Das Geburtslied Oder: Die Zeichen Oder: Sophie und kein Ende von Christian Morgenstern
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Ein Kindelein |
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im Windelein |
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heut macht es noch ins Bindelein; |
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doch um das Haus |
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oh Graus oh Graus |
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da blasen böse Windelein. |
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‚Ein Mädelein‘ |
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ruft's Hedelein |
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und kneift ihm in die Wädelein. |
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Doch an dem Haus |
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oh Graus oh Graus |
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da wackeln alle Lädelein. |
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Ein Eulelein |
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schiebt’s Mäulelein |
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vorbei am Fenstersäulelein. |
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Es ruft ins Haus |
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oh Graus oh Graus |
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hört ihr die Silbergäulelein. |
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Ein Würmelein |
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im Stürmelein |
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fliegt nieder von dem Türmelein. |
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Es ruft oh Graus |
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es regnet draus |
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so gebt mir doch ein Schirmelein. |
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Oh Kindelein |
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im Windelein |
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heut machst du noch ins Bindelein. |
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Doch gehst du aus |
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im langen Flaus |
30 |
wirst du ein Vagabündel sein. |
Details zum Gedicht „Das Geburtslied Oder: Die Zeichen Oder: Sophie und kein Ende“
Christian Morgenstern
5
30
108
nach 1887
Moderne
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht „Das Geburtslied Oder: Die Zeichen Oder: Sophie und kein Ende“ stammt von Christian Morgenstern, einem deutschen Dichter und Übersetzer, der im Jahr 1871 geboren wurde und 1914 verstarb. Das Gedicht ist somit in die Zeit des sog. Fin de Siècle einzuordnen, einer Epoche des Umbruchs und der Neuorientierung in Kunst und Kultur gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.
Beim ersten Eindruck fällt die spielerische, teiler kindgerechte Sprache mit vielen Verkleinerungsformen auf, die einen rhythmischen, sing-song Ton erzeugt. Dies passt zum Titel mit dem Wort „Geburtslied“.
Das Gedicht erzählt von einem neugeborenen Kind, das in die Welt hinausgeschickt wird und sich gegen verschiedene Widrigkeiten — symbolisiert durch den Wind, ein anderes Mädchen, eine Eule, einen Wurm und schließlich die Zukunft als Vagabund — behaupten muss. Es scheint, dass das lyrische Ich durch diese Erzählung die unausweichlichen Schwierigkeiten und Herausforderungen des Lebens darstellen möchte, denen jedes Kind ausgesetzt ist, und die Tatsache, dass das Leben, wie es präsent ist, vergänglich ist („heut machst du noch ins Bindelein“).
Die Verse folgen einer klaren Struktur und Wiederholung, mit jedem Sechserblock (Strophe), der mit einem Substantiv im Verkleinerungsform beginnt und endet mit einer Art warnendem oder besorgniserregendem Ausdruck („oh Graus oh Graus“) und einer späteren Konsequenz der vorgestellten Situation. Die Sprache ist einfach und durch die Verkleinerungsformen spielerisch und leicht. Diese thematische und formale Balance zwischen Einfachheit und Komplexität, Kindlichkeit und Erwachsenenwelt ist typisch für Morgensterns Werk. Man könnte interpretieren, dass diese Balance seine eigenen künstlerischen Beziehungen zwischen den ernsten, philosophischen Werken, die er unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, und den humorvollen, absurden Gedichten, die er unter dem Pseudonym „Palmström“ verfasste, widerspiegelt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Das Geburtslied Oder: Die Zeichen Oder: Sophie und kein Ende“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Christian Morgenstern. Morgenstern wurde im Jahr 1871 in München geboren. Zwischen den Jahren 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Zürich. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Morgenstern ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 108 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Christian Morgenstern sind „Da nimm. Das laß ich dir zurück, o Welt“, „Das Auge der Maus“ und „Das Böhmische Dorf“. Zum Autor des Gedichtes „Das Geburtslied Oder: Die Zeichen Oder: Sophie und kein Ende“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.
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