Dem Oberhenker von Heinrich Kämpchen

Wir hatten Henker schon übergenug,
Großhenker mußten noch kommen –
Nun hat der tapfere Wladimir
Den Posten übernommen. –
 
Und weil zu solch’ einem hohen Amt
Man Probearbeit muß machen,
So ließ er im heiligen Petersburg
Gar lustig die Salven krachen. –
 
Sie stürzten nieder, sie sanken hin,
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Die waffenlosen Rebellen –
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Was brauchte sich auch das dumme Volk
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Zum Kugelfange zu stellen?
 
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So hat der wackere Wladimir
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Die Probearbeit bestanden,
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So schoß er im heiligen Petersburg
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Das Russenvolk zu Schanden. –
 
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So hat er gar trefflich sich bewährt
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Im Amt als Stratege und Lenker –
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Heil, heil dem großen Wladimir!
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Dem herrlichen Oberhenker!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Dem Oberhenker“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
98
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Dem Oberhenker“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Journalisten, der von 1847 bis 1912 lebte. Eine zeitliche Einordnung des Gedichts ist auf Grundlage der zur Verfügung stehenden Informationen schwierig. Es könnte jedoch im Kontext der politischen Entwicklungen und Unruhen in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfasst worden sein.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht ironisch und kritisch. Der zentrale Protagonist, Wladimir, wird hier als „Oberhenker“ tituliert, ein Titel, der wohl seine Position als oberster Vollstrecker von Todesstrafen oder als jemand, der vielen Menschen Leid zugefügt hat, verdeutlicht. Das lyrische Ich scheint sich distanziert und ablehnend gegenüber Wladimir zu positionieren.

Die Handlung des Gedichts, in einfachen Worten zusammengefasst: Wladimir hat eine bedeutende Position als Leiter oder Vollstrecker eingenommen („Oberhenker“). Sein „Test“, wahrscheinlich eine Art Bewährungsprobe oder Machtdemonstration, besteht darin, ungeschützte Rebellen („waffenlose Rebellen“) zu töten oder niederzuschlagen („Gar lustig die Salven krachen“). Die Ironie ist hier stark vorhanden, da „lustig“ normalerweise eine positive Konnotation hat, hier jedoch in einem grausamen Kontext verwendet wird. Am Ende scheint Wladimir als Sieger hervorzugehen, das „Russenvolk“ ist „zu Schanden“ geschossen, und die abschließende Botschaft ist ein sarkastisches oder ironisches „Heil“ an Wladimir, den „großen“ und „herrlichen Oberhenker“.

Was die Form und Sprache des Gedichts betrifft, ist es in vierzeilige Strophen unterteilt, ein relativ traditionelles Format. Die Sprache ist relativ einfach und direkt, die kritische Bedeutung wird mehr durch die Wahl der Wörter und die Konnotationen, die sie tragen, erreicht (wie die oben erwähnte Verwendung von „lustig“). Ironie und Sarkasmus sind prominente stilistische Merkmale, die genutzt werden, um den negativen Blick des lyrischen Ichs auf Wladimir und seine Taten zu unterstreichen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dem Oberhenker“ ist Heinrich Kämpchen. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 98 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Abend am Rhein“, „Abendläuten“ und „Altendorf“. Zum Autor des Gedichtes „Dem Oberhenker“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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