Der König von Rainer Maria Rilke

Der König ist sechzehn Jahre alt.
Sechzehn Jahre und schon der Staat.
Er schaut, wie aus einem Hinterhalt,
vorbei an den Greisen vom Rat
 
in den Saal hinein und irgendwohin
und fühlt vielleicht nur dies:
an dem schmalen langen harten Kinn
die kalte Kette vom Vlies.
 
Das Todesurteil vor ihm bleibt
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lang ohne Namenszug.
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Und sie denken: wie er sich quält.
 
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Sie wüßten, kennten sie ihn genug,
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daß er nur langsam bis siebzig zählt
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eh er es unterschreibt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Der König“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1875 - 1926
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der König“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem österreichischen Dichter, der von 1875 bis 1926 lebte. In der literarischen Epoche der Moderne angesiedelt, behandelt Rilke in diesem Werk Themen der Macht, Verantwortung und Jugend.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht den Eindruck einer schweren Last, die der junge König bereits in jungen Jahren tragen muss. Die bildhaften Beschreibungen und Ausdrücke geben Einblick in die Gedanken und Gefühle des Königs und scheinen sowohl menschliche als auch kulturelle Aspekte der Macht darzustellen.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht einen sechzehnjährigen König, der trotz seines jungen Alters bereits die Verantwortung eines Staates trägt. Vermutlich selbst von Greisen beraten, ist er derjenige, der letztendlich Entscheidungen, wie Todesurteile, treffen muss. Die Verse suggerieren, dass diese Verantwortung eine schwerwiegende Belastung für den jungen Herrscher darstellt und er seine Macht und Verpflichtungen sorgfältig und nachdenklich wahrnimmt.

Form und Sprache des Gedichts unterstreichen diese Interpretation. Die einfache, aber ausdrucksstarke Sprache erzeugt eine düstere und beklemmende Atmosphäre. Die Metapher des Hinterhalts in der ersten Strophe könnte die unerwartete und gewaltsame Natur der Macht symbolisieren, während das Motiv der kalten Kette auf die Schwere und Einschränkung hinweisen könnte, die sie dem Träger auferlegt.

Die Strophen des Gedichts sind unregelmäßig, was möglicherweise die Unvorhersehbarkeit und das Chaos des Regierens widerspiegelt. Dennoch zeichnet sich das Gedicht durch einen regelmäßigen Rhythmus aus, wodurch Rilkes Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf die Struktur und Form von Versen hervortreten.

Insgesamt wirft Rilkes „Der König“ Fragen nach der Rolle der Macht, der Jugend und der Menschlichkeit in der Gesellschaft auf. Durch seine eindrückliche Darstellung eines jungen Königs, belastet mit der Verantwortung eines ganzen Staates, regt das Gedicht den Leser zum Nachdenken über diese Themen an.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Der König“. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Im Zeitraum zwischen 1891 und 1926 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 14 Versen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“. Zum Autor des Gedichtes „Der König“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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