Die sündige Seele von Angelus Silesius

Ein ausgebrannte Stadt, ein Schloß, das ganz zerstört,
Ein Reich das durch und durch zerrütt ist und entböhrt,
Ein königliches Weib, die nun zur Sklavin worden,
Ist eine Seel, die sich die Sünde läßt ermorden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Die sündige Seele“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die sündige Seele“ wurde von Angelus Silesius, einem deutschen Lyriker und Theologen des 17. Jahrhunderts, verfasst. Silesius ist bekannt für seine religiösen und mystischen Gedichte, die stark von der barocken Tradition tödlicher Vanitas und memento mori beeinflusst sind.

Beim ersten Lesen erzeugt das Gedicht einen starken Eindruck von Zerstörung und Verlust. Es nutzt starke Bilder, um das Gefühl von Chaos und Ruin zu vermitteln - eine ausgebrannte Stadt, ein zerstörtes Schloss, ein zerrüttetes Reich, ein königliches Weib, das zur Sklavin geworden ist.

Vom Inhalt her beschreibt das Gedicht den Zustand einer Seele, die von der Sünde 'ermordet' wurde. Es scheint, dass das lyrische Ich eine Warnung ausdrücken will - die Sünde führt zur vollständigen Zerstörung der Seele, ähnlich wie Krieg und Zerstörung einer Stadt oder eines Schlosses. Dabei könnte das „königliche Weib“, das zur „Sklavin“ wird, ein Bild für die ursprünglich reine und edle Seele sein, die durch die Sünde erniedrigt und versklavt wird.

Die Form des Gedichtes ist streng und traditionell, bestehend aus vier Versen. Der Rhythmus und der Reim sorgen für einen starken melodischen Fluss, der die drastischen Bilder noch intensiver macht. Die Sprache ist deutlich und ungeschminkt, mit starken Bildern und Vergleichen, die sicherlich die Leser der Zeit stark beeindruckt haben müssen.

Insgesamt gesehen scheint es, dass Angelus Silesius mit „Die sündige Seele“ eine starke moralische Warnung ausdrücken wollte, gleichzeitig aber auch eine tiefgreifende Reflexion über die zerstörerische Macht der Sünde und deren Auswirkungen auf die menschliche Seele liefert.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die sündige Seele“ ist Angelus Silesius. Silesius wurde im Jahr 1624 in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Bei dem Schriftsteller Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barock beginnt etwa 1600 und endet im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Begriffes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Literaturepoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von einem Ausmaß, das kaum vorstellbar ist. Die Menschen litten unter den Kämpfen, Hungersnöten, aber vor allem unter der Pest, an der eine Vielzahl von Menschen verstarb. Die Bevölkerungszahl Deutschlands ging um etwa ein Drittel zurück. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war beeinflusst von Armut und Pessimismus, während bei den Adeligen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. In der Lyrik des Barocks trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der populärsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Dessen ungeachtet war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Die bedeutenden Vertreter der Dichtung der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Andreas Gryphius, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Johann Christian Günther, Simon Dach, Friedrich von Logau und Angelus Silesius.

Das 35 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Vom Gewissen“, „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“ und „Man achtet das Ewige nicht“. Zum Autor des Gedichtes „Die sündige Seele“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

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