Das Glück und die Weisheit von Friedrich Schiller

Entzweit mit einem Favoriten,
Flog einst Fortun’ der Weisheit zu.
„Ich will dir meine Schäze bieten,
„Sei meine Freundinn du!
 
„Mein Füllhorn goß ich dem Verschwender
„In seinen Schoos, so mütterlich!
„Und sieh! Er fodert drum nicht minder,
„Und nennt noch geizig mich.
 
„Komm Schwester laß uns Freundschaft schliessen,
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„Du keuchst so schwer an deinem Pflug.
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„In deinen Schoos will ich sie giessen,
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„Auf, folge mir! – Du hast genug.“
 
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Die Weisheit läßt die Schaufel sinken
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Und wischt den Schweiß vom Angesicht.
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„Dort eilt dein Freund – sich zu erhenken,
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„Versöhnet euch – ich brauch dich nicht.“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Das Glück und die Weisheit“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Glück und die Weisheit“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem bedeutenden deutschen Dichter und Dramatiker, der von 1759 bis 1805 lebte. Damit lässt sich das Werk in die Epoche der Klassik einordnen, die von 1786 bis etwa 1832 dauerte und von einer hohen Wertschätzung der antiken Kultur geprägt war.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass Schiller das Glück und die Weisheit als personifizierte Wesen darstellt, die miteinander interagieren. Die Dialogform und die konkreten Handlungen, in die die beiden eingebunden sind, machen das Gedicht lebendig und anschaulich.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von Fortuna - dem personifizierten Glück -, die sich von einem „Verschwender“ abwendet, der trotz ihrer großzügigen Gaben immer mehr fordert und sie dabei geizig nennt. Fortuna wendet sich stattdessen der Weisheit zu und bietet ihr ihre Schätze an. Doch die Weisheit, die hart arbeitet und dabei ins Schwitzen kommt, weist Fortuna ab und rät ihr, sich mit dem „Verschwender“ zu versöhnen.

Damit zeigt das lyrische Ich eine Ablehnung von blindem Streben nach Glück oder Reichtum und hebt stattdessen die Tugend harter, ehrlicher Arbeit hervor. Es scheint auch eine Kritik am gierigen und undankbaren Verhalten des „Verschwenders“ zu äußern und mahnt eine bescheidenere und weisere Einstellung an.

Die Form des Gedichts ist in vier Strophen unterteilt, jede bestehend aus vier Versen, was eine klare und deutliche Struktur schafft. Die Sprache ist dabei eher einfach und direkt, mit einer gewissen archaischen Note, die der Zeit Schillers entspricht. Schiller nutzt Personifikation, um abstrakte Konzepte wie Glück und Weisheit anschaulicher und emotional verständlicher zu machen.

Insgesamt offenbart Schillers Gedicht eine kritische Sicht auf die menschliche Gier und den blinden Wunsch nach Glück, während es die Tugend harter Arbeit und den Wert der Weisheit hervorhebt. Mit seiner klaren Struktur und direkten Sprache ist es ein eindrückliches Beispiel für Schillers lyrische Fähigkeiten und seine moralischen Überzeugungen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Das Glück und die Weisheit“ des Autors Friedrich Schiller. Schiller wurde im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. In Stuttgart ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen das gesellschaftliche System und die Prinzipien der Aufklärung wendeten. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik war beeinflusst worden durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Literaturepoche der Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und mit dem Tod Goethes 1832 eingrenzen. Das Zentrum der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die wichtigsten Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. In der Weimarer Klassik wird eine geordnete, einheitliche Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen sind oftmals in Werken der Weimarer Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich immer wieder an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die wichtigen Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Andere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe.

Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „An einen Moralisten“, „Bacchus im Triller“ und „Baurenständchen“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Glück und die Weisheit“ weitere 220 Gedichte vor.

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