An einen Weltverbesserer von Friedrich Schiller

»Alles opfert' ich hin«, sprichst du, »der Menscheit zu
helfen,
Eitel war der Erfolg, Haß und Verfolgung der
Lohn.«
Soll ich dir sagen, Freund, wie ich mit Menschen es
halte?
Traue dem Spruche! noch nie hat mich der Führer
getäuscht,
Von der Menschheit - du kannst von ihr nie groß
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genug denken,
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Wie du im Busen sie trägst, prägst du in Taten sie
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aus.
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Auch dem Menschen, der dir im engen Leben
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begegnet,
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Reich ihm, wenn er sie mag, freundlich die
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helfende Hand.
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Nur für Regen und Tau und fürs Wohl der
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Menschengeschlechter
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Laß du den Himmel, Freund, sorgen wie gestern so
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heut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „An einen Weltverbesserer“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An einen Weltverbesserer“ stammt von Friedrich Schiller, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Dramatiker, der während der Aufklärung und des Sturm und Drang wirkte. Durch seinen Geburts- und Todeszeitpunkt (1759-1805) lässt sich das Gedicht in die Epochenecke der Weimarer Klassik vermuten, welche von circa 1786-1832 angesiedelt ist.

Bereits beim ersten Lesen scheint das Gedicht eine Antwort Schillers an einen Freund oder Bekannten zu sein, der sein Leben der Verbesserung der Menschheit gewidmet hat, aber von Enttäuschungen und Feindseligkeit zurückgelassen wurde. Es beginnt mit der Übertragung der Worte des Freundes, die einen Ton der Enttäuschung und des Opfers zum Ausdruck bringen. Anschließend äußert das lyrische Ich, das hier für Schiller steht, seinen Standpunkt in Bezug auf den Umgang mit Menschen.

Schiller betont, dass das Verhalten der Menschen eng mit dem eigenen Denken und Gefühlen verbunden ist. Er weist auf die mächtige Rolle hin, die der Einzelne bei der Gestaltung der Menschheit spielt. Jede individuelle Handlung, so scheint es, formt die Menschheit in der einen oder anderen Weise. Schiller fordert den Freund auf, dem Menschen, dem er begegnet, nützlich zu sein, wenn dieser danach verlangt. Allerdings sollten die umfassenderen Belange der Menschheit - symbolisiert durch Regen und Tau, die für lebenswichtige Bedürfnisse und Versorgung stehen - dem Himmel überlassen werden.

Es handelt sich um ein Gedicht mit 20 Zeilen, das zwar keiner traditionellen Form entspricht, aber durch seine klar strukturierte Argumentationsweise charakterisiert ist. Das Gedicht verwendet einfache, alltägliche Sprache, und seine Botschaft ist leicht zu verstehen. Es gibt eine allgemeine Tendenz zu langen Sätzen und konkreten Ausdrucksformen, die das Argument des lyrischen Ichs deutlich machen.

Die Botschaft des Gedichts ist eine Art Rat für einen Freund und ein Aufruf zur Mäßigung. Es wird davon ausgegangen, dass ein Individuum, obwohl es eine Rolle bei der Verbesserung der Menschheit spielt, seine Fähigkeiten realistisch einschätzen und nicht versuchen sollte, das Allgemeinwohl im Alleingang zu verbessern. Im Kern ist dies also ein poetischer Ausdruck von Schillers Überzeugung oder Philosophie über die Rolle und die Kapazität des Einzelnen im Bereich der sozialen Verbesserung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An einen Weltverbesserer“ ist Friedrich Schiller. Schiller wurde im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1775 und 1805. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für die Literaturepoche in den Jahren von etwa 1765 bis 1790 und wird häufig auch zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit genannt. Diese Bezeichnung entstand durch die Verherrlichung des Genies als Urbild des höheren Menschen und Künstlers. Die Epoche des Sturm und Drang knüpft an die Empfindsamkeit an und geht später in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Jugend- und Protestbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die traditionellen Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten weiterhin als Inspiration. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Einer der wichtigsten Autoren der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Humanität, Güte, Gerechtigkeit, Toleranz, Gewaltlosigkeit und Harmonie sind die essenziellen Themen. Die Weimarer Klassik orientiert sich am antiken Kunstideal. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik charakteristisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik bezeichnet werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das vorliegende Gedicht umfasst 103 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 20 Versen. Die Gedichte „Aktäon“, „An Minna“ und „An den Frühling“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An einen Weltverbesserer“ weitere 220 Gedichte vor.

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