Grabschrift der hl. Jungfrauen Gertrudis von Angelus Silesius

Glaub, hier in diesem Grab liegt nur ein bloßer Schein,
Es kann Gertrudis nicht, wie man vermeinet, sein.
Wo sie nicht sollt ihr Grab im Herzen Jesu haben,
So mußte Jesus sein aus ihrem ausgegraben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Grabschrift der hl. Jungfrauen Gertrudis“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
35
Entstehungsjahr
1624 - 1677
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Grabschrift der hl. Jungfrauen Gertrudis“ und ist von Angelus Silesius verfasst worden, einem deutschen Arzt, Priester und Dichter des Barocks, der im 17. Jahrhundert lebte.

Beim ersten Eindruck des Gedichts fällt auf, dass es Tod und Metaphysik thematisiert, indem es über das Grab der Heiligen Gertrudis spricht. Es wird jedoch schnell deutlich, dass es in Wirklichkeit weniger um den physischen Tod geht, als vielmehr um spirituelle Vorstellungen des Jenseits und der Vereinigung mit Gott.

Der Inhalt des Gedichtes kreist um die Idee, dass das Grab der Heiligen Gertrudis nur ein symbolischer Ort ist und nicht ihre tatsächliche letzte Ruhestätte. Die ich-Erzählerin wirft die Vorstellung auf, dass der wahre Aufenthaltsort der Heiligen Gertrudis nicht im Grab, sondern im Herzen Jesu ist, suggerierend, dass sie sich nach ihrem Tod mit Jesus vereint hat. Mit anderen Worten, wenn sie nicht in seinem Herzen ruhen würde, müsste Jesus aus ihrem Grab gehoben worden sein.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus vier Versen, die einen einheitlichen Reim (abcb) aufweisen. Die Sprache ist klar und einfühlsam, dabei durchdrungen von einer starken Spiritualität. Im Fokus steht die metaphorische Darstellung des Todes und der Auferstehung, symbolisiert durch das Grab und das Herz Jesu. Die Verwendung dieses Bildes deutet darauf hin, dass für die Ich-Erzählerin Tod nicht das Ende, sondern vielmehr der Beginn einer neuen Existenz in Gott ist.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass dieses Gedicht eine tiefe religiöse Botschaft vermittelt und eine Interpretation des Todes als Übergang in eine spirituelle Existenz anbietet. Die Schlüsselidee ist, dass eine Heilige durch ihren Tod nicht von uns genommen wird, sondern in Jesus Christus weiterlebt.

Weitere Informationen

Angelus Silesius ist der Autor des Gedichtes „Grabschrift der hl. Jungfrauen Gertrudis“. 1624 wurde Silesius in Breslau geboren. In der Zeit von 1640 bis 1677 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Barock zuordnen. Silesius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Epoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis ungefähr 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei weitere Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Durch die Pest starben etwa 30 % der Bevölkerung. Auch der Dreißigjährige Krieg führte zu einem politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verfall im Deutschen Reich. Dennoch lebten die Fürsten einen luxuriösen und ausschweifenden Lebensstil vor. Sie nutzten das Durcheinander nach dem Krieg, um eine Neugliederung der Territorien vorzunehmen und ihre Macht weiter auszubauen und zu festigen. Krieg und Elend lösten in der ärmeren Bevölkerung ein tiefes Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit aus. Im Gegensatz dazu lebten die absolutistischen, alleinigen Herrscher in protzigen Luxus und ließen sich Prunkschlösser bauen. Diese Gegensätze von Lebenslust und Todesangst bzw. Luxus und Armut spiegelten sich ebenfalls in der Barockliteratur wider. In der Lyrik wird die Verwendung solcher inhaltlichen Gegensätze als Antithetik bezeichnet. Die Dichter der Renaissance schrieben noch auf Lateinisch, die Autoren des Barock begannen, ihre Werke in Deutsch zu verfassen. Autoren und Werke dieser Zeit sind vielzählig. Andreas Gryphius, Martin Opitz oder Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen sind unverkennbare Vertreter der Literaturepoche des Barocks.

Das vorliegende Gedicht umfasst 35 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 4 Versen. Angelus Silesius ist auch der Autor für Gedichte wie „Die Weisheit ist ein Quell“, „Das Vieh lebt nach den Sinnen“ und „Die Gliedmaßen der Seelen“. Zum Autor des Gedichtes „Grabschrift der hl. Jungfrauen Gertrudis“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1832 Gedichte vor.

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