Das Urbild von Charles Baudelaire
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Nicht ist es schönheit von gemalten gruppen |
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– Beschädigtes ergebnis schlechter zeit – |
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Geschnürter fuss und finger wie von puppen |
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Was meinem sinn befriedigung verleiht. |
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Lass dem Gavarni seine farbelosen |
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Und lispelnden gestalten vom spital! |
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Nicht eine unter diesen bleichen rosen |
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Ist ähnlich meinem roten ideal. |
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Zu meinem abgrunds-tiefen herzen sprechen |
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Nur Lady Macbeth mächtig im verbrechen |
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– Ein Æschyl-schatten der im frost entstund – |
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Und grosse Nacht · des Michelangel zeugung · |
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Die friedlich dehnt in sonderbarer beugung |
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Die reize passend für Titanen–mund. |
Details zum Gedicht „Das Urbild“
Charles Baudelaire
4
14
79
nach 1837
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz,
Realismus
Gedicht-Analyse
Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Charles Baudelaire, einer der bedeutendsten lyrischen Dichter des 19. Jahrhunderts, der im modernen Frankreich lebte und schrieb. Sein Werk wurde oftmals mit den Herausforderungen und Widersprüchen der rasant fortschreitenden Industrialisierung und Urbanisierung seiner Zeit konfrontiert.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht eher düster und symbolisch aufgeladen. Baudelaire benutzt vielfältige Anspielungen und Kodierungen, die eine einfache Interpretation erschweren. Dennoch ist der exzentrische und ästhetische Anspruch des Autors deutlich zu erkennen.
Die Aussage des lyrischen Ichs im Gedicht lässt sich darauf zusammenfassen, dass es sich nicht von der gängigen, konventionellen Schönheit angesprochen fühlt. Es zeigt eine deutliche Abneigung gegenüber den „Beschädigungen des Ergebnisses schlechter Zeit“, sprich gegenüber den Auswirkungen der Moderne und ihrer Veränderungen. Seine ästhetische Vorliebe gilt stattdessen den Ausdrucksformen, die tiefer gehen und mehr Tiefe und Substanz aufweisen. Das lyrische Ich scheint sich von Frauen wie Lady Macbeth angesprochen zu fühlen - stark, mächtig, gefährlich und gleichzeitig faszinierend.
Baudelaire nutzt in seinem Gedicht eine eher einfache, aber präzise und dennoch bildhafte Sprache. Die genaue Beobachtung und genaue Beschreibung machen das Gedicht zu einem anschaulichen, aber dennoch komplexen Gedicht. In Punkto Form arbeitet Baudelaire mit vier Strophen, wobei die ersten beiden Strophen jeweils aus vier Versen und die letzten beiden Strophen jeweils aus drei Versen bestehen. Dies erzeugt einen interessanten Rhythmus und leistet einen Beitrag zur Gesamtästhetik des Gedichts.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Baudelaires Gedichtt seine ästhetische Sensibilität und seine Affinität zur Komplexität und Tiefe der menschlichen Existenz widerspiegelt. Es ist representativ für die Ära der modernen Poesie und reflektiert die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs zwischen der Anziehung zur Dunkelheit und der Sehnsucht nach Schönheit.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Das Urbild“ ist Charles Baudelaire. Der Autor Charles Baudelaire wurde 1821 in Paris geboren. Zwischen den Jahren 1837 und 1867 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz oder Realismus zugeordnet werden. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Charles Baudelaire sind „Abendeinklang“, „An Theodor von Banville“ und „Anheimfall“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Urbild“ weitere 101 Gedichte vor.
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