Grabschrift von Marie von Ebner-Eschenbach

Im Schatten dieser Weide ruht
Ein armer Mensch, nicht schlimm noch gut.
Er hat gefühlt mehr als gedacht,
Hat mehr geweint als er gelacht;
Er hat geliebt und viel gelitten,
Hat schwer gekämpft und - nichts erstritten.
Nun liegt er endlich sanft gestreckt,
Wünscht nicht zu werden auferweckt.
Wollt Gott an ihm das Wunder tun,
10 
Er bäte: Herr, o laß mich ruhn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Grabschrift“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1830 - 1916
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Verfasser des Gedichtes „Grabschrift“ ist Marie von Ebner-Eschenbach, eine österreichische Schriftstellerin. Sie wurde am 13. September 1830 geboren und starb am 12. März 1916, wodurch sich ihre Schaffensperiode hauptsächlich auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und den Beginn des 20. Jahrhunderts datiert. Ihre Literatur wird oft dem Realismus und dem Biedermeier zugeordnet.

Beim ersten Lesen des Gedichtes entsteht die Stimmung von Melancholie und Resignation. Es handelt sich um eine Grabinschrift für einen Menschen, der ein schwieriges Leben hatte und nun seine ewige Ruhe gefunden hat. Der Grundton des Gedichtes ist damit definitiv eher düster und traurig.

Inhaltlich wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der viel gelitten hat im Leben. Er fühlte mehr als er dachte, hat mehr geweint als gelacht und hat, trotz des harten Kampfes, nichts erreicht. Nun ist er so ausgebrannt und erschöpft, dass er selbst eine mögliche Auferstehung ablehnen würde, unabhängig davon, ob es von Gott angeboten würde. Das lyrische Ich gibt mit dieser Grabschrift die Gedanken und Gefühle dieses Menschen preis, der nur noch seine Ruhe finden will.

In Form und Sprache fällt auf, dass das Gedicht aus einer zehnversigen einzigen Strophe besteht, was eher ungewöhnlich ist. Es gibt kein Reimschema, was den eher ernsten und inhaltlich schweren Tenor des Gedichtes unterstreicht. Ebner-Eschenbach nutzt eine einfache und klare Sprache, die ebenso zur Wirkung des Gedichts beiträgt. Sie schafft es, mit ihren Worten ein eindrückliches Porträt eines leidgeprüften Menschen zu zeichnen, der sich nach Ruhe und Frieden sehnt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ebner-Eschenbach in „Grabschrift“ das Bild eines leidenden, kämpfenden und letztlich resignierenden Menschen zeichnet. Sie nutzt dazu eine einfache, klare Sprache und verzichtet auf Reime, was den ernsten Charakter des Gedichts unterstreicht. Das lyrische Ich formuliert hier die letzte Nachricht eines Menschen, der mehr als alles andere Frieden in seinem Tod gefunden hat.

Weitere Informationen

Die Autorin des Gedichtes „Grabschrift“ ist Marie von Ebner-Eschenbach. Im Jahr 1830 wurde Ebner-Eschenbach geboren. Im Zeitraum zwischen 1846 und 1916 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Ebner-Eschenbach handelt es sich um eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das 62 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe. Marie von Ebner-Eschenbach ist auch die Autorin für das Gedicht „Ein kleines Lied“, „Die Kunst soll sein“ und „Mit Dornen ist, zum Quell der“. Zur Autorin des Gedichtes „Grabschrift“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 17 Gedichte vor.

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