Dem toten Freunde von Heinrich Kämpchen

Immer enger wird der Kreis
Derer, die mit mir gelitten,
Derer, die mit mir gestritten
Einst in Tagen schwül und heiß –
 
Auch Dich hat es nun entrafft
Plötzlich in das Reich der Toten,
Auch du wurdest heim entboten
Für die letzte stille Haft. –
 
Bruder, Freund – du warst es mir –
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Haben wir uns doch verstanden,
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Wo die andern sich nicht fanden,
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Nah am Grabe dank’ ich’s dir. –
 
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Und wenn man dein Tun verkannt,
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Ich will für dich Zeugnis geben:
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Ehrlich, ehrlich war dein Streben,
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Keinem Truggold zugewandt. –
 
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Warst ein Kämpfer treu und echt,
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Der für’s Knappenwohl gestritten,
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Der gehungert und gelitten
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Und in Fesseln ging für’s Recht. –
 
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Undank ist zumeist der Lohn –
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Auch dir wurde schnöd’ vergolten,
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Auch du wurdest oft gescholten
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Und gekränkt durch Spott und Hohn.
 
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Aber nie hast du geschmäht,
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Nur den Unverstand bedauert
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Und im Stillen oft getrauert,
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Bis dein Atemzug verweht. –
 
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Ruhe sanft im Totenhain,
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Ueberschattet von Zypressen,
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Lust und Leid sind nun vergessen,
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Aber Freund. ich denke dein. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Dem toten Freunde“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
166
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht ist „Dem toten Freunde“ von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller, der im Zeitraum von 1847 bis 1912 lebte. Daher lässt sich das Werk zeitlich in das späte 19. bis frühe 20. Jahrhundert einordnen, genauer gesagt der Epoche des Realismus und Naturalismus.

Das Gedicht wird vom lyrischen Ich an einen kürzlich verstorbenen Freund gerichtet. Der erste Eindruck des Gedichts ist von einer melancholischen und trauernden Stimmung geprägt, durchzogen von Respekt und Anerkennung für den Verstorbenen.

Inhaltlich thematisiert das lyrische Ich den Tod eines engen Freundes, dessen Tod das Gefühl hervorruft, dass der Kreis der Leidensgenossen immer kleiner wird. Der Verstorbene Freund ist plötzlich „entrückt“ und befindet sich nun im Reich der Toten. Das lyrische Ich bekräftigt die tiefe Freundschaft, die es mit dem Verstorbenen verband, und betont, dass sie sich besser als andere verstanden haben. Der Freund wird postum für sein ehrliches Streben und seine Treue gelobt, der trotz Unterdrückung und Hohn für das Recht gekämpft hat.

Formal besteht das Gedicht aus acht Strophen mit jeweils vier Versen, was eine klare und geregelte Struktur vermittelt. Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt, ohne viele sprachliche Bilder oder Metaphern, wodurch die Botschaft der Trauer und Bewunderung deutlich hervortritt. Durch die Erzählung in der ersten Person entsteht eine intime, persönliche Atmosphäre, die den Leser in die emotionale Welt des lyrischen Ichs eintauchen lässt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Dem toten Freunde“ von Heinrich Kämpchen ein bewegendes Gedicht ist, das die Trauer um den Verlust eines Freundes und die Wertschätzung für dessen Charakter und Taten zum Ausdruck bringt. Dabei bedient sich der Autor einer klaren, direkten Sprache und einer faktischen, geregelten Struktur, wodurch die melancholische, aber aufrichtige Botschaft des lyrischen Ichs gut vermittelt wird.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dem toten Freunde“ des Autors Heinrich Kämpchen. 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 166 Wörter. Es baut sich aus 8 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Marienbrönnlein“, „Am Rhein“ und „Am Weinfelder Maar“. Zum Autor des Gedichtes „Dem toten Freunde“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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