Dithyrambe von Friedrich Schiller

Nimmer, das glaubt mir,
Erscheinen die Götter,
Nimmer allein.
Kaum daß ich Bacchus, den lustigen, habe,
Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe,
Phöbus der Herrliche findet sich ein.
Sie nahen, sie kommen
Die Himmlischen alle,
Mit Göttern erfüllt sich
10 
Die irdische Halle.
 
11 
Sagt, wie bewirt ich,
12 
Der Erdegeborne,
13 
Himmlischen Chor?
14 
Schenket mir euer unsterbliches Leben,
15 
Götter! Was kann euch der Sterbliche geben?
16 
Hebet zu eurem Olymp mich empor!
17 
Die Freude, sie wohnt nur
18 
In Jupiters Saale,
19 
O füllet mit Nektar,
20 
O reicht mir die Schale!
 
21 
Reich ihm die Schale!
22 
Schenke dem Dichter,
23 
Hebe, nur ein.
24 
Netz ihm die Augen mit himmlischem Taue,
25 
Daß er den Styx, den verhaßten, nicht schaue,
26 
Einer der Unsern sich dünke zu sein.
27 
Sie rauschet, sie perlet,
28 
Die himmlische Quelle,
29 
Der Busen wird ruhig,
30 
Das Auge wird helle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.6 KB)

Details zum Gedicht „Dithyrambe“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
133
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht mit dem Titel „Dithyrambe“ stammt von Friedrich Schiller, einem der bekanntesten Dichter der deutschen Klassik, der von 1759 bis 1805 lebte.

Auf den ersten Blick scheint es sich um eine Art Hymne oder Loblied an die Götter zu handeln, wobei eine feierliche und erhabene Stimmung erzeugt wird.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von der Begegnung des lyrischen Ichs mit den Göttern. Diese erscheinen nie alleine, sondern immer in einer Gruppe, bestehend aus Bacchus, Amor und Apoll (Phöbus). Das lyrische Ich, das sich als Mensch und damit als sterblich identifiziert, fragt sich, wie es die unsterblichen Götter bewirten soll und beklagt seine Unfähigkeit, ihnen etwas gleichwertiges anzubieten. Es wünscht sich, dass die Götter ihm ihr unsterbliches Leben schenken und es zu ihnen in den Olymp erheben. Im letzten Abschnitt wird der Wunsch geäußert, dass das lyrische Ich mit himmlischem Tau die Augen verbunden bekommt, sodass es den Hass und das Leid der menschlichen Welt nicht mehr sehen muss.

Die Form des Gedichts ist durch seine dreizeiligen Strophen und den Wechsel von jambischen und trochäischen Versen charakteristisch. Die Sprache ist feierlich und die Metaphern sind stark durch die griechische Mythologie geprägt.

Schiller möchte in diesem Gedicht vermutlich das Streben des Menschen nach Unsterblichkeit und nach dem Erleben von überirdischer, göttlicher Freude zum Ausdruck bringen. Das lyrische Ich identifiziert sich dabei als Dichter und erbittet von den Göttern Inspiration und Kreativität, symbolisiert durch den Nektar, den die Götter ihm reichen sollen. Dabei wird auch die Rolle des Dichters thematisiert, der zwischen der irdischen und der göttlichen Welt vermittelt und sich nach Unsterblichkeit und Unendlichkeit sehnt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Dithyrambe“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Im Zeitraum zwischen 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Literaturepoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Bei den Vertretern der Epoche des Sturm und Drang handelte es sich vorwiegend um Schriftsteller jüngeren Alters. Die Schriftsteller versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Mit der Hinwendung Goethes und Schillers zur Weimarer Klassik endete der Sturm und Drang.

Zeitlich lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. Typisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das 133 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Gesetzgeber“, „An die Parzen“ und „An die Sonne“. Zum Autor des Gedichtes „Dithyrambe“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Friedrich Schiller

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Friedrich Schiller und seinem Gedicht „Dithyrambe“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Friedrich Schiller (Infos zum Autor)

Zum Autor Friedrich Schiller sind auf abi-pur.de 220 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.