Das Zeitgedicht von Stefan George

Ihr meiner zeit genossen kanntet schon
Bemasset schon und schaltet mich – ihr fehltet.
Als ihr in lärm und wüster gier des lebens
Mit plumpem tritt und rohem finger ranntet:
Da galt ich für den salbentrunknen prinzen
Der sanft geschaukelt seine takte zählte
In schlanker anmut oder kühler würde ·
In blasser erdenferner festlichkeit.
 
Von einer ganzen jugend rauhen werken
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Ihr rietet nichts von qualen durch den sturm
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Nach höchstem first · von fährlich blutigen träumen.
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›Im bund noch diesen freund!‹ und nicht nur lechzend
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Nach tat war der empörer eingedrungen
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Mit dolch und fackel in des feindes haus ..
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Ihr kundige las’t kein schauern · las’t kein lächeln ·
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Wart blind für was in dünnem schleier schlief.
 
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Der pfeifer zog euch dann zum wunderberge
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Mit schmeichelnden verliebten tönen · wies euch
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So fremde schätze dass euch allgemach
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Die welt verdross die unlängst man noch pries.
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Nun da schon einige arkadisch säuseln
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Und schmächtig prunken: greift er die fanfare ·
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Verlezt das morsche fleisch mit seinen sporen
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Und schmetternd führt er wieder ins gedräng.
 
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Da greise dies als mannheit schielend loben
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Erseufzt ihr: solche hoheit stieg herab!
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Gesang verklärter wolken ward zum schrei! ..
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Ihr sehet wechsel · doch ich tat das gleiche.
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Und der heut eifernde posaune bläst
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Und flüssig feuer schleudert weiss dass morgen
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Leicht alle schönheit kraft und grösse steigt
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Aus eines knaben stillem flötenlied.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Das Zeitgedicht“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
220
Entstehungsjahr
1922
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

„Das Zeitgedicht“ wurde von Stefan George geschrieben, einem bedeutenden deutschen Lyriker, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte und wirkte.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht etwas schwer zu verstehen, da George in seiner Sprache und Bildlichkeit oft komplex und anspruchsvoll ist. Es scheint, dass er über Zeit und Veränderungen spricht, vielleicht sogar über seine eigene Rolle als Künstler in einer sich verändernden Gesellschaft.

Das Gedicht spricht über die Veränderung der Welt und wie Menschen auf diese Veränderungen reagieren. Das lyrische Ich in dem Gedicht scheint die anderen um sich herum zu kritisieren, die in die Unruhe und Gier des Lebens verwickelt sind und die subtileren Kunsten, für die es steht, nicht zu schätzen wissen. Es behauptet, dass es, obwohl es von anderen als entfernt und unpraktisch gesehen wurde, tatsächlich die gleiche Mission verfolgt - immer auf der Suche nach höheren Gipfeln, ob in der Kunst oder im Leben. Selbst wenn sich die Umstände ändern und andere zu schätzen beginnen, was es tut, bleibt es standhaft und fortfahrend in seiner Suche.

Hinsichtlich der Form, besteht „Das Zeitgedicht“ aus vier Lange-Strophen mit jeweils acht Versen. Es behält eine konsistente Struktur bei, die die im Gedicht beschriebene Beständigkeit reflektieren könnte. Die Sprache des Gedichts ist abstrakt und bildlich, verwendend Bilder von Krieg, Musik und Kunst, um seine Gedanken zu vermitteln. Es wird viel Metaphorik und symbolische Sprache verwendet, was typisch für das Werk von George ist.

Insgesamt kann „Das Zeitgedicht“ als eine Reflexion über die Herausforderungen und Missverständnisse interpretiert werden, die Künstler und Denker oft erfahren, wenn sie versuchen, ihre einzigartigen Visionen in einer Welt zum Ausdruck zu bringen, die oft von Oberflächlichkeit und Unruhe geprägt ist. George nutzt das Gedicht, um seinen unerschütterlichen Glauben an die Kunst und ihre Fähigkeit, Schönheit und Wahrheit zu offenbaren, zu bekräftigen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Zeitgedicht“ des Autors Stefan George. 1868 wurde George in Büdesheim bei Bingen am Rhein geboren. Im Jahr 1922 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bei George handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 220 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Stefan George ist auch der Autor für Gedichte wie „Stadtufer“, „Suedlicher Strand: Bucht“ und „Wellen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Zeitgedicht“ weitere 52 Gedichte vor.

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