Sie singt dem heiligen Geist einen schönen Lobgesang von Angelus Silesius
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Du süße Taube, heilger Geist, |
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Der du zu uns kommst hergereist |
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Vom Vater und vom Sohne, |
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Dir soll jetzt durch des Mundes Klang |
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Erschalln meins Herzens Lobgesang |
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Vor deiner Gottheit Throne. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du bist, der ob den Wassern schwebt, |
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Der Herr, durch welchen alles lebt, |
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Der alls Geschöpf beseelet. |
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Durch dich ist aller Himmel Pracht |
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Und ihre ganze Kraft gemacht, |
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Du hast sie ausgehöhlet. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du hast durch der Propheten Schar |
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Verkündiget, was künftig war, |
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Und Christum prophezeiet. |
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Du zündst auch noch auf frischer Bahn |
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Das Licht der Wahrheit kräftig an, |
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Wer nur sein Herz dir leihet. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du bist der Brunn der Fruchtbarkeit, |
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Du hast Mariam benedeit, |
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Vor dir hat sie empfangen. |
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Durch dich ist Gottes ewger Sohn |
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Ein Mensch geworden und in Thron |
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Des Leibs der Jungfrau gangen. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du hast gar huldreich dich erzeigt, |
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Als Christi Menschheit sich geneigt, |
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Die Taufe zu bekommen. |
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Hast auch mit deiner Süßigkeit |
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Auf ihm geruht zu jeder Zeit |
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Und ihn ganz eingenommen. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du kamest wie ein starker Wind |
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Zu Christi heilgem Hofgesind |
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Und machst sie voller Wonne. |
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Du feurest ihre Zungen an, |
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Sie reden Sprachen, die man kann, |
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So weit auch geht die Sonne. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du bist der Geist der Gnad und Huld, |
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Du flehst in uns für unsre Schuld, |
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Du bist der Geist der Güte. |
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Du machest uns zu Kindern Gotts, |
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Du machst uns würdig seines Brots, |
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Vergottest das Gemüte. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du salbest uns mit Freudenöl, |
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Bist Honigseim in unsrer Kehl, |
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Bist Trost in allen Schmerzen. |
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Du bist die heilge Liebesbrunst, |
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Die weg treibt allen bösen Dunst |
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Aus den zerknirschten Herzen. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du bist der Strom, klar wie Kristall, |
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Der mit so gnadenreichem Fall |
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Jerusalem erfreuet. |
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Du strömest wie ein Harfenton |
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Aus Gottes und des Lammes Thron, |
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Durch dich wird alls verneuet. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Du bleibst bei uns in Ewigkeit, |
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Wirst uns bei Endigung der Zeit |
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Frei und lebendig machen. |
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Du wirst mit deiner Gottheit Schein |
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Uns, die wir deine Küchlein sein, |
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Ganz seliglich anlachen. |
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O süße Taube, heilger Geist, |
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Sei ewiglich von mir gepreist. |
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Sei doch auch mir ein süßer Gott, |
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Ein süßer Gott in Todesnot, |
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Ein süßer Gott im Leben. |
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Laß mich dein liebes Küchlein sein, |
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Führ mich in deine Gottheit ein, |
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Ohn End ob mir zu schweben. |
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Daß du werdst ewiglich gepreist, |
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O süße Taube, heilger Geist. |
Details zum Gedicht „Sie singt dem heiligen Geist einen schönen Lobgesang“
Angelus Silesius
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1624 - 1677
Barock
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht ist von Angelus Silesius, einem bekannten deutschen Mystiker und Lyriker aus dem Barock, der 1624 in Breslau geboren wurde und 1677 starb. Somit lässt sich das Gedicht zeitlich in das 17. Jahrhundert, genauer in die Barockzeit, einordnen.
Beim ersten Eindruck fallen die wiederholten Anrufungen und Lobpreisungen des Heiligen Geistes auf, dem das lyrische Ich in jeder Strophe einen besonderen Aspekt zuschreibt.
Das Gedicht ehrt den Heiligen Geist als wichtigste Manifestation Gottes und seine verschiedenen Funktionen und Attribute werden in jeder Strophe hervorgehoben. Es wird als „süße Taube“ bezeichnet, was ein traditionelles christliches Symbol für den Heiligen Geist ist. Die wiederholte Anrufung „O süße Taube, heilger Geist, sei ewiglich von mir gepreist“ fungiert dabei als Refrain und betont die Hingabe und Verehrung, die das lyrische Ich für den Heiligen Geist empfindet.
Formal besteht das Gedicht aus elf Strophen mit jeweils acht Versen, wobei jede Strophe die gleiche Struktur hat und der Refrain - also der wiederholte Lobpreis - das Ende jeder Strophe bildet. Sprachlich ist das Gedicht eher einfach gehalten und bedient sich vorwiegend religiöser und traditioneller Bilder und Symbole.
Die Intention des lyrischen Ichs scheint darin zu liegen, seine tiefe religiöse Hingabe und Verehrung für den Heiligen Geist zum Ausdruck zu bringen. Es benennt nicht nur die Charakteristika und Funktionen des Heiligen Geistes, sondern entwickelt zudem eine persönliche und liebevolle Beziehung zu ihm, indem es den Wunsch äußert, in dessen Gottheit einzugehen.
Dem Gedicht kommt also sowohl auf sprachlicher, als auch auf inhaltlicher Ebene eine tiefgreifende spirituelle Bedeutung zu, die es als ein bedeutendes religiöses Werk aus der Barockzeit positioniert. Während der Barockzeit war die Spiritualität und vor allem die katholische Kirche stark verwurzelt in der Gesellschaft, was sich in diesem Gedicht von Angelus Silesius widerspiegelt.
Weitere Informationen
Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Sie singt dem heiligen Geist einen schönen Lobgesang“. Der Autor Angelus Silesius wurde 1624 in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1640 und 1677. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Der Schriftsteller Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Der die Jahre 1600 bis 1720 umfassende Zeitraum gilt als Literaturepoche des Barocks, die sich im deutschen Sprachraum während und nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) entfaltete. Als Epochenbezeichnung wird das aus dem Portugiesischen stammende Wort „Barock“ erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verfall im Deutschen Reich. Trotzdem lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neuordnung der Gebiete vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen. Der Barock zeichnet sich primär durch die Antithetik, also einem von Gegensätzen und Widersprüchen geprägtem Bewusstsein, aus. Durch die Antithetik kommt es im Barock vermehrt zur Verwendung von Gegensatzpaaren, wie zum Beispiel: Diesseits und Jenseits, Wollust und Tugend oder Weltverneinung und Weltzugewandtheit. Im Zeitalter des Barocks wurde das Lateinische von der deutschen Sprache abgelöst. Da in der Zeit des Barocks der Wohlklang und die äußere Ästhetik eines literarischen Werkes eine große Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Symbole, Metaphern und Hyperbolik (Übertreibung) eingesetzt.
Das vorliegende Gedicht umfasst 461 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 99 Versen. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Des Weisen Goldmachung“, „Vom Wissen“ und „Vom Gewissen“. Zum Autor des Gedichtes „Sie singt dem heiligen Geist einen schönen Lobgesang“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.
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Zum Autor Angelus Silesius sind auf abi-pur.de 1832 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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