Das Spiel des Lebens von Friedrich Schiller

Wollt ihr in meinen Kasten sehn?
Des Lebens Spiel, die Welt im kleinen,
Gleich soll sie eurem Aug erscheinen;
Nur müßt ihr nicht zu nahe stehn,
Ihr müßt sie bei der Liebe Kerzen
Und nur bei Amors Fackel sehn.
 
Schaut her! Nie wird die Bühne leer:
Dort bringen sie das Kind getragen,
Der Knabe hüpft, der Jüngling stürmt einher,
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Es kämpft der Mann, und alles will er wagen.
 
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Ein jeglicher versucht sein Glück,
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Doch schmal nur ist die Bahn zum Rennen:
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Der Wagen rollt, die Achsen brennen,
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Der Held drängt kühn voran, der Schwächling bleibt
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zurück,
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Der Stolze fällt mir lächerlichem Falle,
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Der Kluge überholt sie alle.
 
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Die Frauen seht ihr an den Schranken stehn,
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Mit holdem Blick, mit schönen Händen
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Den Dank dem Sieger auszuspenden.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Das Spiel des Lebens“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1759 - 1805
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Das Spiel des Lebens“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem deutschen Dichter der Weimarer Klassik. Schiller lebte von 1759 bis 1805, daher lässt sich das Gedicht zeitlich in das späte 18. bis frühe 19. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Blick erweckt das Gedicht den Eindruck eines detailreichen und lebendigen Bildes vom Leben selbst, das als ein Spiel dargestellt wird, mit Akteuren, Zuschauern und unvorhersehbaren Ereignissen.

Inhaltlich ist das Gedicht eine Allegorie auf das Leben. Das lyrische Ich spielt den Betrachter und Kommentator und lädt die Leser ein, in sein „Kasten“, eine Metapher für die Welt oder das Drehbuch des Lebens, zu schauen. Es stellt Leben als Bühnenspiel dar, mit verschiedenen Charakteren und Phasen - vom Kind über den Jüngling bis zum Erwachsenen. Es zeigt das Streben nach Glück und Erfolg, aber auch die Hindernisse und Stolpersteine auf dem Weg. Dabei wird das Leben als Rennen dargestellt, in dem jeder seinen eigenen Platz und Geschwindigkeit hat. Der Held, der Schwächling, der Stolze und der Kluge werden als Metaphern für verschiedene Persönlichkeiten und Lebensstrategien verwendet. Das Gedicht endet mit einer Illustration von Frauen, die den Sieger belohnen - vielleicht eine Metapher für Liebe, Anerkennung und Erfolg.

In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht in vier Strophen mit unterschiedlicher Verszahl unterteilt. Die Sprache ist klar und bildhaft, mit einem regelmäßigen Rhythmus und einer festen Versstruktur. Das Gedicht verwendet viele Metaphern und symbolische Darstellungen, die tiefere und komplexere Bedeutungen über das Leben und seine Dynamik vermitteln. Einige Wiederholungen und parallele Strukturen sind ebenfalls vorhanden, die die Botschaften des Gedichts hervorheben und bekräftigen. Schiller verwendet auch direkte Rede, um ein Gefühl der Nähe und Direktheit zu erzeugen, was den Leser einlädt, tiefer in das Gedicht und seine Bedeutungen einzutauchen. Außerdem ist ein Hauch von Ironie vorhanden, wenn Schiller die Rollen und Szenarien des Lebens darstellt, was den komplexen und oft unvorhersehbaren Charakter des Lebens hervorhebt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Das Spiel des Lebens“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Friedrich Schiller. Der Autor Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1775 und 1805. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Schiller ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Epochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren von 1765 bis 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Zeitgenössische Genieperiode oder Geniezeit sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich aber auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Vertreter waren zumeist Schriftsteller jüngeren Alters, meistens nicht älter als 30 Jahre. Die Autoren versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Autoren aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die alten Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Epoche der Literatur, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Das Zentrum dieser Literaturepoche lag in Weimar. Es sind sowohl die Bezeichnungen Klassik als auch Weimarer Klassik gebräuchlich. Der Begriff Humanität ist von zentraler Bedeutung für die Zeit der Klassik. Die wichtigsten inhaltlichen Merkmale der Klassik sind: Selbstbestimmung, Harmonie, Toleranz, Menschlichkeit und die Schönheit. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Gefühl und Vernunft. Die Autoren haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die populärsten Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Weimarer Klassik sind Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland. Die beiden zuletzt genannten arbeiteten aber jeweils für sich. Einen konstruktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

Das vorliegende Gedicht umfasst 126 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „Bacchus im Triller“, „Baurenständchen“ und „Breite und Tiefe“. Zum Autor des Gedichtes „Das Spiel des Lebens“ haben wir auf abi-pur.de weitere 220 Gedichte veröffentlicht.

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