Das Wappen von Rainer Maria Rilke

Wie ein Spiegel, der, von ferne tragend,
lautlos in sich aufnahm, ist der Schild;
offen einstens, dann zusammenschlagend
über einem Spiegelbild
 
jener Wesen, die in des Geschlechts
Weiten wohnen, nicht mehr zu bestreiten,
seiner Dinge, seiner Wirklichkeiten
(rechte links und linke rechts),
 
die er eingesteht und sagt und zeigt.
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Drauf, mit Ruhm und Dunkel ausgeschlagen,
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ruht der Spangenhelm, verkürzt,
 
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den das Flügelkleinod übersteigt,
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während seine Decke wie mit Klagen
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reich und aufgeregt herniederstürzt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Das Wappen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Wappen“ wurde verfasst von Rainer Maria Rilke. Rilke war ein maßgebender Dichter des frühen 20. Jahrhunderts, er starb 1926.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck eines reichhaltigen poetischen Bildes, das einen Schild oder ein Wappen beschreibt. Dabei wird gleichzeitig eine Atmosphäre der Nostalgie und des Altertums vermittelt.

Inhaltlich wird das Bild eines Wappens oder Schildes entworfen. Das lyrische Ich beschreibt das Wappen als einen Spiegel, der Wesen und Realitäten widerspiegelt. Später wird ein Helm als Teil des Wappens hinzugefügt, der überflügelt ist von einem als „Flügelkleinod“ bezeichneten Schmuckstück. Es entsteht der Eindruck, dass das Wappen Träger von geschichtlichen, vielleicht familiär oder gesellschaftlich signifikanten Realitäten ist.

Der Schild scheint das Erbe oder den Ruhm einer Familie oder eines Geschlechts darzustellen, mit all ihren Realitäiten und Wesenheiten. Das lyrische Ich deutet darauf hin, dass die Darstellungen auf dem Wappen, wie auf einem Spiegel, sowohl positive als auch negative Aspekte des abgebildeten Geschlechts darstellen.

Auf formaler Ebene ist das Gedicht in vier Strophen unterteilt, die zwischen drei und vier Verse enthalten. Der Aufbau ist also eher unregelmäßig. Auch der Reim ist nicht durchgehend gleich. Der Dichter hat einen eher freien Versbau gewählt, was zu seiner Zeit bereits üblich war.

Die Sprache des Gedichts ist hochgestochen und altertümlich. Begriffe wie „Wesen“, „Geschlecht“, „Spangenhelm“ und „Flügelkleinod“ erinnern an mittelalterliche oder frühneuzeitliche Dichtung und verleihen dem Gedicht eine gewisse Erhabenheit und Distanz. Diese Sprachwahl entspricht dem gehobenen Ton, der typisch ist für Rilkes Dichtung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Das Wappen“ von Rilke die symbolische Bedeutung eines Wappens nutzt, um das Erbe und den Ruhm einer Familie zu thematisieren. Dabei wird die Doppeldeutigkeit des Wappens als Spiegel sowohl von Ehre als auch Schmach betont. Form und Sprache des Gedichts unterstreichen diese Symbolhaftigkeit.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Wappen“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 73 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Als ich die Universität bezog“, „Am Kirchhof zu Königsaal“ und „Am Rande der Nacht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Wappen“ weitere 338 Gedichte vor.

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