Sie muntert sich aus dem Getöne der Kreaturen zu seinem Lobe auf von Angelus Silesius

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Auf, meine Stimm und Saitenspiel,
Laß Jesu zu Ehren
Dich hurtiglich hören
Und mache seines Lobes viel.
Musiziere,
Figuriere,
Laß es schallen,
Daß die Wälder widerhallen.
 
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Ihm singt und klingt die ganze Welt,
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Ihn loben gar schöne
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Mit süßem Getöne
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Die Vöglein auf dem grünen Feld.
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Alle schwirren,
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Schrein und girren,
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Alle preisen
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Gott, das Wort, mit ihren Weisen.
 
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Ihm saust und summt es überall,
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Ihm wehen die Winde
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Bald heftig, bald linde,
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Ihm redet manches Berg und Tal.
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Alle Lüfte,
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Alle Grüfte,
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Die erschallen
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Ihrem Schöpfer zu gefallen.
 
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Ihm hört man ofte früh und spat
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Die Lämmelein bläckern,
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Die Zickelein meckern
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Und tönen alls, was Atem hat.
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Alle Felder,
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Alle Wälder
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Sind voll Stimmen,
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Die ihn stets zu loben glimmen.
 
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Die Schäfer gleichfalls, jung und alt,
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Erfüllen die Weiden
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Mit merklichen Freuden
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Und loben ihn gar mannigfalt.
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Hin und wieder
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Hört man Lieder
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Von ihm singen,
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Pfeifen, Hörner, Geigen klingen.
 
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Drum schweig auch du nicht, meine Seel,
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Sei hurtig zu singen,
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Die Saiten zu schwingen,
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So lang du lebst in deiner Höhl.
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Laß dich hören
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Ihm zu Ehren,
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Tön und schalle,
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Daß Wald, Feld und Berg erhalle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (28.3 KB)

Details zum Gedicht „Sie muntert sich aus dem Getöne der Kreaturen zu seinem Lobe auf“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
54
Anzahl Wörter
188
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie muntert sich aus dem Getöne der Kreaturen zu seinem Lobe auf“ wurde von Angelus Silesius, bürgerlich Johann Scheffler, verfasst. Silesius lebte von 1624 bis 1677 und kann somit der Barockzeit zugeordnet werden.

Das Gedicht erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, es handle sich um ein Loblied auf Gott, den Schöpfer. Es wird eine geistige und musikalische Atmosphäre geschaffen, bei der die Natur und all ihre Geschöpfe Gott lobpreisen. Das lyrische Ich verwendet Metaphern und Bilder aus der Natur, um den omnipräsenten und unaufhaltsamen Lobpreis von Gott darzustellen.

Inhaltlich führt das lyrische Ich eine Beobachtung der natürlichen Welt durch, gespickt mit einer Vielzahl von Beispielen, die den Lobpreis Gottes zum Ausdruck bringen, von der tiefsten Grube bis zur höchsten Bergspitze, von den kleinsten Insekten bis zu den größten Tieren. Das lyrische Ich scheint sich mit seiner eigenen Stimme in diesen Lobpreis einbringen zu wollen und ermutigt auch den Leser diesen zu wiederholen.

In der Form besteht das Gedicht aus sechs Strophen mit jeweils acht Versen. Jede Strophe folgt einem abwechslungsreichen Reimschema (abcdabcd). Es ist in einem eher einfachen Stil geschrieben, der durch eine äußerst bildhafte und poetische Sprache besticht. Die konsequente Verwendung der indirekten Ansprache „Ihm“ verweist auf die große Ehrerbietung und den Respekt gegenüber Gott.

Insgesamt beschreibt Silesius formvollendet die harmonische Beziehung zwischen Gott, Mensch und Natur und übermittelt den Gedanken, dass das göttliche in allem vorhanden ist und gelobt werden sollte. Der Leser wird dazu angeregt, diese Harmonie in seiner eigenen Umgebung zu finden und Gott Loblieder zu singen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie muntert sich aus dem Getöne der Kreaturen zu seinem Lobe auf“ des Autors Angelus Silesius. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1640 bis 1677 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Barock umfasst etwa die Zeit von 1600 bis 1720. Die Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „unregelmäßig geformte Perle“. Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurden weite Teile Deutschlands zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den immensen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Epoche des Barocks wurde davon maßgeblich beeinflusst. Die Autoren des Barocks behandelten die Gegensätze in fast allen Lebensbereichen. Dies wird auch als Antithetik bezeichnet. Thematisch folgten die Autoren der Antithetik und stellten in ihren Werken Gegensätze in den Vordergrund – etwa Diesseits und Jenseits, Schein und Sein oder Blüte und Verfall. Als Literaturgattungen erfuhren die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama größere Bedeutung. Während die Schriftsteller der Renaissance vorwiegend auf Latein, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, bemühte man sich nun, sich der deutschen Sprache zuzuwenden. Zu den berühmtesten Dichtern des Barocks gehören: Andreas Gryphius, Grimmelshausen, Martin Opitz, Casper von Lohenstein, Caspar Ziegler und Paul Fleming.

Das vorliegende Gedicht umfasst 188 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 54 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Du mußt geübt werden“, „Gott ist mein Himmelbrot“ und „Des Weisen Goldmachung“. Zum Autor des Gedichtes „Sie muntert sich aus dem Getöne der Kreaturen zu seinem Lobe auf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

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