Sie ist fröhlich in Jesu ihrem Gott von Angelus Silesius

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Ich will mich freun und fröhlich sein
In Jesu, meinem Gott,
Denn er versüßet meine Pein
Und hilfet mir aus Not.
Er wird mich vom Bösen
Vollkömmlich erlösen,
Verkehren mein Leid
In ewige Freud
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Und geben alle Seligkeit.
 
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Ich will ihn rühmen wonniglich
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Mit ungefälschtem Mund,
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Will sagen, wie so mildiglich
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Er nachkömmt seinem Bund.
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Ich will ihm lobsingen,
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Verehrungen bringen,
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Mein Herz und mein Sinn
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Soll denken auf ihn,
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So lang ich leb und etwas bin.
 
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Er schmückt und krönet meine Seel
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Mit seiner Herrlichkeit,
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Begabet meinen Leib, die Höhl,
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Mit großer Gütigkeit.
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Er lässet die Sonne
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Der himmlischen Wonne
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Ermuntern den Geist,
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Daß er sich befleißt,
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Gott anzuhangen allermeist.
 
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Drum will ich froh und fröhlich sein
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In Jesu, meinem Gott.
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Ich will sein Lob und Ruhm ausschrein,
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Ihn preisen bis in Tod.
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Ich will ihm stets danken,
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So lang ich im Schranken
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Der Sterblichkeit bin,
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Und rufen forthin:
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In Gott sich freun ist mein Gewinn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Sie ist fröhlich in Jesu ihrem Gott“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
157
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Sie ist fröhlich in Jesu ihrem Gott“ ist Angelus Silesius, der im 17. Jahrhundert lebte und schrieb. Er war ein bedeutender Vertreter der christlichen Mystik.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr emotionell und persönlich, spiegelt es doch die innige Beziehung und tiefe Hingabe des lyrischen Ichs zu seinem Gott wider. Es ist geprägt von der Freude und Dankbarkeit des lyrischen Ichs gegenüber Gott.

Inhaltlich handelt das Gedicht von tiefer Frömmigkeit und gläubiger Hingabe. Das lyrische Ich äußert seine Freuden und seinen Dank für die göttliche Hilfe und Gnade. Es verkündet seinen Glauben und seine Liebe zu Gott und betont den Glauben als Quelle des Trostes und der Freude. Es ist bereit, Gott bis in den Tod zu preisen und zu danken und betont die Freude in Gott als seinen Gewinn.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils neun Versen, was eine gleichmäßige Struktur ergibt. Die Sprache ist einfacher und direkter, aber auch emotional und bildreich. Der Gebrauch von biblischen und religiösen Bildern und Metaphern ist ebenfalls bemerkenswert. Der Autor verwendet eine persönliche, direkte Sprache, um eine vertraute und tiefe Beziehung zu Gott auszudrücken. Der sprachliche Rhythmus und die Wortwahl tragen zur emotionalen Intensität des Gedichts bei.

Die positive Betonung des Glaubens und die Bejahung des Lebens trotz Prüfungen und Schwierigkeiten verweisen auf den mystischen Hintergrund des Autors und seinen Wunsch, durch seine Poesie das göttliche Mysterium zu erfassen und zu vermitteln. Insgesamt verkörpert dieses Gedicht sehr gut die zentrale Botschaft der christlich-mystischen Literatur: die Vereinigung der Seele mit Gott durch Liebe und Hingabe.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie ist fröhlich in Jesu ihrem Gott“ des Autors Angelus Silesius. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Im Zeitraum zwischen 1640 und 1677 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis 1720. Der Begriff „Barock“ leitet sich vom portugiesischen Wort „barocco“ ab und bedeutet „seltsam geformte Perle“. Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes verlor in dieser Zeit ihr Leben. Doch waren nicht etwa hohe Kriegsverluste dafür verantwortlich, sondern das Wüten der Pest in fast allen großen und kleinen Städten des Deutschen Reiches. Die Dichtung des Barocks ist im Wesentlichen von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) beeinflusst, die die Lebenseinstellung der Bevölkerung beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war der Alltag der Bevölkerung von Gewalt und Zerstörung beeinflusst. Alle genannten Motive setzen sich auf verschiedene Weise mit der weitverbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. Die am meisten genutzten Formen in der Poesie waren das Sonett, die Elegie, das Epigramm und die Ode. Im Barock begannen die Dichter ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Dichter der Renaissance schrieben noch in lateinischer Sprache. Da während der Literaturepoche des Barocks der Wohlklang und die äußere Ästhetik eines literarischen Werkes eine bedeutende Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Metaphern, Symbole und Hyperbolik (Übertreibung) verwendet.

Das 157 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Des Weisen Goldmachung“, „Vom Wissen“ und „Vom Gewissen“. Zum Autor des Gedichtes „Sie ist fröhlich in Jesu ihrem Gott“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

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