Das Göttliche von Johann Wolfgang von Goethe
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Edel sei der Mensch, |
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Hilfreich und gut! |
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Denn das allein |
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Unterscheidet ihn |
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Von allen Wesen, |
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Die wir kennen. |
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Heil den unbekannten |
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Höhern Wesen, |
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Die wir ahnen! |
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Ihnen gleiche der Mensch! |
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Sein Beispiel lehr’ uns |
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Jene glauben. |
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Denn unfühlend |
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Ist die Natur: |
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Es leuchtet die Sonne |
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Über Bös’ und Gute, |
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Und dem Verbrecher |
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Glänzen, wie dem Besten |
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Der Mond und die Sterne. |
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Wind und Ströme, |
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Donner und Hagel |
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Rauschen ihren Weg |
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Und ergreifen |
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Vorüber eilend |
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Einen um den andern. |
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Auch so das Glück |
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Tappt unter die Menge, |
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Faßt bald des Knaben |
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Lockige Unschuld, |
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Bald auch den kahlen |
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Schuldigen Scheitel. |
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Nach ewigen, ehrnen, |
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Großen Gesetzen |
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Müssen wir alle |
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Unseres Daseins |
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Kreise vollenden. |
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Nur allein der Mensch |
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Vermag das Unmögliche: |
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Er unterscheidet, |
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Wählet und richtet; |
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Er kann dem Augenblick |
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Dauer verleihen. |
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Er allein darf |
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Den Guten lohnen, |
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Den Bösen strafen, |
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Heilen und retten, |
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Alles Irrende, Schweifende |
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Nützlich verbinden. |
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Und wir verehren |
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Die Unsterblichen, |
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Als wären sie Menschen, |
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Täten im Großen, |
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Was der Beste im Kleinen |
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Tut oder möchte. |
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Der edle Mensch |
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Sei hülfreich und gut! |
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Unermüdet schaff’ er |
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Das Nützliche, Rechte, |
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Sei uns ein Vorbild |
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Jener geahneten Wesen! |
Details zum Gedicht „Das Göttliche“
10
60
185
1783
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Das Göttliche“ und wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten Dichter Deutschlands. Goethe lebte von 1749 bis 1832, was seine literarische Arbeit in die Epoche der Weimarer Klassik einordnet.
Beim ersten Lesen wird der hohe moralische Anspruch des Gedichts deutlich, der den Menschen fordert, edel, hilfreich und gut zu sein. Das lyrische Ich beschreibt dabei, was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet und hebt insbesondere die Fähigkeit hervor, Gutes zu tun und moralische Entscheidungen zu treffen.
Der Inhalt des Gedichts könnte als Aufforderung an den Menschen interpretiert werden, nach höheren christlichen oder allgemein ethischen Prinzipien zu handeln. Dies zeigt sich in den Versen, in denen das lyrische Ich die Natur und das Glück beschreibt und betont, dass diese keinen Unterschied zwischen gut und böse machen. Mit anderen Worten, das Gute und Schlechte im Leben trifft jeden Menschen gleichermaßen, unabhängig von seinem moralischen Verhalten. Das lyrische Ich stellt heraus, dass der Mensch jedoch die Fähigkeit und Verantwortung hat, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und dementsprechend zu handeln.
Formal besteht das Gedicht aus zehn Strophen, die meist aus sechs Versen bestehen. Die Sprache ist klar und leicht verständlich, jedoch mit einer gewissen deutlichen und feierlichen Gravität, die zum ernsten Charakter des Gedichts passt. Es werden starke Bilder und Metaphern verwendet, die das Unpersönliche und Neutrale der Natur hervorheben und dem gegenüber die bewusste Moral des Menschen stellen.
Durch die Wiederholung der Aufforderung, der Mensch solle edel, hilfreich und gut sein, am Anfang und Ende des Gedichts wird diese zentrale Botschaft betont und in den Vordergrund gestellt. Insgesamt kann das Gedicht als ein Plädoyer für moralisches Handeln und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Handeln verstanden werden. Es ist eine Aufforderung, sich gegenüber anderen Lebewesen und der Natur ethisch zu verhalten und dabei immer bewusst die Folgen des eigenen Handelns zu bedenken.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Göttliche“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Im Jahr 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Im Jahr 1783 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.
Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der populärsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind gebräuchliche Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Klassik auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.
Das vorliegende Gedicht umfasst 185 Wörter. Es baut sich aus 10 Strophen auf und besteht aus 60 Versen. Weitere Werke des Dichters Johann Wolfgang von Goethe sind „An Lida“, „An den Mond“ und „An den Schlaf“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Göttliche“ weitere 1618 Gedichte vor.
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- An Belinden
- An Lida
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Zum Autor Johann Wolfgang von Goethe sind auf abi-pur.de 1618 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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