Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes von Angelus Silesius

1
Seid getrost, ihr Schäferinnen,
Unser Heiland ist nicht weit.
Man wird schon der Lieblichkeit
Seins Geruchs gar eigen innen.
Seid getrost, er kommt heran,
Der so lang gewünschte Mann.
 
2
Denn er ist schon längst umfangen
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Von dem Weibe, seiner Braut,
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Und nun kommt er ihr vertraut
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Freudenvoll hereingegangen,
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Da er außer dem Gezelt
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Sich wird zeigen aller Welt.
 
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3
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Ach, ich sehe schon den Wagen
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Und den helfenbeinern Thron,
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Inner dem der Gottessohn
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Jesus wird hereingetragen.
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Bald dann wird er sich auch mir
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Zeigen und selbst gehn herfür.
 
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4
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Wie ein Bräutgam voller Wonne,
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Der aus seiner Kammer geht,
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Und gleich wie wenn sie aufsteht
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Die behende Himmelssonne,
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Also wird sein Glanz und Schein
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Unsern armen Seelen sein.
 
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5
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Seid getrost, ihr Schäferinnen,
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Eure Hoffnung wird nun wahr.
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Euer Glaube sieht es klar
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Und die Sinne werdens innen.
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Seid getrost, freut euch mit mir,
35 
Denn er kommt und ist schon hier.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.8 KB)

Details zum Gedicht „Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
148
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes“ wurde von Angelus Silesius verfasst, einem deutschen Dichter des Barocks, der von 1624 bis 1677 lebte. Daher kann das Gedicht zeitlich in die Barockzeit eingereiht werden, in der religiöse Themen im Mittelpunkt von Literatur und Kunst standen.

Der erste Eindruck von dem Gedicht ist erstens, dass es sich um ein religiöses Gedicht handelt, da es die Geburt Jesus Christus' behandelt - eines zentralen Ereignisses im Christentum. Zweitens fällt die klar definierte Struktur des Gedichts auf, mit fünf Strophen, jede bestehend aus sechs Versen.

Der Inhalt des Gedichts dreht sich um die Ankunft bzw. Geburt von Jesus Christus. Das lyrische Ich spricht die Schäferinnen an und vertröstet sie, indem es ihre Hoffnung auf die baldige Ankunft Jesus wach hält. Im weiteren Verlauf des Gedichts beschreibt das lyrische Ich visionär die Geburt und den Einzug Jesus in bildhaften und metaphorischen Worten. Es wird auch auf den freudigen Empfang Jesus durch die „Braut“ hingewiesen, womit die Kirche bzw. die Gläubigen gemeint sein könnten.

Mit der Form und Sprache des Gedichts zieht Silesius sowohl die Aufmerksamkeit der Leser auf sich, als auch deutet auf die von ihm so verehrte göttliche Schönheit. Es wird eine deutliche, klare und bildreiche Sprache verwendet, unter anderem mit Metaphern wie dem „helfenbeinernen Thron“ oder dem „Bräutgam voller Wonne“. Das Gedicht zeichnet sich durch einen abwechselnden Reim aus und die Struktur, die sich in jeder Strophe wiederholt, kennzeichnet dieses Gedicht.

Zusammenfassend handelt es sich bei dem Gedicht „Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes“ um ein barockes Religionsgedicht, das die Ankunft Jesus Christus beschreibt und die Hoffnung der Gläubigen wach hält. Dabei verwendet der Dichter eine klare, bildreiche Sprache und eine einheitliche Struktur.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Angelus Silesius. Der Autor Angelus Silesius wurde 1624 in Breslau geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1640 bis 1677 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Barock kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die europäische Stilepoche des 17. und 18. Jahrhunderts, die wir heute als Barock bezeichnen, leitet sich aus dem Portugiesischen ab. Das portugiesische Wort stammt ursprünglich aus dem Juwelierhandwerk und heißt auf Deutsch „unregelmäßige, schiefrunde Perle“. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden große Teile des Deutschen Reiches zerstört. Die Bevölkerung, damals durch ein starkes soziales Gefälle zwischen Provinz und Hof geprägt, litt folglich unter den katastrophalen Auswirkungen des Krieges. Viele Menschen starben an den Folgen des Krieges und der Pest. Die Epoche des Barocks wurde davon stark geprägt. Die Epoche des Barocks in der Literaturgeschichte wurde von Gegensätzen geprägt. Dabei standen insbesondere das Jenseits und das Diesseits oder das Sein und der Schein im Mittelpunkt der Dichtung. Von Gegensätzen beeinflusst war auch das Leben der Menschen. So lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung in Armut, Adelige hingegen lebten einen luxuriösen Lebensstil. Unter den Literaturgattungen erlebten die Lyrik in Form von Sonetten, Liedern oder Oden, die Epik in Form des Romans und das Drama größere Bedeutung. Während die Dichter der Renaissance vorwiegend in lateinischer Sprache, der Sprache der Wissenschaft, schrieben, bemühte man sich nun, sich der deutschen Sprache zu widmen. Die Autoren gehörten in der Regel dem Gelehrtenstand an: Akademiker, Theologen, Adelige und Beamte. Berühmte Lyriker des Barocks sind insbesondere Martin Opitz, Andreas Gryphius, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen.

Das Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 148 Worte. Die Gedichte „Das Vieh lebt nach den Sinnen“, „Die Gliedmaßen der Seelen“ und „Du mußt geübt werden“ sind weitere Werke des Autors Angelus Silesius. Zum Autor des Gedichtes „Sie vertröstet die Schäferinnen der Ankunft ihres Heilandes“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

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