Der Ästhet von Christian Morgenstern

Wenn ich sitze, will ich nicht
sitzen, wie mein Sitz-Fleisch möchte,
sondern wie mein Sitz-Geist sich,
säße er, den Stuhl sich flöchte.
 
Der jedoch bedarf nicht viel,
schätzt am Stuhl allein den Stil,
überläßt den Zweck des Möbels
ohne Grimm der Gier des Pöbels.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Ästhet“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
44
Entstehungsjahr
1871 - 1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

„Der Ästhet“ ist ein Gedicht von Christian Morgenstern, einem der beliebtesten deutschen Dichter der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es handelt sich um ein humorvolles, nachdenklich stimmendes Gedicht, das die Komplexität und bisweilen Widersprüchlichkeit der Menschennatur und ihrer Beziehung zur äußeren Welt beleuchtet.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht amüsant und lässt die Leser über die Art und Weise, wie Menschen sitzen und Stühle wahrnehmen, schmunzeln.

Im Grunde, dreht sich der Inhalt des Gedichts um eine Person - das lyrische Ich -, die reflektiert, wie sie sitzen möchte. Morgenstern spielt hier mit der Dichotomie zwischen dem von körperlichen Bedürfnissen geleiteten Wunsch (das „Sitz-Fleisch“), sich zu setzen, und dem vom Geist geleiteten (das „Sitz-Geist“), der stilvolle Ästhetik über den reinen Nutzen stellt. Das lyrische Ich äußert eine kritische Haltung gegenüber denen, die den „Zweck des Möbels“ missachten und den Stuhl nur als Mittel zur Befriedigung ihrer Gier (also der Befriedigung von reinen Grundbedürfnissen) sehen.

Was die Form angeht, besteht das Gedicht aus zwei Strophen, wobei jede aus vier Versen besteht. Es handelt sich um ein gereimtes Gedicht, was die Lebendigkeit und die humorvolle Atmosphäre des Textes unterstützt. Die Sprache des Gedichts zeichnet sich durch eine Kombination aus Alltagssprache und philosophischen Ideen aus. Mit Begriffen wie „Sitz-Fleisch“ und „Sitz-Geist“ erzeugt Morgenstern sowohl einen komödiantischen Effekt als auch eine tiefere Reflexion über die Natur des Menschseins im Verhältnis zur äußeren Welt.

Der Ästhet drückt aus, wie das lyrische Ich, eine Person mit ausgeprägtem Sinn für Ästhetik und Stil, ein alledaumsobjekt wie einen Stuhl betrachtet und nutzt. Es ist ein Kommentar zur Konsumgesellschaft, die Morgensterns Meinung nach, den wahren Wert und Schönheit der Dinge nicht achten würde.

Weitere Informationen

Christian Morgenstern ist der Autor des Gedichtes „Der Ästhet“. 1871 wurde Morgenstern in München geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1887 und 1914. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 44 Worte. Der Dichter Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „An eine Freundin“, „Anto-logie“ und „Bedenke, Freund, was wir zusammen sprachen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Ästhet“ weitere 189 Gedichte vor.

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