Sie singt von der Größe seiner Liebe von Angelus Silesius

1
Amor, das werte Jesulein,
Hat mich so sehr geliebet,
Daß es in alle Not und Pein
Sich willig für mich gibet.
Es kommt daher auf Erden
Und will für meine Sündenschuld,
Daß mir Gott wieder würde huld,
Ein ganzes Opfer werden.
 
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2
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Schau doch, es saß in seinem Thron
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Von Ewigkeit gar eben
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Und war, des höchsten Gottes Sohn,
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Mit Majestät umgeben.
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Nun liegts in einer Krippen
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Und muß von einem Mägdelein
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Gehoben und getragen sein,
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Getröst mit ihren Lippen.
 
19 
3
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Dort war es Gotte gleich an Macht,
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Konnt alle Geister zwingen.
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Nichts wird in Ewigkeit erdacht,
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Das ihm konnt Unruh bringen.
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Nun ists ein Lämmlein worden,
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Damit es meiner Seelen Feind,
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Der mich zu sich zu reißen meint,
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Nur soll für mich ermorden.
 
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4
29 
O Gott, wie groß ist doch die Brunst,
30 
Mit der mich Jesus liebet!
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Von Ewigkeit hat solche Gunst
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Noch niemand so geübet,
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Er ists allein gewesen.
34 
Drum, Jesu, meiner Seelen Zier,
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Du kannst auch einig helfen mir,
36 
Durch dich muß ich genesen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Sie singt von der Größe seiner Liebe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
36
Anzahl Wörter
164
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie singt von der Größe seiner Liebe“ wurde von Angelus Silesius verfasst, der von 1624 bis 1677 lebte. Er war ein bedeutender Vertreter der Barock-Dichtung und insbesondere für seine religiös-lyrische Dichtung bekannt.

Auf den ersten Blick gibt das Gedicht einen tief religiösen Eindruck, was Silesius bekannt war. Es ist klar, dass das lyrische Ich tiefe Verehrung und Liebe zu Jesus, dem „Jesulein“, zum Ausdruck bringt und seine tiefe Dankbarkeit für die bereite Erlösung von seinen Sünden.

Im Inhalt des Gedichts geht es in erster Linie um die unfassbare Liebe Jesu zu den Menschen, die sich im freiwilligen Opfer Jesu zeigt, der sich für die Sünden des lyrischen Ichs, und damit stellvertretend für alle Menschen, opfert. Darüber hinaus wird das Konzept der Inkarnation thematisiert, also dass der Sohn Gottes seine göttlichen Attribute aufgibt, um auf Erden als Mensch zu leben und zu leiden.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die Form ist gleichbleibend, es handelt sich also um ein Gedicht mit durchgängiger Form, was auf eine sorgfältige Konstruktion und einen hohen formalen Anspruch hinweist. Die Sprache ist leicht veraltet, was einen Hinweis auf die historische Einordnung gibt. Es sind viele religiöse Begriffe und Formulierungen zu finden, die auf die tiefe religiöse Inbrunst des Autors hinweisen.

Zusammenfassend betrachtet, handelt es sich bei diesem Gedicht um ein tiefreligiöses Werk, das die Liebe Jesu zu den Menschen und seine große Opferbereitschaft thematisiert. Es zeigt, dass der Autor tief in seinem Glauben verwurzelt war und dies durch die Kunst der Poesie zum Ausdruck bringen wollte. Die Verwendung von altertümlicher Sprache und komplexer Form unterstreicht die Ernsthaftigkeit und Tiefe des behandelten Themas.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Sie singt von der Größe seiner Liebe“. Silesius wurde im Jahr 1624 in Breslau geboren. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus und umfasst den Zeitraum von circa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verfall in Deutschland. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neuordnung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Insbesondere Krieg und Pest in der Literaturepoche des Barocks zeigen auch ein prägendes Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Elend und Tod, auf der anderen Prunk, Glanz und Macht. So lebte die normale Bevölkerung in größtenteils bitterer Armut, während Adelige einen protzigen Lebensstil bevorzugten. Als Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama einen Aufschwung. Während die Schriftsteller der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, bemühte man sich nun, sich dem Deutschen zuzuwenden. Die wichtigen Vertreter der Lyrik der Barockzeit sind Martin Opitz, Paul Fleming, Christian Hofmann von Hofmannswaldau, Andreas Gryphius, Simon Dach, Johann Christian Günther, Angelus Silesius und Friedrich von Logau.

Das 164 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 36 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“, „Man achtet das Ewige nicht“ und „Der Mensch ist groß vor Gott“. Zum Autor des Gedichtes „Sie singt von der Größe seiner Liebe“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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