Sie grüßt die Jungfrau Maria mit dem Ave Filia Dei Patris von Angelus Silesius

1
Du Tochter Gottes, sei gegrüßt,
Die du des Vaters Liebste bist!
Hilf, daß wir arme Würmelein
Auch mögen seine Kinder sein.
 
2
Gegrüßt sei, Mutter, die, erkorn,
Des Vaters ewgen Sohn geborn!
Bitt, daß er uns auch woll beschern,
10 
Daß wir den auch in uns gebärn.
 
11 
3
12 
Gegrüßt sei, auserwählte Braut,
13 
Dem heilgen Geist allein vertraut!
14 
Mach, daß auch wir durch deine Gunst
15 
Empfinden seiner Liebe Brunst.
 
16 
4
17 
Gegrüßt sei jetzt und allezeit,
18 
Du Tempel der Dreifaltigkeit!
19 
Erhalt, daß unser Seel und Leib
20 
Ihr Tempel sei und ewig bleib.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Sie grüßt die Jungfrau Maria mit dem Ave Filia Dei Patris“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Der Verfasser dieses Gedichts ist Angelus Silesius, ein bedeutender deutscher Lyriker und Theologe der Barockzeit. Silesius lebte von 1624 bis 1677, also im 17. Jahrhundert, und ist vor allem für seine religiöse Poesie bekannt.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr fromm und nimmt formale Aspekte eines Gebetes an. Es bedient sich einer sprachlichen Bildlichkeit, um die Verehrung der Jungfrau Maria auszudrücken.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Anrufung und Verehrung der Jungfrau Maria. Das lyrische Ich richtet eine Bitte an Maria, die Tochter Gottes, Mutter von Jesus Christus und Vertraute des Heiligen Geistes. Es betont ihre auserwählte Position als „Liebste“ Gottes, „Mutter“ des Sohnes und „Braut“ des Heiligen Geistes und ehrt sie als „Tempel der Dreifaltigkeit“. Zugleich zeigt sich das lyrische Ich demütig und fleht um Hilfe, um auch Gottes Kind sein zu dürfen, Jesus in sich zu gebären und seiner Liebe zu erfahren. Es wird deutlich, dass das lyrische Ich eine tief religiöse Haltung einnimmt und die Hoffnung auf eine enge Bindung zu Gott ausdrückt.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts lassen sich einige Besonderheiten feststellen. Das Gedicht besteht aus vier gleich langen Strophen mit je vier Versen, wobei das Reimschema ABAB beibehalten wird. Die Sprache des Gedichts ist archaisch und weist eine teilweise altertümliche Wortwahl und Syntax auf, was typisch für das 17. Jahrhundert ist. Die Bilder und Metaphern unterstreichen die religiöse Botschaft des Gedichts und führen zu einer starken Emotionalität und einer feierlichen Atmosphäre.

Zusammenfassend ist Silesius' Gedicht eine tiefe und emotionale Anrufung der Jungfrau Maria, in der das lyrische Ich eine geistliche Verbindung zu Gott anstrebt und dabei die besondere Position Marias in der christlichen Lehre hervorhebt. Trotz seiner formalen Einfachheit ist das Gedicht sprachlich anspruchsvoll und reich an symbolischen Bildern und Metaphern.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sie grüßt die Jungfrau Maria mit dem Ave Filia Dei Patris“ des Autors Angelus Silesius. Silesius wurde im Jahr 1624 in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Literaturepoche des Barock begann etwa 1600 und endete im Jahr 1720. Die wörtliche Übersetzung des portugiesischen Wortes „barocco“ lautet „schiefe Perle“. Der Barock ist durch ein zentrales Ereignis geprägt, dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Durch die ungenügenden sanitären Bedingungen konnten sich Seuchen schnell ausbreiten. Rund ein Drittel der Bevölkerung kamen durch den Krieg und sich ausbreitenden Seuchen, wie etwa der Pest, ums Leben. Durch die immense Verminderung der Bevölkerung schwächte sich das wirtschaftliche Leben zunehmend ab. Die Barockdichtung ist von drei Leitmotiven (Memento mori, Vanitas, Carpe diem) bestimmt, die die Lebenseinstellung der Menschen beschreiben. Vor dem geschichtlichen Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges war das Leben der Menschen von Gewalt und Zerstörung bestimmt. Alle genannten Motive setzen sich auf verschiedene Art mit der verbreiteten Angst vor dem Tod und seinen Auswirkungen auseinander. In der Dichtung des Barocks trat das Deutsche an die Stelle des Lateinischen, welches die Sprache der bedeutendsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Trotzdem war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Zu den namhaften Schriftstellern der Literatur des Barocks zählen unter anderem: Casper von Lohenstein, Martin Opitz, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, Andreas Gryphius, Caspar Ziegler, Paul Fleming, Angelus Silesius und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau.

Das vorliegende Gedicht umfasst 86 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Angelus Silesius sind „Vom Gewissen“, „Der Allerverliebteste, der Allerheiligste“ und „Man achtet das Ewige nicht“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sie grüßt die Jungfrau Maria mit dem Ave Filia Dei Patris“ weitere 1832 Gedichte vor.

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