Eranna an Sappho von Rainer Maria Rilke

O du wilde weite Werferin:
Wie ein Speer bei andern Dingen
lag ich bei den Meinen. Dein Erklingen
warf mich weit. Ich weiß nicht wo ich bin.
Mich kann keiner wiederbringen.
 
Meine Schwestern denken mich und weben,
und das Haus ist voll vertrauter Schritte.
Ich allein bin fern und fortgegeben,
und ich zittere wie eine Bitte;
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denn die schöne Göttin in der Mitte
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ihrer Mythen glüht und lebt mein Leben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Eranna an Sappho“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
70
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Eranna an Sappho“ wurde von dem österreichischen Lyriker Rainer Maria Rilke geschrieben, der von 1875 bis 1926 lebte. Dieses Gedicht lässt sich demnach in die Epoche des Symbolismus einordnen, eine literarische Strömung, die von etwa 1880 bis 1920 ihren Höhepunkt hatte.

Bei der ersten Lektüre des Gedichts wird man von der Intensität der Emotionalität und der bildhaften Sprache ergriffen. Die lyrische Figur Eranna, historisch eine griechische Dichterin des 6. Jahrhunderts v. Chr., wendet sich an die berühmte Dichterin Sappho und drückt ihre Sehnsucht und ihren Konflikt aus.

Das Gedicht handelt davon, dass das lyrische Ich, Eranna, sich von der Welt, in der sie lebte, entfremdet fühlt, von Sappho inspiriert und in eine unbekannte Realität geworfen. Sie beschreibt, dass sie sich inmitten ihrer vertrauten Umgebung fremd und verloren fühlt, da sie von ihren tiefen Gefühlen zu Sappho entfesselt wurde, die sie in einen emotionalen und existenziellen Wirbel ziehen.

Die formale und sprachliche Gestaltung des Gedichts zeigt eine effektive Verwendung von Metaphern und sprachlichen Bildern, die die Intensität von Erannas Erfahrung vermitteln. Die Metaphern des Speers und des Webens geben das Gefühl der Entfremdung und der Sehnsucht wider, während die Anspielung auf die „schöne Göttin“ die spirituelle und mystische Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und Sappho unterstreicht. Darüber hinaus wird die Zitterbewegung des lyrischen Ichs als „eine Bitte“ beschrieben, was die Verwundbarkeit und das Verlangen Erannas verdeutlicht.

Insgesamt ist das Gedicht eine ergreifende Darstellung der Kraft der Poesie, um emotionale und spirituelle Sehnsüchte auszudrücken sowie die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn man sich auf diese tiefen Gefühle einlässt, anstatt dem normalen und vertrauten Leben zu folgen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Eranna an Sappho“ des Autors Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 70 Worte. Der Dichter Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Allerseelen“, „Als ich die Universität bezog“ und „Am Kirchhof zu Königsaal“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Eranna an Sappho“ weitere 338 Gedichte vor.

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