Das Grab des Hunds von Christian Morgenstern

Gestern war ich in dem Tal
wo der Hund begraben liegt.
Trat erst durch ein Felsportal
und dann wo nach links es biegt.
 
Vorwärts drang ich ungestört
noch um ein Erkleckliches –
ist auch niemand da, der hört?
Denn nun tat ich Schreckliches:
 
Hob den Stein, auf welchem steht,
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welchem steht: Hier liegt der Hund –
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hob den Stein auf, hob ihn – und –
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sah – oh, die ihr da seid, geht!
 
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Sah – sah die Idee des Hunds,
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sah den Hund, den Hund an sich.
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Reichen wir die Hände uns;
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dies ist wirklich fürchterlich.
 
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Wie sie aussah, die Idee?
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Bitte, bändigt euren Mund.
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Denn ich kann nicht sagen meh
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als daß sie aussah wie ein – Hund.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Das Grab des Hunds“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
112
Entstehungsjahr
nach 1887
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Grab des Hunds“ stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Schriftsteller, der in der Zeit von 1871 bis 1914 lebte. Somit lässt sich das Gedicht zeitlich der Epoche des Impressionismus zuordnen. Besonders geprägt wurde Morgenstern durch seinen unverwechselbaren Humor und die tiefgründigen Gedanken, die hinter seinen oft humorvollen Versen stehen.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht etwas unheimlich und mysteriös. Es handelt von einer Person, vermutlich dem lyrischen Ich, die an einem Grat besucht, unter dem ein Hund begraben liegt. Die Person geht durch landschaftliche Merkmale, wie ein Felsportal und eine Biegung, bis sie an einer Stelle ankommt, wo sie einen Furcht eroerweckenden Akt begeht: Sie hebt den Grabstein des Hunds und enthüllt, was darunter liegt.

Der Inhalt des Gedichts ist auf der Oberfläche recht einfach, aber es lassen sich tiefergreifende Bedeutungen ergründen. Das lyrische Ich scheint in Konflikt mit den Grenzen des Ausdrucks und der Erkenntnis zu stehen. Beim Anblick der „Idee des Hunds“ ist es erschrocken und ermahnt die Leser, voranzugehen und nicht zu verweilen. Es erscheint, als wenn das lyrische Ich eine tiefgreifende metaphysische Entdeckung gemacht hat, aber nicht in der Lage ist, diese Erfahrung in Worte zu fassen.

Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, was den Eindruck eines erzählenden Gedichts vermittelt. Die Worte sind sorgfältig gewählt, um eine Spannung aufzubauen und den Leser im Unklaren über das, was unter dem Stein liegt, zu lassen. Der wiederholte Gebrauch des Wortes „Hund“ und seine letztendliche Offenbarung als „Idee des Hunds“ könnte eine ironische Kritik an der Begrenztheit von Sprache und Symbolen sein, die oft scheitern, die volle Wahrheit dessen, was sie repräsentieren, zu vermitteln. Insgesamt ist „Das Grab des Hunds“ ein provokatives Gedicht, das den Leser zum Nachdenken anregt und die Grenzen unserer Sprache und unseres Verständnisses hinterfragt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Grab des Hunds“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Im Jahr 1871 wurde Morgenstern in München geboren. In der Zeit von 1887 bis 1914 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Der Schriftsteller Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 112 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Brüder!“, „Bundeslied der Galgenbrüder“ und „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“. Zum Autor des Gedichtes „Das Grab des Hunds“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 189 Gedichte vor.

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