Dem Erbprinzen von Weimar von Friedrich Schiller

als er nach Paris reiste
In einem freundschaftlichen Zirkel gesungen
 
So bringet denn die letzte volle Schale
Dem lieben Wandrer dar,
Der Abschied nimmt von diesem stillen Tale,
Das seine Wiege war.
 
Er reißt sich aus den väterlichen Hallen,
Aus lieben Armen los,
Nach jener stolzen Bürgerstadt zu wallen,
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Vom Raub der Länder groß.
 
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Die Zwietracht flieht, die Donnerstürme schweigen,
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Gefesselt ist der Krieg,
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Und in den Krater darf man niedersteigen,
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Aus dem die Lava stieg.
 
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Dich führe durch das wild bewegte Leben
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Ein gnädiges Geschick,
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Ein reines Herz hat dir Natur gegeben,
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O bring es rein zurück.
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Die Länder wirst du sehen, die das wilde
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Gespann des Kriegs zertrat,
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Doch lächelnd grüßt der Friede die Gefilde
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Und streut die goldne Saat.
 
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Den alten Vater Rhein wirst du begrüßen,
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Der deines großen Ahns
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Gedenken wird, solang sein Strom wird fließen
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Ins Bett des Ozeans.
 
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Dort huldige des Helden großen Manen
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Und opfere dem Rhein,
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Dem alten Grenzenhüter der Germanen,
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Von seinem eignen Wein,
 
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Daß dich der vaterländsche Geist begleite,
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Wenn dich das schwanke Brett
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Hinüberträgt auf jene linke Seite,
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Wo deutsche Treu vergeht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.5 KB)

Details zum Gedicht „Dem Erbprinzen von Weimar“

Anzahl Strophen
8
Anzahl Verse
34
Anzahl Wörter
183
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das hier vorgestellte Gedicht „Dem Erbprinzen von Weimar“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem der einflussreichsten deutschen Dichter und Dramatiker, der während der Epoche der Weimarer Klassik lebte und arbeitete (ca. 1786-1805). Schiller verfasste dieses Werk wahrscheinlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts, kurz vor oder während der Napoleonskriege.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine Art Abschiedsrede oder Wunschliste, die an eine Person von hoher Stellung gerichtet ist - in diesem Fall an den Erbprinzen von Weimar, der auf dem Weg nach Paris ist. Das Gedicht ist voller Bilder und Anspielungen, die sowohl auf den persönlichen Hintergrund des Prinzen als auch auf größere zeitgeschichtliche Ereignisse hinweisen.

Im Inhalt des Gedichts spricht das lyrische Ich direkt zum Erbprinzen und drückt verschiedene Wünsche und Hoffnungen für dessen Reise nach Paris aus. Es ermutigt den Prinzen, sich von seinem Heimatland und seiner Familie zu lösen und sein eigenes Abenteuer zu beginnen, Ausdruck seiner Vorfreude auf die Erfahrungen, die der Prinz machen wird, und seiner nostalgischen Erinnerungen an den Kindheitsort des Prinzen. Weiter fordert es den Erbprinzen auf, sein Herz rein zu halten und den Frieden zu begrüßen, der nun in den Ländern herrscht, die einst vom Krieg verwüstet wurden. Besonders bemerkenswert ist hierbei die Aufforderung an den Prinzen, seine Treue zu seinem deutschen Erbe zu bewahren und den „vaterländischen Geist“ zu pflegen, auch wenn er sich in fremden Ländern aufhält.

In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts ist es in acht Strophen unterteilt, wobei jede Strophe aus vier bis acht Versen besteht. Schillers Sprache ist klar und präzise, er verwendet aber auch starke Bilder und Metaphern, um seine Botschaft zu vermitteln. Darüber hinaus verwendet Schiller eine Mischung aus direkter Ansprache und detaillierter Beschreibung, um den Text sowohl persönlicher als auch malerischer zu gestalten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Dem Erbprinzen von Weimar“ ein interessantes Beispiel für Schillers poetisches Schaffen ist, das sowohl seine Fähigkeit zur sprachlichen Ausdruckskraft als auch seinen tiefen Sinn für Patriotismus und moralische Integrität zeigt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Dem Erbprinzen von Weimar“ ist Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Zwischen den Jahren 1775 und 1805 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird der Sturm und Drang auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das philosophische und literarische Denken in Deutschland. Der Sturm und Drang kann als eine Protest- und Jugendbewegung gegen diese aufklärerischen Ideale verstanden werden. Das Rebellieren gegen die Epoche der Aufklärung brachte die wesentlichen Merkmale dieser Epoche hervor. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Schiller und Goethe entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Einer der populärsten Vertreter der deutschen Klassik ist Johann Wolfgang von Goethe (* 28. August 1749 in Frankfurt am Main; † 22. März 1832 in Weimar). Seine Italienreise 1786 wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Johann Wolfgang von Goethe prägte die Klassik ganz wesentlich. Sein Todesjahr (1832) ist gleichzeitig das Ende dieser Epoche. Wie der Name bereits verrät, liegen der Ausgangspunkt und das literarische Zentrum der Weimarer Klassik, die auch kurz Klassik genannt wird, in Weimar. Teilweise wird auch Jena als ein weiteres Zentrum der Literaturepoche angesehen. Toleranz, Menschlichkeit und Übereinstimmung von Mensch und Natur, von Gesellschaft und Individuum sind die Ideale der Klassik. Im Zentrum des klassischen Kunstkonzepts steht das Streben nach harmonischem Ausgleich der Gegensätze. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Weimarer Klassik kennzeichnend. Während man im Sturm und Drang die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Weimarer Klassik auf eine reglementierte Sprache. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller. Andere Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das Gedicht besteht aus 34 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 183 Worte. Weitere Werke des Dichters Friedrich Schiller sind „Breite und Tiefe“, „Bürgerlied“ und „Columbus“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Dem Erbprinzen von Weimar“ weitere 220 Gedichte vor.

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