Nänie von Friedrich Schiller

Auch das Schöne muß sterben! Das Menschen und Götter bezwinget,
Nicht die eherne Brust rührt es des stygischen Zeus.
Einmal nur erweichte die Liebe den Schattenbeherrscher,
Und an der Schwelle noch, streng, rief er zurück sein Geschenk.
Nicht stillt Aphrodite dem schönen Knaben die Wunde,
Die in den zierlichen Leib grausam der Eber geritzt.
Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
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Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
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Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
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Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
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Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten, ist herrlich,
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Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Nänie“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
128
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Nänie“ wurde von Friedrich Schiller, einem der bekanntesten deutschen Dichter der Weimarer Klassik, verfasst. Es entstand 1795, also in einer Zeit, in der Schiller sich intensiv mit antiken Mythen und Formen auseinandersetzte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer melancholischen, fast fatalistischen Stimmung. Es geht um den Tod und das Unausweichliche daran, das alle Lebewesen - Menschen und Götter gleichermaßen - betrifft.

Inhaltlich beleuchtet das Gedicht den unausweichlichen Aspekt des Todes, nicht einmal das Schöne oder Gottähnliche wird verschont. Schiller nutzt dafür verschiedene Beispiele aus der griechischen Mythologie. So wird der Tod des schönen Knaben durch einen wilden Eber und der Tod des göttlichen Helden am skäischen Tor - vermutlich Anspielungen auf den Mythos von Adonis und den trojanischen Helden Hector - erwähnt. Selbst die Götter können den Tod nicht aufhalten, sondern reagieren nur mit Trauer und Klagen darauf. Das lyrische Ich unterstreicht damit die universelle Gültigkeit und Unvermeidlichkeit des Todes.

Formal handelt es sich bei „Nänie“ um ein Sonett mit vierzehn Versen. Die Sprache ist kunstvoll und stark von mythologischen Anspielungen durchzogen. Das Gedicht ist dabei in einer eher gehobenen, poetischen Sprache gehalten und wirkt durch den häufigen Einsatz von Metaphern und anderen Stilmitteln sehr bildhaft.

Die Hauptbotschaft des Gedichts scheint die Anerkennung der Vergänglichkeit des Schönen und Vollkommenen zu sein. Der Tod ist unausweichlich, aber in der Trauer darüber zeigt sich eine Wertschätzung für das Verlorene. Das „Gemeine“, also das Gewöhnliche, bleibt hingegen unbemerkt und geht „klanglos“ unter.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Nänie“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Zwischen den Jahren 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. Die Epoche des Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als eng und freudlos galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest der Epoche des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig junge Autoren im Alter zwischen zwanzig und dreißig Jahren, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Künstlern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Die Epoche des Sturm und Drang endete mit der Hinwendung Schillers und Goethes zur Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik war beeinflusst worden durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und mit dem Tod Goethes 1832 eingrenzen. Wie der Name bereits verrät, liegen das literarische Zentrum und der Ausgangspunkt der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum dieser Literaturepoche angesehen. Zu den bedeutenden Motiven der Klassik gehören unter anderem Menschlichkeit und Toleranz. In der Gestaltung wurde das Gültige, Gesetzmäßige, Wesentliche sowie die Harmonie und der Ausgleich gesucht. Im Gegensatz zum Sturm und Drang, wo die Sprache oftmals derb und roh ist, bleibt die Sprache in der Weimarer Klassik den sich selbst gesetzten Regeln treu. Die bedeutenden Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 128 Worte. Weitere Werke des Dichters Friedrich Schiller sind „An die Gesetzgeber“, „An die Parzen“ und „An die Sonne“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Nänie“ weitere 220 Gedichte vor.

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