Das Schreyen von Johann Wolfgang von Goethe

Nach dem Italienischen

Jüngst schlich ich meinem Mädgen nach,
Und ohne Hindernüß
Umfasst’ ich sie im Hayn; sie sprach:
Lass mich, ich schrey gewiß!
Da droht’ ich trozzig: Ha, ich will
Den tödten, der uns stöhrt.
Still, winkt sie lispelnd, Liebster still,
Damit dich niemand hört.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Schreyen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
43
Entstehungsjahr
1767
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Schreyen“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur, der von 1749 bis 1832 lebte. Eine genaue zeitliche Einordnung ist aufgrund des fehlenden Datums schwierig, aber man kann vermuten, dass es aus Goethes Sturm-und-Drang-Phase stammt, welche von 1765 bis 1785 andauerte, in der seine Lyrik von jugendlicher Leidenschaft und ungestüm geschrieben war.

Der erste Eindruck des Gedichts weckt ein Gefühl von jugendlicher Verliebtheit, einer heimlichen Begegnung und leidenschaftlichen Zuneigung. Es scheint eine Situation darzustellen, in der das lyrische Ich sein geliebtes Mädchen im Geheimen trifft und dabei Angst vor Entdeckung hat.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine Begegnung des lyrischen Ichs mit seinem geliebten Mädchen im Wald. Er schlich sich zu ihr und umarmte sie, woraufhin sie ihn bittet, sie loszulassen, aus Angst, dass ihr Schreien sie verraten könnte. Der Protagonist reagiert mit Trotz und verspricht, denjenigen zu töten, der sie stört. Am Ende bittet das Mädchen ihn, still zu sein, damit sie nicht entdeckt werden.

Das lyrische Ich möchte mit dieser Aussage wahrscheinlich die Leidenschaft und den impulsiven Charakter seiner Jugendlichen Liebe zum Ausdruck bringen, seine Bereitschaft, für diese Liebe zu kämpfen und das heimliche und spannende Element, das durch die Angst vor Entdeckung hervorgerufen wird.

Form und Sprache des Gedichts sind einfach und klar. Der Text besteht aus einer einzigen achtsilbigen Strophe, was eine gewisse Dringlichkeit und Unmittelbarkeit schafft. Die direkte Sprache und das Fehlen von Metaphorik verleihen der Szene Realität und Lebendigkeit. Die Verwendung des Imperativs im Vers 6 ('Ha, ich will töten, den, der uns stört.') und 8 ('Still, damit dich niemand hört') betont sowohl die Entschlossenheit des lyrischen Ichs als auch die Dringlichkeit der Situation. Die Bedeutung liegt in der Anspannung des Geheimnisses, der Wildheit der Natur und der rohen und verbotenen Leidenschaft.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Schreyen“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1767. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Schriftsteller im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Klassik beginnt nach heutiger Auffassung mit der Italienreise Goethes, die er im Jahr 1786 im Alter von 36 Jahren machte. Das Ende der Epoche wird auf 1832 datiert. In der Klassik wurde die Literatur durch Einflüsse der Französischen Revolution, die ziemlich zu Beginn der Epoche stattfand, entscheidend geprägt. In der Französischen Revolution setzten sich die Menschen dafür ein, dass für alle die gleichen Rechte gelten sollten. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Vertreter der Epoche haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 43 Worte. Die Gedichte „An Lida“, „An den Mond“ und „An den Schlaf“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Schreyen“ weitere 1618 Gedichte vor.

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