Für meine Söhne von Theodor Storm
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Hehle nimmer mit der Wahrheit! |
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Bringt sie Leid, nicht bringt sie Reue; |
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Doch, weil Wahrheit eine Perle, |
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Wirf sie auch nicht vor die Säue. |
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Blüte edelsten Gemütes |
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Ist die Rücksicht; doch zuzeiten |
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Sind erfrischend wie Gewitter |
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Goldne Rücksichtslosigkeiten. |
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Wackrer heimatlicher Grobheit |
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Setze deine Stirn entgegen; |
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Artigen Leutseligkeiten |
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Gehe schweigend aus den Wegen. |
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Wo zum Weib du nicht die Tochter |
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Wagen würdest zu begehren, |
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Halte dich zu wert, um gastlich |
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In dem Hause zu verkehren. |
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Was du immer kannst, zu werden, |
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Arbeit scheue nicht und Wachen; |
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Aber hüte deine Seele |
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Vor dem Karrieremachen. |
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Wenn der Pöbel aller Sorte |
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Tanzet um die goldnen Kälber, |
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Halte fest: du hast vom Leben |
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Doch am Ende nur dich selber. |
Details zum Gedicht „Für meine Söhne“
Theodor Storm
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114
1817 - 1888
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Für meine Söhne“ wurde von Theodor Storm verfasst, einem deutschen Schriftsteller des Realismus, der von 1817 bis 1888 lebte.
Schon beim ersten Lesen fällt auf, dass es sich um ein erzieherisches und lebensphilosophisches Gedicht handelt, in dem der Autor Ratschläge und Werte an seine Söhne weitergibt. Die moralischen Leitlinien und Erkenntnisse, die hier vermittelt werden, sind stark von Storms Spätwerk und damit von einer eher pessimistischen, abgeklärten Weltanschauung geprägt.
Im Inhalt des Gedichts geht es im Wesentlichen um Grundwerte und ethische Prinzipien, die vom lyrischen Ich betont werden. Ehrlichkeit wird als Tugend dargestellt, genauso wie Rücksicht und ein gewisses Maß an Ungezwungenheit. Demgegenüber wird Karriereorientierung, gesellschaftliche Fassade und der Wunsch nach Anerkennung von der Masse kritisch betrachtet. Besonderes Gewicht wird auf die Autonomie und die Selbstachtung des Individuums gelegt.
Formal ist das Gedicht in sechsstrophige Vierzeiler eingeteilt, was eine gut strukturierte und einfache Aufteilung der verschiedenen Themen und Ratschläge ermöglicht. Die Sprache ist auf das Wesentliche reduziert und zeichnet sich durch eine klare, unverblümte Aussage aus, die frei von bildlicher Sprache und Metaphern ist. Dies spiegelt die direkte, ungeschönte Vermittlung der Botschaften wider.
Insgesamt kann dieses Gedicht als moralischer Leitfaden interpretiert werden, der Werte wie Ehrlichkeit, Selbstachtung und Unabhängigkeit betont und zur Reflektion und Selbstvergewisserung anregt. Es spiegelt Storms kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft seiner Zeit wider, in der er eine zunehmende Orientierung an Äußerlichkeiten und gesellschaftlichen Prestige beobachtet. Gleichzeitig zeigt es aber auch sein persönliches Ideal von Menschlichkeit und Tugend.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Für meine Söhne“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Storm. 1817 wurde Storm in Husum geboren. In der Zeit von 1833 bis 1888 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Storm ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 114 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Theodor Storm ist auch der Autor für Gedichte wie „Loose“, „Oktoberlied“ und „Von Katzen“. Zum Autor des Gedichtes „Für meine Söhne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 131 Gedichte vor.
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