Licht und Wärme von Friedrich Schiller

Der beßre Mensch tritt in die Welt
Mit fröhlichem Vertrauen,
Er glaubt, was ihm die Seele schwellt,
Auch außer sich zu schauen,
Und weiht, von edlem Eifer warm,
Der Wahrheit seinen treuen Arm.
 
Doch alles ist so klein, so eng,
Hat er es erst erfahren,
Da sucht er in dem Weltgedräng
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Sich selbst nur zu bewahren,
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Das Herz in kalter stolzer Ruh
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Schließt endlich sich der Liebe zu.
 
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Sie geben, ach! nicht immer Glut,
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Der Wahrheit helle Strahlen.
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Wohl denen, die des Wissens Gut
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Nicht mit dem Herzen zahlen!
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Drum paart, zu eurem schönsten Glück,
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Mit Schwärmers Ernst des Weltmanns Blick.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Licht und Wärme“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
101
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Friedrich Schiller, einem deutschen Dichter der Weimarer Klassik, verfasst. „Licht und Wärme“ entstand wahrscheinlich am Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht ernst und tiefsinnig. Es scheint vom Weg des Menschen durch die Welt und seine Entwicklung zu sprechen.

Im ersten Abschnitt geht es um den besser werdenden Menschen, der mit frohem Vertrauen in die Welt tritt und sich selbst auch außerhalb seiner eigenen Sicht wahrnimmt. Er ist von edlem Eifer erfüllt und ist der Wahrheit treu ergeben. Im zweiten Abschnitt wird eine Einschränkung dargestellt. Sobald der Mensch die Realität der engen, kleinen Welt erkennt, versucht er sich selbst zu schützen. Sein Herz verschließt sich schließlich der Liebe. Im letzten Abschnitt wird auf die Grenzen der Wahrheit hingewiesen: Ihre „hellen Strahlen“ bieten nicht immer Klarheit und Wärme. Glücklich sind jene, die für den Gewinn von Wissen nicht mit ihrem Herzen zahlen müssen. Der Sprecher empfiehlt, den Ernst des Träumers mit dem Blick eines Weltmannes zu kombinieren, um sein größtes Glück zu finden.

In formaler Hinsicht entspricht das Gedicht einem klassischen Rahmen. Es besteht aus drei gleich langen Strophen, jeweils bestehend aus sechs Versen. Es scheint einen regelmäßigen Rhythmus zu haben, was für Schillers Werke üblich ist.

Die Sprache des Gedichts ist klar und sachlich, typisch für die Weimarer Klassik. Schiller benutzt metaphorische Bilder (die Strahlen der Wahrheit, der Ernst des Träumers), die das Gedicht bildhaft und tiefsinnig machen. Die Thematik wird zusätzlich durch die Verwendung von Kontrasten (hell/dunkel, heiß/kalt) unterstrichen.

Insgesamt scheint Schiller in „Licht und Wärme“ sowohl auf die Herausforderungen als auch auf die Notwendigkeit für den Menschen hinzuweisen, sich auf der Welt zurechtzufinden. Es ermutigt dazu, trotz der Schwierigkeiten auf der Suche nach Wissen und Wahrheit zu bleiben und dabei das eigene Herz nicht zu vernachlässigen. Es scheint eine Balance zwischen Rationalität und Gefühl zu fordern, um sein größtes Glück zu finden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Licht und Wärme“ des Autors Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1775 und 1805. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Schriftsteller im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Goethe, Schiller und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Literaturepoche, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Goethes Italienreise im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Epoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind oftmals verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. Kennzeichnend ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Autoren haben in der Weimarer Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die Hauptvertreter der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Einen künstlerischen Austausch im Sinne einer gemeinsamen Arbeit gab es jedoch nur zwischen Goethe und Schiller.

Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 101 Worte. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Parzen“, „An die Sonne“ und „An einen Moralisten“. Zum Autor des Gedichtes „Licht und Wärme“ haben wir auf abi-pur.de weitere 220 Gedichte veröffentlicht.

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