamm auf der
Rückenseite befindet. Das Kleinhirn ist der evolutionären
Frühzeit des Menschen zuzurechnen und vor allem an der Motorik beteiligt.
Es ist über auf- und absteigende Bahnen mit dem Großhirn, aber auch
mit dem Rückenmark über sogenannte extrapyramidale Leitungen verbunden
und gibt auf diesem Wege meist indirekte Befehle an motorische Regionen.
Defizite in der Aktivität des Kleinhirns, sei dies nun organisch bedingt
oder aufgrund psychoaktiver Substanzen (u.a. Alkohol), machen sich mit
Koordinations- und Gleichgewichtsverlust, Taumeln und ähnlichen Symptomen,
wie sie auch für den Zustand der Trunkenheit charakteristisch sind,
bemerkbar. Dennoch kommt es bei völliger Funktionsunfähigkeit des
Kleinhirns kaum zu Ausfallerscheinungen, da andere Gehirnregionen den Verlust
offenbar kompensieren
können.[133]
Zwischenhirn
Das Zwischenhirn (Diecephalon) ist am oberen Ende des Hirnstammes
angesiedelt und wird von oben von beiden Großhirnhälften begrenzt. Es
läßt sich in zwei größere Komplexe einteilen, die
ihrerseits wiederum aus einer Vielzahl kleinerer Strukturen bestehen
Thalamus
Seine Bedeutung liegt in der Umschaltfunktion zwischen den sensorischen
Erregungen aller Sinnesrezeptoren (ausgenommen der Geruchssinn) mit dem
Großhirn. Er ist außerdem, so wie die Formatio reticularis ein Glied
in jener Leitung, die sensorische Informationen mit vegetativen Symptomen und
Reflexen verbindet. Der Thalamus läßt sich am ehesten mit einer
Relaisstation vergleichen, die Signale nicht nur weiterleitet, sondern auch
auswertet und koordiniert. Assoziationskerne leiten Erregungen an
bestimmte Regionen in der Großhirnrinde weiter, die den jeweiligen Sinnen
zugeordnet sind. Neben diesem spezifischen System gibt es auch ein
nicht-spezifisches, dessen Gebiete nicht so klar umrissen werden können und
daher als Assoziationsfelder bezeichnet werden. Neben einer diffusen
Weitergabe von Informationen an das Großhirn, hängen diese Areale mit
der Entstehung von Schlaf zusammen.
Die motorischen Abfolgen vom übergang Wach zu Schlaf werden in diesem
Bereich festgelegt. überhaupt scheint der untere Teil des Thalamus, der
sogenannte Subthalamus neben dem Kleinhirn ein weiteres wichtiges
motorisches Zentrum darzustellen. Die subthalamische Struktur ist auch Teil der
bereits erwähnten extrapyramidalen Bahn, eine der beiden wichtigsten
Leitungen für motorische Impulse.
Direkt unter der Schädelbasis befindet sich der Hypothalamus,
der vorderste Teil des Thalamuskomplexes, der, wie dieser, vor allem mit der
Formatio reticularis und dem limbischen System in Verbindung steht. Der
Hypothalamus nimmt eine Schlüsselstellung bei der Kontrolle vegetativer
Symptome ein, wie er überhaupt starken Einfluß auf das gesamte
autonome Nervensystem hat. Er ist vor allem an der Regulierung der
Körpertemperatur, dem Wasserhaushalt im Gewebe und der
Hormonausschüttung. Durch Releasing Factors steuert der Hypothalamus
den Hormonausstoß der von ihr kontrollierten unteren der beiden
Hirnanhangsdrüsen, der
Hypophyse[*] . So
beeinflußt er z.B. den Sexualtrieb und ist aus diesen und weiteren
Gründen Angriffspunkt vieler psychotroper
Substanzen.[134]
Limbisches System
Das limbische System ist ein langgestrecktes Gebiet, das in Laufe der
evolutionären Entwicklung aus dem Riechhirn hervorging. Es scheint bei
Betrachtung eines Längsschnittes den Thalamuskomplex nach obenhin gegen das
Großhirn zu umschließen. Diese System ist dem des Thalamus
übergeordnet und beinhaltet neben vielen kleineren Strukturen auch
Hippocampus und Mandelkern (Amygdala). Neben der Kontrolle
über eine Vielzahl von Trieben scheint das limbische System auch stark mit
dem Entstehen von Emotionen gekoppelt zu sein. Nicht nur in das momentane
Verhalten, sonder auch in den Vorgang des Erlernens und das Entstehen von
Lustgefühlen wird eingegriffen. Das sogenannte limbische Belohnungszentrum
spielt eine fundamentale Rolle beim Mißbrauchspotential vieler Drogen und
ist Angriffspunkt fast jeder psychoaktiver
Substanz.[135]
Großhirn
Das Großhirn (Neo- oder Isocortex) ist der
entwicklungsgeschichtlich jüngste Teil des menschlichen Gehirns. Es ist
allen anderen Teil des ZNS übergeordnet und greift in motorische,
sensorische und autonome Bereiche ein. Vor allem aber ist es der Sitz des
Bewußtseins, der Persönlichkeit und der Denkvorgänge. Bereichen
also die nach wie vor physiologisch kaum zu erfassen sind. Das Großhirn
nimmt den bei weitem größten Teil des Schädels ein. Dennoch ist
seine Oberfläche nur etwa zu einem Drittel sichtbar, der Rest befindet sich
in den zahlreichen Furchen.[136] Geteilt in
eine linke und rechte Hemisphäre werden diese beiden Teile von einer
starken und multisynaptischen Struktur, dem Balken miteinander verbunden. Jede
Großhirnhälfte besteht aus vier Lappen:
- Frontal- oder Stirnlappen
- Parietal- oder Scheitellappen
- Okzipital- oder Schläfenlappen
- Temporal- oder Hinterhauptslappen
Von ihnen kann dabei jeder
unterschiedliche Funktionen wahrnehmen. So sind dort z.B. primäres
Hör-, Seh- und Riechfeld angesiedelt, was zu einer Beteiligung an der
Integration von Hören und Sehen oder der räumlichen Vorstellung
führt.
Von besonderem Interesse sind aber die sogenannten motorischen und
somato-sensorischen Rindenfelder. Die motorische Region ist in der Lage
willkürliche Bewegungen der Skelettmuskulatur zu steuern. Die Impulse
werden dabei entweder direkt über eine der beiden Pyramidenbahnen (die
Impulse passieren dabei die sogenannte pyramidale Struktur im Hirnstamm) oder
indirekt über die extrapyramidale Bahn ins Rückenmark geleitet, von wo
sie schnell zu den jeweiligen Muskeln gelangen. Die einzelnen motorischen Felder
sind einem bestimmten Körperteil zugeordnet und entsprechend der zur
Steuerung erforderlichen Präzision in ihrer Große unterschiedlich
gestaltet. Direkt hinter den motorischen Regionen befindet sich das sensorische
Rindenfeld, das den einzelnen Körperfühlregionen wie z.B. Auge,
Gesicht oder Hand zugeordnet ist. Die linke Hirnhälfte steuerte dabei die
rechte Körperseite und die rechte Hirnhälfte die linke
Körperhälfte.
Daneben gibt es noch große Gebiete unspezifischer Assoziationsfelder,
die an hohen und höchsten Gehirnfunktionen beteiligt sind, und die das
Zusammenspiel vieler Areale benötigen. Besondere Fähigkeiten des
Menschen wie z.B. akustische Erinnerungsbilder, Sprache, Ton- und Melodiebildung
oder Lesen haben hier ihren Sitz und werden von verschiedenen Zentren gesteuert,
die zwischen unterschiedlichen Regionen vermitteln und räumlich nicht immer
exakt abzugrenzen
sind.[137]
Das Neuron als funktionelle Einheit
Die Nervenzellen sind die Grundbausteine des Gehirns. Obwohl sie viele
Gemeinsamkeiten mit anderen Zellen in unserem Körper haben gibt es doch
einige fundamentale Unterschiede. Zum einen liegen sie in Form und Aufbau der
Nervenzelle, zum anderen in der Tatsache daß sie zwar in unglaublich
großer Zahl vorliegen (ca. 100 Milliarden), sich nach Abschluß der
embryonalen Entwicklung aber nicht mehr durch Teilung vermehren können. Das
heißt daß der Vorrat an Neuronen bei der Geburt für ein ganzes
Leben reichen muß und tagtäglich bis zu unserem Tod Tausende von
Nervenzellen absterben.
Ein typisches Neuron besteht aus einem Zellkörper, das auch den
Zellkern enthält, zahlreichen Dendriten und dem Axon, der Nervenfaser. Der
Zellkörper bietet die biochemischen Voraussetzung für die Synthese von
Enzymen und anderen Stoffen. Ihm entspringen dünne, sich rasch
verästelnde Fortsätze, die Dendriten. Sie stehen mit benachbarten
Nervenzellen in Kontakt und nehmen mit ihrer Doppelmembran ankommende Signale
auf. Selbst sendet die Zelle natürlich auch Impulse. Dies geschieht
über das Axon oder die Nervenfaser. Es kann von wenigen Millimetern
Länge bis zu einem Meter reichen, wie z.B. bei den Axone in der
Wirbelsäule. Meist entspringt dem Zellkörper nur ein Axon, das sich
aber stark aufspalten kann. Am Ende des Axons befinden sich die Synapsen, die
eine Verbindungen mit anderen Nervenzellen herstellen können. Meist stellt
eine Nervenzelle auf diese Weise mit ca. 1.000 anderen Neuronen Verbindung auf,
und benötigt dabei rund 10.000
Synapsen.[138]
Die Synapse ist also eine Verbindung zwischen dem präsynaptischen Axon
und dem postsynaptischen Dendriten. Sendet der Zellkörper einen Impuls aus,
so schüttet die Synapse spezielle Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter
aus. Da die Synapse nicht direkt an der benachbarte Zellmembran anliegt, sondern
einen Spalt von einigen Nanometern läßt, müssen die
Transmittermoleküle diese Strecke zurücklegen und können so an
eigene Rezeptoren am nachgeschalteten Neuron binden und einen komplexen
biochemischen Ablauf in der Membran initiieren. Je nach Art des Rezeptors kann
das Resultat eine Erregung oder Hemmung des postsynaptischen Neurons sein. In
einigen Fällen ist dabei aber nicht nur das nachgeschaltete, sondern auch
das ausschüttende Neuron betroffen. Ob das Neuron nun genügend erregt
wird um selbst einen Impuls auszusenden hängt von der Summe aller
eingehenden Reize ab, da die Nervenzelle ja viele Dendriten ausbildete die mit
Tausenden von anderen Zellen in Verbindung stehen. Man spricht dabei von der
Konvergenz der Informationsübertragung. Anderseits sendet das Neuron
aber auch selbst an viele andere Zellen Impulse, da sich das Axon in seinem
Verlauf ja stark verzweigt. Hier ist von Divergenz die Rede.
Zeichnung “The Neuron” Seite 18
Zeichnung “The Neuron” Seite 18
Konvergenz und Divergenz sorgen dafür, daß Neuronen miteinander
in Beziehung stehen und Bereiche ausbilden, in denen besonders die
Zellkörper stark konzentriert sind. Man nennt diese Gebiete Kerne (lat.
Nuclei), die sich untereinander zu großen Strukturen wie etwa dem
Thalamus oder dem Hippocampus gruppieren können. Auch Axone können
Bündel bilden die von einer Gruppe von Zellkörpern Leitungen zu einer
anderen ziehen, wie z.B. die pyramidalen Bahnen.
Die Neuronen machen aber nur rund die Hälfte des Hirnvolumens aus, die
anderen 50 % nehmen die sogenannten Gliazellen ein. Ihre Rolle ist mit Ausnahme
der Schwann’schen Zellen noch immer nicht verstanden. Diese Zellen bilden
Myelinhüllen um Axone und beschleunigen dadurch die Leitungsgeschwindigkeit
von Impulsen. Andere Gliazellen stützten und stabilisieren das neuronale
Geflecht. Sie sind am Aufbau der Blut-Hirn-Schranke beteiligt, die das Gehirn
vor schädlichen Einflüssen schützt und nehmen zahlreiche
Hilfsfunktionen wahr. Ob auch sie Rezeptoren zur Bindung von Neurotransmittern
besitzen ist bis jetzt noch unklar. Fest steht daß die Existenz der
Gliazellen eine der vielen Unbekannten ist, die dazu beiträgt, daß
das Rätsel des menschlichen Gehirns noch lange nicht vollständig zu
lösen sein wird.
Der Zellkörper
Der Zellkörper oder das Soma weist am meisten ähnlichkeit
mit anderen Körperzellen auf. Es besitzt die gleichen Zellorganellen
(Mitochondrium, Endoplasmatisches Retikulum, Golgi Apparat, Lyosom u.a.) und
trägt in seinem Kern den genetischen Code. Zellkörper werden je nach
ihrer Form in Kugel- oder Pyramidenzellen unterschieden. Dem Soma kommt
fundamentale Bedeutung dadurch zu, daß es durch seine Erregbarkeit
bestimmt, ob das Neuron einen Impuls aussendet. Informationen, die über die
Dendriten oder auch den Zellkörper direkt aufgenommen werden, können
die Erregbarkeit fördern oder hemmen. Der Nettoeffekt drückt sich dann
in der Erzeugung eines Aktionspotentials aus. Obwohl psychoaktive Substanzen
eher im Bereich der synaptischen Terminals eingreifen, können sie ihre
Wirkung auch über eine direkte Einflußnahme am Zellkörper
entwickeln
Das Axon
Generiert der Zellkörper in Folge seiner Erregung ein sogenanntes
Aktionspotential, muß dieses so schnell wie möglich weitergeleitet
werden. Das geschieht über das Axon, das auch Nervenfaser oder Neurit
genannt wird, und das meist von einer sogenannten Markscheide umgeben ist, um
die Leitgeschwindigkeit zu erhöhen. über das Axon werden auch die im
Zellkörper synthetisierten Proteine und Vesikel in die synaptischen
Terminals transportiert. Das geschieht über einen molekularen Motor, der
mit der Umwandlung von ATP zu ADP betrieben wird. Von psychotropen Substanzen
bleibt das Axon trotz seiner bedeutenden Rolle in der Informationsweiterleitung
in der Regel unbeeinflußt.
Synaptische Terminals
Am Ende den Enden der verästelten Nervenfaser befinden sich
synaptische Endknöpfchen, insgesamt rund 10.000 pro Axon. Sendet der
Zellkörper ein Aktionspotential das über das Axon geleitet wird, so
strömt Calcium in das Endknöpfchen ein. Dies setzt eine Reihe von
biochemischen Prozessen in Gang, die die Ausschüttung des Botenstoffes zur
Folge haben. Die mit Transmittermolekülen gefüllten Bläschen, die
Vesikel, aktivieren ein Protein in ihrer Hülle, das sie an der
Nervenmembran andocken und dann mit ihr verschmelzen läßt. Dieser
Vorgang wird als Exocytose bezeichnet. Der Neurotransmitter wird dabei in
den synaptischen Spalt entlassen, wo er sich an die Rezeptoren des
postsynaptischen Neurons binden kann. Die nun leeren Vesikel werden im Inneren
der Endknöpfe entweder zersetzt oder wieder angefüllt. Auch die
Transmittermoleküle, die sich frei im Spalt befinden, nachdem sie ihre
Bindung mit den Rezeptorproteinen aufgegeben haben, werden entweder wieder in
die synaptischen Terminals transportiert oder von eigenen Enzymen noch im Spalt
metabolisiert. Die meisten psychoaktiven Substanzen entfalten im Bereich der
Synapsen ihre Wirkung indem sie z.B. die Ausschüttung von Neurotransmittern
provozieren oder aber die Transmittermoleküle selbst imitieren und sich
ihrer Statt an die Rezeptoren binden, was mitunter ein völlig anderes
Ergebnis am postsynaptischen Neuron zur Folge
hat.
Die Dendriten
Die Nervenfasern eines Neurons stehen also über die Synapsen mit den
Dendriten eines anderen Neurons in Kontakt. Der Membran des postsynaptischen
Dendriten kommt dabei eine spezielle Rolle zu. Die Doppelschicht lipider
(d.h. fetthaltiger) Moleküle bildet dabei wie in vielen anderen Zellen eine
Schutzhülle. In diese Schicht sind verschiedenartige Molekülkomplexe
eingebettet, unter anderem die für die Dendriten typischen
Rezeptorproteinkomplexe. Werden durch einen Nervenimpuls Botenstoffe, die
sogenannten Neurotransmitter freigesetzt, binden sich diese an die Rezeptoren
und verändern deren Struktur. Meist sind die Rezeptorproteine so
angeordnet, daß sie in ihrer Mitte einen Kanal bilden, der einen Durchgang
von der Innen- zur Außenseite der Nervenmembran öffnet, wenn ein
Transmittermolekül andockt. Der Botenstoff wirkt also wie ein
Schlüssel der ein Schloß, nämlich den Kanal öffnen kann.
Während der Kanal offensteht können selektiv bestimmte Ionen
(normalerweise Ca++, Na+, K+ oder
Cl-) in die postsynaptische Zelle ein- oder austreten können.
Nach einer bestimmten Zeit löst sich das Transmittermolekül und die
Pore schließt sich wieder. In der Zwischenzeit wurden durch den
Ioneneintritt die elektrischen Eigenschaften des Neurons verändert. Das
kann auch durch sogenannte sekundäre Botenstoffe (second messenger)
geschehen. In einem solchen Fall ist der transmembrane Ionenfluß nur der
Auslöser, der eine Vielzahl innerzellulärer Vorgänge in Gang
setzt, die dann die änderung bewirken.
Eine Veränderung der elektrischen Spannung eines Neurons
gegenüber dem Außenmedium kann das Entstehen eines Aktionspotentiales
entweder begünstigen oder hemmen. Wird dabei der Unterschied der Ladungen
inner- und außerhalb der Membran verringert, d.h. depolarisiert,
wirkt sich das günstig auf das Entstehen eines Impulses aus und man spricht
von einem EPSP (exzitatorisches postsynaptisches
Potential). Im anderen Fall, bei einer Erhöhung der Spannung durch
Hyperpolarisation, die hemmend wirkt, ist von einem IPSP
(inhibitatorisches postsynaptisches Potential) die
Rede. Da ein Neuron zu jeder Zeit von einer Vielzahl von erregenden und
hemmenden Potentialen beschossen wird, befindet es sich in einem für sich
speziellen Gleichgewicht, welches durch das Einwirken von psychedelischen
Drogen, die körpereigene Neurotransmitter imitieren, gestört
wird.
Die Gliazellen
Gliazellen, deren Zahl die der Neuronen um das 10fache übersteigt,
umgeben diese und füllen den Platz zwischen ihnen aus. Man unterscheidet
zwei Arten dieser Zellen: Astrocyten und Oligodendrocyten. Letztere, deren Name
“Zellen mit vielen Verästelungen” bedeutet bilden die
Markscheide und heißen in peripheren System auch Schwann’sche
Zellen. Sie ermöglichen erst eine ausreichend rasche Weiterleitung eines
Impulses. Ihre Beschädigung geht mit Krankheiten wie Multipler Sklerose
einher. Wahrscheinlich haben die Gliazellen neben der Myelination auch Anteil an
weniger gut verstandenen Funktionen wie etwa der Aufnahme von Ionen, der
Stabilisierung des Geflechts von Nervenzellen oder gar dem Speichern von
Erinnerungen.[139]
Signalübertragung im Gehirn[140]
Um Signale von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleiten zu
können, bedienen sich die Neuronen des sogenannten Aktionspotentiales. Es
ermöglicht bei seiner Ankunft in den Synapsen das Einfließen von
Calcium in die Endknöpfchen und die Ausschüttung von Neurotransmittern
in den synaptischen Spalt.
Das Neuron im Ruhezustand
Die Doppelmembran der Nervenfaser trennt Medien verschiedener
Ionenkonzentration. Auch wenn kein Aktionspotential über das Axon geleitet
wird, entsteht so in Folge der unterschiedlichen Ladungskonzentration eine
elektrische Spannung. Kalium-Ionen weisen eine hohe Konzentration an der
Membraninnenseite, Natrium-Ionen an der -außenseite auf. Alle Kanäle,
die einen Austausch zwischen beiden Ionenarten erlauben würden sind im
Ruhezustand geschlossen. Gelegentlich dennoch diffundierende Ionen werden durch
spezielle Pumpenproteine wieder auf die richtige Seite transportiert. In diesem
Zustand befinden sich insgesamt mehr Kationen außerhalb der Membran,
weshalb die Spannung, das sogenannte Ruhepotential in negativen Voltwerten
angegeben wird. Dieses Ruhe- oder Membranpotential bewegt sich im Bereich von
rund -80 mV.
Entstehung eines Aktionspotentiales
Im Gegensatz zu den Ionenkanälen auf den Dendriten, die
hauptsächlich durch Transmitter, d.h. chemisch, gesteuert werden, sind die
axonischen Kanäle spannungsabhängig. Wird die Ruhespannung nun
herabgesetzt, z.B. durch die Signale von vorgeschalteten Neuronen, und
überschreitet dabei einen gewissen Schwellenwert, so verändert sich
der Zustand der Kanäle signifikant genug, um ein Aktionspotential
(spike) zu erzeugen. Es öffnen sich wie in einer Kettenreaktion
sämtliche Natriumkanäle eines Abschnittes und lassen die
Ladungsträger ins Innere strömen, das sich dadurch kurzfristig der
Außenseite gegenüber positiv auflädt. Etwa eine Millisekunde
später öffnen sich dann Kaliumkanäle und stellen das
Ruhepotential wieder her, indem sie die Ionen ins Außenmedium entlassen.
Die Pumpenproteine sorgen anschließend für eine Wiederherstellung der
ursprünglichen Konzentration. Das Aktionspotential pflanzt sich über
das ganze Axon bis zu den Endknöpfchen hin fort, indem es an benachbarten
Stellen ebenfalls das Membranpotential über den Schwellwert erniedrigt und
somit den Impuls weiterleitet. Das Vorhandensein einer Markscheide beschleunigt
diesen Prozeß. Die Amplitude des Aktionspotential bleibt aber immer
gleich.
Die Reizstärke ist also nicht an der Höhe des Aktionspotentials,
sondern vielmehr an seiner Frequenz abzulesen. Da ein Axon nach einem gerade
abgefeuerten Impuls eine gewisse Zeit gänzlich unerregbar und dann nur mit
erheblichen Mehraufwand erregbar ist (absolute und relative
Refraktärzeit), muß eine sehr große Erregung vorhanden sein
um nach kurzer Zeit weitere Aktionspotentiale zu erzeugen. Dennoch kommt es in
großer Zahl vor, daß Neuronen spontan (d.h. ohne äußeren
Anlaß) regelmäßig oder in Mustern Impulse
feuern.[141]
Kommunikation via Neurotransmitter
Neurotransmitter sind die in den synaptischen Vesikeln gespeicherten
Botenstoffe, die bei einem impulsinduzierten Calciumeinstrom durch den Vorgang
der Exocytose in den synaptischen Spalt diffundieren. Mittlerweile sind rund 40
Transmitterstoffe bekannt, ihre Gesamtzahl wird aber auf bis zu 100
geschätzt. Einige Transmitter werden als Neurohormone bezeichnet, da sie
nicht ausschließlich im Gehirn vorkommen und auch in anderen Teilen des
Körpers Veränderungen auslösen, wie z.B. das Adrenalin. Die
Grenzen sind aber hier fließend, da ein bestimmter Stoff selten nur eine
einzelne Funktion erfüllt.
Transmittermoleküle müssen in den Neuronen meistens erst durch
eigene Enzyme synthetisiert werden und werden durch eben solche auch wieder
abgebaut. Die einzelnen Moleküle, die als Liganden bezeichnet werden,
binden nach ihrer Ausschüttung an Rezeptoren, für die sie eine hohe
Affinität aufweisen. Oft gibt es für einen Neurotransmitter aber
mehrere gleichwertige Subtypen eines Rezeptors. Da kein Subtyp bevorzugt wird,
wird an jeden gleich stark gebunden. Ein Gleichgewicht, das durch psychoaktive
Substanzen leicht gestört werden kann. Neuronen die einen gemeinsamen
Neurotransmitter als Botenstoff verwenden kommen meist in direkter Nachbarschaft
und eng umrissenen Gebieten vor, die oft mit den bereits erwähnten Nuclei
und Bahnen identisch sind.
Neurotransmitter sind entweder einfache organische Moleküle
(Monoamine), Aminosäuren oder ganze Peptidketten, wie z.B. die Endorphine
(körpereigene Opioide). Einige der verbreitetsten Neurotransmitter sind
beispielsweise:
Tabelle 10: Bekannte
Neurotransmitterstoffe[142]
Den einzelnen Subtypen des Serotoninrezeptors kommt bei der Erklärung,
wie Halluzinogene ihre Wirkung entfalten konnen, eine entscheidende Rolle zu.
Sie werden an anderer Stelle ausführlich besprochen. Verwiesen sei auch auf
die Literaturangaben in den einzelnen
Kapiteln.
Literaturverzeichnis
- Drogen und Psychopharmaka, Robert M. Julien
Spektrum Akademischer Verlag. Heidelberg, Berlin, Oxford 1997 - Lexikon 2000
Wissen Verlag Stuttgart 1971 - Biologie Teil 2, Linder
Verlag Gustav Swoboda & Bruder. Wien 1989 - The Neuron, Irvin B. Levitian/Leonard K. Kaczmarek
Oxford University Press. New York, Oxford 1997 - Gehirn
Anhang D: Beilagen
Erklärung
Ich erkläre, daß ich diese Fachbereichsarbeit ohne fremde Hilfe
verfaßt und dazu nur die angegebene Literatur verwendet habe.
Außerdem habe ich die Arbeit einer Korrektur unterzogen und Tippfehler
ausgebessert.
Quellennachweis
Die Portraits am Ende jedes Kapitels zeigen Albert Hofmann (Seite 10),
Barry Jacobs (Seite 30), Sigmund Freud, Otto Rank, Carl Gustav Jung (alle Seite
35), Aldous Huxley und Timothey Leary (beide Seite 40). Außerdem sind
Kalottenmodelle vom LSD-Molekül (Deckblatt und Seite 15) und
Serotonin-Molekül (Seite 49) sowie ein Delysid-Präparat samt
Beipacktext (Seite 22) abgebildet.
S. 6: Pflanzen der Götter, AT Verlag 1995, S. 39
S.10: Der Grüne Zweig 150, Nachtschatten Verlag, S. 3
S.11: LSD - A total Study (Albert Hofmann), S. 128 (Vorlage), 130
S.12: LSD - A total Study (Siva Sankar), S. 88
S.15: erstellt mit Hilfe des Computerprogrammes CHEMICAL for Windows
V1.5
S.17: Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie, Nr. 60 (1947),
S. 286
S.22: Der Grüne Zweig 159, Nachtschatten Verlag, S. 6; LSD - Mein Sorgenkind, S. 55
S.22: Der Grüne Zweig 159, Nachtschatten Verlag, S. 6; LSD - Mein Sorgenkind, S. 55
S.27: American Scientist, Volume 67 (1979), S. 400
S.30: Internet, Homepage von Mr. Barry Jacobs
S.35: Der Mensch und seine Symbole, Walther Verlag 1968, S. 26,
Umschlagbild hinten
S.40: Serie Piper Nr. 6 (Huxley), Umschlagbild hinten; Rätsel des
Geistes, Time Life, S. 115 (Leary)
S.42: American Scientist, Volume 67 (1979), S. 397
S.43: Journal of Clinical Psychiatry, Volume 53/10 (1992), S. 3
S.44: American Scientist, Volume 75 (1987), S. 390
S.45: Drogen und Psychopharmaka, Spektrum Akademischer Verlag 1997, S.
503
S.47: erstellt mit Hilfe des Computerprogrammes CHEMICAL for Windows
V1.5
Index
[ ]1 aus: Die Zeit, Nr 1/53.
Jahrgang vom 2. Jänner 1998
[ ]2 Persönliche
Korrespondenz
[ ]3 aus: Thomas Bernhard, Der
Keller, S. 37
[ ]4 aus: Thomas Bernhard, Der
Keller, S. 39
[ ]5 vgl. [1], S. 39
[ ]6 vgl. [2], S. 193
p.
[ ]* Albert
Hofmann meint in [3] dazu:
“Es ist überliefert, daß den [in den
eleusischen Mythos] Einzuweihenden vor der letzten Zeremonie ein Trank, der
κυκεον,
verabreicht wurde. Man weiß auch, daß Gerstensaft und Minze
Bestandteile des
κυκεον
waren. Religionswissenschaftler und Mythenforscher [...] sind der Meinung,
daß dem
κυκεον
eine halluzinogene Droge beigemischt war.” Und
weiter: “In der Publikation ¸Der Weg nach
Eleusis’ wird die Möglichkeit erwogen, daß es sich dabei um ein
Präparat aus Mutterkorn gehandelt haben
könnte.”
Leider war es mir trotz intensiver Bemühungen nicht möglich,
Zugang zu diesem Werk zu erhalten, so daß dieser sicherlich überaus
interessante Aspekt der Geschichte des Mutterkorns in dieser Arbeit leider nicht
gebührend berücksichtigt werden kann.
[ ]7 cit. [4], S. 197
[ ]8 cit. [1], S. 103
[ ]9 vgl. [1], S. 102
p.
[ ]10 vgl. [3], S.
18
[ ]11 vgl. [4], S.
198
[ ]12 vgl. [3], S. 19
pp.
[ ]13 vgl. [5], S. 43
pp.
[14] leicht verändert nach [5], S.
52
[ ]* siehe
auch die Strukturformel in Anhang B
[15] vgl. [6], Stichwort
“Ergot-Alkaloide”
[16] vgl. [3], S. 22 pp.
[17] cit. [3], S. 27
[18] cit. part. [3], S. 29 pp.
[19] einige Daten aus [1], S.
102
[ ]* In
Ermangelung allgemein verständlicher Artikel zur Chemie des LSD,
mußte ich diesen Abschnitt auf jene Bereiche kürzen, die in Kenntnis
des Oberstufen-Chemiestoffes nachvollziehbar sind.
[ ]** sie
lautet C20H27ON3 und weist ein Molekulargewicht
von 325,4 aus.
[ ]20 vgl. [1], S. 126
p.
[ ]* Tatsächlich
beruhen diese Untersuchungen hauptsächlich auf den Arbeiten von Dr. Albert
Hofmann, der ja der Entdecker des LSD ist.
[ ]21 vgl. [2], S. 201
pp.
[ ]22 ibd.
[ ]** Es
sei angemerkt, daß aufgrund dieser Beschreibung niemand im Stande sein
kann, LSD anzufertigen, da nur der reaktionsmäßige Verlauf
wiedergegeben ist. Angaben über Art, Menge und Konzentration der
Lösungsmittel, sowie Hinweise die Arbeitstechnik oder Zeitangaben
betreffend, wurden bewußt ausgelassen. Im übrigen glaube ich kaum,
daß die nötigen Ausgangsmaterialen ohne besondere Befähigung
überhaupt zu beschaffen sind. Wenn jemand also unbedingt an LSD gelangen
möchte, so geschieht dies sicherlich nicht durch die hier beschriebene
Synthese .
[ ]* Ein
Lösen ist nur in organischen Verbindungen möglich, in Wasser sind alle
LSD-Isomere nahezu unlöslich.
[ ]23 vgl. [1], S. 115
pp.
[ ]24 vgl. [3], S.
261
[ ]*** Das
entspricht etwa 1/1.000 - 5/1.000
Gramm pro Kilogramm Körpergewicht
[ ]25 vgl. [5], S. 335
p.
[ ]* Nicht
berücksichtigt sind natürlich Todesfälle, deren Ursache zwar im
Einfluß von LSD liegt (Suizid), aber nicht direkt auf die toxische Wirkung
zurückzuführen sind.
[ ]** Das
bedeutet, daß sich an Positon 2, 12 bzw. 13 am LSD-Molekül eine
OH-Gruppe befindet.
[ ]26 vgl. [3], S. 255
pp.
[ ]27 vgl. [5], S.
337
[ ]28 vgl. [4], S. 565
pp.
[ ]29 ibd.
[ ]30 vgl. [6], S. 66
pp.
[ ]31 einige Daten aus [5], S.
339 p.
[ ]* Ein
berühmtes Beispiel gibt ein Bericht, demzufolge ein indischer Guru auf zwei
extrem hohe Dosen LSD, nämlich 900 bzw. 1200
μg nicht ansprach. Auch gibt es unter
Psychiatrie-Patienten einige, die bis zu einer Dosis von gar 1500
μg resistent bleiben.
[ ]32 vgl. [2], S. 64
p.
[ ]33 cit. [2], S.
61
[ ]** Bei
Tierversuchen werden ungleich höher Dosen, bezogen auf
μg LSD pro kg Körpergewicht, verwendet, so
daß hier meist sehrwohl eine Korrelation vorliegt.
[ ]34 vgl. [2], S. 62
p.
[ ]35 vgl. [4], S.
285
[ ]36 vgl. [1], S.
30
[ ]37 ibd.
[ ]* Das
Erkennen von Formen als Vakuolen, Chromosomen oder Benzolringen geht wohl auf
die naturwissen-schaftliche Beobachtungsweise der Versuchsperson
zurück.
[ ]38 cit. part. [4], S.
287
[ ]** In
[4] findet sich ein interessanter Verweis des Autors auf Johann Wolfgang von
Goethes Farbenlehre, gemäß der “die Farben Gelb, Gelbrot,
Zinnober zur Plusseite gehören, Blau, Rotblau, Blutrot aber zur
Minusseite”. In der Tat kann man einigen Erfahrungsberichten eine
Verbindung zwischen Farben und Gefühlslage entnehmen.
[ ]39 vgl. [1], S. 55
pp.
[ ]40 ibd.
[ ]41 vgl. [4], S. 289
p.
[42] ibd.
[ ]43 vgl. [2], S.
263
[ ]* So
ist für das Auftreten von visuellen Halluzinationen eine funktionierene
Retina nicht zwangsläufig notwendig, wie Versuche mit blinden Probanden
ergaben.
[ ]44 vgl. [6], S.
297
[45] cit. [4], S. 289
[ ]46 vgl. [1], S.
61
[ ]47 vgl. [5], S. 486
pp.
[48] cit. [5], S. 478
[ ]49 vgl. [5], S. 464
p.
[ ]50 vgl. [7], S. 364
pp.
[ ]51 cit. [8], S.
434
[ ]52 cit. [4], S. 293
p.
[ ]53 cit. ibd.
[54] cit. [8], S. 427
[ ]55 cit. [8], S.
432
[ ]* Sämtliche
LSD-Versuche, aus deren Protokollen hier zitiert wird, fanden unter
ärztlicher Aufsicht statt. In [4] schreibt W.A. Stoll
ausdrücklich:
Von Bedeutung ist die Tatsache, daß recht
merkbare Anklänge von Suizidalität bestanden; die ärztliche
überwachung der Versuche ist daher unbedingt
notwendig!
[ ]56 cit. [8], S.
426
[ ]57 cit. [8], S.
431
[58] cit. [2], S. 251
[ ]59 vgl. [2], S. 252
p.
[ ]60 vgl. [2], S.
72
[ ]* S.
Grof bezeichnet das Verabreichen von LSD an eine Person ohne deren Wissen und
Einverständnis, wie dies etwa bei frühen psychologischen
Untersuchungen oder während der Hippie-Kultur gang und gäbe war, aber
auch von Geheimdiensten als Mittel zur Gehirnwäsche erwogen wurde, als
kriminellen Erwartungsrahmen, da er die geistige und körperliche
Gesundheit der betroffenen Person nachhaltig schädigen kann.
[ ]61 vgl. [2], S.
132
[ ]62 vgl. [3], S.
336
[63] vgl. [6], S. 287
[ ]* J.H.
Gaddum et.al. und D.W. Wooley et.al.
[ ]64 vgl. [1], S. 325
p.
[ ]65 vgl. [2], S. 398
pp.
[ ]66 ibd.
[ ]67 Basisdaten aus [2], S.
402
[ ]68 cit. [1], S.
331
[ ]* Huxley
wußte dabei natürlich nicht von der Rolle des Serotoninsystems und
den Raphe Nuclei, sprach aber von einem Ventil, das eingehende Reize, die
für das überleben nicht wichtig wären abhalten würden und
psychedelische Substanzen dieses Ventil zu offnen im Stande
wären.
[ ]** Potenz
angeben für den Menschen, in absoluten Werten (mg)
[]*** ED50
gibt jene Menge an, die nötig ist um bei der Hälfte einer Population
signifikante Wirkungen zu erzeugen
[ ]69 alle Daten aus [4], S.
2507
[ ]* Es
ist üblich das radioaktive Atom in eckigen Klammern anzugeben. Bei den
meisten, relativ einfachen, organischen Molekülen kommt dafür nur das
Tritium in Frage.
[ ]70 vgl. [4], S. 2505
pp.
[ ]71 leicht verändert
nach [4], S. 2509
[ ]** THC,
kurz für Δ-TetraHydroCannabinol, ist der
Wirkstoff des Marijuana.
[ ]72 vgl. [2], S. 400
p.
[ ]73 ibd.
[ ]74 vgl. [5], S. 514
[ ]75 vgl. [3], S.
390
[76] vgl. [5], S. 513
[ ]77 vgl. [5], S.
509
[78] vgl. [5], S. 511 pp.
[79] vgl. [6], S. 239
[80] vgl. [1], S. 523 pp.
[ ]* Bevor
die Sandoz AG 1963 die Abgabe von LSD sperrte, wurde es unter dem Markennamen
Delysid (LSD-25) an ärzte abgegeben. Auf dem Beipacktext finden sich
folgende Indikationen:
a)Zur seelischen Auflockerung bei analytischer
Psychotherapie, besonders bei Angst- und Zwangsneurosen
b)Experimentelle Untersuchungen über das
Wesen der Psychosen
[ ]** Die
Verkürzung beträgt nach einer Schätzung H.C. Leuners etwa zwei
Drittel im Vergleich zur sonst benötigten Zeit. Allerdings muß man
bedenken, daß sich die klassische Psychoanalyse Jahre, wenn nicht
Jahrzehnte hinziehen kann, bis sie zu Ergebnissen kommt.
[ ]81 vgl. [1], S. 39
p.
[ ]82 vgl. [1], S. 48
p.
[ ]* eine
solche einmalig überwältigende Dosis (overwhelming single dose)
beträgt laut Stansilav Grof für LSD zwischen 300 und 1.500
μg.
[ ]83 vgl. [1], S.
161
[ ]84 vgl. [1], S. 42
pp.
[ ]** Im
fogenden beziehe ich mich ausdrücklich auf das theoretische Gebäude S.
Grofs, das in wesentlichen Punkten auch mit anderen, wie etwa dem H. C. Leuners
übereinstimmt.
[ ]85 cit. [2], S.
66
[ ]* COEX
= systems of condensed experience (Systeme verdichteter
Erfahrung)
[ ]86 vgl. [2], S. 67
pp.
[ ]87 ibd.
[ ]88 vgl. [1], S. 308,
360
[ ]** perinatal
ist eine Wortneuschöpfung aus
περι
(= um etwas herum) und natus (= geboren) und bedeutet daher in etwa die
Geburt betreffend .
[ ]89 vgl. [2], S. 120
p.
[ ]90 vgl. [2], S. 125
pp.
[91] vgl. [2], S. 176 p.
[ ]* Grof
definiert die Rolle des LSD so:
Ein hochwirksamer unspezifischer Verstärker oder
Katalysator der biochemischen und neurophysiologischen Vor-gänge im Gehirn.
Es scheint einen Zustand allgemeiner undifferenzierter Aktivierung zu bewirken,
der das Auf-tauchen unbewußten Materials aus den verschiedenen Schichten
der Persönlichkeit begünstigt.
[ ]** Auf
diesen Aspekt der LSD-Forschung wird im Buch “Die Begegnung mit dem
Tod” von Joan Halifax und Stanislav Grof, in dem die Sterbebegleitung
von Krebspatienten beschrieben wird ausführlich eingegangen.
[92] vgl. [1], S. 304 pp.
[93] vgl. [1], S. 260 p.
[ ]* Möchte
man die Ebenen jeweils einer bestimmten Schule zuordnen so wäre dies die
Psychoanalyse Sigmund Freuds, das von Otto Rank beschriebene “Trauma der
Geburt” und C.G. Jungs Lehre der Archetypen.
[ ]94 vgl. [1], S. 64
p.
[ ]* u.
a. NeuroLogic, über die Kriminalisierung des Natürlichen
oder Höhere Intelligenz und Kreativität
[ ]95 cit. [1], S.
189
[ ]96 cit. nach Albert
Hofmann
[ ]* vgl.
dazu auch den Begriff krimineller Erwartungsrahmen in der Fußnote
auf S. 21
[ ]97 österreichisches
Suchtgiftgesetzt, § 11
[ ]98 vgl. [2]
[ ]99 vgl. [3]
[ ]* die
Essays The Doors of Perception (Die Pforten der Wahrnehmung) und
Heaven or Hell (Himmel oder Hölle)
[ ]100 cit. nach Aldous
Huxley
[ ]101 cit. nach Ernst
Jünger, aus dem Roman Heliopolis
[ ]* siehe
auch die Strukturformel in Anhang B
[ ]** Die
Transmitterstoffe Adrenalin (Epinephrine), Noradrenalin (Norepinephrine) und
Dopamin werden gewöhnlich zur Gruppe der Catecholamine
zusammengefaßt.
[ ]* siehe
auch die Strukturformeln in Anhang B
[ ]** Aminosäuren
die Vorstufen für Neurotransmitter oder -hormone sind werden in der
Literatur auch als biogene Amine bezeichnet.
[ ]*** Eine
gebräuchliche Abkürzung für Serotonin ist 5-HT, was sich von
seinem chemisch korrekten Namen ableitet.
[ ]102 vgl. [3], S. 105,
107
[ ]103 vgl. [4], S. 215
p.
[ ]104 vgl. [5], S. 4
pp.
[ ]105 ibd.
[ ]106 ibd.
[ ]107 ibd.
[ ]108 cit. [4], S.
217
[ ]109 vgl. [5], S.
10
[ ]* Der
Name “Serotonin” setzt sich ja aus den Bestandteilen serum
und tonus (= Muskelspannung) zusammen.
[ ]110 vgl. [6], Stichwort
“Serotonin”
[ ]111 vgl. [1], S.
389
[ ]* Es
sind sowohl Agonisten, als auch Antagonisten aufgeführt. Es sind nach
Möglichkeit jene Substanzen aufgeführt, die eine sehr hohe
Affinität für den jeweiligen Subtyp aufweisen.
[ ]** Der
5-HT1A-Subtyp stellt den strukturell am besten erforschten
Serotoninrezeptor dar. Bei ihm ist als einzigen auch die molekulare
Größe bekannt. Sie beträgt 60 kD für den eigentlichen
Rezeptorkomplex und 90 kD für das G-Protein.
[ ]112 vgl. [2], S. 8
pp.
[ ]113 ibd.
[ ]* Das
hat allerdings keinen Einfluß auf seine Bezeichnung. Er wird daher immer
noch als 5-HT1C bezeichnet.
[ ]114 ibd.
[ ]115 ibd.
[ ]116 ibd.
[ ]117 ibd.
[ ]* u.a.
D.W. Wooley et.al.
[ ]** eine
der abstrusesten Theorien wollte die Schizophrenie sogar durch einen
serotonininduzierten Abfall des Blutdrucks im Gehirn erklären.
[ ]118 vgl. [7], S. 199,
202
[ ]119 leicht verändert
nach [8], S. 3
[]***
Durch das Fehlen dieser Aminosäure konnte kein neues Serotonin
synthetisiert werden. Siehe dazu auch den Absatz
Serotoninsynthese und -stoffwechsel auf
Seite 42 .
[ ]120 vgl. [8], S. 5
p.
[ ]* der
Ausdruck vor dem Querstrich gibt eine ungefähre Angabe über die
Spezifität für Monoamine im allgemeinen, der nach dem Querstrich nur
für Serotonin .
[ ]** trycyclisch
deutet auf eine gleiche Struktur aus drei Ringen hin, die allen diesen
Präparaten zugrunde liegt .
[121] vgl. [7], S. 203 pp.
[ ]122 ibd.
[ ]123 vgl. [7], S. 293
pp.
[124] Schema entnommen aus: Kompendium
der Psychopharmakotherapie, Walter Pöldinger, S. 107
[125] Strukturformeln entnommen aus:
American Scientist Volume 75, S. 388, 391
[126] Strukturformel entnommen aus: LSD
- A Total Study, Siva Sankar, S. 54; Tabelle leicht verändert,
ibd.
[127] Schema unter zu Hilfenahme der
Strukturformel aus Chemistry of LSD, Albert Hofmann, S. 117
entwickelt
[128] Strukturformeln entnommen aus:
LSD - A Total Study, Siva Sankar, S. 159, 576
[]*
Dieses Kapitel stellt notwendigerweise eine Zusammenfassung aus den im
Literaturverzeichnis angeführten Werken dar. Ich habe mich bemüht
einen möglichst geschlossenen überblick zu geben, wobei vielerlei
Information kombinert wurde, sodaß dieser Anhang hoffentlich mehr als nur
ein Exzerpt aus medizinisch-biologischen Lehrbüchern darstellt und auch
einen nicht geringen Anteil an eigener Arbeit beinhaltet.
[129] vgl. [2], Stichwort
“Nervensystem”
[130] leicht verändert nach [1], S.
481
[]*
nämlich an der spezifisch-sensorisch Komponente der von Roland Melzack
formulierten Schmerztheorie. Vergleiche auch das Buch “Die Begegnung mit
dem Tod”, Stanislav Grof/Joan Halifax
[]**
Otto Löwis historischer Versuch mit dem Vagusnerv gilt als Grundstein der
modernen Neurobiolgie. Sein Experiment wird u.a. in [4] auf S. 14 genauer
erläutert.
[131] vgl. [3], S. 122
[132] vgl. [6], S. 101
[133] vgl. [1], S. 482
[]*
Die obere Hirnanhangsdrüse, die Epiphyse, gelangte unter dem Namen
Zirbeldrüse zu einer gewissen Bekanntheit. Sie spielt in den
überlegungen des französischen Philosophen René Descartes
(1596-1650) die Rolle einer Mittlerin zwischen Geist und Körper.
[134] vgl. [1], S. 482
[135] vgl. [6], S. 142 pp.
[136] vgl. [3], S. 116
[137] vgl. [5], S. 122 pp.
[138] vgl. [1], S. 492
[139] vgl. [4], S. 25 pp.
[ ]140 Bei diesem Kapitel
erwies sich das unter [4] im Literaturverzeichnis angeführte Werk
“The Neuron” als sehr hilfreich. Zahlreiche Details, wie etwa die
verschiedensten Komponenten der Ströme und Baupläne der
Ionenkanäle finden sich dort beschrieben, würden aber den Rahmen einer
Fachbereichsarbeit sprengen und sind auch für das Verständnis von der
Wirkung psychedlischer Drogen nicht von essentiellem Interesse.
[141] vgl. [5], S. 3 pp.
[142] leicht verändert nach [4], S.
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