Die Kurtisane von Rainer Maria Rilke
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Venedigs Sonne wird in meinem Haar |
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ein Gold bereiten: aller Alchemie |
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erlauchten Ausgang. Meine Brauen, die |
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den Brücken gleichen, siehst du sie |
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hinführen ob der lautlosen Gefahr |
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der Augen, die ein heimlicher Verkehr |
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an die Kanäle schließt, so daß das Meer |
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in ihnen steigt und fällt und wechselt. Wer |
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mich einmal sah, beneidet meinen Hund, |
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weil sich auf ihm oft in zerstreuter Pause |
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die Hand, die nie an keiner Glut verkohlt, |
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die unverwundbare, geschmückt, erholt -. |
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Und Knaben, Hoffnungen aus altem Hause, |
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gehn wie an Gift an meinem Mund zugrund. |
Details zum Gedicht „Die Kurtisane“
Rainer Maria Rilke
4
14
90
1875 - 1926
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Die Kurtisane“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Literaturgeschichte, der von 1875 bis 1926 lebte. Dies würde das Gedicht in die Zeit des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts einordnen, eine Epoche oft bezeichnet als 'Fin de siècle', geprägt von gesellschaftlichen und kulturellen Umwälzungen.
Ein erster Eindruck von Rilkes Gedicht vermittelt eine sinnliche, fast verführerische Atmosphäre. Das lyrische Ich, eine Kurtisane, beschreibt sich selbst und ihre Wirkung auf andere – eine Wirkung, die sowohl begehrenswert als auch gefährlich scheint.
Die Verse des Gedichts erzählen von der Schönheit und Einfluss der Kurtisane, hervorgehoben durch die leuchtenden Bilder Venedigs, die mit ihr verbunden werden: das Gold ihrer Haare, das sie mit der Sonne in Verbindung bringt, ihre Augen, die wie Kanäle das Meer enthalten. Sie spricht auch von denjenigen, die sie begehren: diejenigen, die ihren Hund beneiden, weil sie ihn berührt, und die jungen Männer, die, trotz ihrer aus vornehmen Häusern stammenden Hoffnungen, an ihren Lippen zugrunde gehen.
Die formale Struktur des Gedichtes ist flexibel, mit vier Strophen unterschiedlicher Länge, die jeweils die Themen und Bilder weiterentwickeln. Rilke verwendet eine reiche und poetische Sprache, um seine Bilder zu malen, oft mit einer gewissen Ironie – so spricht er von ihrer „unverwundbaren“ Hand, die doch andere verwunden kann.
Das lyrische Ich, die Kurtisane, nutzt durch das Gedicht ihre attraktive Fähigkeit, um sowohl Anziehung als auch Zerstörung zu erzeugen. Dies bringt die Ambivalenz ihres Charakters und vielleicht auch ihre eigene Unsicherheit zum Ausdruck. Trotz ihrer Schönheit und Kraft hat sie doch die Fähigkeit, anderen Schaden zuzufügen – ein Widerspruch, der das Gedicht auf eine tiefe Weise prägt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Die Kurtisane“ des Autors Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. In der Zeit von 1891 bis 1926 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 90 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Abend in Skaane“, „Absaloms Abfall“ und „Adam“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Zum Autor des Gedichtes „Die Kurtisane“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.
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