Sie begehrt ihn im heiligen Sakrament zu empfangen von Angelus Silesius

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Du zuckersüßes Himmelbrot,
Du wahre Seelenspeise,
Du Arznei für den ewgen Tod,
Du Kost auf meiner Reise.
Wie herzlich sehn ich mich nach dir,
Komm doch, mein Schatz, o komm zu mir,
Daß ich dich selbst bei mir mag haben
Und mich mit deinem Safte laben.
 
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Ich bin verschmacht und ungesund,
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Du aber kannst mich heilen.
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Drum schreit zu dir mein Herz und Mund,
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Daß du wollst zu mir eilen.
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Dein Blut, o Jesus, ist der Tau,
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Von welchem grünt meins Herzens Au.
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Dein Fleisch ist meiner Seele Leben,
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Das du für mich hast hingegeben.
 
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Du bist mein wahres Osterlamm,
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Für mich am Kreuz geschlachtet
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Und willig an desselben Stamm
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Von heißer Lieb verschmachtet.
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Du bist des ewgen Lebens Brot,
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Das meine Seel erhält vorm Tod.
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Wer dich genießt, der darf nicht sterben
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Und kann in keiner Not verderben.
 
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Du bist die ewge Süßigkeit,
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Nach der mein Geist sich sehnet.
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Der wahre Trost und einge Freud,
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Nach der mein Herze tränet.
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Du bist meins Mundes Honigseim
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Und mein gewünschter Seelenleim,
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Der mich mit Gott auch in den Flammen
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Vereiniget und fügt zusammen.
 
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Laß mich dich doch, o Engelbrot,
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Oft würdiglich genießen,
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Daß ich dich möge, süßer Gott,
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In meiner Seele küssen.
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Daß ich dich schmecke, Jesu Christ,
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Wie süß und lieblich du mir bist;
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Daß ich je mehr und mehr dich esse,
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Du honigsüße Wurzel Jesse.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.1 KB)

Details zum Gedicht „Sie begehrt ihn im heiligen Sakrament zu empfangen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
45
Anzahl Wörter
226
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Sie begehrt ihn im heiligen Sakrament zu empfangen“ stammt von Angelus Silesius, einem deutschen Dichter und Priester des 17. Jahrhunderts, der bekannt für seine religiösen und mystischen Gedichte ist.

Schon beim ersten Lesen wird klar, dass es sich um ein religiöses, christlich geprägtes Gedicht handelt. Es ist durchzogen von christlicher Symbolik und Sprache. Gerichtet an Jesus, zeigt es die tiefe Sehnsucht des lyrischen Ichs nach spiritueller Vereinigung und Errettung.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht die innige Verbindung des lyrischen Ichs zu Jesus und der Hoffnung auf Erlösung durch ihn. Das lyrische Ich spricht Jesus als „Himmlisches Brot“, „Arznei für den ewigen Tod“ und „Osterlamm“ an - bekannte christliche Verweise auf das Sakrament der Eucharistie, das Leiden Jesu und seine Auferstehung. Die wiederkehrenden Worte „schmecken“, „genießen“ und „essen“ weisen auf die Praxis der Eucharistie hin, bei der die Gläubigen symbolisch das Fleisch und Blut Christi zu sich nehmen.

Die Sprache des Gedichts ist sehr bildhaft und poetisch, reich an Metaphern und lyrischen Mitteln. Christliche Metaphorik und intensive visuelle und sensorische Bilder erzeugen eine Atmosphäre des verinnerlichten Glaubens. Die Wiederholungen und Anaphern intensivieren diesen Effekt und verleihen dem Gedicht seine rhythmische Struktur.

Das Gedicht ist in strophenhaftem Aufbau geschrieben, es besteht aus fünf Strophen mit jeweils acht Versen. Die Reimschemata der Strophen folgen einem ABABCCDD Muster und verleihen dem Gedicht einen melodischen Fluss. Interpretieren könnte man das lyrische Ich als den Dichter selbst oder eine Person, die eine tiefe spirituelle Beziehung mit Jesus pflegt und diesen als ihre Erlösung betrachtet.

Insgesamt kann man sagen, dass das Gedicht von Angelus Silesius eine spirituelle Aussage des tiefen Glaubens und der Hoffnung auf Erlösung zum Ausdruck bringt. Es zeigt, wie der Glaube und die Beziehung zu Jesus Trost und Heiligkeit ins Leben des lyrischen Ichs bringen. Gleichzeitig liefert es einen Einblick in christliche Sakramente und die mystische Dimension des Glaubens.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sie begehrt ihn im heiligen Sakrament zu empfangen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Geboren wurde Silesius im Jahr 1624 in Breslau. Zwischen den Jahren 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Das Wort „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet so viel wie „seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Die Zeit des Barocks wurde durch den Dreißigjährigen Krieg geprägt – Hunger, Seuchen (insbesondere die Pest), Vergewaltigung und Tod sorgten für großes Leid bei den Menschen in Europa. So verkleinerte sich die Bevölkerung in Deutschland von ca. 28 Millionen im Jahr 1615 auf 11 Millionen Menschen am Ende des Krieges im Jahr 1648. Die Literatur im Barock ist stark geprägt von der Antithetik. Das heißt, die Menschen nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Armut, Krieg und Krankheit geprägt. An den Fürstenhöfen herrschten Luxus und Verschwendung. Die Literaturepoche des Barocks stellte einen Wandel von lateinischer zu deutscher Literatur dar. Die wichtigste Literaturform der Epoche war dabei die Lyrik. Das Sonett war die häufigste Gedichtform, die Verwendung fand. Zu den berühmten Autoren der Literatur des Barocks gehören unter anderem: Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 45 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 226 Worte. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Gott ist mein Himmelbrot“, „Des Weisen Goldmachung“ und „Vom Wissen“. Zum Autor des Gedichtes „Sie begehrt ihn im heiligen Sakrament zu empfangen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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