Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt von Theodor Storm

Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt
Und daß ich endlich scheiden muß,
Daß endlich doch das letzte Lied
Und endlich kommt der letzte Kuß.
Noch hing ich fest an deinem Mund
In schmerzlich bangender Begier;
Du gibst der Jugend letzten Kuß,
Die letzte Rose gibst du mir.
 
Du schenkst aus jenem Zauberkelch
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Den letzten goldnen Trunk mir ein;
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Du bist aus jener Märchenwelt
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Mein allerletzter Abendschein.
 
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Am Himmel steht der letzte Stern,
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O halte nicht dein Herz zurück;
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Zu deinen Füßen sink ich hin,
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O fühl's, du bist mein letztes Glück!
 
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Laß einmal noch durch meine Brust
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Des vollsten Lebens Schauer wehn,
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Eh seufzend in die große Nacht
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Auch meine Sterne untergehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
113
Entstehungsjahr
1851
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“ wurde von Theodor Storm verfasst, einem der bedeutendsten Vertreter des deutschen Realismus im 19. Jahrhundert. Es ist wahrscheinlich in seiner Spätphase zwischen 1870 und 1880 entstanden.

Beim ersten Lesen vermittelt das Gedicht einen melancholischen Eindruck von Verlust und Abschied. Es entsteht ein Bild von der Vergänglichkeit des Lebens und der unausweichlichen Annäherung an den Tod.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das lyrische Ich, das seine Endlichkeit reflektiert und dabei seine scheinbar letzte Begegnung mit einer geliebten Person ausdrückt. Zentrale Motive sind Abschied, Vergänglichkeit und eine letzte Liebe. Alle Strophen beinhalten das Wort „letzt“ oder „letzte“ als Hervorhebung der Endlichkeit.

Die erste Strophe drückt aus, dass das lyrische Ich seine Sterblichkeit realisiert und eine starke Verbundenheit mit der geliebten Person spürt. Die zweite und dritte Strophe vertiefen diese Ideen, indem sie die Geliebte als Becher der Trunkenheit und gleichzeitig als letztes Glück präsentieren. Schließlich wird im letzten Vers die Nähe des Todes durch das Untergehen der Sterne symbolisiert.

Die Form des Gedichts ist durch vier Strophen charakterisiert, mit einer abweichenden Anzahl an Versen in der ersten Strophe. Die Sprache des Gedichts ist geprägt von starken, emotionalen Bildern und Metaphern, die den melancholischen Ton des Gedichts unterstreichen. Die konstante Wiederholung des Wortes „letzte“ erzeugt eine dramatische Stimmung und hebt die Themen der Sterblichkeit und Endlichkeit hervor.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Storms Gedicht ein kraftvolles Bild der Vergänglichkeit und Melancholie zeichnet. Mit einer emotionalen und bildreichen Sprache behandelt er schwere Themen wie Liebe, Tod und Abschied. Auch wenn das Gedicht auf den ersten Blick traurig erscheint, kann es auch als eine Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz und der Suche nach Sinn und Glück gelesen werden.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“ des Autors Theodor Storm. 1817 wurde Storm in Husum geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1851 zurück. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Storm ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 113 Worte. Die Gedichte „Juli“, „Knecht Ruprecht“ und „Käuzlein“ sind weitere Werke des Autors Theodor Storm. Zum Autor des Gedichtes „Wohl fühl ich, wie das Leben rinnt“ haben wir auf abi-pur.de weitere 131 Gedichte veröffentlicht.

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