Das Geheimnis von Friedrich Schiller

Sie konnte mir kein Wörtchen sagen,
Zu viele Lauscher waren wach,
Den Blick nur durft ich schüchtern fragen,
Und wohl verstand ich, was er sprach.
Leis komm ich her in deine Stille,
Du schön belaubtes Buchenzelt,
Verbirg in deiner grünen Hülle
Die Liebenden dem Aug der Welt.
 
Von ferne mit verworrnem Sausen
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Arbeitet der geschäftge Tag,
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Und durch der Stimmen hohles Brausen
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Erkenn ich schwerer Hämmer Schlag.
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So sauer ringt die kargen Lose
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Der Mensch dem harten Himmel ab,
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Doch leicht erworben, aus dem Schoße
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Der Götter fällt das Glück herab.
 
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Daß ja die Menschen nie es hören,
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Wie treue Lieb uns still beglückt!
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Sie können nur die Freude stören,
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Weil Freude nie sie selbst entzückt.
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Die Welt wird nie das Glück erlauben,
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Als Beute wird es nur gehascht,
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Entwenden mußt dus oder rauben,
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Eh dich die Mißgunst überrascht.
 
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Leis auf den Zehen kommts geschlichen,
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Die Stille liebt es und die Nacht,
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Mit schnellen Füßen ists entwichen,
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Wo des Verräters Auge wacht.
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O Schlinge dich, du sanfte Quelle,
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Ein breiter Strom um uns herum,
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Und drohend mit empörter Welle
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Verteidige dies Heiligtum!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Das Geheimnis“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
182
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Geheimnis“ wurde von Friedrich Schiller geschrieben, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker. Schiller lebte von 1759 bis 1805, was das Gedicht zeitlich in die Epoche des Sturm und Drang bzw. der Weimarer Klassik einordnet.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht geheimnisvoll und intim, mit starkem Fokus auf Naturbildern und dem Thema der verborgenen Liebe.

Inhaltlich geht es in diesem Gedicht um das lyrische Ich und eine geheime, unausgesprochene Liebe zu einer anderen Person. In der ersten Strophe spricht das lyrische Ich davon, dass es mit seiner Liebe nicht offen umgehen kann, aufgrund der vielen „Lauscher“ und dem potenziellen Missfallen der Gesellschaft. Die Beziehung wird als ein Geheimnis dargestellt, das unter dem Schutz einer grünen Buchenhülle versteckt ist. Die zweite Strophe beschreibt den Alltag der Gesellschaft mit schwerem Hämmerstich, von dem das lyrische Ich und seine Liebe abgeschieden sind. In der dritten Strophe erklärt das lyrische Ich, dass das Glück, das sie in ihrer Liebe erfahren, von der Welt nicht genehmigt oder gesehen werden darf. Die vierte Strophe betont, dass das Glück schnell fliehen kann und deshalb sorgfältig und eifersüchtig bewacht werden muss.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die Strophen sind klar strukturiert und es gibt einen klaren Rhythmus, der der Geschichte eine melodiöse Qualität verleiht. Das Reimschema ist geteilt in zwei Quadruplette.

Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und emotional. Es macht große Gebrauch von Naturelementen und Symbolen, um das Thema der geheimen Liebe und des Glücks darzustellen. Schiller spielt auch mit Kontrasten: Das laute, geschäftige Tagwerk gegenüber der ruhigen, stillen Liebe und dem Glück der Liebenden. Zudem verwendet er Personifikationen und Metaphern, um seine Punkte zu verstärken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schillers „Das Geheimnis“ ein schönes Beispiel für die poetischen und stilistischen Mechanismen der Weimarer Klassik ist, aber auch die gesellschaftlichen Beschränkungen und die Suche nach Glück und Liebe auf individueller Ebene thematisiert. Es lädt den Leser dazu ein, die Tiefe und Komplexität der verborgenen Gefühle und Beziehungen zu erforschen.

Weitere Informationen

Friedrich Schiller ist der Autor des Gedichtes „Das Geheimnis“. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Zwischen den Jahren 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Der Sturm und Drang war die Phase der Rebellion junger deutscher Autoren, die sich gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System wendeten. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde besonders darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Goethe, Schiller und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Auf zeitlicher Ebene lässt sich die Weimarer Klassik mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt. Die Aufklärung und die gefühlsbetonte Strömung Sturm und Drang. Die Weimarer Klassik ist eine Synthese dieser beiden Elemente. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Menschlichkeit und Toleranz. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit zu forcieren. In der Lyrik haben die Autoren auf Gestaltungs- und Stilmittel aus der Antike zurückgegriffen. Beispielsweise war so die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders geschätzt. Des Weiteren verwendeten die Autoren jener Zeit eine pathetische, gehobene Sprache. Die berühmtesten Schriftsteller der Klassik sind: Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried von Herder.

Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 182 Worte. Die Gedichte „An Minna“, „An den Frühling“ und „An die Gesetzgeber“ sind weitere Werke des Autors Friedrich Schiller. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Das Geheimnis“ weitere 220 Gedichte vor.

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