Sie jauchzt über ihn von Angelus Silesius

1
Mein König und mein Gott, dir jauchzet meine Seele,
Dir musiziert mein Herz, dir tanzt mein Leib, die Höhle.
Dich rühmt und lobt mein Mund,
Dir springt vor Freuden hin und wieder
Das Leben aller meiner Glieder,
Dich preis ich alle Stund.
 
2
Dir opfr ich auf das Mark der Kräften und der Sinnen,
10 
Dir eign ich zu allein mein Wirken und Beginnen.
11 
Dir bin ich stets bedacht,
12 
Wie ich dich herrlich möge preisen
13 
Mit neuen Liedern, neuen Weisen,
14 
Bei Tag und auch bei Nacht.
 
15 
3
16 
Du Freude meines Geists, du mein geliebtes Leben,
17 
Du Zucker meines Munds, wie soll ich dich erheben?
18 
Du bist mein Ruhm und Preis,
19 
Mein Trost, mein Ehr und alle Wonne,
20 
Mein Augenlicht und ewge Sonne,
21 
Mein süßes Paradeis.
 
22 
4
23 
Du gibest mir in dir ganz seliglich zu wohnen,
24 
Du setzest mich in Ruh wie deine Himmelsthronen.
25 
Du hast das schöne Licht
26 
Deins Angesichts auf mich geschrieben.
27 
Du liebst und willst mich ewig lieben
28 
Mit bräutgamlicher Pflicht.
 
29 
5
30 
Ich danke dir, du Brunn und Ausfluß alles Guten,
31 
Daß du so milde bist auch über mein Vermuten.
32 
Ich danke dir, mein Gott,
33 
Ich will dich lieben und verehren
34 
Und deines Namens Lob vermehren
35 
Ganz treulich bis in Tod.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.4 KB)

Details zum Gedicht „Sie jauchzt über ihn“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
198
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Angelus Silesius, auch bekannt als Johann Scheffler. Er ist ein deutscher Lyriker und religiöser Schriftsteller des Barock, der vom 25. Dezember 1624 bis zum 9. Juli 1677 lebte. Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr religiös geprägt und ehrfürchtig.

Das Gedicht handelt von der Liebe und Hingabe des lyrischen Ichs zu Gott. Begleitet von starken emotionalen Ausdrücken schildert das lyrische Ich seine Zuneigung in verschiedenen Ausdrucksformen. Es preist Gott mit seiner Stimme und seinem Körper, widmet ihm sein gesamtes Handeln und denkt ständig an ihn. Es sieht Gott als Quelle aller Freude und Trost in seinem Leben und betont, dass Gott stets Liebe für ihn empfindet und ihn immer lieben wird. Letztendlich zeigt das lyrische Ich seine tiefe Dankbarkeit gegenüber Gott für seine Güte und verspricht, Gott bis zum Tod treu zu lieben und zu ehren.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils sechs Versen. Seine Sprache ist geprägt von einer stark religiösen und emotionalen Diktion. Silesius verwendet viele Metaphern und Vergleiche, um seine tiefe Verehrung und Liebe zu Gott auszudrücken. Beispiele sind Vergleiche von Gott mit einem Bräutigam, einer ewigen Sonne und dem Ausfluss aller Güte. Die wiederholte Anwendung direkter Anrede („du“) unterstreicht die persönliche und intime Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und Gott.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Sie jauchzt über ihn“ von Angelus Silesius eine tiefe, leidenschaftliche und ehrfürchtige Liebeserklärung an Gott ist. Es repräsentiert die intensiven religiösen Empfindungen des lyrischen Ichs und spiegelt zugleich die religiöse Stimmung und Spiritualität des Barockzeitalters wider.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie jauchzt über ihn“ des Autors Angelus Silesius. 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich von dem portugiesischen Wort „barocco“ ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „schiefrunde, unregelmäßige Perle“. Der Barock ist durch ein bedeutendes Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die ungenügenden sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen schnell ausbreiten. Rund dreißig Prozent der Bevölkerung kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die immense Verminderung der Bevölkerung erlahmte das wirtschaftliche Leben zunehmend. Hauptsächlich Pest und Krieg in der Zeit des Barocks zeigen auch ein gewichtiges Merkmal auf: der Gegensatz. Auf der einen Seite Armut, Tod und Elend, auf der anderen Macht, Prunk und Glanz. So lebte die einfache Bevölkerung in bitterer Armut, während Adelige einen luxuriösen Lebensstil bevorzugten. Unter den Literaturgattungen erlebten die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama größere Bedeutung. Während die Schriftsteller der Renaissance vorwiegend auf Latein, der Sprache der Wissenschaft, ihre Werke verfassten, war man nun bestrebt, sich der deutschen Sprache zuzuwenden. Zu den Schriftstellern der Literaturepoche des Barocks zählen unter anderem: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Angelus Silesius.

Das Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 198 Worte. Weitere Werke des Dichters Angelus Silesius sind „Die Gliedmaßen der Seelen“, „Du mußt geübt werden“ und „Gott ist mein Himmelbrot“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sie jauchzt über ihn“ weitere 1832 Gedichte vor.

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