Das Opfer von Frank Wedekind

Wenn ich bei Tag mein Mädel mir beseh,
Dann seh ich einen kahlen Totenschädel,
Darunter ein Skelett, und seh mein Mädel
Gebrochen knien von schauerlichem Weh.
 
Sie schreit zum Schöpfer: „Laß mich Freudenquell
Nur schleunigst jetzt an ihm vorübergehen!
Sechs Monde noch, dann wär’s um ihn geschehen.
Sein Mark wird mürb, der Tod vergafft sich schnell.
 
„Mich wirft man auf den Mist, das ist normal;
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Das Fleisch auf meinen Rippen ist Chimäre.
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Ich gäb es, wenn mein liebend Herz nicht wäre,
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Schon heute gern den Schlächtern im Spital!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Das Opfer“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
89
Entstehungsjahr
1905
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Frank Wedekind, ein deutscher Schriftsteller und Schauspieler, der in der Zeit vom 24. Juli 1864 bis zum 9. März 1918 lebte, ist der Autor des Gedichts „Das Opfer“. Seine literarische Aktivität fiel größtenteils in das Zeitalter des Naturalismus am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht düster und ziemlich beunruhigend, mit starken bildlichen Darstellungen von Tod, Skelett und Alterung. Das lyrische Ich nimmt das Thema Verfall und Vergänglichkeit sehr intensiv auf.

Inhaltlich wirkt es, als würde das lyrische Ich seinen Geliebten als sterbend oder krank wahrnehmen. Es ist eine Art Darstellung der unvermeidlichen Vergänglichkeit des Lebens und der Vergänglichkeit des menschlichen Körpers. Der Sprecher sieht sein „Mädel“ als ein Opfer der Zeit und des Todes an, dessen körperlicher Niedergang auf groteske Weise beschrieben wird. Im dritten Vers der zweiten Strophe wird ihr Tod sogar vorausgesehen („Sechs Monde noch, dann wär’s um ihn geschehen.“). Außerdem spricht das lyrische Ich davon, auf den Mist geworfen zu werden und dass seine physische Existenz nur eine Illusion ist – „Chimäre“.

Das Gedicht ist in drei Strophen zu jeweils vier Versen formatiert, ein häufiges Format in der Lyrik. Die Sprache des Gedichts ist direkt, grimmig und ausdrucksstark. Wedekind verwendet konkrete und dunkle Bilder, um die physische Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers, die Abscheu vor Alterung und Tod, und die Angst vor Vergänglichkeit zu vermitteln.

Die häufige Verwendung von Todes- und Verfallsbildern und der direkte, beschreibende Tonfall tragen zur Gesamtatmosphäre des Gedichts bei – eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung und des Schmerzes angesichts des unausweichlichen Marschs des Todes. Es zeigt, dass Wedekind in der Lage war, die dunklen Aspekte des menschlichen Lebens auf eine kraftvolle und unvergessliche Weise zu erfassen.

Weitere Informationen

Frank Wedekind ist der Autor des Gedichtes „Das Opfer“. Der Autor Frank Wedekind wurde 1864 in Hannover geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1905 entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Wedekind ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 89 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Frank Wedekind sind „Alte Liebe“, „Altes Lied“ und „Am Scheidewege“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Opfer“ weitere 114 Gedichte vor.

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