Sie redet mit dem Widerhall von ihrem Jesulein von Angelus Silesius

1
Wer wird mir, mein Herze, das Jesulein geben?
Heiliges Leben.
Wo werd ichs berühren mit Armen und Lippen?
Gehe zur Krippen!
Was Krippe? So liegt denn der König im Stalle?
Ach ja, im Stalle!
 
2
Wie ist er so arm und so elend geboren?
10 
Weil du verloren.
11 
Was hat ihn vom Himmel heruntergetrieben?
12 
Herzliches Lieben.
13 
So bringt ihm die Liebe nur Peinen und Leiden?
14 
Peinen und Leiden.
 
15 
3
16 
Was soll er denn leiden und dulden auf Erden?
17 
Deine Beschwerden.
18 
Was hofft er für Dank von so Eiteln und Bösen?
19 
Dich zu erlösen
20 
Was wird er mit solcher Erlösung mir geben?
21 
Ewiges Leben.
 
22 
4
23 
Wie kann ich nun seiner Genade genießen?
24 
Fall ihm zu Füßen.
25 
Wie mach ich es, daß ich ihn heute noch finde?
26 
Eile geschwinde.
27 
Und wenn ich ihn habe, so bin ich genesen?
28 
Freilich genesen.
 
29 
5
30 
So werd ich ihn dürfen verträulich umfassen?
31 
Treulich umfassen.
32 
Mit heiliger Liebe frei herzen und küssen?
33 
Herzen und küssen.
34 
Mich über ihn immer und ewiglich freuen?
35 
Ewiglich freuen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Sie redet mit dem Widerhall von ihrem Jesulein“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
162
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie redet mit dem Widerhall von ihrem Jesulein“ wurde von Angelus Silesius geschrieben, einem Dichter und Mystiker des 17. Jahrhunderts. Seine Werke sind bekannt für ihre spiritualistischen und religiösen Konzepte und Gedanken.

Das Gedicht ist eine klare Darstellung religiöser Hingabe, speziell des christlichen Glaubens, wobei das lyrische Ich eine intensive persönliche Beziehung zu Jesus (Jesulein) zum Ausdruck bringt. Es wird eine Reihe von Fragen gestellt, auf die jeweils einfache Antworten gegeben werden, aber diese einfachen Antworten offenbaren eine tiefe spirituelle Einsicht und emotionale Bindung.

Die emotionalen und spirituellen Dialoge weisen auf den tiefen Glauben und die spirituelle Suche des lyrischen Ichs hin. Es geht um Erlösung, ewiges Leben, die Rolle von Leiden und die Bedeutung von Liebe in der religiösen Praxis. Das lyrische Ich zeigt einen starken Drang, eine engere Bindung zu Jesus herzustellen, darauf hoffend, dass dies zu Erlösung und ewigem Leben führt.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit je sechs Versen. Die Verse folgen einem Frage-Antwort-Schema, wodurch ein Dialog zwischen dem lyrischen Ich und einer nicht genannten Instanz entsteht, möglicherweise Gottes Stimme. Dieser Dialog unterstreicht die Intimität und Persönlichkeit der spirituellen Suche und Offenbarung.

Die Sprache des Gedichts ist sehr direkt und unverblümt, was eine starke emotionale Aufrichtigkeit und Aufruf zur religiösen Hingabe vermittelt. Die wiederholte Verwendung bestimmter Phrasen und Wörter wie „Leben“, „Liebe“ und „herzen und küssen“ verstärkt den emotionalen Gehalt und die spirituelle Botschaft des Gedichts.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Gedicht ein hervorragendes Beispiel für die spirituelle Poesie des 17. Jahrhunderts ist, die die persönliche und emotionale Komplexität der religiösen Suche und Hingabe einfängt. Es betont die Notwendigkeit, Jesus auf einer tiefen, persönlichen Ebene zu begegnen und aus dieser Beziehung Erlösung und ewiges Glück zu suchen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sie redet mit dem Widerhall von ihrem Jesulein“ ist Angelus Silesius. 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1640 und 1677. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Das Zeitalter des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen, Vergewaltigung und Tod sorgten für enormes Elend bei den Menschen in Europa. So schrumpfte die Bevölkerung im Deutschen Reich von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Epoche des Barocks in der Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen primär das Jenseits und das Diesseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der barocken Dichtung. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Bevölkerung. So lebte die Mehrheit der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen und verschwenderischen Lebensstil. In Deutschland kam es durch den Barock zu einer Ablösung der lateinischen Sprache im Schriftwerk - einschließlich der wissenschaftlichen und philosophischen Literatur - durch die deutsche Sprache. Zu den berühmtesten Schriftstellern des Barocks gehören: Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Caspar Ziegler und Paul Fleming.

Das vorliegende Gedicht umfasst 162 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 35 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Du mußt geübt werden“, „Gott ist mein Himmelbrot“ und „Des Weisen Goldmachung“. Zum Autor des Gedichtes „Sie redet mit dem Widerhall von ihrem Jesulein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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