Das Grab im Busento von August Graf von Platen

Nächtlich am Busento lispeln, bey Cosenza, dumpfe Lieder,
Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder!
 
Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh’n die Schatten tapfrer Gothen,
Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten.
 
Allzufrüh und fern der Heimath mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben.
 
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette.
 
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde,
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Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde.
 
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Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe,
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Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe.
 
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Abgelenkt zum zweyten Male, ward der Fluß herbeygezogen:
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Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen.
 
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Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf’ in deinen Heldenehren!
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Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!
 
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Sangen’s, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere;
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Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Das Grab im Busento“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
170
Entstehungsjahr
1820
Epoche
Klassik,
Romantik,
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Grab im Busento“ wurde von August Graf von Platen verfasst, einem deutschen Dichter und Dramatiker des frühen 19. Jahrhunderts. Er gehört zur sogenannten Heidelberger Romantik.

Auf den ersten Blick liest sich das Gedicht wie eine geheimnisvolle Legende, die sich am Ufer des Busento, einem Fluss in Süditalien, zuträgt. Es wird eine nächtliche Szene beschrieben, in der die Schatten toter Krieger - der Goten - entlang des Flusses ziehen und ihr Lied des Klagens und der Trauer in die Nacht intonieren. Central ist die Figur des Alarich, des mythischen gotischen Königs, der jung und fern seiner Heimat starb.

Das lyrische Ich erzählt die Geschichte dessen, wie die Goten seinen Leichnam ehrten, indem sie den Fluss umleiteten und Alarich im Flussbett begruben, zusammen mit seinen Wertgegenständen und auf seinem Pferd. Das Bild, das dabei entsteht, ist intensiv und betont sowohl die Tragik seines vorzeitigen Todes als auch die Wertschätzung und den Respekt seiner Krieger ihm gegenüber.

Inhaltlich handelt es sich um eine hoch emotionale Geschichte, die den Leser an die dramatischen Ereignisse am sterbenden Alarich erinnert und das gotische Erbe feiert. Der Wunsch, dass das Grab dieses bedeutenden Führers niemals entweiht wird - insbesondere nicht durch die römischen Feinde -, ist ein wichtiges Anliegen, das in diesem Gedicht zum Ausdruck kommt.

Formal präsentiert sich das Gedicht in mehreren Paarreimen und nutzt eine Mischung aus Dramatik und Poesie, um seine Botschaft zu vermitteln. Die verwendete Sprache ist bildhaft und metaphorisch, und die Bilder von nächtlichen Schatten und wiederholtem Lied schaffen eine Atmosphäre von Mystik und Tragödie.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Gedicht „Das Grab im Busento“ eine feierliche Huldigung an den gotischen König Alarich und sein Erbe darstellt. Es verbindet Aspekte der Legende, Geschichte und Trauer zu einem eindrucksvollen Poem.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Grab im Busento“ des Autors August Graf von Platen. Geboren wurde Platen im Jahr 1796 in Ansbach. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1820. Erscheinungsort des Textes ist Stuttgart und Tübingen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das vorliegende Gedicht umfasst 170 Wörter. Es baut sich aus 9 Strophen auf und besteht aus 18 Versen. Der Dichter August Graf von Platen ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Tulpe“ und „Sonett LXIV.“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Grab im Busento“ keine weiteren Gedichte vor.

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