Archimedes und der Schüler von Friedrich Schiller

Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Jüngling,
»Weihe mich,« sprach er zu ihm, »ein in die
göttliche Kunst,
Die so herrliche Frucht dem Vaterlande getragen
Und die Mauren der Stadt vor der Sambuca
beschützt!«
»Göttlich nennst du die Kunst? Sie ists,« versetzte der
Weise,
»Aber das war sie, mein Sohn, eh sie dem Staat
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noch gedient,
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Willst du nur Früchte von ihr, die kann auch die
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Sterbliche zeugen;
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Wer um die Göttin freit, suche in ihr nicht das
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Weib.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Archimedes und der Schüler“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das analyte Gedicht „Archimedes und der Schüler“ wurde von Friedrich Schiller verfasst und ist in der Weimarer Klassik einzuordnen, welche das Ende des 18. und den Beginn des 19. Jahrhunderts prägte.

Der erste Eindruck des Gedichts lässt eine Diskussion über den Wert und den Zweck von Wissenschaft und Forschung im antiken Griechenland erkennen, symbolisiert durch die Figuren des Wissenschaftlers Archimedes und seines Schülers.

Die Handlung des Gedichts ist unkompliziert: Ein junger Mann bittet den berühmten Mathematiker und Erfinder Archimedes, ihm seine „göttliche Kunst“ beizubringen, die große Beiträge zum Staate leistet und die Stadt vor Feinden schützt. Archimedes jedoch korrigiert den jungen Mann und betont, dass die Wissenschaft schon „göttlich“ war, bevor sie zum Nutzen des Staates eingesetzt wurde. Er vertritt die Auffassung, dass man die Wissenschaft nicht nur für ihre brauchbaren Ergebnisse schätzen sollte, sondern für ihre eigenen Qualitäten.

Zum Stilmittel gehört die Personifikation von Wissenschaft als „Göttin“ und „Frau“, die eine Verehrung und wahre Hingabe erfordert und nicht nur zur Erzeugung von „Früchten“ (a.k.a. praktischen Ergebnissen) benutzt werden sollte. Hinsichtlich der Form ist das Gedicht ein Sonett mit 14 Versen, welches klassischerweise in zwei Quartetten und zwei Terzetten strukturiert ist. Die Sprache des Gedichts ist formell und erhaben, passend zum ernsten und philosophischen Thema des Gedichts. Es gibt Anspielungen auf die antike griechische Geschichte und Mythologie, was zum historischen und kulturellen Kontext des Gedichts beiträgt.

Zusammenfassend interpretiert kann das Gedicht als Schillers Plädoyer für die reine Wissenschaft gesehen werden, die nicht nur als Mittel zum Zweck betrachtet werden sollte. Es betont die Notwendigkeit, die Wissenschaft aus intrinsischer Motivation und Liebe zur Erkenntnis zu studieren, und nicht nur in der Hoffnung auf praktische Anwendungen oder zur Verteidigung des Staates.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Archimedes und der Schüler“. Schiller wurde im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1775 bis 1805 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt 1786 mit Goethes Italienreise und endet 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die die gemeinsame Schaffenszeit der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik festlegen. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Harmonie, Vollkommenheit, Humanität und der Übereinstimmung von Form und Inhalt gesucht. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Schiller, Goethe, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 78 Worte. Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „Bacchus im Triller“, „Baurenständchen“ und „Breite und Tiefe“. Zum Autor des Gedichtes „Archimedes und der Schüler“ haben wir auf abi-pur.de weitere 220 Gedichte veröffentlicht.

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