Korfs Verzauberung von Christian Morgenstern

1	Korf erfährt von einer fernen Base,
2	einer Zauberin,
3	die aus Kräuterschaum Planeten blase,
4	und er eilt dahin,
5	eilt dahin gen Odelidelase,
6	zu der Zauberin...
7	findet wandelnd sie auf ihrer Wiese,
8	fragt sie, ob sie sei,
9	die aus Kräuterschaum Planeten bliese,
10	ob sie sei die Fei,
11	sei die Fei von Odeladelise?
12	Ja, sie sei die Fei!
13	Und sie reicht ihm willig Krug und Ähre,
14	und er bläst den Schaum,
15	und sie da, die wunderschönste Sphäre
16	wölbt sich in den Raum,
17	wölbt sich auf, als ob's ein Weltball wäre,
18	nicht nur Schaum und Traum.
19	Und die Kugel löst sich los vom Halme,
20	schwebt gelind empor,
21	dreht sich um und mischt dem Sphärenpsalme,
22	mischt dem Sphärenchor
23	Töne, wie aus ferner Hirtenschalme
24	dringen sanft hervor.
25	In dem Spiegel aber ihrer Runde
26	schaut v. Korf beglückt,
27	was ihm je in jeder guten Stunde
28	durch den Sinn gerückt:
29	Seine Welt erblickt mit offnem Munde
30	Korf entzückt.
31	Und er nennt die Base seine Muse,
32	und sieh da! sieh dort!
33	Es erfaßt ihn was an seiner Bluse
34	und entführt ihn fort,
35	führt ihn fort aus Odeladeluse
36	nach dem neuen Ort...

Details zum Gedicht „Korfs Verzauberung“

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Korfs Verzauberung“ wurde von Christian Morgenstern verfasst. Morgenstern lebte von 1871 bis 1914, was das Gedicht in die Epoche des Symbolismus und Realismus einordnet.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht eine fiktive und märchenhafte Geschichte erzählt, in der die Hauptfigur, Korf, eine Reise zu einer Zauberin unternimmt. Der Ton und die Atmosphäre des Gedichts sind leicht, verträumt und märchenhaft.

In einfachen Worten lässt sich der Inhalt des Gedichts wie folgt zusammenfassen: Korf hört von einer Zauberin, die in der Lage ist, aus Schaum Planeten zu erschaffen. Angezogen von dieser Vorstellung begibt er sich zu ihr. Bei ihrem Treffen hat Korf die Möglichkeit, selbst einen Planeten aus Schaum zu erschaffen. Als dies gelingt, sieht er in der Spiegelung des Planeten alle seine Träume und Gedanken widergespiegelt. Schlussendlich nennt er die Zauberin seine Muse und wird durch irgendeine Macht oder einen Zauber an einen neuen Ort transportiert.

Formal folgt das Gedicht einer klaren Struktur mit sechs Strophen, die jeweils aus sechs Versen bestehen. Jede Strophe beschreibt eine wichtige Phase in Korfs Abenteuer, wobei die Wiederholung der sechsteiligen Struktur Korfs Reise rhythmisch und strukturell untermalt.

Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch den Einsatz von Reimen aus, die jedem Vers einen melodischen Klang verleihen. Zudem tragen die zahlreichen Neologismen, die Morgenstern als Ortsnamen oder Beschreibungen verwendet, zur Erzeugung einer fantastischen und märchenhaften Atmosphäre bei.

Insgesamt lässt sich sagen, dass „Korfs Verzauberung“ eine poetische Reise durch eine märchenhafte Welt darstellt, in der das lyrische Ich seine innere Welt entdeckt und dadurch eine Transformation erfährt. Dem Gedicht kann daher eine Einladung zur Introspektion und Selbstreflexion sowie ein Plädoyer für Kreativität und die Kraft der Vorstellungskraft entnommen werden.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Korfs Verzauberung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Geboren wurde Morgenstern im Jahr 1871 in München. Das Gedicht ist in der Zeit von 1887 bis 1914 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 182 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 36 Versen. Weitere Werke des Dichters Christian Morgenstern sind „Brief einer Klabauterfrau“, „Brüder!“ und „Bundeslied der Galgenbrüder“. Zum Autor des Gedichtes „Korfs Verzauberung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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