Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an von Angelus Silesius

1
O Lämmlein Gottes großer Huld,
Das wegnimmt alle Sünd und Schuld,
Erbarm dich mein
Durch deine Pein,
Die du am Kreuz gelitten;
Da du für mich
So kräftiglich
Bis in den Tod gestritten.
 
10 
2
11 
O Lämmlein voller Gütigkeit,
12 
Das gern vergibet und verzeiht,
13 
Verzeih auch mir,
14 
Was ich an dir
15 
Von Jugend mißgehandelt;
16 
Vergib, vergib
17 
Durch deine Lieb,
18 
Daß ich so träg gewandelt.
 
19 
3
20 
O Lämmlein, liebreich, süß und mild,
21 
Das Gottes Grimm und Zorn gestillt,
22 
Still auch mein Herz,
23 
Weils leidet Schmerz,
24 
Und laß mich Friede finden;
25 
Hilf mir, mein Gott,
26 
Welt, Teufel, Tod
27 
Und alles überwinden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.3 KB)

Details zum Gedicht „Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht ist von Angelus Silesius, geboren im Jahr 1624 und verstorben im Jahr 1677. Silesius, der mit bürgerlichem Namen Johannes Scheffler hieß, war ein schlesischer Arzt, Priester und religiöser Lyriker dieser Zeit. Er ist bekannt für seine mystischen und spirituellen Texte, die sich intensiv mit Glaubensinhalten auseinandersetzen.

Beim ersten Eindruck des Gedichts fällt die starke christlich-religiöse Thematik auf. Das Gedicht ist als Gebet gestaltet, in dem das lyrische Ich an das „Lämmlein Gottes“, also an Jesus Christus appelliert. Der Transfer von Schuld und Sünde, und deren Tilgung durch Jesus Christus, steht hierbei im Vordergrund.

Im ersten Teil des Gedichts bittet das lyrische Ich um Vergebung für seine Sünden und betont die Leiden, die Christus auf sich genommen hat. Im zweiten Teil geht es um das Eingeständnis, von der Jugend an Fehler begangen zu haben, und bittet erneut um Vergebung. Der dritte Abschnitt bittet schließlich um Ruhe für das eigene Herz und um die Kraft, irdische und übernatürliche Herausforderungen zu überwinden.

Die Form des Gedichts ist durch eine klare Struktur gekennzeichnet, die sich in drei jeweils achtzeilige Strophen unterteilt. Die Sprache ist altertümlich, was durch die Verwendung von Wörtern wie „Erbarm“, „Gütigkeit“ und „mißgehandelt“ deutlich wird. Außerdem findet ein regelmäßiger Wechsel von Jambus und Trochäus statt, was dem Gedicht einen rhythmischen Fluss gibt. Zudem arbeitet Silesius mit starken religiösen Symbolen, wie dem „Lämmlein Gottes“, um seine Botschaft zu vermitteln und Emotionen auszudrücken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in dem Gedicht eine tiefe Demut und innige Beziehung zu Gott manifestiert. Es spricht seine Sünden offen aus und bittet um Vergebung und seelischen Frieden. Dieses Gedicht ist ein Beispiel für die tiefe Spiritualität und Mystik, die die Werke von Angelus Silesius charakterisiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Bei Silesius handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Epoche der Barockliteratur, die sich im deutschen Sprachraum während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entfaltete. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) hat die Epoche des Barocks stark geprägt. Der Krieg war eine Katastrophe von unvorstellbarem Ausmaß. Die Bevölkerung litt unter den Kämpfen, Hungersnöten und insbesondere unter der Pest, an der viele Menschen starben. Die Bevölkerungszahl in Deutschland ging um etwa 30 Prozent zurück. Der Barock zeichnet sich hauptsächlich durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es in der Literatur des Barocks vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Tugend und Wollust oder Weltzugewandtheit und Weltverneinung. Im Barock löste die deutsche Sprache das Lateinische ab. Zu den bekanntesten Autoren des Barocks gehören: Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Paul Fleming und Caspar Ziegler.

Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 96 Worte. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Vom Gewissen“, „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“ und „Man achtet das Ewige nicht“. Zum Autor des Gedichtes „Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Angelus Silesius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Angelus Silesius und seinem Gedicht „Sie ruft das Lämmlein Gottes um Vergebung der Sünden an“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Angelus Silesius (Infos zum Autor)

Zum Autor Angelus Silesius sind auf abi-pur.de 1832 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.