Das tote Meer von Frank Wedekind

Mein Herz ist leer wie eine taube Nuß,
Als Kobold spuckt darin der Überdruß.
Wenn ich’s bei Licht mir nah’ vors Auge halte,
Bläckt er mich hämisch an aus enger Spalte.
 
An hundert Weiber hatt’ ich wohl im Sold,
Mit denen ich mein Gut und Blut vertollt,
Die schönsten Nymphen im modernen Babel,
Und ich blieb leer, vom Scheitel bis zum Nabel.
 
Kein Funke mehr, kein Stern aus früherer Welt;
10 
Kein Flämmchen, das den Busen sanft erhellt.
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Nur Pharus ragt noch stets mit glüh’nden Kohlen
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Hoch in die Nacht. Der Teufel soll ihn holen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Das tote Meer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das tote Meer“ stammt von Frank Wedekind, einem bedeutenden Dramatiker und Dichter des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Da das genaue Entstehungsdatum des Gedichtes nicht angegeben ist, kann es jedoch nur grob in die Zeit der Jahrhundertwende eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht düster und melancholisch. Es wird eine tiefe Leere und Hoffnungslosigkeit ausgedrückt.

Inhaltlich beschreibt es die Verzweiflung und Leere des lyrischen Ichs. Obwohl es Vergnügen und Unterhaltung in der Gesellschaft – symbolisiert durch „hundert Weiber“ – gesucht hat, bleibt noch immer eine tiefe innere Leere bestehen, die durch nichts zu füllen ist. Es gibt keine innere Wärme oder Leuchtkraft mehr, symbolisiert durch „kein Funke mehr, kein Stern aus früherer Welt“. Selbst die modernen Vergnügen und Freuden – repräsentiert durch den „Pharus“ (ein Symbol für einen Leuchtturm) – können diese Leere nicht füllen und wecken sogar eine gewisse Verachtung im lyrischen Ich.

Die Form des Gedichts ist traditionell: Es besteht aus drei Strophen zu je vier Versen, was eine klare Struktur aufweist.

Die Sprache von Wedekind ist bildhaft und metaphorisch, aber in ihrer Bedeutung klar und deutlich. Die Ausdrücke „herzleer“, „Pharus“, „Scheitel bis zum Nabel“ sind vielschichtige Bilder, die zum Nachdenken anregen. Besonders auffällig ist die starke Ausdruckskraft und Emotionalität, die durch den Gebrauch von starken, evokativen Worten und Wendungen erreicht wird.

Das Gedicht bringt insgesamt eine existenzialistische Problemstellung zum Ausdruck und spiegelt damit das zentrale Thema von Wedekinds Werk wider: Die Suche nach Sinn und Erfüllung in einer entfremdeten, modernen Welt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das tote Meer“ des Autors Frank Wedekind. Wedekind wurde im Jahr 1864 in Hannover geboren. Im Jahr 1905 ist das Gedicht entstanden. München ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Wedekind handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Alte Liebe“, „Altes Lied“ und „Am Scheidewege“. Zum Autor des Gedichtes „Das tote Meer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 114 Gedichte vor.

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