Die idealische Freiheit von Friedrich Schiller
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Aus dem Leben heraus sind der Wege zwei dir |
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geöffnet: |
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Zum Ideale führt einer, der andre zum Tod. |
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Siehe, daß du bei Zeiten noch frei auf dem ersten |
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entspringest, |
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Ehe die Parze mit Zwang dich auf dem andern |
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entführt. |
Details zum Gedicht „Die idealische Freiheit“
Friedrich Schiller
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7
39
1759 - 1805
Sturm & Drang,
Klassik
Gedicht-Analyse
Das hier besprochene Gedicht „Die idealische Freiheit“ stammt aus der Feder von Friedrich Schiller, einem bedeutenden Dichter der Weimarer Klassik, der von 1759 bis 1805 lebte. Schillers Werke zeichnen sich oft durch tiefsinnige Reflektionen über Themen wie Freiheit, Moral und Idealismus aus, und dieses Gedicht ist keine Ausnahme.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht rätselhaft und mystisch, mit seiner Rede von zwei Wegen, die aus dem Leben führen, und der ominösen Parze, die mit Zwang auf dem zweiten Weg entführt. Die strenge, ernste Tonart unterstreicht die Schwere des Themas.
Inhaltlich teilt das lyrische Ich dem Leser mit, dass es im Leben zwei Wege gibt: einen Weg zum Ideal und einen zum Tod. Der lyrische Sprecher appelliert dabei an den Leser, den ersten Weg zu wählen, bevor ihn das Schicksal zwangsweise auf den Tod zusteuert. Die Parzen sind in der griechischen Mythologie die drei Göttinnen des Schicksals, die lebensbestimmende Ereignisse wie Geburt, Lebensdauer und Tod bestimmen. Hier symbolisiert die Parze den unausweichlichen Tod, der uns alle erwartet.
Die Form des Gedichts ist knapp und konzentriert, bestehend aus einer einzigen Strophe mit sieben Versen. Schiller macht keinen Gebrauch von Reim oder Metrik, was zur ernsten, bedächtigen Stimmung des Gedichts beiträgt. Die Sprache des Gedichts ist einfach, aber dennoch eindringlich, mit kraftvollen Bildern wie der Parze, die mit Zwang entführt. Die Wahl eines solchen mythologischen Bezugs erhöht die Distanz zum Leser und verstärkt die Absolutheit der vom lyrischen Ich beschriebenen Situation.
Insgesamt kann das Gedicht als eine Auseinandersetzung Schillers mit den Konzepten von Idealismus, Freiheit und Tod interpretiert werden. Der Dichter ermahnt uns, unsere idealistischen Ideale und Freiheit wirklich zu leben, bevor es zu spät ist.
Weitere Informationen
Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Die idealische Freiheit“. Im Jahr 1759 wurde Schiller in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Im Zeitraum zwischen 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.
Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Die Epoche des Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Bei den Autoren handelte es sich meist um junge Schriftsteller. Meist waren die Vertreter unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit dem Hinwenden Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.
Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der deutschen Literaturgeschichte, die von zwei zentralen Dichtern geprägt wurde: Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Die Literaturepoche beginnt im Jahr 1786 mit Goethes Italienreise und endet im Jahr 1832 mit dem Tod Goethes. Es gibt aber auch zeitliche Eingrenzungen, die das gemeinsame Schaffen der beiden befreundeten Dichter Goethe und Schiller von 1794 bis zu Schillers Tod 1805 als Weimarer Klassik zeitlich festlegen. Die Weimarer Klassik wird häufig nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Die Weimarer Klassik geht von einer Erziehbarkeit des Individuums zum Guten aus. Ihr Ziel ist die Humanität, die wahre Menschlichkeit (das Schöne, Gute, Wahre). Die Dichter der Weimarer Klassik gingen davon aus, dass Gott den Menschen Gefühle und Vernunft gibt und die Menschen damit dem Leben einen Sinn geben. Das Individuum ist also von höheren Mächten bestimmt. In der Klassik wird eine einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Kurze, allgemeingültige Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf Stabilität und formale Ordnung. Metrische Ausnahmen befinden sich oftmals an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Die Hauptvertreter der Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.
Das 39 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 7 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „An Minna“, „An den Frühling“ und „An die Gesetzgeber“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Zum Autor des Gedichtes „Die idealische Freiheit“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.
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