Deutsche Treue von Friedrich Schiller

Um den Szepter Germaniens stritt mit Ludwig dem
Bayer
Friedrich aus Habsburgs Stamm, beide gerufen
zum Thron;
Aber den Austrier führt, den Jüngling, das neidische
Kriegsglück
In die Fesseln des Feinds, der ihn im Kampfe
bezwingt.
Mit dem Throne kauft er sich los, sein Wort muß er
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geben,
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Für den Sieger das Schwert gegen die Freunde zu
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ziehn;
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Aber was er in Banden gelobt, kann er frei nicht
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erfüllen,
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Siehe, da stellt er aufs neu willig den Banden sich
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dar.
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Tief gerührt umhalst ihn der Feind, sie wechseln von
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nun an,
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Wie der Freund mit dem Freund, traulich die
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Becher des Mahls,
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Arm in Arm schlummern auf einem Lager die
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Fürsten,
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Da noch blutiger Haß grimmig die Völker
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zerfleischt.
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Gegen Friederichs Heer muß Ludwig ziehen. Zum
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Wächter
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Bayerns läßt er den Feind, den er bestreitet, zurück.
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»Wahrlich! So ists! Es ist wirklich so! Man hat mirs
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geschrieben.«
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Rief der Pontifex aus, als er die Kunde vernahm.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Deutsche Treue“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
156
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Deutsche Treue“ stammt von Friedrich Schiller, einem berühmten Dichter der Weimarer Klassik, der von 1759 bis 1805 lebte. Das Gedicht lässt sich zeitlich in die späteren Schaffensjahre Schillers einordnen, da es sich mit historischen Ereignissen auseinandersetzt, was typisch für seine späteren Werke ist.

Auf den ersten Blick fällt die erzählende Struktur des Gedichts auf. Schiller verwendet das Mittel der narrativen Poesie, um eine Geschichte aus der deutschen Geschichte darzustellen.

Das Gedicht erzählt die Geschichte von Friedrich aus dem Hause Habsburg und Ludwig dem Bayern, die um die Herrschaft über das Reich kämpfen. Friedrich wird besiegt und gefangen genommen, aber er gibt sein Wort, für den Sieger gegen seine eigenen Leute zu kämpfen. Aus Treue zu seinem Wort, stellt er sich erneut der Gefangenschaft. Dabei entsteht eine überraschend freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Feinden. Als Ludwig gegen Friedrichs Truppen ziehen muss, lässt er den Feind als Wächter seines Reiches zurück.

Schiller verwendet diese historische Episode, um das Konzept der „Deutschen Treue“ darzustellen, welche eine zentrale Rolle in seiner Auffassung von ethischer und moralischer Integrität spielte. In diesem Kontext kann das „lyrische Ich“ eher als Erzähler denn als persönliche Stimme Schillers gesehen werden.

Formal ist das Gedicht in einzelne Verse gegliedert, die sich aber nicht in Strophen unterteilen lassen. Somit folgt das Gedicht nicht einer klassischen Reimform, sondern es handelt sich um Blankverse. Diese Form unterstreicht den epischen, erzählenden Charakter des Gedichts.

Die Sprache ist erhaben und trägt zu dem historisch-epischen Ton des Gedichts bei. Schiller verwendet bildhafte Ausdrücke und Metaphorik („Fesseln des Feinds“, „Banden gelobt“, „traulich die Becher des Mahls“), um das dramatische Geschehen lebendig und anschaulich darzustellen. Zudem nutzt er gezielt exklamative Sätze („Wahrlich! So ists! Es ist wirklich so!“), um die emotionale Wirkung zu intensivieren und auf die hohe Relevanz der geschilderten Ereignisse hinzuweisen.

Insgesamt handelt es sich bei „Deutsche Treue“ um ein erzählendes, moralisch-lehrhaftes Gedicht, in dem Schiller das Bild einer ritterlichen Ethik und tiefer Treue entwirft, die trotz politischer und militärischer Konflikte bestand hat.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Deutsche Treue“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schiller. Schiller wurde im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Zwischen den Jahren 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar) ist einer der bekanntesten Dichter der Weimarer Klassik. Im Jahr 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird heute als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Epoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Dichter haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die bedeutendsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Weitere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 156 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit nur einer Strophe. Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Frühling“, „An die Gesetzgeber“ und „An die Parzen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Deutsche Treue“ weitere 220 Gedichte vor.

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