Den Manen Johann Gottfried Pahls von Wilhelm Zimmermann
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Was berühmt ihr euch mit diesen Tagen, |
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Und was preißt als groß ihr sie so warm? |
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Tage, reich an Worten nur und Fragen, |
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Doch an Männern und an Thaten arm? |
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So viel Bäume jetzt auch Blüthen tragen, |
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So viel Blumen rings auch zeigt die Au, |
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Wo sind sie, die Stämme, welche ragen |
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Fruchtvoll, stark, die Krone hoch im Blau? |
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Wo sind sie, die herrlichen und schlanken, |
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Jene Göttersöhne unsres Hains? |
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Längst die Palmen und die Cedern sanken, |
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Und uns blieb von ihren Häuptern keins. |
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Selbst die Eichen und die kern’gen Buchen |
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Selten werden sie im deutschen Bann, |
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Bald wird lange man nach einem suchen, |
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Der das Wort verdient: „Das ist ein Mann!“ |
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Aber du, du warst ein Mann! Mit Würde |
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Trugest du der deutschen Erde Noth, |
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Deutschen Geistes allgemeine Bürde, |
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Aß’st im Schweiß des Angesichts dein Brot. |
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Ohne Klage liefst du, ohn’ Ermatten, |
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Durch den Glutsand deiner Bahn dahin, |
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Erst der Abend gab dir kühlen Schatten, |
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Labetrank und Ruh auf weichem Grün. |
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Felsen sah vom Wetter ich durchschüttert, |
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Sturmfest standen sie in sichrer Ruh, |
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Von dem Blitz gekreuzt, doch unzersplittert: |
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So ein Fels und Mann, so warst auch du. |
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Des Geschickes schwere Schläge fuhren |
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Auch auf deine eherne Gestalt, |
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Gruben äzend ein die Flammenspuren, |
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Doch du standst, sie löschten, abgeprallt. |
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Greise werden meist jetzt unsre Jungen |
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Eh das Roth sich von der Wange stahl; |
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Doch von siebzig Jahren unbezwungen, |
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Flammte frisch aus dir der Jungend Strahl. |
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Feuer ward dein Aug, die Wange Feuer, |
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Deine Zunge Feu’r, ein Schwert gezückt, |
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Galt es jene Schlangenungeheuer, |
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Die der Menschheit schönen Leib umstrickt. |
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Nach dem Herzen deutend mit der Rechten, |
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Mit der Linken weisend nach dem Licht, |
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Sprachest du in deiner Zeit Gefechten, |
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Wie ein Priester seines Volkes spricht. |
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Da, als unter fremdem Fuß gebeuget |
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Auch zu seufzen nur es sich gescheut, |
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Hast du laut, ein Held, für es gezeuget, |
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Dich dafür zu opfern, selbst bereit. |
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Taghell, wie die Sonne, war der Glaube, |
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Den du nanntest deines Lebens Ruh, |
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Frei von jedem nachtgespinnst’gen Laube, |
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Ging dein Weinstock seiner Reife zu. |
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Du warst Mensch im priesterlichen Kleide, |
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Feind der finstern Heuchelei der Zeit, |
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Deines Geistes Element war Freude, |
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Schönes Leben der Geselligkeit. |
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Golden war der Saame, durchgesichtet, |
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Den du in die Furchen deiner Zeit, |
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Deren Nacht du rastlos mitgelichtet, |
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Als ein Treuer deines Volks gestreut. |
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Starb auch in der Erde, die’s empfangen, |
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Jenes Saamenkorn längst modernd ab, |
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Eine reiche Aerndte aufgegangen |
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Wallet blühend über deinem Grab. |
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Gerne schmückt den Sarg geliebter Todten |
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Noch die Freundschaft mit dem Blumenkranz. |
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Und der Sänger wählt das Lied zum Boten |
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Nach den Ufern jenes sel’gen Lands. |
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Beut das Leben, wie in diesen Tagen, |
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Wenig, was die Harfe feiern kann: |
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Ziemt’s, an todter Männer Grab zu klagen, |
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Und ich klage dich, du warst ein Mann! |
Details zum Gedicht „Den Manen Johann Gottfried Pahls“
Wilhelm Zimmermann
9
72
462
1839
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts mit dem Titel „Den Manen Johann Gottfried Pahl's“ ist Wilhelm Zimmermann, ein deutscher Historiker und Dichter aus dem 19. Jahrhundert. Es lässt sich daher zeitlich in die Epoche des Vormärz einordnen.
Bei der ersten Lektüre des Gedichts fällt die feierliche und respektvolle Stimmung auf, die dem Leser eine Vorahnung von der Bedeutung des beschriebenen Mannes gibt. Auf der anderen Seite ist eine Kritik an der damaligen Gesellschaft zu erkennen, die durch ihre Wortwahl und Metaphern stark betont wird.
Inhaltlich handelt das Gedicht von der Würdigung des verstorbenen Johann Gottfried Pahl. Das lyrische Ich beklagt die Abwesenheit wahrer Männer und Taten in der heutigen Zeit und preist Pahl als Beispiel für einen echten Mann, dessen Taten einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Das lyrische Ich lobt Pahl für sein standhaftes Überstehen von Schwierigkeiten, seine unbändige Jugendlichkeit selbst im hohen Alter und seinen Einsatz für sein Volk. Pahl wird als ein Mann dargestellt, der achtet, stark, loyale und bereit ist, sich für andere zu opfern.
Formal besteht das Gedicht aus neun Strophen, jede Strophe mit acht Versen. Es handelt sich also um eine sehr strukturierte Form, die oftmals verwendet wird, um Respekt oder Ehrerbietung in der Dichtung auszudrücken. Die Sprache ist reich an Metaphern und Bildern, die Natur- und Kriegselemente verwenden, um die Stärke und den Kampfgeist Pahls zu betonen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht eine Ehrung für Johann Gottfried Pahl ist und zugleich eine Kritik an den Zeitgenossen, die nicht das gleiche Maß an Mut, Stärke und Hingabe zeigen. Durch seine strukturierte Form und bildhafte Sprache vermittelt das Gedicht ein Geist von Respekt und Bewunderung für den verstorbenen Mann und stellt ihn als Vorbild für andere dar.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Den Manen Johann Gottfried Pahls“ des Autors Wilhelm Zimmermann. Geboren wurde Zimmermann im Jahr 1807 in Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1839 zurück. Der Erscheinungsort ist Stuttgart. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das vorliegende Gedicht umfasst 462 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 72 Versen. Zum Autor des Gedichtes „Den Manen Johann Gottfried Pahls“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.
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