Das Leben, ein Räthsel von Carl Streckfuß

Von keinem je gekannt, doch streng gerichtet,
Gehaßt von vielen, und doch werth gehalten,
Erschaff’ ich ewig mancherley Gestalten,
Die meine Hand im ernsten Spiel vernichtet.
 
Ich wecke Kämpfe, die ich selbst geschlichtet,
Und immer schein’ ich Neues zu entfalten,
Doch bleib’ ich unverändert bey dem Alten,
Obgleich auf ewig vor mir selbst geflüchtet.
 
So weiß ich mich in Dunkel zu verhüllen,
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Das Kleine geb’ ich für’s versprochne Große,
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Und nie soll Licht den Sterblichen erfreuen.
 
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Doch, daß er mich besaß, soll nie ihn reuen,
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Ein reiches Kind ruht mir im dunkeln Schooße,
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Das soll, was ich versprochen, schön erfüllen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Das Leben, ein Räthsel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1804
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Leben, ein Räthsel“ wurde von Carl Streckfuß verfasst, der von 1778 bis 1844 lebte. Dies lässt eine zeitliche Einordnung in die Epoche der Romantik oder des Biedermeier zu.

Der erste Eindruck des Gedichts weist auf ein eher düsteres und mysteriöses Bild hin. Der Titel „Das Leben, ein Räthsel“ stellt schon eine gewisse Ambivalenz und Komplexität dar, welches auf das gesamte Gedicht übertragen wird.

Inhaltlich handelt das Gedicht von der Ungewissheit und der Unberechenbarkeit des Lebens. Das lyrische Ich, das hier als Allegorie für das Leben steht, spricht davon, dass es nie vollständig gekannt, aber immer streng beurteilt wird. Es schafft immer neue Formen, die es auch wieder vernichtet. Es weckt Kämpfe und scheinbar Neues, bleibt dennoch immer das Alte. Es verspricht viel, gibt aber oft nur das Kleine und hält sich oft im Dunkel verborgen. Trotz all dieser Widersprüchlichkeiten bereut es niemand, das Leben gehabt zu haben, denn im dunklen Schoß des Lebens ruht immer ein reiches Kind, das die versprochenen Hoffnungen und Träume erfüllen soll.

Die Form des Gedichts ist klassisch mit Strophen und Versen gestaltet. In jeder der vier Strophen ist ein eigenständiger Gedankengang oder eine eigenständige Beobachtung dargestellt, die jedoch zur Gesamtaussage beitragen. Die Sprache ist eher altertümlich und entspricht dem Sprachgebrauch der Zeit des Autors. Die Wortwahl und die Metaphern machen das Gedicht anspruchsvoll und regen zum Nachdenken an.

Insgesamt lässt sich sagen, dass dieses Gedicht eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit dem Leben zeigt. Es verdeutlicht die Widersprüchlichkeiten und Unberechenbarkeiten des Lebens und lädt den Leser dazu ein, sich mit der Ambivalenz des Lebens auseinanderzusetzen. Es vermittelt gleichzeitig aber auch Hoffnung und Vertrauen in das Leben, trotz aller Unbekannten und Unsicherheiten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Leben, ein Räthsel“ ist Carl Streckfuß. Der Autor Carl Streckfuß wurde 1778 in Gera geboren. Im Jahr 1804 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Wien. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Klassik oder Romantik zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 101 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Carl Streckfuß ist auch der Autor für Gedichte wie „Actäon“, „An Maria del Caro“ und „An Nadine“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Leben, ein Räthsel“ weitere 50 Gedichte vor.

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