Das Heil von außen von Kurt Tucholsky

Was wir bereits gestorben glaubten,
ist, hols der Teufel, wieder da:
die alten achselstückberaupten
Kommis der Militaria.
 
Das wandelt wie in alten Tagen,
für alles Neue gänzlich taub:
man trägt nur manches auf dem Kragen
und ist ein Kerl mit Eichenlaub.
 
Das sind doch alles Kleidermoden:
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der Ärmelschmuck und wie das heißt …
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Matt stellt sich einfach auf den Boden
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der neuen Welt – im alten Geist.
 
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Und haben wir den Krieg verloren:
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die Herren, silberig besternt,
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verschließen ihre langen Ohren –
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sie haben nichts dazugelernt.
 
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Und nur ein Friede kann uns retten,
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ein Friede, der dies Heer zerbricht,
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zerbricht die alten Eisenketten –
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Der Feind befreit uns von den Kletten.
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Die Deutschen selber tun es nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Das Heil von außen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1919
Epoche
Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit,
Exilliteratur

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Heil von außen“ stammt von dem bekannten deutschen Schriftsteller und Journalisten Kurt Tucholsky. Tucholsky lebte von 1890 bis 1935 und war vor allem in der Weimarer Republik als kritischer Gesellschaftsbeobachter und Satiriker aktiv. Daher kann man das vorliegende Gedicht dieser Epoche zeitlich zuordnen.

Schon beim ersten Eindruck des Gedichts wird eine starke Kritik am Militarismus und der militärischen Vergangenheit Deutschlands deutlich. Es scheint, als sei das lyrische Ich enttäuscht und gleichzeitig wütend darüber, dass anstatt der erhofften Veränderung und des Lernens aus vergangenen Fehlern, die alte Militärordnung einfach wieder heraufbeschworen wird.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen, bis auf die letzte Strophe, die fünf Verse hat. Inhaltlich geht es um das Wiedererstarken des Militarismus und das Festhalten an alten Traditionen. Erst in der letzten Strophe wird eine starke Sehnsucht nach Frieden und gleichzeitig die Kritik am fehlenden Wandel innerhalb der deutschen Gesellschaft deutlich: Der Friede könnte nur durch eine äußere Macht erreicht werden, da die Deutschen selbst keine Veränderung herbeiführen würden.

Form und Sprache des Gedichts sind recht einfach gehalten, weshalb sich die Botschaft direkt und ohne große Dechiffrierungsarbeit erschließt. Trotzdem bringt Tucholsky seine Kritik in teils sarkastischem und spöttischem Ton zum Ausdruck, wohl um seine Enttäuschung über die beschriebenen Zustände deutlich zu machen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass Tucholsky mit seinem Gedicht eine scharfe Kritik am Militarismus äußert und das Festhalten daran anprangert. Er fordert Frieden und Neuerungen, zeigt sich jedoch pessimistisch hinsichtlich der Fähigkeit der Deutschen, diese Veränderungen selbst herbeizuführen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Heil von außen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Kurt Tucholsky. 1890 wurde Tucholsky in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1919 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Charlottenburg. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit oder Exilliteratur zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Tucholsky handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Inhaltlich wurden in der Literatur der Weimarer Republik häufig die Ereignisse des Ersten Weltkriegs verarbeitet. Die geschichtlichen Einflüsse des Ersten Weltkrieges und der späteren Weimarer Republik sind die prägenden Faktoren dieser Epoche. Die Neue Sachlichkeit in der Literatur der Weimarer Republik ist von distanzierter Betrachtung der Welt und Nüchternheit gekennzeichnet und politisch geprägt. Es wurde eine alltägliche Sprache verwendet um mit den Texten so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Die Freiheit von Wort und Schrift war zwar verfassungsmäßig garantiert, doch bereits 1922 wurde nach der Ermordung von Walter Rathenau das Republikschutzgesetz erlassen, das diese Freiheit wieder einschränkte. Viele Schriftsteller litten unter dieser Zensur. Dieses Gesetz wurde in der Praxis nur gegen linke Autoren angewandt, nicht aber gegen rechte, die zum Beispiel in ihren Werken offen Gewalt verherrlichten. Das 1926 erlassene Schund- und Schmutzgesetz setze den Schriftstellern dieser Zeit noch mal verstärkt Grenzen. 1931 trat die Pressenotverordnung in Kraft, dadurch waren die Beschlagnahmung von Schriften und das Verbot von Zeitungen über mehrere Monate hinweg möglich geworden.

Zur Zeit des Nationalsozialismus mussten viele Autoren ins Ausland fliehen. Dort entstand die sogenannte Exilliteratur. Ausgangspunkt der Exilbewegung ist der Tag der Bücherverbrennung im Mai 1933 im nationalsozialistischen Deutschland. Alle nicht-arischen Werke wurden verboten und symbolträchtig verbrannt. In Folge dessen flohen viele Schriftsteller aus Deutschland. Die Exilliteratur der Literaturgeschichte Deutschlands bildet eine eigene Literaturepoche und folgt auf die Neue Sachlichkeit der Weimarer Republik. Die Themen der deutschen Exilliteratur lassen sich zunächst in zwei Gruppen einteilen. Einige Schriftsteller fühlten sich in ihrer neuen Heimat nicht zu Hause, hatten Heimweh und wollten einfach in ihr altes Leben vor dem Nationalsozialismus zurückkehren. Oftmals konnten sie im Ausland nicht mehr ihrer Arbeit als Schriftsteller nachgehen, da sie nur in Deutsch schreiben konnten, was im Ausland aber niemand verstand. Heimweh und ihre Liebe zum Mutterland sind die Themen in ihren Werken. Die anderen Schriftsteller wollten sich gegen Nazideutschland wehren. Man wollte einerseits die Welt über die Grausamkeiten in Deutschland aufklären. Andererseits aber auch den Widerstand unterstützen. Spezielle formale Merkmale weist die Exilliteratur nicht auf. Allerdings gab es einige neue Gattungen, die in dieser Literaturepoche geboren wurden. Das epische Theater von Bertolt Brecht oder auch die historischen Romane waren neue literarische Textsorten. Aber auch Radioreden oder Flugblätter der Widerstandsbewegung sind hierbei als neue Textsorten zu erwähnen. Oftmals wurden die Texte auch getarnt, so dass sie trotz Zensur nach Deutschland gebracht werden konnten. Dies waren dann die sogenannten Tarnschriften.

Das vorliegende Gedicht umfasst 113 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 21 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Kurt Tucholsky sind „Achtundvierzig“, „All people on board!“ und „Also wat nu – ja oder ja?“. Zum Autor des Gedichtes „Das Heil von außen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 136 Gedichte vor.

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