Das Knie von Christian Morgenstern

1	Ein Knie geht einsam durch die Welt.
2	Es ist ein Knie, sonst nichts!
3	Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
4	Es ist ein Knie, sonst nichts.
5	Im Kriege ward einmal ein Mann
6	erschossen um und um.
7	Das Knie allein blieb unverletzt –
8	als wär’s ein Heiligtum.
9	Seitdem geht’s einsam durch die Welt.
10	Es ist ein Knie, sonst nichts.
11	Es ist kein Baum, es ist kein Zelt.
12	Es ist ein Knie sonst nichts.

Details zum Gedicht „Das Knie“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht trägt den Titel „Das Knie“ und wurde von Christian Morgenstern verfasst, der in der Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts lebte. Daher kann es der literarischen Epoche der Moderne zugeordnet werden. Morgenstern ist bekannt für seine sprachlich-innovativen und humorvollen Gedichte, die oft surreale oder absurde Züge tragen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ungewöhnlich und skurril. Ein Knie, das alleine durch die Welt geht, ist eine merkwürdige Vorstellung. Doch der absurde Humor und die Einzigartigkeit dieser Vorstellung erregen Aufmerksamkeit und Interesse des Lesers.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines einsamen Knies, das durch die Welt wandert. Es betont mehrfach, dass es lediglich ein Knie ist und sonst nichts, kein Baum und kein Zelt. In der zweiten Strophe erfahren wir in einer Rückblende, dass das Knie zu einem Mann gehörte, der im Krieg erschossen wurde, wobei nur das Knie unbeschädigt blieb.

Die Aussagen des lyrischen Ichs könnten mehrere interpretative Ansätze bieten. Einerseits könnte es den Leser dazu anregen, über den Wert jedes einzelnen Körperteils nachzudenken, was im Kontext des Krieges besonders relevant ist. Das Knie wird als „Heiligtum“ bezeichnet, als etwas Besonderes und Wichtiges, das sogar den Krieg überdauern kann. Es könnte auch eine Aufforderung sein, über die Beziehung zwischen dem Körper und der Identität nachzudenken. Das Knie wird hier losgelöst vom Rest des Körpers und geht alleine durch die Welt – es wird zu einer eigenen Entität.

Was die Form des Gedichts angeht, besteht es aus drei Strophen mit je vier Versen. Das Schema ist durchgängig abcb, was den Text rhythmisch und melodisch gestaltet. Die Sprache ist einfach und direkter Natur, es dominieren Hauptsätze. Diese Klarheit und Direktheit stehen in einem starken Kontrast zum surrealen Inhalt des Gedichts. Die Wiederholungen betonen die Einsamkeit des Knies und dessen Singularität.

Zusammengefasst ist „Das Knie“ ein auf den ersten Blick absurdes und skurriles Gedicht, das bei genauerer Betrachtung zur Reflexion über den Wert einzelner Körperteile, Identität und die Auswirkungen des Krieges anregt. Die innovative und eindringliche Sprache von Morgenstern lässt viel Raum für Interpretation und verleiht dem Gedicht seinen einzigartigen Charakter.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Das Knie“ ist Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1887 bis 1914 entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 74 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „Brüder!“, „Bundeslied der Galgenbrüder“ und „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“ sind weitere Werke des Autors Christian Morgenstern. Zum Autor des Gedichtes „Das Knie“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.

Das Video mit dem Titel „Morgenstern Das Knie“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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