Du mußt, was Gott ist, sein von Angelus Silesius

Soll ich mein letztes End und ersten Anfang finden,
So muß ich mich in Gott und Gott in mir ergründen
Und werden das, was er: ich muß ein Schein im Schein,
Ich muß ein Wort im Wort, ein Gott in Gotte sein.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.4 KB)

Details zum Gedicht „Du mußt, was Gott ist, sein“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
42
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt vom deutschen Barockdichter Angelus Silesius, welcher zwischen 1624 und 1677 lebte und sich durch seine mystische und theologische Lyrik auszeichnete.

Die erste Lektüre des Gedichts vermittelt einen tiefreligiösen, komplexen und introspektiven Eindruck. Der Inhalt dreht sich um die Suche nach Gott und der eigenen Identität innerhalb dieses Gottesverständnisses. In äußerst tiefsinnigen, fast philosophischen Versen, stellt das lyrische Ich seine Verbindung zu Gott und seine Notwendigkeit, ein Teil von ihm zu sein, dar.

Inhaltlich kann man das Gedicht so zusammenfassen: Das lyrische Ich sucht nach seinem Ursprung und seinem Ende und findet diese im göttlichen. Es betont die Notwendigkeit, sich selbst und Gott zu erkennen, um diese Suche erfolgreich abzuschließen. Es wird der Wunsch ausgedrückt, im göttlichen Licht (Schein im Schein) und Wort (Wort im Wort) aufzugehen und somit in der göttlichen Natur aufzugehen.

Formal besteht das Gedicht aus einer vierzeiligen Strophe, welche aus vier Alexandrinern (Versen mit sechs Hebungen und einem Zäsur nach der dritten Hebe) besteht. Diese Form ist typisch für die Barocklyrik und dient dazu, den inhaltlichen Schwere des Gedichts zu unterstreichen.

Sprachlich verwendet Silesius eine stark symbolische, bildreiche Sprache. Die Metaphern „Schein im Schein“ und „Wort im Wort“ deuten auf eine tiefe Verbindung hin, die über das rein Physische hinausgeht, während die Phrase „Gott in Gotte sein“ eine mystische Einheit mit dem Göttlichen zum Ausdruck bringt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieses Gedicht ein tiefer Ausdruck der mystischen Selbstsuche und Gotteserfahrung des lyrischen Ichs ist. Die Verwendung von komplexen sprachlichen Bildern und die strenge formale Struktur tragen zur Tiefe und Schwere des Gedichts bei und reflektieren die ernste Introspektion, die das lyrische Ich durchlebt.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Du mußt, was Gott ist, sein“. Im Jahr 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1640 und 1677. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barock folgt auf die Epoche der Renaissance und des Humanismus. Sie umfasst den Zeitraum von etwa 1600 bis 1720. Der Begriff leitet sich aus dem Portugiesischem ab. Der Begriff stammt aus der Juweliersprache und bedeutet so viel wie„seltsam geformte, schiefrunde Perle“. Die Bevölkerung Europas entwickelte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg in unterschiedliche Richtungen. Der Krieg stellte ein besonders prägendes Ereignis der damaligen Zeit dar. Auch die Pest übte einen starken Einfluss auf die Verhältnisse der damaligen Zeit aus. Die Erfahrungen mit dem Krieg und seinen dramatischen Folgen spiegeln sich in einem gegensätzlichen (antithetischen) Weltbild wider. Dies entspricht der damaligen Lebenswirklichkeit der Menschen: Das Leben der einfachen Bevölkerung war geprägt von bitterer Armut und Pessimismus, während an den Fürstenhöfen nach dem Vorbild des französischen Absolutismus Luxus und Verschwendung herrschten. In der Dichtung wird die Nutzung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die am häufigsten eingesetzten Formen in der Poesie waren das Sonett, das Epigramm, die Elegie und die Ode. Im Zeitalter des Barocks begannen die Autoren ihre Werke in deutscher Sprache zu verfassen. Die Autoren der Renaissance schrieben noch in lateinischer Sprache. Da innerhalb der Zeit des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine große Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform jener Zeit das Gedicht. In den Gedichten wurden häufig Metaphern, Symbole und Hyperbolik verwendet.

Das Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 42 Worte. Der Dichter Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Weisheit ist ein Quell“, „Das Vieh lebt nach den Sinnen“ und „Die Gliedmaßen der Seelen“. Zum Autor des Gedichtes „Du mußt, was Gott ist, sein“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1832 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Angelus Silesius

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Angelus Silesius und seinem Gedicht „Du mußt, was Gott ist, sein“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Angelus Silesius (Infos zum Autor)

Zum Autor Angelus Silesius sind auf abi-pur.de 1832 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.